BUND Naturschutz ruft zum Endspurt für das Volksbegehren Artenvielfalt auf
"Auch vor der Oberpfalz hat das dramatische Vogel- und Insektensterben nicht Halt gemacht. Die Folgen für Natur und Umwelt zeigen sich schon jetzt. Die Nahrungskette vieler Vogel- und Säugetierarten wird durch den Rückgang der Insekten negativ beeinflusst, sie werden immer weniger. Außerdem sind etwa 75 Prozent unserer Nutzpflanzen auf die Insektenbestäubung angewiesen, ohne die es nichts zu ernten gibt. Deswegen hoffen wir, dass das Volksbegehren "Rettet die Bienen und die Artenvielfalt" erfolgreich ist", so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern.
"Nachdem die bayerische Staatsregierung das wichtige Thema Artenvielfalt viele Jahre lang vernachlässigt hat, bietet das laufende Volksbegehren nun für die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ein deutliches Zeichen gegen ein "Weiter so!" zu setzen. Mehr Uferrandstreifen, mehr ökologische Landwirtschaft und ein Biotopverbund für Bayern sind entscheidende Elemente des Volksbegehrens. Darüber hinaus brauchen wir allerdings auch eine ökologische Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik und klare Regelungen für den Flächenschutz in Bayern", ergänzt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe.
Kleine Arche-Noah-Flächen können das Artensterben nicht stoppen
"In der Oberpfalz haben wir die selbe Entwicklung wie anderswo auch", so Toni Wolf, Experte für Natur- und Artenschutz aus der Gemeinde Tännesberg im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab. "Ein Beispiel ist der Verlust des Rebhuhnbestands in der Feldflur bei Tännesberg, der trotz intensiver Bemühungen bei der Landschaftspflege nicht aufzuhalten war."
Zwar pflegen alle BN-Kreis- und -Ortsgruppen überall im Land Biotope, auch die vielen Landschaftspflegeverbände, etliche Kommunen und viele Landwirte, doch der Artenrückgang geht weiter.
"Wir können Feuchtwiesen für Schmetterlinge und Heuschrecken pflegen, Streuobstwiesen und Hecken für Grünspechte und Neuntöter pflanzen oder Tümpel für Libellen und Kröten anlegen. Damit schaffen und retten wir relativ kleine Arche-Noah-Flächen. Solange aber weiter umfassend gespritzt und bis an die Gewässerränder geackert wird, werden wir das Artensterben nicht aufhalten", so Mergner.
Das Volksbegehren Artenvielfalt will ein besseres Naturschutzgesetz
Mit dem Volksbegehren Artenvielfalt wollen wir ein neues, besseres Naturschutzgesetz verankern. Es soll die bayerische Staatsregierung dazu bewegen, sich mehr als bisher für den Umwelt- und Naturschutz einzusetzen.
Im Kern sollen durch das Volksbegehren folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Ökologische Landwirtschaft auf mindestens 20% der landwirtschaftlichen Flächen bis 2025 und 30% bist 2030 erhöhen.
- Blühende Randstreifen an Gewässern für die Artenvielfalt und das Trinkwasser schützen.
- Alle staatlichen Flächen pestizidfrei bewirtschaften.
- Pestizide in Schutzgebieten ganz verbieten.
- Zehn Prozent aller Wiesen in Blühwiesen umwandeln.
- Hecken, Bäume und kleine Gewässer in der Landwirtschaft erhalten.
- Innerhalb von zehn Jahren 13 Prozent der Landesfläche als Biotopverbund ausweisen.
- Naturschutz in die Lehrpläne einbinden.
Das Volksbegehren nützt gerade auch den Bauern
Das Volksbegehren richtet sich nicht gegen die Landwirtschaft. Es sind vielmehr die Bauern, die auch Leidtragende von politischen Fehlentwicklungen und Fehlanreizen sind. Das Hofsterben ist ein Symptom falscher Politik, die seit Jahrzehnten auf immer mehr Wachstum setzte.
Der BUND Naturschutz ruft dazu auf, das Volksbegehren "Rettet die Bienen und die Artenvielfalt" zu unterstützen. Nur wenn sich bis zum 13. Februar zehn Prozent der bayerischen Wahlberechtigten (= fast eine Million Menschen) in den Rathäusern für das Volksbegehren eintragen, können wir alle in einem anschließenden Volksentscheid über ein besseres Gesetz abstimmen.
Weitere Informationen zum Volksbegehren Artenvielfalt - Rettet die Bienen
Erfolge für den Naturschutz im Jahr 2018
Der BN freut sich über Erfolge beim Schutz einzigartiger Naturlandschaften wie dem Riedberger Horn, für das sich auch Oberpfälzer Aktive eingesetzt haben. Mit dem Einsatz gegen eine neue Autobahnausfahrt an der A6 bei Traunfeld konnten die Neumarkter NaturschützerInnen zusammen mit Bündnispartnern auch eine schutzwürdige Landschaft vor einer möglichen Bebauung durch ein Gewerbegebiet bewahren.
Die Mia ham´s satt!-Demo in München mit 18.000 Menschen - eine Woche vor der Landtagswahl - zeigte, dass vor allem Themen wie naturverträgliche Landwirtschaft, Flächenschutz und die Bewahrung der Artenvielfalt die Menschen bewegen. Auch aus der Oberpfalz waren zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort.
Ein weiterer großer Erfolg ist die Rettung des vom Basaltabbau bedrohten Naturwalds am Teichelberg im Landkreis Tirschenreuth. Nach dem 20-jährigen Einsatz des BN für das ausgewiesene Naturschutzgebiet haben die Bayerischen Staatsforsten als Waldeigentümer im letzten Sommer den Abbaupachtvertrag gekündigt, so dass die vielfältigen Bemühungen von Erfolg gekrönt waren.
Die sieben Oberpfälzer Kreisgruppen tragen durch konkrete Naturschutzprojekte, durch Aufklärungsarbeit und durch ihren Einsatz zum Schutz wertvoller Landschaften vor Zerstörungen seit Jahrzehnten zum Erhalt der Natur und Artenvielfalt in der Oberpfalz bei. Beispiele dafür sind das BN-eigene Naturwaldreservat Rumpelmühle im Landkreis Amberg-Sulzbach und das Ziegenbeweidungsprojekt an den Hängen des Pfreimdtals im Landkreis Schwandorf.
Besonders freut sich der BN über einen großen Zuwachs an Mitgliedern und Förderern im Jahr 2018. Mit zum Jahresende rund 235.000 Mitgliedern und Förderern erreicht der BUND Naturschutz (BN) den bisher größten Mitgliederstand seiner 105‐jährigen Geschichte (+2,8% gegenüber 2017). In der Oberpfalz verzeichnete der BN einen überdurchschnittlichen Mitgliederzuwachs auf 17.570 (+ 3,5%).
Kein dritter Nationalpark: Rückschlag für den Naturschutz im Jahr 2018
Ein herber Rückschlag für den Naturschutz ist das kategorische Nein zu einem 3. Nationalpark im neuen Koalitionsvertrag, trotz einer Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger Bayerns, die sich einen dritten Nationalpark wünschen. An der Erfüllung dieser zentralen Forderung aller bayerischen Naturschutzverbände wird der BUND Naturschutz weiterhin arbeiten.
Schwerpunkte 2019
Der BUND Naturschutz will bessere Bedingungen für die Natur mit dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" durchsetzen.
Zudem will der BN erreichen, dass die Pariser Klimaschutzziele in Bayern umgesetzt werden mit einem Klimaschutzgesetz, der Aufnahme des Klimaschutzes in die Verfassung und der Abschaffung der 10H-Regel, die die Windkraft behindert.
Darüber hinaus wollen wir das 5-Hektar-Ziel als Höchstgrenze des Flächenverbrauches verankern, um vom Flächendumping zum Flächenrecycling zu kommen.
Der BN will mehr Waldwildnis durch 10 Prozent Naturwälder und einen 3. Nationalpark in Bayern.
Schließlich werben wir für Europa und seine sozial-ökologische Weiterentwicklung im Rahmen der Europawahl am 26. Mai 2019 und werden politisch aktiver.
Für Rückfragen
Reinhard Scheuerlein
Regionalreferent für die Oberpfalz
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Telefon 09 11 / 8 18 78 14
reinhard.scheuerlein@bund-naturschutz.de