Bayreuther Südtangente
Auf seiner Tour durch einige Landkreise Oberfrankens erkundigte sich der Landesvorstand des BUND Naturschutz bei den Bayreuther Aktiven über den aktuellen Stand einer Uralt-Planung und schauten sich im Studentenwald im Süden Bayreuths um.
Seit 1959 ist im Süden der Stadt eine Umfahrung der Innenstadt als Verbindung des Verkehrs aus der Fränkischen Schweiz sowie des Hummelgaus mit der Autobahn A 9 und umgekehrt geplant.
Diese Hauptverkehrsstraße würde auf das Naherholungsgebiet Studentenwald treffen und zwischen den Wohngebieten Saas und Glocke verlaufen. Kürzlich hat das Projekt Auferstehung gefeiert.
"War die Südtangente zur damaligen Zeit, Ende der 50er Jahre, ein durchaus sinnvoller Gedanke, so haben sich in den letzten fast 70 Jahren die Rahmenbedingungen doch gründlich geändert. Ältere Bayreuther erinnern sich noch, dass damals drei Bundesstraßen über den Bayreuther Sternplatz und die Maxstraße führten. Mit dem damals stark zunehmenden Straßenverkehr war diese Situation schnell unhaltbar geworden. Doch dann wurde der Bayreuther Stadtkernring gebaut und aus der B 505 wurde die A 70. Zusammen mit der A 9 ergab das eine brauchbare Umfahrung von Bayreuth", erläutert der ehemalige Vorsitzende und nimmermüde Aktive Helmut Korn der Kreisgruppe Bayreuth, die Geschichte der Planung.
Eine Verkehrsbefragung Anfang der 1990er Jahre hatte ergeben, dass es durch Bayreuth fast keinen Durchgangsverkehr (3,5 %) mehr gibt. Doch für solchen Verkehr war die Südtangente in erster Linie gedacht und deshalb ist sie auch nicht mehr gebaut worden.
Ein weiterer Grund dafür ist, dass sie erhebliche Auswirkungen auf Mensch und Natur hätte. So würde sie das beliebte Naherholungsgebiet Studentenwald (benannt nach den Studenten der ersten Bayreuther Universität) zerschneiden, das an den ebenfalls sehr beliebten Röhrensee-Park im Südosten direkt angrenzt. Im weiteren Verlauf würde sie zwischen den Wohngebieten Saas und Glocke verlaufen. All diese Gründe hatten den BUND Naturschutz (BN) seit den 1970er Jahren veranlasst, dieses Projekt auf das Schärfste zu bekämpfen - bislang mit Erfolg.
So erscheint es fast schon als Provokation, wenn jetzt wieder der Bau dieser Hauptverkehrsstraße gefordert wird, und zwar wohlgemerkt mit der Begründung der Verkehrslärm-Reduzierung auf anderen Bayreuther Hauptverkehrsstraßen. So zu lesen im Entwurf der Überarbeitung des Bayreuther Lärmaktionsplans.
"Es bleibt festzuhalten, dass eine solche Straße nach dem Hannover'schen Planungsbüro Schuberth mit 1.000 Fahrzeugen praktisch keine Verkehrsreduktion auf dem südlichen Abschnitt des Bayreuther Innenstadtrings erbringen würde. Dort fahren an die 35.000 Autos. Tausend weniger merkt man gar nicht", so Korn.
Die bisher völlig ruhigen Wohngebiete wie den Nordwesten der Saas sowie der Südosten der Glocke dürfen nicht verlärmt werden. Das Naherholungsgebiet Studentenwald dürfe nicht zerschnitten und damit für Mensch und Natur entwertet werden.
Der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger und die Mitglieder des Landesvorstandes zeigten sich entsetzt, dass solche uralten Planungen unter dem Deckmantel des Bayreuther Lärmaktionsplanes wieder aufgewärmt würden.
"Wer es ernst meint mit Lärmschutz, tut alles, um den Autoverkehr zu reduzieren durch Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel und nicht durch Straßenbau. Wer Straßen sät wird Verkehr ernten!", so der BN-Landesbeauftragte und Verkehrsexperte des BUND, Richard Mergner.
Für Rückfragen: Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken Telefon 0911 81878-24, E-Mail: tom.konopka@bund-naturschutz.de