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Die Rettung der bayerischen Sandgebiete
Mit dem Projekt SandAchse konnten wichtige bayerische Sandgebiete vor der Zerstörung bewahrt werden. Lesen Sie die spannende Geschichte einer Rettung!
Der Sand hat das Leben der Menschen in Franken über Jahrhunderte geprägt. Davon zeugen Namen wie Sandreuth, die Bamberger Sandkerwa oder die aus Sandstein gebauten Häuser in Städten und Dörfern. Tatsächlich waren magere Sandrasen, Heideflächen und Dünen über Jahrhunderte eine für Franken typische Landschaftsform. Als diese Sandlebensräume im Laufe des 20. Jahrhunderts nach und nach verschwanden, schien sich lange Zeit fast niemand daran zu stören. Einige Kreisgruppen des BUND Naturschutz (BN) und Naturschutzbehörden pflegten allerdings bereits in den 1980er- und 1990er-Jahren Sandbiotope und retteten sie so vor dem Verschwinden.
Warnungen in letzter Minute erhört
Viele andere Sandbiotope wurden von Wäldern überwachsen, bebaut oder überdüngt. Erst als es schon fast zu spät war, und die offenen Sandbiotope auf etwa ein Prozent ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft waren, schenkte man den Warnungen des BUND Naturschutz Beachtung. 1993 formierte sich schließlich eine Arbeitsgruppe aus BN, weiteren Verbänden, Höheren und Unteren Naturschutzbehörden sowie zahlreichen Experten der Universität Erlangen und aus Fachbüros. Ziel war, die Arbeit einzelner Akteure zum Schutz der Sandlebensräume zu koordinieren.
Gemeinsam mehr erreichen
Im Jahr 2000 wurde die Arbeitsgruppe zu einer größeren Koalition erweitert. Damals schlossen sich BUND Naturschutz in Bayern, Deutscher Verband für Landschaftspflege und Landesbund für Vogelschutz gemeinsam mit sieben fränkischen Landkreisen und fünf kreisfreien Städten zum Projekt SandAchse Franken zusammen. Das Bündnis wurde, zunächst für fünf Jahre, vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Erlösen der Glücksspirale finanziert. Im Jahr 2005 erreichten die Projektträger eine Verlängerung um zwei Jahre bis 2007. Damit war das Projekt in Bezug auf Finanzvolumen, Größe des Projektgebiets und die Anzahl der Beteiligten das größte Naturschutzprojekt Bayerns.
Kontakte mit Flächeneignern knüpfen
Ziel war, die Sandlebensräume zu erhalten, zu fördern und mithilfe von Trittsteinen zu einem Biotopverbund zu vernetzen. Das neu geschaffene Projektbüro koordinierte im Laufe von sieben Jahren weit über 2.000 Einzelaktionen. Zum Projektstart richteten die kreisfreien Städte außerdem die Agentur SandAchse ein. Ihre Aufgabe war, Kontakte zu Flächeneignern zu knüpfen und für die Anlage von Sandbiotopen zu werben. Elf Kreisgruppen des BUND Naturschutz und eine Vielzahl engagierter Mitglieder arbeiteten neben den Partnerverbänden, Landkreisen und Kommunen, Organisationen wie dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, Behörden und Firmen am Projekt mit. Sie setzten und setzen sich auch nach dem Ende der Projektlaufzeit für den Schutz der Sandbiotope ein.
Flächen retten durch Kauf und Pacht
Ein Schwerpunkt der Projektarbeit waren Flächenkauf und Pacht:
- 2003 konnte die BN-Kreisgruppe Nürnberg bei Kornburg eine 10.000 Quadratmeter große sandige Ackerbrache erwerben.
- 2004 bekam die Gruppe bei Kornburg ein Biotop mit 3.100 Quadratmetern geschenkt.
- Im Jahr 2006 kaufte die Kreisgruppe Roth mehr als 15 Hektar Fläche in einem ehemaligen Sandabbaugebiet.
Außerdem erwarben etliche Kommunen Flächen für die Anlage von Sandlebensräumen. Insgesamt wurden etwa 500.000 Quadratmeter über das Projekt erworben, weitere 100 Hektar konnten mithilfe von Firmen und Behörden auf deren Gelände entwickelt werden.
Was heute läuft
Auch seit dem Ende des Förderprojektes (2000 bis 2007) engagiert sich der BUND Naturschutz weiter im Flächenkauf, der vom Bayerischen Naturschutzfonds unterstützt wird. So konnten seitdem etliche Heideflächen bei Kornburg sowie Flächen im Landkreis Roth erworben werden. Bei der Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten und dem Bau von Straßen oder der ICE-Ausbaustrecke nach Ebensfeld werden zunehmen Ausgleichsmaßnahmen im Sand angelegt. Um beste Bedingungen für die Sandbewohner zu schaffen, pflegen BN-Kreis- und Ortsgruppen, Landschaftspflegeverbände die Naturschutzbehörden und Projektpartner die Biotope: In der Regel werden die Flächen von Gehölzen freigehalten und ein- bis zweimal im Jahr gemäht oder beweidet.
Erfolgreiches Werben
Von Anfang an setzte das Projekt auf eine intensive Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Eines der ersten Großprojekte war die Aktionsmappe SandGestöber. Darin finden Lehrkräfte seit 2002 Vorschläge für Spiele, Experimente, Bastelanleitungen und fertige Arbeitsblätter zum Thema Sand. Im Jahr 2004 folgte die Broschüre „Wilde Schönheiten“, eine Anleitung zur Anlage naturnaher Sandgärten. Weitere Aktionen, die eine breite Öffentlichkeit erreichten, waren eine Wanderausstellung, ein spezieller Radweg, der Aufbau einer Regionalvermarktung für Produkte aus Sandlebensräumen oder ein Sandburgen-Wettbewerb im Landkreis Forchheim.
25.000
Menschen erleben die SandAchse
Öffentlichkeitsarbeit im Projekt SandAchse
Darüber hinaus organisierten die Projektpartner, darunter die Kreisgruppen des BUND Naturschutz Führungen, Vorträge und viele weitere Aktionen, um die SandAchse weiter bekannt zu machen. So ist es bis heute gelungen, immer mehr Menschen für Sandlebensräume zu gewinnen und ihren Schutz voranzutreiben. Mindestens 25.000 Kinder und Erwachsene wurden allein zwischen 2000 und 2007 geführt und 250 Lehrkräfte fortgebildet.
Gefahr droht weiterhin
Immer wieder musste und muss die SandAchse aber auch Rückschläge hinnehmen. So beispielsweise im Frühjahr 2002, als trotz heftiger Proteste des BUND Naturschutz in der Büg bei Eggolsheim im Landkreis Forchheim mit dem Bau eines Industriegebietes begonnen wurde. Die Fläche grenzt an das Naturschutzgebiet Büg, das dadurch isoliert und abgewertet wird. Andere Bauprojekte konnten durch den Einsatz des BUND Naturschutz bisher verhindert werden: 2012 reichte der BUND Naturschutz Klage ein gegen den Bau eines Forschungsinstitutes auf dem ehemaligen Exerzierplatz in Erlangen ein. In Bamberg engagiert sich der BUND Naturschutz 2014 gegen ein neues Gewerbegebiet im Bereich von Muna-Gelände und Schießplatz.