BN kritisiert die geplante Ortsumfahrung Schlungenhof (B13) bei Gunzenhausen
Der BUND Naturschutz sieht die geplante Umfahrung von Schlungenhof an der B13 im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen als vermeidbaren Flächenfraß, Landschaftsverschandelung und Energievergeudung an. Er lehnt die Pläne deshalb entschieden ab und unterstützt das Bürgerbegehren gegen den Bau.
"Der Flächenfraß in Bayern ist neben der Klimakrise das größte ungelöste Umweltproblem unserer Zeit. Solche Planungen wie die Umfahrung von Schlungenhof fressen unsere Landschaft und die landwirtschaftlichen Böden auf und lösen dabei die Verkehrsprobleme überhaupt nicht. Stattdessen wird der Autoverkehr mit höheren Geschwindigkeiten noch angeheizt und das Geld in die falsche Richtung investiert. Die Planung ist deshalb grundlegend falsch und wir hoffen, dass sie beim Bürgerentscheid durchfällt", so Tom Konopka, Regionalreferent beim BN-Landesverband.
"Der KFZ-Verkehr steigert jedes Jahr den Ausstoß von schädlichen Klimagasen. In Zeiten sterbender Wälder und extremer Wetterereignisse muss aber auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer endlich umsteuern, statt weiter die Autokonzerne zu begünstigen. Der weitere Ausbau des Bundesstraßennetzes ist unverantwortlich", so Konopka.
"Wir wollen statt der gigantischen Umfahrung den Beibehalt der bestehenden Trasse. Durch geeignete Maßnahmen wie Tempolimit und Flüsterasphalt kann eine deutliche Reduzierung der Anwohnerbelästigung durch Lärm und Abgase ermöglicht werden. Dadurch würde der Flächenverbrauch und die Einschnitte in die Landschaft reduziert", so Alexander Kohler, der Vorsitzende der Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen.
"Wir bitten alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger aus Gunzenhausen, am 19.01.20 zur Abstimmung zu gehen und drei Kreuze für den Erhalt der Landschaft bei Schlungenhof zu machen", so Norbert Ellebracht, 2. Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Gunzenhausen.
Jeden Tag werden 10,0 ha unbebaute Fläche in Bayern für Siedlungs- und Verkehrszwecke verbraucht (aktuellste Zahl von 2018). Haupttreiber ist der Bau von Wohnhäusern, vor allem getrieben durch den Straßenausbau, weil dieser zu einer weiteren Trennung der Funktionen Wohnen/Arbeiten/ Versorgung beiträgt.
Die Bundesregierung will den bundesdeutschen Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 ha pro Tag und bis 2030 auf weniger als 30 ha pro Tag senken (von derzeit ca. 58 ha/Tag). Alle anderen Bundesländer setzen dieses Ziel bereits um, nur Bayern stagniert auf hohem Niveau. Bayern ist weiter bundesdeutscher Spitzenreiter im Flächenfraß. Auch das Bayerische Landesamt für Umwelt zählt den Flächenverbrauch "zu den bedeutendsten Umweltproblemen im Freistaat".
Nach der starken öffentlichen Unterstützung des - vom Bay. Verfassungsgericht formal gestoppten - Volksbegehrens "Betonflut eindämmen" und der Schlappe der CSU bei der Landtagswahl 2018 hat die Koalition aus CSU und Freien Wählern beschlossen, als Ziel maximal 5 Hektar Flächenverbrauch pro Tag bis 2030 zu erreichen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) setzt dabei auf die Freiwilligkeit der Kommunen, ein Konzept, das seit Jahrzehnten erfolglos blieb. Von den staatlichen Planungen für Bundes- und Staatstraßen ist in seiner "Flächensparoffensive" allerdings nirgends die Rede.
Vorhaben für Umfahrungen wie in Schlungenhof, aber auch ähnliche Projekte wie die geplante Umfahrung von Merkendorf (B13) oder die von Dietfurt (B2) sind deshalb das völlig falsche Signal. Hier müssen die Staatlichen Bauämter endlich umdenken. Mit der Kabinettsumbildung beim anstehenden Ausscheiden des bisherigen Staatsministers für Wohnen, Bau und Verkehr, Hans Reichhart (CSU), besteht die beste Möglichkeit, umzusteuern und die Staatlichen Bauämter mit neuen Direktiven pro Verkehrswende zu versorgen.
Bei der Schlungenhofumfahrung liegt der Flächenverbrauch der vom Straßenbauamt favorisierten Variante bei vier Hektar Land. Gerechnet ohne die zusätzlichen Flächenversiegelungen während und nach der Bauphase.
ALLE anderen Varianten oder Trassen würden noch mehr Fläche verbrauchen, das Landschaftsbild noch mehr verändern und alle Fahrwege teilweise erheblich länger machen (mehr als 50 %).
Die Ziele einer zukunftsweisenden Straßenführung, die sowohl den Flächensparwillen der Bundes- und der Staatsregierung abbilden, als auch einen aktuellen Beitrag zum Umweltschutz schon in der Planung erkennen lassen, können damit nicht erreicht werden. Einzig der Wille zur Erhöhung des fließenden Verkehrs und der Zuführung von zusätzlichem Verkehr mit all seinen Problemen ist deutlich spürbar.
Eine Durchschneidung der den Vögeln dienenden Futterwiese von der Vogelinsel zwischen Laubenzedel und Schlungenhof hat unabsehbare Folgen für deren Fortbestand in der gesamten Region.
Das mit großem Aufwand erschlossene Touristengebiet Altmühlsee mit all seinen Naturschönheiten, seiner eigenen Vogelwelt und der typischen Flora und Fauna der Feucht- und Auenlandschaften muss erhalten bleiben. Die geplante Straßenführung würde das Gebiet zerschneiden. Es wäre ein Anschlag auf ein Sahnestück der Region für den sanften Tourismus.
Der BUND Naturschutz steht für den unbedingten Erhalt der Natur, des Landschaftsbildes und dazu gehörig auch die Vermeidung von Flächenzerschneidung. Wir sehen deshalb alle Initiativen die den drohenden Flächenverbrauch eindämmen als richtig und notwendig an. Deshalb unterstützen wir als überparteilicher Naturschutzverband das Bürgerbegehren.
Für Rückfragen:
Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken
Telefon 0911 81878-24, 0160 8531944
Mail: tom.konopka@bund-naturschutz.de