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Tiere und Pflanzen

Was ist besser, bio oder regional?

Auf den ersten Blick ist die Antwort einfach: Bio und regional ist der Königsweg. Doch das lässt sich nicht immer umsetzen. Wie also entscheiden, wenn es Bio-Bohnen nur aus Ägypten gibt, und regionale nur aus konventioneller Bewirtschaftung? Lesen Sie, wie wichtig der Fokus auf saisonale Produkte ist und wie unterschiedlich die Ökobilanzen von verschiedenen Lebensmitteln ausfallen.

Leider gibt es keine einfache Antwort auf die Frage ob biologisch oder regional besser ist.

  1. Der ökologische Fußabdruck von Gemüse und Obst, Fleisch- und Molkereiprodukten sowie Backwaren unterscheidet sich ganz erheblich – das ist vielen bekannt. Beim Vergleich biologisch oder regional wird es jedoch noch einmal komplizierter, weil entferntere Produktionsorte natürliche Vorteile – etwa mehr Sonne und Wärme – bringen und auch (sogenannte) regionale Lebensmittel viele CO2-Emissionen verursachen können.
  2. Die Bilanzen der verschiedenen Erzeuger können weit auseinanderliegen. So wie es durchaus konventionelle Produzenten gibt, die auf energieeffiziente Gewächshäuser achten und Pestizide vermeiden, kommen auch Bio-Anbieter vor, bei denen etwa Tiere nur nach minimalen Bio-Vorgaben gehalten werden. Ein durchschnittlicher Umweltnutzen lässt sich hier nicht ermitteln, selbst wenn nur Emissionen verglichen werden, die zur Klimakrise beitragen.

Am besten ist der direkte Kontakt: Lernen Sie die Lieferanten von Hofladen oder Wochenmarkt kennen, vertrauen Sie nicht allein dem Hinweis "regional". Erkundigen Sie sich nach dem Angebot von Bio-Produkten, bestenfalls stellt der Erzeuger aufgrund kontinuierlicher Nachfrage seinen Betrieb auf biologische Landwirtschaft um.

Lassen Sie sich für eine zügige Entscheidungsfindung von den folgenden Fragen leiten, Hintergründe finden Sie darunter.

Faustregel

Obst und Gemüse

Wirkt sich der Transportweg stark auf die gesamte Ökobilanz aus, sind die Vorteile regionaler Produktion am größten. Das ist von Apfel bis Zucchino regelmäßig der Fall – zur Erntezeit.

Fleisch

Ist der ökologische Fußabdruck eines Produkts schon vor dem Transport hoch, so wirkt sich biologische Landwirtschaft positiver aus – etwa bei Rindfleisch aus Weidehaltung.

Saison und Einkauf

Regional hat während der Saison die größten Vorteile, die Lagerung von (frischen) Lebensmitteln kostet sonst zu viel Energie. Ebenso schmälert die Einkaufsfahrt im Auto die positive Bilanz deutlich.

Entscheidungshilfe: Lebensmittel bio vs. regional

  • Welche Lebensmittel haben Saison? Nur in der natürlichen Erntephase spielt Regionalität ihre Stärken aus. Außerhalb machen (beheizte) Gewächshäuser oder (gekühlte) Lagerung die Vorteile kurzer Transportwege zunichte. Saisonal bedeutet also ein entscheidendes Plus für regional – auch konventionell.
  • Was bedeutet "regional" im konkreten Fall? Nur wirklich kurze Wege bieten entscheidende Vorteile. Für Bayern sind beispielsweise Produkte aus Österreich oder Italien nicht selten näher als solche aus Norddeutschland.
  • Welchen Anteil haben Transportkilometer an der ökologischen Gesamtbilanz des Lebensmittels? Importierte Futtermittel und der Methanausstoß können etwa bei Rindfleisch zu so hohen Emissionen führen, dass der Weg des Endprodukts eine untergeordnete Rolle spielt. Das spricht klar für Bio oder extensive Weide- und artgerechte Tierhaltung.
  • Welches Transportmittel wird genutzt? Ägyptische Bio-Bohnen sind oft klimaschädliche Flugware, der Bio-Apfel hingegen überquert den Atlantik auf dem vergleichsweise effizienten Schiff. Der wachsende Güterverkehr mit dem Lkw wiederum verursacht in Europa auch neben CO2-Emissionen viele Probleme: Bei allem Abwägen sollten wir also nicht vergessen die heimische Biolandwirtschaft zu stärken!
  • Wie komme ich selbst zum Einkauf? Die Fahrt mit dem eigenen Pkw macht alle regionalen Vorteile schnell zunichte: Wer damit fünf Kilometer zum (konventionellen) Hofladen fährt, um ausschließlich zwei Kilogramm Äpfel zu kaufen, verbraucht etwa fünf Mal mehr Energie wie für Plantagenanbau, Lagerung und Transport aufgewendet werden muss (Quelle: IFEU Institut). Lassen sich solche Einkäufe nicht zu Fuß oder mit dem Rad erledigen, sollten sie zumindest gebündelt werden – sonst gewinnt das Bioprodukt von weiter her deutlich.
  • Wie gewichte ich persönlich die Vorteile von biologischer Landwirtschaft? Dies beginnt beim Artenschutz und reicht bis hin zu gesundheitlichen Aspekten: In Bio-Lebensmitteln finden sich deutlich seltener Rückstände von Pestiziden oder Tierarzneien.

Es gibt bislang keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die sämtliche Aspekte des Biolandbaus der konventionellen Erzeugung in der Region gegenüberstellen. Fakt ist, dass es für die nachhaltige Ernährung um mehr geht als die CO2-Emissionen durch (vermiedene) Transporte.



Vergleiche ich nur Transportkilometer oder den gesamten ökologischen Fußabdruck?

Ein Beispiel: Erdbeeren werden vor oder nach der Saison in Deutschland aus dem europäischen Süden mit Lastwagen über weite Strecken transportiert. Auf dem Weg entstehen so zwangsläufig mehr CO2-Emissionen als bei Erdbeeren vom Nachbarfeld, selbst wenn dort konventionell gewirtschaftet wird. Doch bei diesem Vergleich bleiben wichtige weitere Parameter unberücksichtigt:

  • Beim konventionellen Anbau wird in der Regel Mineraldünger eingesetzt, für den fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas nötig sind. Zugleich entsteht durch Mineraldünger mehr Lachgas als durch organische Düngemittel: Dieses klimawirksame Gas stammt etwa in Deutschland zu fast 70 Prozent aus der Landwirtschaft (vergleiche Umweltbundesamt 2022) – und es wirkt sich 265-mal stärker auf die Klimakrise aus als CO2.
  • Durch Humusaufbau im Boden wird in der Biolandwirtschaft CO2 gebunden, viele hundert Kilogramm pro Hektar und Jahr. Bei der konventionellen Bewirtschaftung hingegen wird im Durchschnitt Humus abgebaut.
  • Ein weiterer Aspekt ist der Artenschutz: Sogenannte Pflanzenschutzmittel wie Pestizide und Insektizide aus dem konventionellen Anbau bedrohen die Artenvielfalt. Für diesen Aspekt gibt es keine konkreten Zahlen zur Klimawirksamkeit. Es ist jedoch wissenschaftlich nachgewiesen, dass intakte, artenreiche Ökosysteme mehr CO2 binden als solche mit wenigen Arten.

Wurde das regionale Produkt wirklich in der Nähe hergestellt?

Hier geht es um zwei Aspekte: Zum einen gibt es keine einheitliche Definition für „regional“ (siehe auch Lebensmittel regional einkaufen). Der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt wie etwa das Bio-Siegel, das Standards und Kontrollen unterliegt. Besser sieht es bei Regionalsiegeln aus, etwa dem Bayerischen Regionalsiegel, das es auch für biologischen Anbau gibt. Eine weitere zuverlässige Quelle ist das bislang wenig bekannte Regionalfenster.

Zum anderen wird gerne getrickst: Ein Negativbeispiel sind die Nordseekrabben, die zum Pulen nach Marokko geschickt und anschließend auf dem Hamburger Fischmarkt verkauft werden. Gerade bei verarbeiteten Lebensmitteln müssen Verbraucher*innen sehr genau hinsehen, um Produkte zu erkennen, die wirklich zur regionalen Wertschöpfung beitragen und Transportkilometer sparen.


Um welche Lebensmittel geht es?

Die schlechte Nachricht vorweg: Tierhaltung wirkt sich insgesamt so stark auf die Umwelt aus, dass die Länge des Transportwegs für die Gesamtbilanz zweitrangig wird. Das gilt für den Durchschnitt von Fleischprodukten. Denn vielfach wurden bereits die Futtermittel über weite Entfernungen transportiert, etwa (Gen-)Soja aus Übersee. Bio-Höfe hingegen müssen ihre Tiere mit mindestens 20 Prozent Futter vom eigenen Betrieb oder aus regionaler Kooperation versorgen – der Anteil sollte durch Weidewirtschaft natürlich noch höher liegen. Für Rind, Schwein und Geflügel gilt also bio ist besser – und der Leitspruch weniger Fleisch zu essen.

Bei pflanzlichen Produkten wie Salat entscheidet hingegen die Saison: Im Winter übersteigt der Energieaufwand für beheizte Gewächshäuser alle anderen Belastungen – es sei denn, es kann industrielle Abwärme genutzt werden, die sonst verpuffen würde. Hinzu kommt der Einkauf: auf dem Wochenmarkt direkt vom Erzeuger können viele Transportkilometer zwischen Feld, Logistikzentrum und Supermarkt eingespart werden.

Bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Milch oder Bier wiederum wirkt sich vermiedener Transport stark auf die Ökobilanz aus. Weil sich der Herstellungsaufwand an verschiedenen Orten nicht wesentlich unterscheidet, haben Produkte aus der Region hier ökologische Vorteile. Achten Sie auch auf die Verpackung: Kurze Wege sprechen für die umweltfreundliche Mehrwegverpackung!


Welches Verkehrsmittel nutze ich selbst für den Einkauf?

Bevor Sie am Ladenregal an der Frage "biologisch oder regional einkaufen" verzweifeln: Gehen Sie gedanklich einen Schritt zurück und fragen sich, wie Sie gekommen sind. Wenn Sie nur wenige Produkte kaufen wirkt sich schon eine Autofahrt von fünf Kilometern so stark auf die Gesamtbilanz aus, dass die Transportkilometer bis zum Laden nur noch zweitrangig sind:

  • Bündeln Sie Einkäufe, wenn das Auto unvermeidbar ist.
  • Planen Sie den Ladenbesuch auf dem Weg zu anderen Zielen, die Sie ohnehin ansteuern.
  • Besuchen Sie den Wochenmarkt, wenn Sie gezielt lokale Erzeuger unterstützen wollen, der Hofladen aber nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar ist.

Wie ernähre ich mich im Winter gesund und ökologisch?

Die Erntezeit in Bayern ist im Verhältnis zu südlichen Regionen kurz. Transporte von Lebensmitteln sind daher in den Wintermonaten kaum vermeidbar, doch der Fußabdruck kann minimiert werden.

  • Achten Sie gerade bei konservierten Lebensmitteln und Tiefkühlkost auf regionale und biologische Erzeugung, um die durch Lagerung beziehungsweise Verpackung entstehende Umweltbelastung auszugleichen.
  • Während etwa Kartoffeln oder Zwiebeln mit wenig Energie für die Lagerung über den Winter kommen, sieht es bei Äpfeln oder Birnen anders aus: Wählen Sie die jeweils umweltfreundlichste Alternative. Das ist oft die getrocknete Variante, die etwa auch bei Hülsenfrüchten gegen die Konserve gewinnt.
  • Meiden Sie Obst und Gemüse, das mit dem Flugzeug transportiert wurde. Der Luftverkehr trägt in besonderem Maß zur Klimakrise bei, Schiff, Bahn und sogar Lkw sind dagegen klimafreundlicher.
  • Erkundigen Sie sich bei Gemüse aus dem Gewächshaus, ob letzteres beheizt wird und falls ja, ob zumindest überschüssige Abwärme genutzt werden kann.
  • Viele Früchte, die aus Übersee stammen, werden mittlerweile auch erfolgreich in Südeuropa angebaut: Spanien und Griechenland produzieren Papaya, Kiwi, Avocado und Bananen. In Oberfranken wird mit Tropenfrüchten im Gewächshaus experimentiert (vergleiche Deutschlandfunk) – womöglich eine Möglichkeit, um in Zukunft Transporte zu vermeiden.

Fazit: Bio und regional nicht gegeneinander ausspielen

In Befragungen geben rund 80 Prozent der Verbraucher*innen an, dass ihnen die regionale Herkunft von Produkten wichtig ist. Ein etwa ebenso großer Teil spricht sich für biologisch erzeugte Lebensmittel aus – der Marktanteil von Bio-Produkten liegt in Deutschland jedoch deutlich unter zehn Prozent. Die Vermutung liegt nahe, dass der Preis dabei eine entscheidende Rolle spielt, denn die Verbindung von bio und regional führt vielfach zu den teuersten Produkten. Da ist es wichtig, den ökologischen Vorteil nicht allein auf eingesparte Transporte zu beschränken, sondern biologischen Anbau und heimische Produzenten zugleich zu stärken.