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Bund Naturschutz fordert BMW zur Kurskorrektur auf

Appell an die Hauptversammlung: Stopp des geplanten Geländewagen-Trainingszentrums im Naturpark Vorderer Bayerischer Wald

28.04.2006

Im Namen von Anwohnern, Naturfreunden und Erholungssuchenden fordert der Bund Naturschutz die Hauptversammlung der BMW AG am 16. Mai 2006 auf, die Planungen für ein Geländewagen-Trainingszentrum in Rettenbach (Gemeinde St. Englmar, Landkreis Straubing-Bogen) aufzugeben, das einen der schönsten und immer noch weitgehend intakten Lebensräume im Landschaftsschutzgebiet Vorderer Bayerischer Wald unwiederbringlich zerstören würde. Anwohner und Umweltschützer werden diese Forderung bei der BMW-Hauptversammlung auch persönlich vorbringen, erklärte Winfried Berner, Mitglied des BN-Landesvorstands und BMW-Aktionär: "Es kann nicht im Interesse der Aktionäre liegen, dass BMW seinen guten Ruf im Umweltbereich dauerhaft ruiniert, und dies wegen eines wirtschaftlich marginalen, aber ökologisch katastrophalen Projektes. BMW würde damit über die deutschen Grenzen hinaus zum Negativbeispiel dafür werden, wie Autokonzerne mit der Natur umgehen. Und das würde nicht nur der Umwelt, sondern auch der Wertentwicklung der BMW-Aktie schweren Schaden zufügen."

Wie Berner erläuterte, hat BMW im Bereich der Produktion durchaus Pionierarbeit geleistet, um die Umweltbelastungen durch die Automobilproduktion innerhalb der technisch möglichen Grenzen zu halten. Durch die Unterzeichnung des "Cleaner Production Programme" des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hat sich das Unternehmen freiwillig verpflichtet, "vorbeugendes Umweltmanagement zum Leitbild eigener Produktionsprozesse zu erheben" (BMW Website) und dabei auch nennenswerte Fortschritte erzielt. Auch wenn BMW im Flottenverbrauch und CO2-Ausstoß im obersten Drittel liege, vermittle das Unternehmen der Öffentlichkeit damit den Eindruck, dass dem Unternehmen die Folgen seines Handelns für die Umwelt nicht gleichgültig seien. Diese Bemühungen könne der Konzern aber massiv gefährden, falls er ausgerechnet an einem der ruhigsten und idyllischsten Flecken im Naturpark Vorderer Bayerischer Wald ein Übungsgelände für schwere Geländewagen durchdrücke - mitten in einer artenreichen, aber gerade deshalb besonders sensiblen Mittelgebirgsregion an der Südwestflanke des Hirschensteins (1153 m.ü.M.), die noch weitgehend unbelastet von Autoverkehr ist.

Berner, der selbst 15 Jahre lang BMW gefahren ist und seinen letzten BMW erst kürzlich aus Protest gegen das Projekt in Rettenbach zurückgab, hat durchaus Verständnis dafür, dass BMW seinen zahlungskräftigen Kunden die Gelegenheit bieten möchte, die technischen Möglichkeiten ihrer Geländefahrzeuge in einer Weise auszuprobieren, wie dies weder in Bogenhausen noch in Grünwald oder Gauting möglich ist. Dies dürfe nicht zu Lasten einer noch weitgehend unzerstörten Naturlandschaft erfolgen.
"Wenn man Tiere aller Art, geschützt oder aussterbend, vertreibt, die Flora schädigt durch Versiegeln und Umpflügen, die Luft mit Feinstaub, CO2 und allen möglichen anderen Abgasen vollpumpt, nur damit ein paar weinige Möchtegern-Schumachers lernen, noch schneller in die Kurven zu gehen, nur damit ein interessierter Hotelier Geschäfte machen kann, dann scheint das ökologische Bestreben nach der Produktion der BMW-PKWs aufzuhören" so Dr. Klaus Krumbacher. Der ehemalige Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, ebenfalls BMW-Aktionär und langjähriger Anwohner in Rettenbach, mit Verantwortung für über 35.000 Geburten in Regensburg, der über den Gedanken, was diese Kinder in 80-90 Jahren für eine Welt wohl vorfin-den werden zur Umweltpolitik kam.

Richard Mergner, der verkehrspolitische Sprecher des BUND, machte darauf aufmerksam, dass der "Fall Rettenbach" mittlerweile von umweltengagierten Bürgern bundesweit und aus den angrenzenden Nachbarländern beobachtet werde: "Der Fall Rettenbach hat sich zu einem negativen Symbol für das Verhältnis von BMW zur Umwelt entwickelt. Wenn der Leiter des Fahrertrainings öffentlich den Eindruck zu erwecken versucht, solche Trainingszentren würden zur ökologischen Aufwertung der betreffenden Regionen beitragen, dann ist dies ein Beleg für die ökologische Inkompetenz."

Wenn der Konzern sich weiter so ignorant und unsensibel verhielte wie bisher, könne er sich unversehens in einer ähnlichen Rolle wiederfinden wie vor Jahren der Nestlé-Konzern. Der schweizerische Lebensmittelkonzern hatte jahrzehntelang damit zu kämpfen, dass er durch seine massive Werbung für Muttermilchersatzprodukte zum Inbegriff eines rücksichtslosen Gewinnstrebens zu Lasten der Bevölkerung in der Dritten Welt geworden war. Mergner resümierte: "Es liegt im besten Interesse der Aktionäre, BMW vor einem ähnlich folgenschweren Fehler zu bewahren!"