Umweltverbände starten für die Donau erste internationale Unterschriftenaktion
„Die Donau als Europas wichtigste Lebensader ist durch überzogene und einseitig auf die Großschifffahrt ausgerichtete Kanalisierungspläne gefährdet. Wir wollen erreichen, dass die Europäische Union und die nationalen Regierungen und Parlamente diese Pläne endlich aufgeben und die Schifffahrt dem Fluss anpassen und nicht umgekehrt“, fasst Prof. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern (BN), das Ziel der Kampagne zusammen.
Die beiden größten bayerischen Naturschutzverbände, Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz (LBV), organisieren zusammen mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) und weiteren nationalen Umwelt- und Naturschutzgruppen in den Anrainerstaaten die Unterschriftenaktion. Ulrike Lorenz, Vorstandsbeauftragte im LBV ergänzt zur Zielrichtung der Unterschriftenaktion: „Die Kanalisierungspläne gefährden über 1000 Kilometer fließende Donau und damit die wertvollsten Aue-Lebensräume in Europa. Dazu gehört auch der bayerische Abschnitt zwischen Straubing und Vilshofen und damit die wichtigste bayerische Auenlandschaft für die Sicherung der biologischen Vielfalt. Mit der Kanalisierung würden wir europaweit das Trinkwasser von 20 Millionen Anwohnern beeinträchtigen, die Abwasserentsorgung erheblich verteuern und Fischerei, Naturschutz, Hochwasserschutz und Erholung in den 10 Anrainerstaaten der Donau gefährden“, so Lorenz.
Die Kampagne begleitet eine Konzerttournee des österreichischen Musikers Hubert von Goisern. „Wir freuen uns besonders, dass die Kampagne auch durch international bekannte Musiker wie Hubert von Goisern und Haindling unterstützt wird“ berichtet Dieter Scherf, der BN-Vorsitzende im vom Ausbau besonders betroffenen Landkreis Deggendorf. „Damit weitet sich unsere bisherige Zusammenarbeit mit Künstlern deutlich aus“.
Hubert von Goisern bereist ab dem 29. Juni mit einem umgebauten Binnenschiff von Regensburg aus die Donau bis ans Schwarze Meer und veranstaltet jeweils an den Haltestellen Konzerte mit örtlichen Künstlern. Am 29. Juni spielt Goisern zusammen mit Haindling in Regensburg (im Osthafen), am 30. Juni und am 1. Juli in Passau am Rathausplatz, zusammen mit Claudia Koreck und Band. In der Vorbereitung der Tournee ist zusammen mit dem WWF die Idee entstanden, während der Konzerte auch auf die Qualitäten und die aktuelle Bedrohung der Donau hinzuweisen. Die Naturschützer nutzen die Gelegenheit, während der Konzerte Unterschriften zu sammeln und Informationsmaterial zu verteilen, zusätzlich wird z.B. auch ein kurzer Videofilm zur Donau eingespielt.
Die Unterschriftensammlung in den 10 Anrainerstaaten an der Donau (Deutschland, Österreich, Slowakei, Serbien-Montenegro, Kroatien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Ukraine und Moldawien) beginnt am 29.06.2007, dem sog. „Danube Day“, das heißt dem von der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau ausgerufenen „Donautag“. Die Petition ruft das Europäische Parlament, die Europäische Kommission sowie die nationalen Parlamente und Regierungen dazu auf, überzogene Ausbaupläne zu stoppen, die allein der Bauindustrie und einigen wenigen Groß-Schifffahrtsunternehmen zugute kämen, zu Lasten der angestammten Donau-Schifffahrt. Stattdessen soll die „gesamte Vielfalt und den Reichtum des Lebens in der Donau und ihren Auen“ geschützt und erhalten werden.
Für die bayerische Strecke zwischen Straubing und Vilshofen ist der Schutz der Lebensgrundlagen nur bei einem Verzicht auf Staustufen zu erreichen. Aktuell fordert die bayerische Staatsregierung jedoch unverändert die Errichtung einer Staustufe bei Aicha. Die große Mehrheit des Bundestages und die Bundesregierung favorisiert dagegen einen „sanften“ Ausbau ohne Staustufe.
Hubert Weiger machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Naturschutzverbände die aktuelle, von CSU-Europaabgeordneten angestoßene Diskussion um die Förderung des Wasserstraßenausbaus als „hochgradig unseriös“ und als „reine Propaganda“ betrachten. „Ohne die von der EU verlangten und bisher von Bayern nicht durchgeführten Umweltprüfungen wird ein Förderantrag überhaupt nicht zur Bearbeitung angenommen“ fasst Weiger Aussagen zusammen, die die Naturschutzverbände Ende letzten Jahres in Brüssel erhielten. „Die Stauvariante wird die Umwelt-Prüfungen nicht überstehen. Sie steht im Konflikt mit der europäischen Vogelschutz-Richtlinie, der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Wasser-Rahmenrichtlinie“, ergänzte Ulrike Lorenz für den LBV.
Die Unterschriftenaktion steht unter dem Motto „Passt die Schiffe dem Fluss an, nicht den Fluss an die Schiffe.“ Die Verbände sehen die Gefahr, dass die Donau in Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien sowie im Donaudelta mit Staustufen, weit überzogenen Tiefenbaggerungen und Flussbauwerken sowie mit der Abtrennung von Alt- und Seitenarmen einseitig für die Ansprüche von veralteten Binnenschiffstypen und -größen verbaut wird. Für diese Schiffe ist nach Ansicht der Naturschützert schon heute kein Bedarf mehr erkennbar. „Es macht keinen Sinn, die Donau für Massengüter-Schiffe bis 3000 Tonnen zu kanalisieren, wenn die Zuwächse schon heute und in der Zukunft fast ausschließlich im Containerverkehr zu verzeichnen sind. Für den Containerverkehr reicht die Fahrrinnentiefe jedoch heute schon aus – das eigentliche Nadelöhr ist der RMD-Kanal, in dem die Durchfahrtshöhen unter den Brücken erhöht werden müssten“, so Georg Kestel, in Deggendorf ansässiger Landschaftsarchitekt und Donauexperte der Naturschutzverbände. „Aber selbst für Massengüter gäbe es Neuentwicklungen wie z.B. besonders flachgehende Schiffstypen. Anstatt viele Millionen Euro in unsinnige Staustufenprojekte, die die Fluss-Landschaft ruinieren würden, zu versenken, könnten diese Gelder wesentlich sinnvoller und effizienter in die Modernisierung der ohnehin veralteten Donau-Schiffsflotte investiert werden“, so Kestel.
Prof. Hubert Weiger,
Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Dieter Scherf
Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Deggendorf
Ulrike Lorenz
Vorstandsbeauftragte des Landesbunds für Vogelschutz
V.i.S.d.P. und Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
Dieter Scherf, Wehrweg 4, 94486 Osterhofen – Galgweis
Tel.: 08547 – 7292; Fax: 08547 – 7799; e-mail: scherf.galgweis@t-online.de
Georg Kestel, Schiffmeisterweg 7, 94469 Deggendorf
Tel.: 0991 – 341354; mobil: 0175-5068367; Fax: 0991 – 3792857; e-mail: G.Kestel@planwerk-landschaft.de
Ulrike Lorenz, Beauftragte des LBV-Landesvorstands, Grasgasse 332, 84028 Landshut
Telefon 0871-430 11 31; Fax 0871-430 11 32; mobil 0175/26 06 583; e-mail: u-lorenz@lbv.de