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BN fordert endgültiges Aus für Straßendinosaurier „Haindling-Nord“

Vorsitzender Mergner: klimapolitisch falsch, Flächenverbrauch nicht vertretbar und nur minimale Entlastung des Stadtplatzes von Geiselhöring. BN und Interessengemeinschaft setzen sich für Regionaltrasse ein.

29.10.2021

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) und die Interessengemeinschaft “Haindling-Nord: Nein – Regionaltrasse: Ja“ rufen die bayerische und regionale Politik auf, die Variante Haindling-Nord nach mehr als 60 Jahren Planung für eine Umgehung von Geiselhöring endlich komplett aufzugeben. „Besonders der Verkehrsbereich muss endlich zum Klimaschutz beitragen – auch und vor allem bei den zahlreichen Staatsstraßen-Projekten. Wir können es uns nicht leisten, sinnlose Projekte wie die Variante Haindling-Nord der Staatstrasse 2142 weiterzuverfolgen. Wir fordern die politisch Verantwortlichen in der Region auf, die Pläne für die Umgehung zu stoppen, das Vorhaben unter Aspekten des Klimaschutzes neu zu bewerten und diese falschgeleitete Verkehrspolitik zu korrigieren“, fasst der Landesvorsitzende Richard Mergner die Position des BUND Naturschutz Bayern zusammen.

Wir brauchen keine Straße neben der Straße. Wir lehnen Haindling-Nord ab, weil diese Variante mit sieben Brückenbauwerken auf sieben Kilometern, enormen Aufschüttungen und Einschnitten sowie umfangreichen Erdbewegungen heillos überdimensioniert ist. Die Entlastungen für Geiselhöring wären nur äußerst gering“, ist sich Angela Ramsauer von der Interessengemeinschaft sicher.

BN und Interessengemeinschaft sprechen sich für die sogenannte Regionaltrasse als ökologisch sinnvollere und ökonomisch vertretbare Alternative aus und halten diese für ausreichend. Zeitnah könnten für die Stadt Geiselhöring mit verkehrsberuhigenden und verkehrslenkenden Maßnahmen in Stadtplatznähe Verbesserungen erzielt werden – etwa mit einem Durchfahrtsverbot für Lkw über sieben Tonnen am Stadtplatz sowie Zebrastreifen und Geschwindigkeitsbegrenzungen an unfallträchtigen Stellen.

„Wir brauchen eine echte Verkehrswende und das heißt, dass die öffentlichen Verkehrsmittel massiv ausgebaut werden müssen – gerade auch in Niederbayern. Die Gäubodenbahn muss für Schüler und Pendler noch attraktiver werden mit vernünftigen Anschlüssen in Neufahrn. Jedes Dorf bräuchte Verbindungen, mit denen man öffentlich zum nächstgelegenen Bahnhof kommt”, so Andreas Molz, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Straubing-Bogen.

Ein weiteres gewichtiges Argument gegen Haindling-Nord ist der massive Flächenverbrauch von ca. 25 Hektar im Vergleich zu nur etwa acht Hektar bei der Regionaltrasse. Es handelt sich hierbei um wertvollen landwirtschaftlichen Grund, Quellgebiete, eine ökologisch intakte Hangleite und interessante Biotope mit Arten der Roten Liste.

„Die Politik bringt das Problem des fortschreitenden Flächenverbrauchs nicht unter Kontrolle. Tagtäglich versiegeln wir Flächen für überdimensionierte Straßenbau-Projekte, die eigentlich für die Produktion von Lebensmitteln oder als Wild-Lebensraum zur Verfügung stehen könnten. Das ist eines der drängendsten Umweltprobleme in Bayern. Es fehlen verbindliche Vorgaben zum sparsamen Umgang mit Fläche – gerade beim Straßenbau”, so Richard Mergner weiter.

Das Landesamt für Statistik hat erst Mitte Oktober bekannt gegeben, dass der Flächenverbrauch wieder kräftig angestiegen ist. 2020 wurden in Bayern täglich 11,6 Hektar verbraucht. Allein in Niederbayern sind es 2,5 Hektar pro Tag, mit bayernweit stärkstem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Und das obwohl CSU und Freie Wähler im Koalitionsvertrag von 2018 eine Richtgröße von fünf Hektar pro Tag vereinbart haben.

Ein weiterer Kritikpunkt an der Variante Haindling-Nord ist der sehr nahe Verlauf am Kirchenensemble Haindling als Kulturdenkmal, das gerade aufwändig mit Millionen restauriert wurde und 2016 die Auszeichnung „Nationale Bedeutung“ erhielt. Die fernwirksame Attraktivität des weithin bekannten Wallfahrtsortes wäre mit der vorgesehenen Straßenführung zerstört.

Noch in diesem oder nächsten Jahr soll das Planfeststellungsverfahren für Haindling-Nord eröffnet werden. Der BUND Naturschutz und die Interessengemeinschaft betonen ausdrücklich, dass sie sich auch weiterhin offensiv in die Öffentlichkeitsbeteiligung des Verfahrens einbringen und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Fehlplanung vorgehen werden.