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Wasserentnahme: Ellenbach bei Bechhofen bereits zwei Mal ausgetrocknet – Behörden schauen weg

Seit Anfang 2019 fördert die Reckenberggruppe als Zweckverband zur Wasserversorgung in der Arberger Heide jährlich rund eine Million Kubikmeter Grundwasser. Infolge der Wasserentnahme trocknete der Ellenbach, der in unmittelbarer Nähe der Brunnen durch das Waldgebiet fließt, im Sommer 2020 und im Sommer 2022 aus.

10.06.2024

Wie Vertreter*innen des BUND Naturschutz bei einem Vor-Ort-Termin am Montag erklärten widerspricht die Austrocknung des Ellenbachs und der umgebenden Lebensräume eindeutig den Auflagen, die der Reckenberggruppe bei der Genehmigung zur Grundwasserentnahme auferlegt wurden. Tom Konopka, BN-Regionalreferent für Mittelfranken: „Soweit hätte es nicht kommen dürfen! Wenn der Ellenbach weniger als fünf Liter Wasser pro Sekunde führt, ist die Reckenberggruppe verpflichtet, den Bach durch Einleitung von Grundwasser zu stützen. Aufgrund der Versäumnisse des Wasserversorgers sind hunderte von Fischen und Muscheln verendet. Besonders betroffen sind z. B. der Bitterling oder die Bachmuschel. Ein massiver Schaden für das Ökosystem ist entstanden!“

Unterstützung erhielte die BN-Kreisgruppe Ansbach vom renommierten Geohydrologen Dr. Otto Heimbucher aus Nürnberg: „Nicht nur die Fischpopulation des Ellenbaches wurde durch die Grundwasserentnahme geschädigt. Wir beobachten ein massives, flächenhaftes Absinken des oberflächennahen Grundwasserspiegels. Aufgrund des stark verringerten Grundwasserzustroms haben die Zeiträume, in denen der Ellenbachgraben und seine Zuflüsse sehr wenig Wasser führen, stark zugenommen. Das führt unweigerlich zur Schädigung der Lebensgemeinschaften in den Bächen und Quellen des Gebiets. Auch die Wälder, Moore und Feuchtgebiete, die wir in Zeiten des Klimawandels dringend erhalten müssen, werden durch den Wasserentzug stark in Mitleidenschaft gezogen.“

Der ca. drei Kilometer östlich von Bechhofen im Lkr. Ansbach fließende Ellenbach mündet nach wenigen Kilometern in die Wieseth. Ein besonders wertvoller Abschnitt des Ellenbaches ist mit dem umgebenden Gelände als Naturschutzgebiet Ellenbach seit 2001 geschützt. Zusätzlich gehört das Gebiet zum Flora-Fauna-Habitat „6830-371 Obere Altmühl mit Brunst-Schwaigau und Wiesmet“.

Alarmiert durch die Vorfälle haben Mitglieder der BN-Kreisgruppe Ansbach und des Landesarbeitskreises Wasser im BUND Naturschutz Bayern Einsicht in die behördlichen Unterlagen genommen. Das Landesamt für Umwelt weist in seinem Gutachten vom Juni 2021 darauf hin, dass der Grundwasserstand nördlich des Röttenbachweihers durch die Grundwasserentnahme bei Niedrigwasser und evtl. auch bei mittlerem Wasserstand unterhalb der Sohle des Ellenbachgrabens fällt, wodurch der Ellenbach vom Grundwasserzustrom abgeschnitten wird. Das führt zu einer stark verminderten Wasserführung und unter Umständen bis zum Austrocknen des Ellenbaches. Für diesen Fall ist die Zufuhr von Grundwasser durch den Zweckverband Reckenberggruppe vorgesehen.

Die Höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken wiegelt in einem Schreiben an den BN ab: Das Austrocknen habe auch seine Ursache in der Trockenheit der vergangenen Jahre. Was das Durchsetzen des Mindestwasserabflusses angeht, wird auf die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Ansbach verwiesen. „Das Wasserwirtschaftsamt tut so, als ginge sie das Naturschutzgebiet und das FFH-Gebiet nichts an“, ärgert sich Konopka.

Abgesehen davon hält diestellvertretende Sprecherin des BN-Landesarbeitskreises Wasser Renate Götzenberger die Auflagen sogar für unzureichend: „Die Absenkung des oberflächennahen Grundwassers betrifft ja nicht nur den Bach, sondern das ganze umliegende Ökosystem und damit auch das gesamte Naturschutzgebiet. Gerade durch die aufgrund der Klimakrise abnehmenden Niederschläge in den Sommermonaten geraten Feuchtgebiete, wie sie im Bereich nördlich des Röttenbachweihers vorhanden sind, in Trockenstress. Wenn dann durch die Förderung von Trinkwasser der Grundwasserspiegel noch weiter abgesenkt wird, können die Baumwurzeln das Wasser nicht mehr erreichen. Das Austrocknen und damit Absterben ausgedehnter Waldgebiete könnte die Folge sein.“

Maria Hetzel, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Ansbach weist außerdem darauf hin, dass die Reckenberggruppe laut Bescheid des Landratsamts Ansbach vom 25.07.23 auch noch die Auflage hat, das für Fische nicht passierbare Messwehr am Zufluss des Ellenbachs in das gleichnamige Naturschutzgebiet zeitnah so umzubauen, dass die Fischbarriere beseitigt wird. „Geschehen ist bislang nichts. Durch das zweimalige Austrocknen des Ellenbaches ist die gesamte Fischpopulation im Ellenbach ausgelöscht worden. Da die Wiederbesiedelung nur von der Wieseth her möglich ist, muss diese Sperre unverzüglich beseitigt werden.“ Auf ein diesbezügliches Schreiben des BN vom 2. Mai 2024 hat das Landratsamt bislang nicht reagierte.  

Der BUND Naturschutz hält es für erforderlich, dass die Entnahmemenge unverzüglich so weit reduziert wird, dass es im oberflächennahen Grundwasser nicht zu Absenkungen kommt und somit Schäden am Ökosystem ausgeschlossen werden können. Die Genehmigungsbehörde tut den Menschen im Versorgungsgebiet keinen Gefallen, wenn sie jetzt die Gefahr von Umweltschäden in Kauf nimmt, weil sich die Investitionen des Zweckverbandes in die Wassergewinnungsanlage möglichst schnell amortisieren sollen.

Für die Wasserentnahme am Ellenbach bedeutet dies, dass nicht die Nachfrage, sondern das Gebot einer nachhaltigen, umweltverträglichen Nutzung des Grundwassers die Menge bestimmen muss, die entnommen werden darf. Das fordert auch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. Das Landratsamt als Genehmigungsbehörde sollte unverzüglich die erlaubte Entnahmemenge reduzieren.

„Letzten Endes schaden wir uns selbst, wenn wir das Grundwasser übernutzen. Nur eine intakte Natur liefert gesundes Trinkwasser“, so Maria Hetzel abschließend.

Für Rückfragen:

Renate Götzenberger

Stellvertretende Sprecherin des AK Wasser im BN

E-Mail: Renate.goetzenberger@gmx.de