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Atommüllzwischenlager

Klagen in Grafenrheinfeld und Niederaichbach,
Starker Widerstand gegen bayerische Atomlager

11.11.2003

Der Bau der Atommüll-Zwischenlager an den bayerischen AKW-Standorten steht bevor, obwohl die Gefahr besteht, dass aus den Zwi-schenlagern Endlager werden und obwohl diese Lager ein neues Ziel für terroristische Angriffe werden.
In Grafenrheinfeld bei Schweinfurt hat das Bundesamt für Strahlen-schutz (BfS) die Genehmigung mit Sofortvollzug ausgestattet. Erste Baumaßnahmen sind im Gange. Für den Betrieb des Lagers Nie-deraichbach/Ohu (bei Landshut) wurde die Genehmigung erteilt. Mit der Genehmigung für das größte Zwischenlager in Gundremmingen (bei Augsburg) wird in den nächsten Wochen gerechnet.

Im Zwischenlager soll der Atommüll deponiert werden, der in den kommen-den Jahrzehnten erzeugt werden soll. Zweck der Atomzwischenlager ist da-her nicht die Entsorgung des Atommülls, sondern der störungsfreie Weiter-betrieb der Atomkraftwerke (von der Bundesregierung beschönigend als „Atomausstieg“ gefeiert). Außerdem erhofft sich die Bundesregierung, mit der Zwischenlagerung einige der ungeliebten CASTOR-Transporte um Jahr-zehnte in die Zukunft verschieben zu können.
Der Bund Naturschutz wendet sich gemeinsam mit den örtlichen Bürgerinitia-tiven vehement gegen den Bau dieser Zwischenlager, denn sie täuschen über das Entsorgungsproblem hinweg und das auf Kosten der Anwohner.

Neben dem jeweiligen Atomkraftwerk sollen in einer Lagerhalle 88 bis 192 CASTOR-Behälter voll mit hochradioaktivem Müll aufgestellt werden, von denen das BfS hofft, dass sie 40 Jahre lang dicht halten. Die Behälter sind aber lediglich als Transportbehälter für drei Jahre Aufbewahrung konstruiert. Der Bund Naturschutz sieht in dieser Notlösung größte Gefahren. In den Zwi-schenlagern wird das vielfache dessen aufbewahrt, was an langlebiger Ra-dioaktivität im Reaktor steckt. (Ein ganzer Reaktorinhalt hätte in 10 CASTOREN Platz).
In jedem einzelnen CASTOR steckt mehr langlebige Radioaktivität als aus Tschernobyl entwichen ist.
Der Bund Natursschutz hegt größte Zweifel an der Eignung der Behälter, da die fraglichen CASTOR-Behälter noch nicht einmal getestet sind.

Für die Atommüllzwischenlagerung über vier Jahrzehnte gibt es international keine Erfahrung. Die Langzeitgefahren hochabgebrannter oder MOX-Brennelemente sind noch völlig unbekannt.

Entsorgung ungelöst

Da die Entsorgung noch immer ungelöst ist, sind die Zwischenlager für die Stromkonzerne nötig, um die alten Atomkraftwerke Grafenrheinfeld, Ohu und Gundremmingen unbehelligt von politischen oder gerichtlichen Störungen noch viele Jahre weiter zu betreiben.
Denn die Entsorgungsfrage stellt sich dann erst in 40 Jahren, wenn es diese Bundesregierung und die Firmen e.on und RWE längst nicht mehr gibt.

Nach Ansicht der Urankonzerne, wie auch des Bayerischen Wirtschaftmini-steriums sind aber auch die Uranreserven bis dahin längst erschöpft. Fach-leute für die Behandlung defekter Lagerbehälter wir es dann kaum mehr ge-ben.
Die Gefahr droht, dass aus jedem Zwischenlager ein Endlager wird.

Denn bis heute weiß niemand, wo der Atommüll 1 Mio. Jahre lang sicher verwahrt werden kann. Die Standort-Zwischenlager täuschen eine Entsor-gungszwischenlösung vor, für eine im Vergleich dazu geringe Zeit. Wie der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, jüngst ein-räumte, schwindet damit aber der öffentliche Druck auf Stromkonzerne und Regierung, mit der Entsorgungsforschung endlich ernsthaft zu beginnen.

Wenn es im Jahre 2045, in dem der Abtransport des Atommülls aus den Atommülllagern beginnen soll, noch immer kein Endlager gibt (was nach der traurigen Vorgeschichte der vergangenen 50 Jahre sehr wahrscheinlich ist), muss der Atommüll vor dem jeweiligen Atomkraftwerk stehen bleiben: Eine neue Bedrohung weiter Landstriche, 100 – 200 km im Umkreis, je nach Windrichtung. Wenn das Zwischenlager zum Endlager wird, wird die Zukunft der Region zerstört.

Statt immer wieder neuen Atommüll zu produzieren, muss endlich die Entsorgung des schon vorhandenen Atommüllberges erforscht werden.

Keine Terrorsicherheit

Atomkraftwerke, so die Aussagen der gefangenen Attentäter des 11. Sep-tember, stehen ganz oben in der Zielliste von Terroristen. Atomzwischenlager sind nicht vor Terrorangriffen zu schützen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat eingehende Untersuchungen dazu angekündigt, aber nicht veröffentlicht.
Deswegen geht der Bund Naturschutz nach wie vor davon aus, dass die ge-planten Lagerhallen einem terroristischem Angriff nicht standhalten, genau-sowenig wie die Atomkraftwerke daneben.


Klagen anhängig

Rechtsanwalt Dr. Ulrich Kaltenegger (Landshut) hat für Betroffene am Stand-ort Grafenrheinfeld und Kläger aus Niederaichbach Klage gegen die jeweili-gen Genehmigungen erhoben. Der Bund Naturschutz unterstützt diese Kla-gen.
In der Klagebegründung wird hervorgehoben, dass die Genehmigung viele Fragen offen lasse und damit unbestimmt ist. Der Rechtsanwalt kritisiert die ungeklärten Fragen der Strahlenüberwachung und bemängelt die Dichtheit der CASTOREN.
Es ist nach dem Stand von Wissenschaft und Technik nicht einmal sicherge-stellt, dass die Kettenreaktion im Lagerbehälter sicher unterdrückt werden kann.
Auch die Auswirkungen eines Terrorangriffes wird in der Genehmigung nicht sachgerecht behandelt.
Die Kläger erhoffen sich, den Betrieb der Zwischenlager stoppen zu können.

In Wackersdorf steht auch ein fertiges Atommüllager. Aber es ist kein Atom-müll drin.

Forderungen:

1. Der Bund Naturschutz fordert die Bundesregierung auf, die atom-rechtlichen Genehmigungen für die Atommüllzwischenlager zurückzu-ziehen.

2. Der Bund Naturschutz fordert die Bayerische Staatsregierung auf, sich ihrer ablehnenden Haltung aus dem Jahre 2000 zu entsinnen und die Baugenehmigung zu untersagen.

3. Der Bund Naturschutz fordert den Landrat des Landkreises Landshut auf, die Baugenehmigung für die CASTOR-Lagerhalle ebenso zu versa-gen, wie dies der Gemeinderat von Niederaichbach getan hat.

gez. Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender Bund Naturschutz

Paul Riederer, Kreisgruppenvorsitzender Bund Naturschutz, Landshut

Dr. Ludwig Trautmann-Popp, Bamberg

Bei Rückfragen:
BN-Energiereferat Telefon 0951/ 5 19 06 09
Fax-Nr. 0951/ 5 19 06 10