BUND Naturschutz ehrt Hubert Heinl mit der Karl Gayer-Medaille
Im Rahmen einer Festveranstaltung in Rohrmoos ehrt der BUND Naturschutz in Bayern (BN) Hubert Heinl mit der Karl Gayer-Medaille für seine herausragenden Verdienste um die naturgemäße Waldwirtschaft und beim Waldnaturschutz. Hubert Heinl ist langjähriger Revierleiter im Revier Sonthofen West im Forstbetrieb Sonthofen. In seiner Laudatio lobte Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN: „Mit waldbaulichem Gespür, jagdlichem Engagement und naturschutzfachlichem Wissen gestaltet Hubert Heinl die Wälder in seinem Revier vorbildlich. Unter schwierigen Rahmenbedingungen im Berg- und Schutzwald erreicht Hubert Heinl durch konsequente Jagd auf Reh, Hirsch und Gams, dass die so wichtige Baumart Weißtanne ohne Schutz gegen Schalenwildverbiss aufwachsen kann. Besonders in labilen, erosionsgefährdeten Wäldern rund um das Riedberger Horn ist der Aufbau von stabilen Bergmischwäldern mit einem hohen Tannenanteil sein Ziel.“ Mergner warb zugleich bei der Landespolitik und der Spitze der Staatsforsten dafür, bei der Waldnutzung im Staatswald den vielfältigen Schutz- und Erholungsfunktionen einen Vorrang einzuräumen. Die Aufgaben und Leistungen müssen unabhängig vom Holzpreis finanziert werden. Zudem braucht es mehr Fachleute in den Revieren vor Ort, damit die gestiegenen Anforderungen, vor allem infolge der Klimakrise erfüllt werden können.
Seit fast 30 Jahren im Forstrevier Sonthofen-West für Gemeinwohl engagiert
Für den Franken Hubert Heinl begann die forstliche Karriere im Allgäu vor 35 Jahren mit der Sanierung von Schutzwäldern. Wegen der stark überhöhten Wildbestände eine mitunter trostlose Aufgabe, weil diese die Waldverjüngung regelrecht auffraßen. Als Heinl 1992 das Forstrevier Fischen übernahm war klar: die Grundvoraussetzung für den Schutz, die Bewirtschaftung und das Gedeihen der Bergwälder sind angepasste Bestände von Reh, Gams und Hirsch. Das frühere Ziel, starke Trophäenträger und zu hohe Wildbestände zu „züchten“, wurde abgeschafft. Das Waldökosystem und vor allem dessen Erneuerung durch junge Bäumchen bekam Vorrang vor Trophäenkult und Jagd. Mit unglaublichem persönlichen Engagement schaffte er es durch eine konsequente Bejagung, dass der Bergwald und hier vor allem die Leitart Weißtanne sich selbst verjüngen kann und aufwachsen kann.
Vielfältiges Engagement im Natur- und Artenschutz und Umweltbildung
Ein großes Anliegen ist Hubert Heinl auch der Schutz der Artenvielfalt. In seinem mittlerweile 2800 Hektar großen Revier, davon 70 % Schutzwald mit Weißtanne, Auerhuhn und Mooren, hat Heinl beim Schutz von Arten und Biotopen in den fast 30 Jahren viel erreicht. Schon früh setzte er sich für den Schutz der Auerhühner ein, die in den Staatswäldern in Balderschwang und Rohrmoos ihre Kernhabitate für das Allgäu haben. Und, nachdem er mit einem Revierteil im angrenzenden Gunzesrieder Tal 2005 eine einzigartige Landschaft an Hochlagenmooren übertragen bekommen hat, wurden auch die Moore eine Herzensangelegenheit. Für diese vielfältigen Aufgaben holte er eine Menge Expertenwissen ein, gerade von Naturschützern. Gemeinsam wurden Pflegepläne erstellt und Maßnahmen umgesetzt, die heute Vorbildcharakter haben und oft Exkursionsziele sind, etwa die pflegliche Moorbeweidung mit Hochlandrindern in den Birkachmooren. Die Moorrenaturierung des Werdensteiner Mooses samt Öffentlichkeitsarbeit am Moorpfad - ein sehr beliebtes Ausflugsziel – hat Heinl entscheidend voran gebracht, stets in Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Kreisgruppe des BUND Naturschutz.
Hubert Heinl ist nicht nur selbst begeisterter Naturschützer und Förster, sondern er kann auch begeistern: Hunderte junger Menschen haben in den letzten 30 Jahren über den Verein Bergwaldprojekt e.V. Bäume gepflanzt, Steige erstellt und den Wald gepflegt.
Hintergrund: Waldbauprofessor Karl Gayer als Vorbild
Die Karl Gayer-Medaille wurde vom BN zur Erinnerung an den im ausgehenden 19. Jahrhundert wirkenden Münchner Waldbauprofessor Karl Gayer geschaffen, der ein Vordenker und Vorkämpfer für den naturgemäßen Waldbau in Europa war. Sie wird seit 1977 vom BN in unregelmäßigen Abständen an Forstleute oder Waldbesitzer verliehen, die sich vorbildhaft für den naturgemäßen Waldbau eingesetzt haben. Heinl ist der 36. Preisträger. Bereits im 19. Jahrhundert hat Karl Gayer als Gegenbewegung zu Altersklassen- und Kahlschlagswald die Vorteile des gemischten, ungleichaltrigen Waldes und des Femelschlags als kleinflächige Nutzungsform herausgestellt. Gayer wollte die Standortskräfte erhalten und die Holzproduktion mit stabilen, ungleichartigen Mischbeständen sicherer gegenüber Risiken aus Sturmwurf, Schneebruch, Insektenfraß und Pilzschäden machen. In Zeiten der Klimakrise sind Gayers Ideen aktueller denn je.
Anlage
Liste der Träger der Karl Gayer- Medaille
Für Rückfragen:
Ralf Straußberger, BN Waldreferent, Tel 0171/738 17 24