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Rund um die Biberburg: Artenvielfalt im Biber-Lebensraum
Ursprünglich lebte der Biber in naturnahen Fluss- und Auenlandschaften. Heute besiedelt er notgedrungen auch stark vom Menschen veränderte Fluss- und Bachgebiete – und verwandelt sie oft in neue, artenreiche Lebensräume.
Bevorzugt besiedelt der Biber gewässerreiche Landschaften und naturnahe Flussabschnitte. Doch aufgrund der Ausbreitung des Menschen sind immer mehr Flüsse begradigt und ihre Ufer betoniert. Daher weicht der Biber auch auf künstliche Gräben und Teiche aus, wenn er keine Alternativen findet. Das kommt der Artenvielfalt zugute: der Biber renaturiert sozusagen kostenlos das Umfeld von Wasserflächen. Staut der Biber einen Bach- oder Flusslauf, damit der Eingang zu seiner Biberburg unter Wasser liegt, können auch umliegende Wiesen überschwemmt werden – zum Leidwesen ihrer Besitzer. Gelegentlich können auch Fischzuchtteiche durch seine Bautätigkeit Wasser verlieren, was Teichwirte verärgert.
Lebensraum und Lebensweise im Überblick
Umgebung:
- gewässerreiche Landschaften
- naturnahe Flussabschnitte
- künstliche Gräben
- Teiche zur Fischzucht (Biber sind Vegetarier)
- sogar mitten in Städten, Parks oder Gärten
Biberburg oder Biberröhre:
- geräumige Wohnbehausung mit Putzkammer und Schlafkammer
- aus abgenagten Ästen und Schlamm zur Biberburg aufgeschichtet, oder
- als Biberröhre in die Uferböschung gegraben
- Eingang immer unter Wasser um das Eindringen von Feinden zu verhindern
- ein bis drei Kilometer Uferlänge, je nach Qualität des Biotops für eine Biberfamilie
- ein Familienverbund umfasst die Elterntiere sowie den Nachwuchs des aktuellen und des vorigen Jahres
- das Revier wird mit Bibergeil (Sekret aus einer Drüse im Afterbereich) markiert
- gegen Artgenossen werden Reviergrenzen auch mit Bissen heftig verteidigt
- Biber leben monogam, suchen nur bei Tod eines Partners neuen Gefährten
- leben mit Nachwuchs des aktuellen und des vorigen Jahres im Familienverbund
- kommunizieren über Duftsignale und Töne, sowie der „Kelle“, dem Biberschwanz: lautes Aufschlagen auf dem Wasser warnt Artgenossen
- vertreiben zweijährigen Nachwuchs
- verteidigen ihre Reviere vehement
- fressen ausschließlich Pflanzen bzw. im Winter deren Rinde
- sind gute Schwimmer
- vermeiden Gänge an Land
Biberburg und Biberdamm
Biber leben in geräumigen Wohnbauten, den Biberburgen. Oft gibt es gleich mehrere davon im Revier. Der passionierte Hoch- und Tiefbauer errichtet sie – auch mithilfe seiner geschickten, handähnlichen Vorderpfoten – aus abgenagten Zweigen, Ästen und Schlamm. Im Umfeld dieses „Durcheinanders“ entstehen unterschiedlichste Mini-Lebensräume: ruhige Wasserbecken fast ohne Strömung, sauerstoffreiche Wirbel und sichere Verstecke für zahlreiche Wasserlebewesen.
Meister Bockert, wie der Biber in Fabeln genannt wird, baut sich auch gerne Wohnhöhlen in die Uferböschung, die sogenannten Biberröhren. Der Eingang zur Biberwohnung – egal ob Burg oder Röhre – muss jedoch immer unter Wasser liegen, sonst fühlt sich der geschickte Schwimmer nicht sicher. Wechselt der Wasserspiegel stark oder ist ein Gewässer zu seicht, reguliert er den Wasserstand kurzerhand durch seine typischen Biberdämme. Durch die zeitweisen Überschwemmungen entstehen wertvolle Feuchtbiotope – Wohnungen für viele selten gewordene Tiere und Pflanzen. Fischotter, Schwarzstorch, verschiedene Frosch- und Molcharten sowie zahlreiche Fisch- und Libellenarten fühlen sich im Biberrevier wohl.
Leben im Familienverbund
Biber sind monogam, sie gehen eine lebenslange Ehe ein. Nur wenn einer der Partner stirbt, sucht sich das überlebende Tier einen neuen Lebensgefährten. Mit dem Nachwuchs des aktuellen und des vorigen Jahres lebt das Biberpaar in Familienverbänden zusammen. Die Kommunikation untereinander erfolgt über Duftsignale und Töne oder mit der beeindruckenden „Kelle“ – dem typischen keulenförmigen Schwanz des Bibers. Mit einem lauten Aufschlagen auf die Wasseroberfläche warnt er beispielsweise seine Artgenossen vor Gefahr.
Erst mit zwei Jahren werden die Biberjungen von ihren Eltern vertrieben. Dann ist es Zeit, in der Biberburg Platz für die nächste Generation zu schaffen. Die „halbstarken“ Biber müssen sich dann ein eigenes Revier und einen Partner suchen – was oft nicht einfach ist. Biber verteidigen ihre Reviere vehement! Oft entscheidet ein solcher Kampf auch über Leben und Tod. Dieses rigide Reviersystem schließt übrigens eine Übervermehrung des großen Nagers von vornherein aus.
Biber sind überzeugte Vegetarier
Biber sind reine Pflanzenfresser. In den Sommermonaten ernähren sie sich vor allem von Sumpf- und Wasserpflanzen, Blättern, Zweigen und Schösslingen. Auch einige Ackerfrüchte stehen auf dem Speiseplan. Meistens kann sich der Bauer jedoch entspannen: Liegen die Felder mehr als 20 Meter vom Wasser entfernt, wird sie der Biber kaum besuchen. Der fußfaule Schwimmer bewegt sich nur sehr ungern vom Wasser weg, weil sein Fluchtweg ins sichere Nass dann weiter wird. Nur für Zuckerrüben und ähnliche Leckereien legt er auch einmal weitere Wege an Land zurück.
Im Winter, wenn der Nager mit knurrendem Magen aus seiner Winterruhe erwacht und keine Kräuter oder Stauden findet, weicht er auf die nahrhafte Rinde dünner Äste und Zweige aus. Und weil er zum Klettern zu schwer ist, fällt er die Bäume einfach. Das richtige Werkzeug dafür hat er: Seine selbstschärfenden Zähne sind wahre Stemmeisen. Mit einer Kraft von etwa 120 Kilopond schneiden sie sogar Eichenholz. Und verschwendet wird bei Meister Biber nichts. Die abgenagten Äste und Bäume nutzt er gerne noch als Baumaterial für seine Burgen oder Dämme. Die meisten Baumstümpfe hinterlässt der Biber aber im Herbst. Dann renoviert er sein Heim und lagert Äste als Nahrungsvorrat für den Winter in der Umgebung seiner Behausung ein.