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Wenn alte Ängste wirken: das Rotkäppchen-Syndrom
Historiker gehen davon aus, dass Wolf und Mensch relativ friedlich nebeneinander lebten, solange die Menschen Jäger und Sammler waren. Erst als Ackerbau und Viehzucht aufkamen, wandelte sich das Verhältnis grundlegend.
Der Wolf war lange weg aus Bayern. Keiner von uns hat bis vor zehn Jahren eine Wolfsspur auf bayerischem Boden gesehen oder gar ein Haus- oder Nutztier gegen den Hunger des Beutegreifers schützen müssen. Woher sollen wir also wissen, wer er wirklich ist? Unwissen schafft Verunsicherung und Angst; Vorurteile verbauen den Blick auf die Wirklichkeit und auf konstruktive Lösungen. Höchste Zeit also zu klären, woher das schlechte Image des Wolfes stammt: aus grauer Vorzeit.
Der Mensch bringt die Nutztiere zum Wolf
Auch als die Menschen dazu übergingen, als Bauern zu leben, bedrohte sie der Wolf nach wie vor nicht unmittelbar. Er konnte aber ihren Schafen oder Ziegen, und damit ihrer neuen Lebensgrundlage, gefährlich werden. Mit der aufkommenden Waldweide verschärfte sich das Problem: Die Menschen brachten ihre Weidetiere quasi zum Wolf, wodurch die Übergriffe auf Nutztiere zunahmen. Dadurch verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Mensch und Beutegreifer und der graue Jäger wurde immer gnadenloser verfolgt – bis hin zu seiner Ausrottung. Erschwerend kam sicherlich hinzu, dass das Christentum, das in Europa immer mehr Einfluss gewann, ein äußerst negatives Bild des Wolfes zeichnete. Die Glaubenslehre belegte das Tier fast ausschließlich mit negativen Eigenschaften. Ein Einfluss, der sich wohl auch in Märchen wie "Rotkäppchen" niederschlug.
Wölfe fressen keine Menschen
Fakt ist jedoch: Wölfe töten keine Menschen, um sie zu fressen. Der Mensch gehört nicht in ihr Beuteschema. Wölfe werden als Welpen von den Eltern, die das Futter bringen, auf ein bestimmtes Beutespektrum geprägt. Der Mensch zählt nicht dazu. Obwohl wildlebende Wölfe natürlicherweise oft sehr hungrig sind, kommt es nicht zu Übergriffen auf den Menschen. Das zeigen auch die aktuellen Erfahrungen aus dem Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch. In der Lausitz beobachten die Wissenschaftler, dass der Wolf vorsichtig, aber nicht extrem scheu auf den Menschen reagiert. Bei direkten Begegnungen erfolgt oft keine panische Flucht, sondern der Wolf zieht sich gelassen und bedacht zurück. In den 20 Jahren, die der Wolf nun schon wieder in Deutschland lebt, hat es keinen gefährlichen Vorfall gegeben.