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Bayerns Schönheit bewahren - Bayreuths Schönheit verbessern

Der Rotmainspeicher ist unnötig wie ein Kropf
Den Fluss in der Stadt erlebbar machen

20.04.2004

Der Bund Naturschutz fordert den Verzicht auf den geplanten Rotmain-Speicher östlich von Bayreuth bei Schlehenmühle und die Verwirklichung städtebaulicher und landschaftsverträglicher Alternativen: Kleinere Rückhalteflächen oberhalb von Bayreuth und die längst überfällige Neugestaltung des Mains im Stadtbereich als Maßnahme zur Aufwertung der Innenstadt.

Das Rotmaintal ist wegen seiner reichhaltigen Artenausstattung als europäisches Schutzgebiet nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) vorgesehen. Schon heute ist es als Landschaftsschutzgebiet geschützt. Es gehört zum bayerischen Naturerbe und stellt einen wichtigen Teil von Bayerns Schönheit dar.

Der Schutz vor Hochwasser ist ein wichtiges Anliegen des Umwelt- und Naturschutzes. Seit Jahren fordert der Bund Naturschutz ökologischen Hochwasserschutz durch Reaktivierung von natürlichen Überschwemmungsgebieten (z.B. Rückverlegung von Deichen, Wiederherstellung von Mulden), konsequente Klimaschutzpolitik und Wasserrückhalt durch Reduzierung der Flächenversiegelung. Nach wie vor wird jedoch in Bayern vor allem in den technischen Hochwasserschutz mit höheren Dämmen und Speichern investiert.

Durch die bereits vom Wasserwirtschaftsamt Bayreuth vorgeschlagenen Maßnahmen wie Neubau der Schulbrücke, des Stadtbadsteges und der Brücke am Flößanger mit Erneuerung des Wehres sowie Entfernung der Mainüberdachung könnte damit die Hochwassersicherheit der Stadt Bayreuth schneller und umweltverträglicher erreicht werden. Damit würden auch langjährige Forderungen des Landschaftsplanes Bayreuth zur Aufwertung im Bereich Hohenzollernring/Bahnhofstraße endlich umgesetzt. Bayreuths Schönheit würde noch verbessert.

Die Stadt Bayreuth sollte sich nicht zum Vorreiter für künstliche Bauwerke zum Hochwasserschutz machen, nachdem man jahrzehntelang mit einer hässlichen Betonrinne in der Stadt gezeigt hat, wohin solche technokratischen Lösungen führen. Beim Hochwasserschutz für Bayreuth ließen sich mit wenig Mehraufwand "drei Fliegen mit einer Klappe" schlagen: Die Attraktivitätssteigerung der Innenstadt, die Stärkung des Hochwasserschutzes und der Erhalt des Rotmaintals.


Zur Geschichte

Schon vor mehr als zwei Jahrzehnten war das Rotmaintal zwischen Creußen und Bayreuth Schauplatz von Auseinandersetzungen um wasserwirtschaftliche Maßnahmen. Damals sollte in dem Talraum eine Kette von Stauseen entstehen, um den Niedrigwasser-Abfluss des Roten Mains zu erhöhen mit dem Ziel, so einen Ausbau der Bayreuther Kläranlage überflüssig zu machen. Eine gigantische Klospülung also. Zum Glück war die Zeit bald über diese Pläne hinweggegangen.

Der Wert für den Natur- und Landschaftsschutz

Dabei stand der Wert des Gebietes für den Natur- und Landschaftsschutz schon früh fest. So stammt die Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet (LSG) "Oberes Rotmaintal" bereits von 1962. Insbesondere wertvoll macht das Gebiet die Tatsache, dass keine Straße entlang des Gewässers verläuft. So ist es prädestiniert als Rückzugsraum für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Deshalb soll das Gebiet jetzt in der dritten Tranche als so genanntes FFH-Gebiet nach Brüssel gemeldet werden.

Aber auch als Naherholungsraum für Bayreuth und Creußen hat der Bereich lange Tradition. Sehr beliebt ist er aufgrund der abwechslungsreichen Landschaft sowie der Ruhe, die man hier noch findet.

Der Rotmainspeicher als Hochwasserschutz für Bayreuth

Deshalb kam es für den BN am 22.10.2003 völlig überraschend, dass der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Bayreuth, Reinhard Kestler, wiederum das Obere Rotmaintal als Standort für ein Trockenbecken in seine Überlegungen mit einbezog, als er vor dem Bayreuther Stadtrat über Möglichkeiten referierte, die Stadt Bayreuth vor einem hundertjährigen Hochwasser zu schützen. Zwei Varianten stellte er vor:

1. Neubau der Schulbrücke, der Mainüberdachung, des Stadtbadsteges und der Brücke am Flößanger samt Erneuerung des dortigen Wehres; geschätzte Kosten: 16,6 Mio. Euro.
2. Neubau der Schulbrücke und der Brücke samt Wehranlage am Flößanger sowie Bau eines Rückhaltebeckens im LSG "Oberes Rotmaintal" direkt oberhalb der Schlehenmühle mit einem Volumen von 6 Mio. Kubikmetern. Geschätzte Kosten 12,9 Mio. Euro.

Finanziert werden soll der Hochwasserschutz Bayreuths zu 45 % vom Freistaat Bayern, der Rest etwa zur Hälfte vom Bezirk Oberfranken sowie von der Stadt Bayreuth.

Der Stadtrat verwarf die Variante 1 und verwies die 2. Variante zur Beratung an die Fraktionen. Der Bund Naturschutz reagierte darauf mit einer Pressekonferenz. Die Bürgerinitiative "Hände weg vom Rotmaintal" wurde nach zwei Jahrzehnten wieder aktiv und sammelte in knapp drei Wochen 649 Unterschriften gegen den Speicher.

Am 17.12.03 beschloss der Bayreuther Stadtrat mit 40 gegen 3 Stimmen die Einleitung eines Raumordnungsverfahrens auf Grundlage der Variante 2, das aber auch für Alternativ-Varianten offen sein sollte. Die Stadt Creußen protestierte am 20.01.04 mit einer einstimmig gefassten Resolution gegen diese Pläne. Die Gemeinde Emtmannsberg protestierte im März ebenfalls mit einer eigenen Resolution.

Die Forderungen des Bundes Naturschutz

Aufgrund der Möglichkeit, allein im Stadtgebiet durch bauliche Maßnahmen ein hundertjähriges Hochwasser schadlos abführen zu können, lehnt der Bund Naturschutz entschieden den Bau eines Trockenbeckens im LSG "Oberes Rotmaintal" mit 150 m Dammfuß und über 24 Meter hohem Damm ab. Weiterhin bleibt der Bund Naturschutz bei der schon früher aufgestellten Forderung, in allen vier für die Hochwassersituation von Bayreuth wichtigen Tälern nach Möglichkeiten für kleinere Wasserrückhaltungen zu sorgen.

Beispielhaft sei hier das sog. Talauenprojekt des BN in Scheinfeld genannt, wo Bäche und Gräben mit naturnahen Mulden versehen wurden und bereits im Oberlauf für Wasserrückhaltung sorgen.

Dabei verweist der BN auch auf Ausführungen des Bundes der Ingenieure für Wasserwirtschaft, der die vielen Vorteile mobiler Hochwasser-Schutzsysteme hervorhebt.

Der Rückbau der Mainüberdachung böte zudem die große städtebauliche Chance, Wasser im Innenstadtbereich wieder erlebbar zu machen, wie das zur großen Freude der Bayreuther Bevölkerung bereits mit dem Mühlbach in der Opernstraße geschehen ist.

Veranstaltungstipps

Der Bund Naturschutz, Ortsgruppe Creußen, führt zusammen mit der Stadt Creußen am Mittwoch, dem 21. April 2004, in Creußen in der Mehrzweckhalle eine Veranstaltung mit dem Titel: "Sinn und Unsinn von Trockenspeichern für den Hochwasserschutz" durch. Referent ist Gottfried May-Stürmer, Heilbronn.

Weiterhin beteiligt sich der Bund Naturschutz zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz am Tag der Artenvielfalt, der diesmal am Main stattfindet. Im Bereich des Rotmaintals wird am Wochenende vom 26. bis 27. Juni speziell der Bereich zwischen Schlehen- und Eimersmühle untersucht werden " also genau da, wo der neue Speicher entstehen soll.