Bund Naturschutz begrüßt Milchlieferstreik
Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) begrüßt den Milchlieferstreik der bayerischen Milcherzeugergemeinschaften als wichtigen Schritt, um auf den drastischen Verfall der Erzeugerpreise aufmerksam zu machen, der zu einer weiteren Intensivierung der Milchproduktion und der Existenzvernichtung kleinerer Milchviehbetriebe führen wird. Die ökologisch wertvollen, extensiven Grünlandstandorte sind dadurch verstärkt von der Bewirtschaftungsaufgabe bedroht. Der Milchpreisverfall zwingt die Landwirte in eine immer stärkere Spezialisierung und Intensivierung, die auch negative Auswirkung auf den Erhalt der bayerischen Kulturlandschaft, die Artenvielfalt des Grünlandes und die Gesundheit der Milchkühe hat. Hohe Milchleistungen werden zunehmend mit unökologischen Importeiweißfuttermitteln erzeugt, so dass die Grünlandwirtschaft ganz generell immer mehr ins Hintertreffen gerät und unrentabel wird. Der BN fordert daher eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen für die Milcherzeuger auf EU-, Bundes- und Landesebene, um einer naturverträglichen tiergerechten bäuerlichen Milchviehwirtschaft auf Grünland wieder verbesserte Chancen einzuräumen. Auch die Infrastrukturförderung für weitere Einkaufszentren und Discounter "auf der grünen Wiese" muss zurückgenommen werden.
Die Ursachen für den Milchpreisverfall sieht der BN nicht nur in den Rahmensetzungen der EU-Agrarpolitik, die die Milcherzeugungsquoten über den Bedarf in der EU hinaus ausdehnt, sondern auch in dem durch Infrastrukturmaßnahmen politisch geförderten wachsenden Anteil von Lebensmittel-Discountern.
BN Forderungen
Der BN fordert deshalb, dass endlich europaweit und national die Milchüberproduktion durch flexible Anpassung der Milchquoten an den Bedarf gestoppt wird.
In Bezug auf die Diskussion um die Umsetzung der EU-Agrarreform in Deutschland begrüßt der BN die Haltung der Agrarminister in Osnabrück, am Kombinationsmodell für die Umsetzung der EU-Agrarreform in Deutschland festzuhalten. Allerdings muss nach Auffassung des BN zur Besserstellung der Grünlandbetriebe mit der Abschmelzung des Betriebsprämienanteils spätestens 2007 begonnen werden und eine höhere Grünlandprämie zu Beginn der Reformumsetzung festgelegt werden. Damit auch kleinere Milchviehbetriebe zukünftig konkurrenzfähig bleiben, muss die Bindung der Zahlungen an die Arbeitskräfte eines Betriebes festgelegt werden.
Auch die gemeinsame Diskussion von Bundeslandwirtschaftsministerium und Ländern zu Maßnahmen zur Milchreduktion ist in den Augen des BN der Schritt in die richtige Richtung. Nur mit einer Mengenreduktion kann ein wichtiger Beitrag zu stabileren Erzeugerpreisen geleistet werden. In Ergänzung mit einer hohen Grünlandprämie könne dies der umweltfreundlichen Grünlandmilchwirtschaft eine Zukunft weisen.
Die Milchquote muss an die Grünlandnutzung gekoppelt werden und die nationale Reform der Agrarpolitik muss endlich dazu genutzt werden, die bisher weitgehend fehlende Förderung für das Grünland aufzuheben und der Ackerbauförderung gleichzustellen.
Die Bayerische Staatsregierung fordert der BN auf, die Änderung des Landesentwicklungsprogramms rückgängig zu machen, durch die die Baugebietsausweisungen für Einkaufszentren, Supermärkte und Discounter, wie Aldi, Norma, Plus oder Lidl, auf der grünen Wiese weiter begünstigt werden.
Gleichzeitig müssen kleinere regionale Molkereien besser von staatlicher Seite gefördert werden und der bayerische Milchabsatz durch Aktionen wie Schulmilch verbessert werden. Derzeit profitieren vor allem Molkereigroßunternehmen wie Müller Milch von öffentlichen Zuschüssen, wie die von der EU im November 2003 genehmigte Beihilfe in Höhe von 40 Millionen Euro für den Ausbau einer Verarbeitungsstätte von Müller Milch im sächsischen Leppendorf belegt.
Auch die bayerischen Kommunen können über Vorgaben zur Verwendung von Regionalprodukten im Bereich der öffentlichen Großverbraucherverpflegung zum verbesserten Absatz der regional erzeugten Milch und damit indirekt zum Erhalt der bayerischen Grünlandwirtschaft und zum Kulturlandschaftserhalt beitragen.