10 Jahre Rhein-Main-Donau-Kanal - vom politischen Traum zum ökologisch-ökonomischen Alptraum
weil dabei eine europäische Wasserscheide gequert werden muss, weil er durch ein Gebiet fern der Ballungsräume führt und weil ihm wertvollste Biotopflächen und Kulturlandschaftsbereiche geopfert wurden. Auch 10 Jahre nach Eröffnung des RMD-Kanals zwischen Nürnberg und Kelheim muss das Gesamtprojekt vom Bund Naturschutz als wirtschaftliche Pleite und ökologischer Sündenfall eingestuft werden.
Der rund 100 km lange RMD-Kanal südlich von Nürnberg führt über die europäische Wasserscheide Rhein/Donau und durchquert den Fränkischen Jura. Der Höhenanstieg von Nürnberg nach Hilpoltstein (Scheitelhaltung auf 405 m NN) beträgt 94 Meter.
Dies hatte alleine auf diesem Abschnitt vier gewaltige Schleusenbauwerke und damit Auffüllungen und Einschnitte in den jeweiligen Stauhaltungen von bis zu 20 Metern zur Folge. Für die 171 km lange Gesamtstrecke zwischen Bamberg und Kelheim mussten insgesamt 16 Schleusen gebaut werden.
1. Ökologische Zerstörung
Entgegen den verbindlichen Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses gibt es bis heute keine offizielle ökologische Gesamtbilanz, in der die negativen Auswirkungen des RMD - Kanales auf Naturhaushalt und Landschaftsbild der betroffenen Region dokumentiert werden.
Dem Kanalbau sind schutzwürdigste Täler wie Sulztal, Ottmaringertal und Altmühltal - Höhepunkte mitteleuropäischer Kulturlandschaft - zum Opfer gefallen.
Nach Erhebungen des BN wurden in diesen Tälern ca. 600 ha schutzwürdige Feuchtgebiete irreparabel vernichtet.
Die Sulz zwischen Berching und Beilngries und die Altmühl unterhalb von Dietfurt haben aufgehört als Flüsse zu existieren.
Sie wurden in einen Kanal umgewandelt, der quasi nur aus einer Weiherkette mit wechselnder Durchflussrichtung besteht und in welchem nachts Donauwasser nach Norden gepumpt wird.
Die Folgen:
* Verlust der natürlichen Dynamik im Gewässer und in der Auenlandschaft
* Nivellierung des Talgefälles auf .
* Verschlechterung der Wasserqualität
* Verlust der Wasserstandsschwankungen und der Grundwassererneuerung in der Talaue
* Umwandlung von Feuchtwiesen in intensive Produktionslandschaften, somit deutliche Erhöhung des Ackerflächenanteiles im Talraum.
Beispiele:
* Vor allem dort, wo der Kanal im Einschnitt verläuft (z.B. bei Meihern) ist aus dem ehemals "grünen Tal" ein "braunes Tal" geworden.
* Ehemals oligotrophe Karstgewässer sind heute völlig eutrophiert (u.a. Altwasser bei Essing)
Die Absenkung des Grundwasserstandes in der Talaue um bis zu 3,5 m unterhalb der Schleuse und die Auffüllungen bis zu 3-4 m oberhalb der Schleuse veränderte die gesamte Vegetation der Talräume.
Die Folgen:
* Verringerung der Artenvielfalt im Kanal und in der Talaue um durchschnittlich 50 Prozent - in Teilbereichen deutlich größer.
* Veränderung des Artenspektrums zuungunsten hochspezialisierter gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.
Beispiele:
* Gelbbauchunke und Wasserspitzmaus sind in weiten Bereichen völlig verschwunden.
* Erdkrötenpopulationen sind erloschen - von ehemals 7 zwischen Kelheim und Riedenburg sind heute nur noch 2 übrig geblieben.
Der Verlust von ökologisch besonders wertvollen Altwassern kann damit, wenn überhaupt, erst in Jahrzehnten, und bestenfalls zu einem kleinen Teil ausgeglichen werden. Teilweise wurden neu geschaffene Ersatzlaichgewässer bis heute nicht angenommen
Landschaftsbild, Infrastruktureinrichtungen sowie die ehemals bekannten und typischen Ortsbilder haben sich durch den Kanalbau erheblich negativ verändert. In den Ortschaften sind neue Gebäudeschäden eingetreten und haben sich alte Gebäudeschäden (z.B. in Dietfurt) verschärft.
Beispiel:
In Essing neigt sich am Oberen Markt Nr. 16 seit der Grundwasserabsenkung der Giebel zur Straße.
Verschärft wurden diese Eingriffe durch Folgebaumaßnahmen im Tal wie Straßenbau, Flurbereinigung, Aushubdeponien, Infrastruktureinrichtungen, Gewerbegebietsausweisungen an Länden und Maßnahmen für Freizeit und Erholung.
Beispiel: neues Gewerbe- und Industriegebiet am Kanal in Haidhof
Generell hat die Hemmschwelle für Kommunen, neue Gewerbegebiete oder Baugebiete im Talbereich auszuweisen, hat deutlich abgenommen.
Aus ökologischer Sicht führte der Bau des RMD-Kanals zu einer Vielzahl nicht ausgleichbarer Eingriffe. Unersetzbare Lebensräume wie das Ottmaringer Tal oder die Irrlewiesen sind dabei massiv geschädigt bzw. zerstört werden.
2. Ökonomische Auswirkungen
Die tatsächlich auf diesem mit fast 2,5 .Mrd. EURO teuersten Abschnitt des RMD-Kanals transportierten Gütermengen liegen weit unter den offiziellen Prognosen der Rhein-Main-Donau-AG von 1992. Danach sollten bis 2002 18 Mio. t auf dem RMD-Kanal transportiert werden.
Tatsächlich wurden im Jahr 2001 auf der gesamten Kanalstrecke zwischen Bamberg und Kehlheim aber gerade einmal 7,5 Mio t Güter transportiert.
Auf dem besonders umstrittenen Abschnitt zwischen Nürnberg und Kehlheim waren es im Jahr 2000 lediglich 5,7 Mio. t und im Jahr 2001 nur 6 Mio. Tonnen. Im ersten Halbjahr 2002 ist dieser Wert nochmals um 7% zurück gegangen!
Die Argumentation der RMD AG, dass u.a aufgrund des noch nicht erfolgten Donauausbaus zwischen Straubing und Vilshofen die prognostizierten Frachtmengen nicht erreicht worden sind, ist falsch, da gerade in den 90er Jahren die Schifffahrt auf der Donau nur unterdurchschnittliche Abladeeinschränkungen wegen des Wasserstandes hinnehmen musste.
Tatsächlich sind das regelmäßige Zufrieren des Kanals über einige Wochen und die zu niedrigen Brücken des Kanals die eigentlichen Engpässe.
Bedeutung auf dem Kanal hat nur die Freizeitschifffahrt zwischen Kelheim und Berching sowie die Überleitung von Donauwasser in das Regnitz - Mainsystem.
Fazit:
Dieser Kanal ist damit die teuerste Freizeitwasserstraße der Welt und das teuerste Wasserüberleitungsgerinne, welches zudem aufgrund der Stillegung der großen Kraftwerke im Regnitzgebiet überflüssig geworden ist.
Das volkswirtschaftliche Debakel trägt der Steuerzahler, nachdem von den rd. 5,0 Mrd. DM Gesamtbaukosten südl. von Nürnberg Bund und Freistaat Bayern 3,1 Mrd. DM als zinsloses Darlehen zur Verfügung stellen, die erst um das Jahr 2050 zurückzuzahlen sind.
Ein zinsloses Darlehen mit derart langer Laufzeit kommt aber einem vom Steuerzahler finanzierten Geschenk gleich - aufgrund der inflationsbedingten Wertverlustes ebenso wie aufgrund der "geschenkten " Zinsen, die sich selbst bei einem Zinssatz von nur 6% auf 90 bis 180 Mrd. aufsummieren würden.
Auch die Wegekosten für den Betrieb und Unterhalt des Kanals mit ca. 30 Mio. DM/Jahr müssen zu fast 90% vom Steuerzahler getragen werden.
Entgegen den Hoffnungen des Bayer. Wirtschaftsministeriums hat der Kanal auch nicht zur spürbaren Verringerung des Straßen-Güterverkehrs beigetragen. Dagegen hat er sich wegen der typischen Massenguttransporte durch Großgüterschiffe und Schubverbände zur Konkurrenz für die umweltfreundliche Bahn entwickelt, deren Defizit auf der Strecke Nürnberg - Passau durch den Kanal weiter angestiegen ist.
Nach neuesten Erhebungen der DB Cargo hat die Eröffnung des RMD - Kanales u.a. zum Rückgang von Transporten aus dem Raum Südbayern nach Nordrhein-Westfalen um 80 000 t/Jahr geführt.
Ebenso ist der Bahntransport von Neufahrzeugen nach Ungarn um 30 % zurückgegangen.
Resümé:
Für den Bund Naturschutz bleibt der RMD-Kanal ein ökologisches und ökonomisches Desaster, das sich auf keinen Fall beim Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen wiederholen darf.
Der BN fordert die RMD AG und die Bundesregierung auf, endlich ihrer Verpflichtung im Planfeststellungsbeschluss nachzukommen und eine detaillierte ökologische Gesamtbilanz für die gesamte Kanalstrecke vorzulegen.
Dies ist gerade im Hinblick auf andere geplante Großprojekte unabdingbar, da diese auch mit der angeblichen Ausgleichbarkeit selbst gravierendster Eingriffe gerechtfertigt werden.
gez. Prof. Dr. Hubert Weiger
1. Vorsitzender
Anlage
Sulztal
Besondere Qualität:
Das frühere Sulztal ist gekennzeichnet durch den Fluss Sulz sowie durch wertvolle Biotopkomplexe im Talgrund, bestehend aus uferbegleitender Strauch- und Gehölzvegetation, Feucht- und Schilfzonen, sowie aus teilweise heute noch vorhandenen extensiv genutzten Feuchtwiesen.
Auswirkungen des Kanals:
Von Pollanten/Breitenfurt ab verläuft der Kanal im Sulztal. Das frühere Sulztal zwischen Pollanten und Beilngries wird durch die Schleuse Berching in zwei Abschnitte mit einer Höhendifferenz von 17 Meter bei der Schleuse Berching unterteilt. Gerade in diesem Bereich sind die dramatischen Veränderungen der Talaue durch gewaltige Einschnitte bzw. Auftragsböschungen in der ehemaligen Talaue mit ihrem charakteristischen Talgefälle, welches durch den 55 m breiten Kanal mit horizontalem Wasserspiegel "abgelöst" wurde, besonders sichtbar.
Dort wo der Kanal unterhalb von Berching im Sulztal verläuft, gingen große Teile der Sulzauen irreparabel verloren. Der Verlust von fast 10 km frei fließender Sulz und ihrer Mühlbäche, die Durchschneidung und damit Trennung der großräumigen und höchst schutzwürdigen Talräume zwischen Plankstetten und Beilngries und der fast 90 ha umfassende Verlust naturnaher Talaue sind die auch durch die "Verbesserung". vorhandener Feuchtgebiete und "Neuschaffung" z. B. der Sulz östlich der Schleuse Berching nicht ausgleichbare Folgen des Kanalbaus im Sulztal.
Dazu kommt noch die zusätzlich die Talaue belastende massive Konzentration von zahlreichen Talbrücken. So gibt es allein im Umfeld von Berching inzwischen 4 Brücken (davon eine Fußgängerbrücke).
Ottmaringertal
Besondere Qualität:
Das Ottmaringertal zwischen Beilngries und Dietfurt war ein Urstromtal der Donau und eines der schutzwürdigsten Täler der südlichen Frankenalb.
Ein kleinflächiger Wechsel von Nass- u. Feuchtwiesen, zusammenhängenden Niedermoorkomplexen (Kevenhüller und Ottmaringer Moos) mit Röhricht und Großseggenbeständen, Weiden und Erlengehölzen und altem, weitgehend verschilften Ludwigskanal machten es zu einem Naturschutz-Kleinod ersten Ranges. Denn der "extreme" Feuchtigkeitswechsel auf kleinstem Raum von den Halbtrockenrasen der Südhänge und den großflächigen Feuchtgebieten im Talgrund führte zu einem außergewöhnlichen Artenreichtum, welcher sich u. a. am Vorkommen seltenster Vogelarten wie Sumpfohreule, Bekassine, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Eisvogel etc. zeigte.
Auswirkungen des Kanals:
Der RMD-Kanal schneidet mit fast 30 m Tiefe in dieses Gebiet und beansprucht mit einer Böschungsbreite von 200 m fast zwei Drittel des Talbodens.
Trotz zahlreicher Bemühungen, schutzwürdige Moorflächen z. B. durch eine Dichtungswand zu schützen, werden nach Erhebungen des Bundes Naturschutz (BN) durch das großflächige Absinken des Grundwasserspiegels alle Feuchtgebiete im Ottmaringertal irreparabel durch Austrocknung geschädigt, d. h. letztlich zerstört werden. Damit verbunden ist auch der Verlust zahlreicher gefährdeter Pflanzenarten der Roten Liste, die auf den Lebensraum "Feuchtwiese" angewiesen sind, z. B. Breitblättrige Wollgras, Breitblättriges Knabenkraut, Natternzunge und Braunes Zyperngras. Auch die ökologische Bilanz des landschaftspflegerischen Begleitplanes weist einen Verlust von 25 Hektar schutzwürdigste Feuchtgebiete auf. Dieser Verlust wird aber teilweise rechnerisch dadurch als ausgeglichen betrachtet, da dem Verlust von Feuchtgebieten die kanalbedingten neuen Böschungen, welche als Halbtrockenrasengesellschaften geplant sind, gegenübergestellt werden.
Die Landschaftszerstörung im Ottmaringertal wird dadurch noch vergrößert, dass die bei dem Einschnitt anfallenden Aushubmassen des Kanals in einer 50 ha Fläche beanspruchenden Großdeponie im Talraum selbst untergebracht wurden.
Zentrale Ergebnisse der Diplomarbeit "Das Ottmaringer Trockental"
(Autor: Ernst Ottmann)
Betrachtet man die Ergebnisse der Dauerbeobachtungsflächen und der Lebensraumtypen in Ihrer Gesamtheit, so sind zwei Grundtendenzen, die sich zum Teil überlagern, festzustellen: Zum einen die Nutzungsaufgabe der Streuwiesen mit der Folge einer Sukzession hin zu Hochstaudenfluren, zum anderen eine weitgehende Austrocknung des oberen Moorkörpers mit der Folge einer Mineralisation des Niedertorfmoores.
Die Situation des Grundwasserspiegels im Gebiet der Dichtwand offenbart die Differenzen, die sich zwischen den in die Dichtwand gesetzten Erwartungen und dem tatsächlichem Niveau ergeben: Die erwartete Stauwirkung der Dichtwand wird nirgendwo erreicht, der Grundwasserflurabstand reicht bei keinem Punkt der eingeschlossenen Fläche dauerhaft an den, für Moorflächen und nasse Streuwiesen des Verbandes Molinion erforderlichen Wert von 80 cm (max. Kapillaraufstieg in Moorsedimenten) heran. Eine Ausnahme hiervon stellt lediglich der vom Oberflächenwasser eines Bachlaufes beeinflusste südöstliche Randbereich dar.
Bei der Gewässerbilanz lässt sich feststellen, dass eine Vielzahl kleinerer perennierender Fließgewässer durch die Eingriffe des Kanalbaus verloren ging. Wie zahlreiche neugeschaffene Gräben im Untersuchungsgebiet belegen, wurde versucht, diese Verluste zu kompensieren. Mit dem Versagen der Dichtwand sind diese Maßnahmen jedoch fast ausnahmslos gescheitert. Auch die zahlreichen neu geschaffenen Tümpel und Kleinstgewässer (als Laichplatz für Amphibien gedacht) liegen mit Ausnahme des Teiches bei der Ottmaringer Brücke trocken.
Die Feuchtbegietsbilanz weist den Verlust praktisch aller Monilion- und Moorgesellschaften aus. Von den Bruchwäldern und Weidengebüschen blieben nur diejenigen unverändert erhalten, die im Kontaktbereich zu Oberflächengewässern, insbesondere des neu geschaffenen Bachlaufs, liegen. Die durch Extensivierung neu geschaffenen Streuwiesen, die als Ausgleich für direkt durch Kanalbau und Aufschüttung gedacht waren, sind ebenfalls von der Grundwasserabsenkung stark betroffen und wandelten sich größtenteils in nitrophile Hochstaudenfluren um.
Altmühltal
Besondere Qualität:
Das Altmühltal zwischen Kelheim und Dietfurt als Herzstück des Naturparks Altmühltal ist bundesweit bekannt. Dieses Gebiet war vor dem Kanalbau durch zahlreiche wertvolle Vegetationseinheiten, wie Altwasser, Flachwasserzonen und Feuchtbiotope gekennzeichnet. Diese verschiedenen Lebensraumstrukturen bedingen eine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten.
Auswirkungen des Kanals:
Der Umbau der Altmühl zu einem durch Schleusen aufgestauten Stillwasserkanal führte im gesamten Talraum zu einem gravierenden Eingriff in die Landschaft. Die Folge sind qualitative und quantitative Veränderungen (z. B. Artenrückgang von über 50 %) in der von der Altmühl beeinflussten Auenlandschaft.
* Der Kanal führte zu einer grundlegenden Veränderung der Strömungsverhältnisse. Die Reduktion der Fließgeschwindigkeit des Gewässers hatte eine Änderung der Artenzusammensetzung des Flusses, insbesondere der Fische zur Folge. Vor Ausbau des Kanals waren überwiegend folgende Kennfische der Barbenregion festzustellen: Barbe, Rutte, Zahrte, Nerfling. Nach Ausbau des Kanals erfolgte eine Verschiebung hin zur Brachsenregion: Zander, Barsch, Karpfen, Brachse, Schleie.
* Das geschlossene ökologische Flusssystem von der Quelle bis zur Mündung ist unterbrochen. Die Stauhaltung des Wassers führt zu Veränderungen im Wasserchemismus und Sauerstoffgehalt, wodurch die Selbstreinigungskraft des Gewässers und dessen Qualität verringert wird.
* Talbodenabtragungen und -auffüllungen führten zu Reliefveränderungen im Talgrund. Durch höhere Flurabstände und ausbleibende Hochwässer kommt es zu einer Begünstigung der trockenen Standorte. Vermehrter Grünlandumbruch und Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung sind die Folge.
* Mit der Begradigung ist die Fließstrecke und damit die Uferlänge verkürzt worden. Ein großer Teil der flussbegleitenden Auenvegetation wurde dadurch zerstört. Der Verlust vorhandener Lebensräume, wie z. B. Feucht- oder Nasswiesen hatte auch eine Veränderung der Fauna und Flora zur Folge.
Vogelarten wie Bekassine, Braunkehlchen und Wiesenpieper, die auf fließende Gewässer bzw. Feuchtgebiete angewiesen sind, sind in diesem Gebiet vom Aussterben bedroht. Auffallend ist die stark verringerte Zahl der Sumpfrohrsänger. Bezeichnend dagegen ist das Auftreten des Flussregenpfeifers, der eine starke Bindung an vegetationslose Areale aufweist.
70% der Amphibienbiotope wurden nach Ausbau des Kanals ganz oder teilweise zerstört. Die vom Aussterben bedrohten Amphibienarten: Kreuzkröte, Springfrosch, Gelbbauchunke und Kammmolch werden damit langfristig im Altmühltal verschwinden, da einzelne Biotopinseln ein Überleben dieser Arten nicht gewährleisten können.
Auch zahlreiche Insektenarten sind durch den Verlust ihrer Lebensräume vom Aussterben bedroht.
Pflanzenarten der Feuchtlebensräume, wie z. B. das Durchwachsene Laichkraut, der Verkannte Wasserschlauch oder die Gelbe Wiesenraute wurden in ihrem Bestand reduziert. Damit lässt sich auch der Rückgang der Röhricht-, Seggen- und Hochstaudengesellschaften erklären.
Die ökologische Bilanz des landschaftspflegerischen Begleitplanes für die Stauhaltung Riedenburg kommt zu dem Ergebnis, dass 21 Prozent der Nasswiesen, 16 Prozent der Röhrichte und Großseggenriede, 54 Prozent der Feuchtwiesen und 38 Prozent der Frischwiesen durch den Kanalbau und die dadurch bedingten Grundwasserabsenkungen verloren gegangen sind.
Irrlewiesen
Besondere Qualität:
Eine besondere Stellung nehmen in der Aue die ca. 30 ha großen Irrlewiesen am Fuß des Wolfsberges ein. Sie stellten das bedeutendste zusammenhängende Feuchtgebiet im Altmühltal dar. Hohe Grundwasserstände und regelmäßige Überflutungen führten zu Ausbildung umfangreicher und vielfältiger Auenvegetation. Durch kleinräumig wechselnde, geringe Niveaudifferenzen und Bodenverhältnisse entstanden staufeuchte bzw. sichernasse Zonen mit den jeweils charakteristischen Pflanzengesellschaften in einem eng verzahnten Mosaik:
* Reste von Erlenbruchwäldern auf grundwassernahen, nährstoffarmen Gleyböden
* Strauchweidengebüsche als Säume der Erlenbestände bzw. entlang der bestehenden Entwässerungsgräben
* Großseggenrieder, großflächig ausgebildet, auf dauernd vernässten bzw. leicht überschwemmten Böden in nährstoffreicheren Bereichen (starke Durchsetzung mit Mädesüß)
* Röhrichte an Rändern der Entwässerungsgräben und in sumpfigen Senken
* Nasswiesen (Silgenwiesen) in großen Flächen auf nährstoffärmeren, kalkhaltigen, grundwassernahen Böden mit sehr hohem Artenreichtum
* Feuchtwiesen mit ebenfalls hohem Artenreichtum
* Glatthaferwiesen in trockeneren Randbereichen, teilweise auf frischeren Standorten noch mit einzelnen Arten der Silgenwiese
Als floristische Kostbarkeit galt vor dem Kanalbau das Breitblättrige Knabenkraut; in den Entwässerungsgräben wuchs die Sumpfschwertlilie. Untermauert wurde die überragende ökologische Bedeutung dieses Gebietes durch das einzige Wiesenbrütervorkommen in der südlichen Frankenalb mit Bekassine, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Sumpfrohrsänger. In heckenartigen Gehölzen fanden Dorngrasmücke, Neuntöter und Rebhuhn ihren Brutplatz. Ringelnatter, Springfrosch und Gelbbauchunke besiedelten die Tümpel, die auch bevorzugte Laichplätze für Berg- und Teichmolch waren.
Auswirkungen des Kanals:
Mit Beginn der Baumaßnahmen im Bereich der Irrlewiesen wurde der Wasserstand auf die Sohle des zukünftigen RMD-Kanals abgesenkt und das gesamte Feuchtwiesen-gebiet trockengelegt. Amphibientümpel sind inzwischen ausgetrocknet. Wo noch vor wenigen Jahren orchideenreiche Naßwiesen waren, wachsen heute Mädesüß-Hochstaudenfluren und Fuchsschwanz-Glatthaferwiesen.
Der irreparable Verlust der Irrlewiesen ist eine der größten Naturzerstörungen beim Bau des RMD-Kanals und zeigt nur, welchen geringen Stellenwert der Naturschutz tatsächlich in unserem Land besitzt.
Artenrückgang bzw. -verluste durch den Bau des
RMD-Kanals
Fische:
Barbe, Schrätzer
Frauennerfling, Schied
Nerfling, Zährte
Rutte, Zingel
Amphibien:
Gelbbauchunke, Moorfrosch
Kammolch, Springfrosch
Kreuzkröte
Reptilien:
Ringelnatter
Vögel:
Baumpieper, Misteldrossel
Bekassine, Pirol
Berglaubsänger, Rebhuhn
Braunkehlchen, Schafstelze
Grauschnäper, Sumpfohreule
Kernbeißer, Trauerschnäpper
Kibitz, Wiesenpieper
Krickente, Wasserralle
Wendehals
Pflanzen:
Blasen-Segge, Pyramiden-Kammschmiele
Blaues Pfeifengras , Rundblättrige Glockenblume
Breitblättriges Knabenkraut, Tauben-Skabiose
Büschel-Glockenblume, Schnabel-Segge
Große Schlüsselblume, Sumpf-Hornklee
Jakobs-Greiskraut, Weichhaariger Pippau
Kleiner Wegerich, Wiesen-Knöterich
Kriechender Arznei-Baldrian