Bund Naturschutz zieht Grüne Bilanz 2010
Motiviert durch großes Bürgerengagement und einen Rekordmitgliederstand von 174.000 zieht der Bund Naturschutz unter dem Strich eine positive Bilanz seiner Arbeit im Jahr 2010.
„Weit über hunderttausend Menschen aus allen Bevölkerungsschichten sind an vielen Brennpunkten in Bayern für Zukunftskonzepte auf die Straße gegangen: Für eine intelligente, erneuerbare Energietechnik und gegen die Atom- und Kohlelobby, für eine bäuerliche Landwirtschaft und gegen Gentechnikkonzerne, für Landschaftsschutz und gegen Flächen fressende Prestigeprojekte, für die frei fließende Donau und gegen die Betonierer“, bilanzierte BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger. Eine Politik, die weiter auf Subventionen für neue Autobahnen und Flughäfen, fossile Großkraftwerkstechnik und die Autoindustrie setze, werde auch in den Parlamenten bald keine Mehrheiten mehr bekommen.
„Bei vielen Bürgerentscheiden zu Verkehrs- und Bauprojekten haben häufiger als in vergangenen Jahren die Vernunft über die Landschaftszerstörung gesiegt“, so BN-Landesbeauftragter Richard Mergner.
Von der bayerischen Landespolitik forderte Weiger im Jahr 2011 einen
„Aufbruch“ für den konkreten Schutz elementarer Umweltgüter und damit der Lebensqualität für kommende Generationen. Klimaschutz konkret bedeute genauso den Verzicht auf eine dritte Start- und Landebahn am Münchner Flughafen wie das Umsteuern der EU-Agrarmilliarden zur Förderung einer gentechnikfreien, bäuerlichen und ökologischeren Landwirtschaft. Die Staatsregierung müsse endlich ihr stures Festhalten an überholten Großprojekten und Großstrukturen auf den Prüfstand des 21. Jahrhunderts stellen.
Nach einem starken Wachstum von rund 4000 Mitgliedern auf einen Rekordstand am Jahresende 2010 mit 174.204 wird Bayerns größter Umweltverband mit 770 Gruppen vor Ort sein Engagement für mehr Umwelt- und Lebensqualität weiter ausbauen.
Bund Naturschutz engagiert für Bürgerbeteiligung, Gemeinwohl und ganzheitlichen Natur- und Klimaschutz
Der von der bayerischen Staatsregierung massiv unterstützte „Atomdeal“ zwischen der Bundesregierung und vier Atom- und Kohlekonzernen hat im zu Ende gehenden Jahr keine Resignation sondern massenhafte Proteste sowie die Renaissance und Verjüngung der Anti-Atombewegung bewirkt. Erstmals wurden in der Landeshauptstadt mit einer zehn Kilometer langen Menschenkette die Machtzentralen der Atomwirtschaft und ihrer Lobbyisten vom Atom- und Kohlekonzern e.on über die Parteizentralen von CSU und FDP bis zur Staatskanzlei sichtbar miteinander verbunden und gleichzeitig symbolisch das Band der erneuerbaren Energien geknüpft. Rund 50.000 Menschen, die bei der größten Anti-Atom-Demonstration seit den Auseinandersetzungen um die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf friedlich demonstriert haben und eine Vielzahl von Mahnwachen und Montagsdemonstrationen von Schweinfurt über Weiden bis Landshut zeigen, dass diese Entscheidungen revidiert werden müssen. Für das Jahr 2011 bereitet der BN im Bündnis mit Bürgerinitiativen und Parteien schon die nächste Großdemonstration in Landshut am 4. Juni vor. Zum 25. Jahrestag der Atomkatastrophe in Teschernobyl wird der BN in Bamberg am 26. April ein Denkmal aufstellen. Auch der Einsatz für Energiesparen, Energieeffizienz und für naturverträgliche, erneuerbare Energien im Rahmen von regionalen Energiekonzepten wird ein Arbeitsschwerpunkt im Jahr 2011 sein.
Die vielfältigen Aktivitäten des Bund Naturschutz für gentechnikfreie Regionen haben letztlich auch den Boden für die positive Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Schutz der Gentechnikfreiheit von Landschaft und Lebensmitteln bereitet. Gleich zu Beginn des kommenden Jahres wird der Bund Naturschutz am 22. Januar während der Konferenz der europäischen Agrarminister erstmals in Berlin mit einem breiten Bündnis für eine bäuerliche, gentechnikfreie Landwirtschaft und gegen die industrielle Massentierhaltung demonstrieren.
Auch der Einsatz für frei fließende Flüsse von der Donau bis zum Lech war im vergangenen Jahr erfolgreich. Die Staustufenlobby ist mit wachsendem Widerstand konfrontiert und der „Amazonas an der Donau“ in Niederbayern wird weiterhin als Perle der biologischen Vielfalt in Bayern verteidigt. Mit Sorge sieht der BN den Versuch der Staustufenlobby, in der europaweiten Donaustrategie völlig überzogene Wasserautobahnenstandards zu verankern. Mit Eigentum und Pacht betreut und sichert der Bund Naturschutz inzwischen rund 3000 Hektar schutzwürdiger Lebensräume verteilt über ganz Bayern. Damit knüpfen Tausende im Artenschutz Aktive an diesem grünen Netzwerk. Unzählige Arten von der Wildkatze über den Luchs bis zum Eremit haben damit eine Überlebenschance. Für einen ersten fränkischen Buchen-Nationalpark im nördlichen Steigerwald konnten über 30.000 Unterstützer gewonnen werden. Das vom BN initiierte Projekt „Grünes Band Deutschland“ an der ehemaligen Grenze war als Naturschutzvorhaben im UNO-Jahr der Biodiversität 2010 ein Vorbild für den Erhalt der Artenvielfalt. Es steht Pate für die faszinierende Vision eines „Grünen Band Europa“ vom Eismeer bis ans Schwarze Meer und verbindet auf über 12.500 Kilometern bedeutende Naturräume.
Vom BN unterstützte Bürgerbegehren zum Schutz der Landschaft vor Fernstraßenprojekten waren in Immenstadt im Allgäu und in Karlstadt, Landkreis Main-Spessart, erfolgreich. Ebenso konnten in Karlsfeld, Landkreis Dachau sowie in Bubenreuth und Uttenreuth, Landkreis Erlangen-Höchstadt, geplante Gewerbegebiete und Einkaufszentren auf der „grünen Wiese“ gestoppt werden. Als Niederlagen für Heimatnatur und Steuerzahler sieht der Bund Naturschutz das Festhalten der Staatsregierung an der Zerstörung des oberbayerischen Isentales durch die geplante Autobahn A 94 und der B 15 neu, an der Flughafenanbindungquer durch den Nürnberger Reichswald, einer Westautobahn um Würzburg und an einer Vielzahl weiterer Straßenplanungen in allen Regionen Bayerns. Die Aufrüstung der bayerischen Alpen durch Subvention von Seilbahnen und Schneekanonen sowie die Bewerbung für olympische Winterspiele durch die Mehrheitsfraktionen im Bayerischen Landtag stehen ebenso beispielhaft für das Auseinanderklaffen von Wort und Tat im Klimaschutz und bei der Bewahrung von Schönheit und Artenreichtum in den bayerischen Alpen.
Für Rückfragen: BN-Landesbeauftragter Richard Mergner, Tel.: 0171-6394370