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Bergwälder - Unersetzlicher Schutz für unsere Heimat

Bund Naturschutz würdigt langjährige vorbildliche Arbeit des Schlierseer Forstamtsleiters Johann Kornprobst für den Bergwald

23.07.2003

Im Rahmen einer Pressefahrt ehrte der Bund Naturschutz (BN) durch seinen Landesvorsitzenden Hubert Weiger Forstdirektor Johann Kornprobst mit der Karl Gayer-Medaille. Der langjährige Leiter des Forstamtes Schliersee erhielt diese hohe Auszeichnung, weil er sich seit Jahrzehnten um einen naturnahen Bergwald und die Erhaltung bzw. Wiederherstellung seiner Schutzfunktionen verdient gemacht hat. Sein Wirken hat bleibende Vorbildfunktion für viele Forstleute und Waldbauern.

Forstdirektor Johann Kornprobst wurde mit der Karl Gayer-Medaille des BN für seine bahnbrechende, heute als vorbildlich anerkannte und erfolgreiche langjährige Arbeit ausgezeichnet, die er im Bereich der Jagd gegen erbitterte Widerstände gestriger Jäger umsetzte. Mit dieser Auszeichnung werden vom BN seit 1977 in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) Persönlichkeiten mit außergewöhnlichen Verdiensten um den Wald geehrt. Forstdirektor Kornprobst ist der 23. Träger der Karl Gayer-Medaille. Die Karl Gayer-Medaille geht auf den Münchner Waldbauprofessor Karl Gayer zurück. Als Gegenbewegung zu Altersklassen- und Kahlschlagswald stellte er bereits im 19. Jahrhundert die Vorteile des gemischten, ungleichaltrigen Waldes und des Femelschlags als kleinflächige Nutzungsform heraus. Er gilt seitdem als der Vordenker für eine naturnahen Waldbewirtschaftung.

In seiner Laudatio hob Ulrich Mergner, Sprecher des BN-Arbeitskreises Wald, hervor, dass es sich bei Johann Kornprobst um einen profilierten Förster in Bayern handelt, der durch sein Handeln weit über die Grenzen des Schlierseer Forstamts hinaus bekannt wurde. Johann Kornprobst erkannte frühzeitig, dass die in Überzahl vorkommenden großen Pflanzenfresser Reh, Hirsch und Gams die Zukunft unserer Bergwälder stark gefährdeten. Überhöhte Schalenwildbestände verhinderten vielerorts das Nachwachsen der nächsten Baumgeneration und beeinträchtigten damit die Schutzfunktion des Bergwaldes. Durch eine konsequent ökologisch begründete Bejagung gelang es ihm die überhöhten Bestände an Gams und Rotwild deutlich abzusenken. Damit schuf er in seinem Verantwortungsbereich die entscheidende Bedingung dafür, dass sich der ihm anvertraute Wald wieder naturnäher und damit stabiler entwickeln konnte.

Im Rahmen einer Wanderung in die Kloaschau führte Johann Kornprobst beeindruckende Erfolge seiner Arbeit vor. Dies wurde an der Entwicklung der Baumart Tanne - dem Rückgrat des Bergwaldes - veranschaulicht, weil das Nachwachsen der Tannen als der entscheidende Gradmesser für eine erfolgreiche Waldwirtschaft im Bergwald angesehen werden kann. Die jungen Tannen werden im Forstamtsbereich Schliersee kaum noch verbissen und können ungehindert aufwachsen, die Anteile der Tannen in den jungen Wälder nehmen erfreulich zu. Johann Kornprobst zeigte, wie im Bergwald im Staats- und Bürgerwald die Gemeinwohlleistungen vorbildlich erfüllt werden. Daneben wird auch noch der umweltfreundliche Rohstoff Holz produziert, allerdings tritt dies hinter die vorrangig zu erfüllenden Schutzfunktionen des Bergwaldes zurück.

Seit der Gründung im Jahr 2000 arbeitet Johann Kornprobst im Bürgerwaldforum aktiv mit, das sich für eine vorbildliche Bewirtschaftung der Staatswälder mit Vorrang für die Gemeinwohlfunktionen einsetzt. Dies entspricht den Vorgaben des Bayerischen Waldgesetzes aus dem Jahr 1975. Das Bürgerwaldforum hält diese zukunftsweisenden Bestimmungen auch in der heutigen Zeit für hoch aktuell und fordert deshalb deren uneingeschränkte Umsetzung. Im Bürgerwaldforum sind die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft, der Bund Naturschutz in Bayern, der Deutsche Alpenverein, der Landesbund für Vogelschutz, die Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung und der Verband der Gebirgs- und Wandervereine mit insgesamt etwa einer Million Mitglieder zusammengeschlossen.

Jetzt sehen diese Verbände die positiven Entwicklungen der letzten 20 Jahre von akuten Veränderungen bedroht. Kritisch werden Bestrebungen gesehen, den Staatswald zu privatisieren oder vorwiegend nach gewinnorientierten Zielen zu bewirtschaften zu wollen. Seit der so genannten Forstreform wird die Bewirtschaftung der Staatswälder mehr und mehr einseitig auf Geldgewinn ausgerichtet. Einschneidender Personalabbau, Auflösung weiterer Forstreviere und drastisch erhöhter Holzeinschlag gefährden die künftige Erfüllung der Ziele nach dem Waldgesetz. So wird verstärkt Holz auch in ökologisch außergewöhnlich wertvollen, alten Laubwäldern eingeschlagen, die in das europäische Schutzgebietssystem "Natura 2000" integriert sind, und dies in einer Phase rückläufiger Nachfrage auf dem Holzmarkt. Auch dürfen wichtige Investitionen nicht wegen fehlender Haushaltsmittel vernachlässigt werden, wie dies derzeit in vielen Forstämtern der Fall ist. Deshalb begrüßen die Verbände des Bürgerwaldforums, dass ihre langjährige Forderung erfüllt wurde und die Staatsforstverwaltung die Leistungen, die für das Gemeinwohl erbracht werden, im Haushalt gesondert ausgewiesen werden. Das Bürgerwaldforum bittet nun die verantwortlichen Politiker im Landtag, für diese lebenswichtigen Zukunftsinvestitionen genügend Mittel bereitzustellen.

Zusammen mit verschiedenen Verbänden und Organisationen hat Johann Kornprobst die Interessengemeinschaft Wald, Wild und Naturschutz gegründet. Dabei handelt es um ein bayernweites Bündnis für den Wald, das für die Beibehaltung und konsequente Umsetzung des bewährten Grundsatzes "Wald vor Wild" eintritt, den die Jagdlobby und die Spitze des Bayerischen Jagdverbandes in verschiedenen Fällen versucht hat auszuhebeln.

Die Arbeit eines Johann Kornprobst für einen intakten Bergwald und seine Erfolge bei der Jagd müssen im Bürgerwald in Bayern Standard werden, so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. Deshalb fordert der BN auch eine Reform des Bundesjagdgesetzes, um dafür geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen.