Blockadepolitik bei Erweiterung der Naturzonen im Nationalpark Bayerischer Wald!
Nach der Entscheidung des Umweltausschusses des Bayerischen Landtags Ende November, wonach die erforderliche Ausweitung der Naturzonen im Erweiterungsgebiet des Nationalparks Bayerischer Wald nur bei einstimmiger Befürwortung der betroffenen Kommunen erfolgen darf, ist die internationale Anerkennung des Schutzgebietes in Gefahr. Der Ausschuss beschloss zwar einstimmig die weitere Umsetzung der gültigen Nationalparkverordnung und damit grundsätzlich auch eine Erweiterung der Naturzonen. Dennoch setzte die CSU-Mehrheit den Zusatz eines Einstimmigkeitsvotums der betroffenen Kommunen durch. „Einzelne Nationalparkgegner, wie beispielsweise die Gemeinde Lindberg im Landkreis Regen, können, wenn es bei dieser Regelung bleibt, die notwendige Fortentwicklung des Nationalparkkonzeptes blockieren“, kritisiert Helmut Steininger, BN-Vertreter im Nationalparkbeirat. Die Vorgabe der „Einstimmigkeit“ ist nach Ansicht des BN eine schwer wiegende Fehlentscheidung, mit der das vorrangige Ziel des Nationalparks, d. h. der Schutz der natürlichen Entwicklungsprozesse, ausgehebelt werden könnte. Auf Kosten von Natur, Tourismus und letztendlich der gesamten Wirtschaft der vom Nationalpark profitierenden Region. „Wir fordern daher den Bayerischen Landtag auf, die Entscheidung von 1997 zur Erweiterung des Nationalparks ernst zu nehmen und, wie damals, trotz einiger örtlicher Widerstände ein klares Zeichen für die Umsetzung der Nationalparkidee zu setzen“, so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN.
Im Plenum des Landtags wird das Thema in dieser Woche noch einmal behandelt. Der BN hat daher schriftlich an die Fraktionsvorsitzenden der Landtagsparteien appelliert, eine rasche Lösung zu finden, damit zumindest die Ausweitung der Naturzonen im Erweiterungsgebiet des Nationalparks nicht von Einzelnen blockiert werden kann. Aus Verantwortung für den ältesten Nationalpark Deutschlands muss sichergestellt werden, dass die Erfüllung der internationalen Kriterien konsequent fortgesetzt werden kann. In diesen ist festgelegt, dass 75 % der Nationalparkfläche frei von Beeinträchtigungen bleiben müssen. Das Nationalparkerweiterungsgebiet umfasst rund 11.000 Hektar. Lediglich 1.210 Hektar sind bisher als Naturzonen ausgewiesen und damit frei von menschlichen Eingriffen. Auf über 80 % wir derzeit der Borkenkäfer noch bekämpft, Holz eingeschlagen und großteils verkauft und dadurch dem natürlichen Stoffkreislauf des Nationalparks entzogen. Die Ausweisung weiterer Naturzonen ist daher dringend und umgehend erforderlich. Ansonsten ist zu befürchten, dass der Nationalpark Bayerischer Wald wegen Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Qualitätsstandards seine internationale Anerkennung verliert.
Dies hätte nicht nur schwerwiegende Folgen für die Natur sondern auch für die Tourismusbranche. Für sehr viele Besucher ist nämlich die Möglichkeit, im Nationalpark Wildnis hautnah zu erleben ein ganz entscheidender Aspekt, um in den Bayerischen Wald zu kommen. Die Weiterentwicklung der Nationalparkziele darf deshalb auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region nicht weiter verzögert werden.
Das Konzept „Natur Natur sein lassen“ hat sich bestens bewährt, wie das Beispiel des mittlerweile seit 35 Jahren bestehenden Alt-Nationalparks im Nachbarlandkreis Freyung Grafenau belegt. Seit den Borkenkäferkalamitäten der 90er Jahre wächst hier unter den toten Altbäumen ein vielfältiger, strukturreicher und stabiler Wald nach, ganz ohne menschliches Zutun. Der Nationalpark, mit den sich natürlich erneuernden Wäldern, ist auch aus diesem Grund zur Attraktion für Touristen aus ganz Bayern und weit darüber hinaus geworden. Ein Rückgang der Besucher im alten Teil des Schutzgebietes wegen den Borkenkäferflächen ist nicht erkennbar und über zwei Drittel der Feriengäste lehnen laut Umfragen eine Käferbekämpfung im Nationalpark ab.
Auch die große Mehrheit der Bevölkerung steht eindeutig hinter dem Ziel des Nationalparks, die natürlichen Entwicklungsprozesse zu schützen und vorrangig das Konzept „Natur Natur sein lassen“ weitestgehend auf der gesamten Fläche zu realisieren. Dazu hat sich auch die Bayerische Staatsregierung wiederholt bekannt.