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Bund Naturschutz zieht „Grüne Bilanz“ 2009 für Oberbayern und stellt Brennpunkte für 2010 vor

In Oberbayern als Wachstumsregion aber auch als sehr naturreiche Region bedeutet Naturschutz vor allem den permanenten Einsatz für eine intelligente Flächennutzung. Der Bund Naturschutz stellt dabei eine zunehmende Unterstützung aus der Bevölkerung fest.

27.01.2010

Sei es der ungebrochene Einsatz gegen den Bau der A94 im Isental, die Münchner Südautobahn A99, den Ausbau der A8 östlich von Rosenheim, die 3. Startbahn am Flughafen München oder gegen die zahlreichen kleineren Straßen und Gewerbegebiete – überall wird der BN von immer mehr BürgerInnen unterstützt, die ihre Heimat vor Zerstörungen schützen wollen. „Immer mehr Bürger erkennen, dass Naturschutz nicht nur die Heimat und Lebensqualität bewahrt, sondern gleichzeitig auch Geld spart,“ bilanzierte Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN die starke Unterstützung. „Diese Synergien wollen wir 2010 im Internationalen Jahr der Biodiversität besonders herausstellen: Natur ist wahrer Reichtum.“

Gerade in Oberbayern ist dies nach Ansicht des BN offenkundig:

  • die großen Moore des Alpenvorlandes können durch Renaturierung Klimagase und Regenwasser speichern, sie sind billiger Klima- und Hochwasserschutz.
  • Grünlandgebiete mit einer extensiven Nutzung sichern gesunde Nahrung und Böden.
  • Flüsse mit breiten Auen sind kostenlose Pufferflächen für Hochwasser, wenn Hochwasserschutz mit Deichrückverlegung und Renaturierung verbunden wird. Isar, Salzach, Donau, Ammer und Amper bieten sich hier besonders an.
  • intakte Bergwälder sind Wasserspeicher und Erosionsschutz.

2009 kam nach Beurteilung des BN zwar der Moorschutz (wegen der zusätzlichen KLIP-Gelder) etwas voran, auch ist die Salzach-Renaturierung ein Meilenstein. Einige Infrastrukturmaßnahmen konnten durch den Einsatz von BN und Bevölkerung endgültig gestoppt werden (z.B. Lechsteg bei Landsberg). Bei zentralen Großprojekten wie 3. Startbahn, A94 und A99 Süd haben neue Untersuchungen und aktuelle Entwicklungen die Gegenargumente des BN bekräftigt. Einige Naturschutzprojekte kamen auf BN-Flächen (z.B. NSG Gfällach, ED) oder mit Hilfe des BN weiter voran und bilden zentrale Rückzugsflächen in der oberbayerischen Landschaft.
Doch wurden 2009 leider viele große Chancen vertan, Auen zu reaktivieren (z.B. Deichsanierung statt Deichrückverlegung an der Isar, Naturschutzgebiet statt Stadionbau bei Ingolstadt) oder den Flüssen wirklich anspruchsvolle Ziele zu geben (Bewirtschaftungspläne nach Wasserrahmenrichtlinie, Durchgängigkeitskonzept). Stattdessen stellt eine 2009 von e.on veröffentlichte Potentialstudie für den Ausbau der Wasserkraftnutzung den Flussschutz generell in Frage, sogar an der Salzach (BGL, TS) und der Ammer (WM) halten sich trotz Renaturierungskonzepten hartnäckige Wasserkraftplanungen. Der Wiesenumbruch in Grünlandgebieten hat sich weiter fortgesetzt, wieder wurde Bergwald für den Skisport (GAP) gerodet, eine neue Straße zu einer bisher unerschlossenen Alm genehmigt (Rappinalm, TÖL) und die ersten Bewerbungsunterlagen M+2 für die olympischen Spiele 2018 eingereicht (M, GAP, BGL). Die Klage des BN für eine sinnvollere und naturverträglichere Variante des Kramertunnels (GAP) wurde vom Bayerischen Verwaltungsgericht ebenso abgewiesen wie die Klage gegen die Westtangente Rosenheim (B 15, RO). Der Bau an der A94 Richtung Isental wurde begonnen und steht nicht nur für sinnlose Naturzerstörung, sondern auch für eine verfehlte Verkehrs- und Klimaschutzpolitik. Statt aus Gründen des  Menschen-, Klima- und Landschaftsschutzes umzusteuern, will die Staatsregierung unisono mit Verkehrsminister Peter Ramsauer mit weiteren Straßen der Auto- und Lasterlawine den Weg bereiten. Ein Beispiel hierfür ist auch der geplante Maximalausbau der A 8 von Rosenheim bis zur Landesgrenze (6  Fahrstreifen + 2 Standspuren statt  maßvoller Lösung nur mit Standspuren und optimalem Lärmschutz: „Vier plus zwei, das reicht!“).
In nahezu allen oberbayerischen Landkreisen wurde 2009 wertvoller Boden mit Gewerbegebieten für ALDI, AUDI und Co. überbaut bzw. Planungen dafür beschlossen. Nicht einmal höchst fruchtbare Böden für die Landwirtschaft (IN), Überschwemmungsgebiete (FS, PAF) oder Grünzüge (ED, WM) sind dabei noch tabu.
 
Der BN wird im Jahr 2010 einen Schwerpunkt auf der verbesserten Umsetzung des Moorschutzes, des bayerischen Auenprogrammes der Wasserrahmenrichtlinie und der bayerischen Ziele zum Flächenschutz legen. „Es fehlt in Bayern nicht an Programmen zum Schutz der Natur, sondern vor allem an ihrer Umsetzung durch die Staatregierung und die Kommunen,“ so der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner.

„2010 muss eine Investitions-, Umsetzungs- und Werbeoffensive im Naturschutz beginnen.“ Sonst bleibe auch die bayerische Biodiversitätsstrategie und das Bündnis zum Flächensparen ein Papiertiger, so Mergner.
Die 2010 anstehenden Novellierungen des bayerischen Wasser- und des Naturschutzgesetzes müssen die nötigen rechtlichen Vorgaben dazu aufnehmen, der geplante Verzicht auf das Verbot des Grünlandumbruchs in Überschwemmungsgebieten und auf die verbindliche Festlegung von Gewässerrandstreifen muss rückgängig gemacht werden.
Auch eigene Projekte, z.B. im Moorschutz, wird der BN 2010 intensivieren. Bei der Landesgartenschau 2010 in Rosenheim ist der BN mit eigenen Angeboten zum Auen- und Biberschutz präsent. „Der BN wird 2010 insbesondere aufzeigen, dass NaturschutzKlimaschutz ist und Klimaschutz nicht zu lasten der Natur gehen darf.“ kündigte Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern an. Weder ein weiterer Ausbau der Wasserkraft oder Photovoltaikanlagen auf jeder Fläche noch ein überdimensioniertes Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk (Planung bei Haiming, AÖ) sind aus Klimaschutzgründen nötig - und trotzdem können die Atomkraftwerke sofort abgestellt werden.

Gerade auch in Zusammenhang mit dem Klimaschutz wird der BN verstärkt gegen eine verkehrte Verkehrspolitik und die damit verbundenen geplanten Autobahnneu- und ausbauten in Oberbayern vorgehen; d.h. bei der A94 erneut Klage einreichen (ED), beim A8-Ausbau den politischen Druck erhöhen und bei geplanten Umfahrungen mit gravierender Naturzerstörung wie bei der Umgehung von Burghausen (B 20, AÖ) oder der Westtangente von Freising (FS) bestandsorientierte und verkehrswirksame Alternativen fordern. Sollte 2010 trotz erdrückender Gegenargumente und Nicht-Finanzierbarkeit der Planfeststellungsbeschluss für die 3. Startbahn am Flughafen München erlassen werden, ist der BN auch auf diese Klage gut vorbereitet.

Auch der Flächenverbrauch bleibt gerade in Oberbayern und seinen Boomregionen wie z.B. Ingolstadt, Rosenheim und Freising ein zentrales Thema des BN. Der BN wird 2010 verstärkt die positiven ökologischen und ökonomischen Folgen einer Abkehr vom Wachstum durch Flächenverbrauch aufzeigen.

In den Alpen wird der BN insbesondere in Zusammenhang mit der Olympia-Diskussion (GAP), den neuen Planungen für den Ausbau des Skigebietes am Sudelfeld (MB, RO) sowie den ständig neuen Event-Ideen im Sommertourismus (z.B. „Flying Fox“) betonen, dass in Zeiten des Klimawandels gerade der Tourismus mit dem Schutz der Natur in Einklang gebracht werden sollte.

Bund Naturschutz gestärkt für 2010

Die Mitgliederzahl des BN ist in Oberbayern von 57.801 Mitgliedern auf  58.197 Mitglieder gestiegen. Der BN mit seinen 20 Kreisgruppen und 174 Ortsgruppen Oberbayerns insgesamt gestärkt ins Jahr 2010 und wird weiterhin mit breiten Allianzen und vielfältigen Ideen zum Erhalt der Lebensqualität in Oberbayern beitragen. Dabei werden die Kreis- und Ortsgruppen auch dem Ruf des BN als größte ökologische Volkshochschule wieder gerecht werden. Gerade in Oberbayern hat der BN mit seiner Ökostation Wartaweil am Ammersee einen Schwerpunkt der Bildungsarbeit, von der wichtige Impulse für Umwelt- und Naturschutz und die Stärkung der Region ausgehen.

Besonders freut es den BN, dass das Engagement etlicher seiner aktiven Mitglieder auch von staatlicher Seite durch Ehrungen gewürdigt wurde, 2009 waren zwei herausragende Artenschützer darunter: der langjährige Freisinger BN-Kreisvorsitzende MdL Dr. Christian Magerl 2009 erhielt den Bayerischen Verdienstorden, der langjährige BN-Ortsvorsitzende von Grünwald und Vorsitzende der Ornithologischen Gesellschaft Bayern Manfred Siering das Bundesverdienstkreuz am Bande.


Für Rückfragen:

Dr. Christine Margraf, Leiterin Fachabteilung München, 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de

Kurt Schmid, Regionalreferent, 089/548298-88, kurt.schmid@bund-naturschutz.de