Bund Naturschutz zieht „Grüne Bilanz“ 2010 für Niederbayern und stellt Brennpunkte für 2011 vor
Der Bund Naturschutz (BN) stellt für Niederbayern, wie für Bayern insgesamt, eine zunehmend breite Unterstützung in der Bevölkerung fest. Herausragende Bespiele hierfür waren die 50.000 Menschen, die am 9. Oktober in München mit einer Menschenkette quer durch die Stadt ein eindrucksvolles Zeichen für den Atomausstieg setzten, oder die Großdemo am vergangenen Wochenende in Berlin. Unter dem Motto „Wir haben es satt – Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und Dumpingexporten“ demonstrierten hier 20.000 Teilnehmer, darunter über 2.000 aus Bayern, für eine grundlegende Reform der Agrarpolitik, die Abkehr von der industriellen Landwirtschaft und besseren Verbraucherschutz. Aber auch im kleineren Maßstab haben sich 2010 neue Allianzen an vielen Orten gegen Natur zerstörende Projekte, die Gentechnik auf dem Acker oder die Atompolitik der Bayerischen Staatsregierung eingesetzt. „Immer mehr Bürgerinnen und Bürger erkennen, dass Naturschutz nicht nur die Heimat und Lebensqualität bewahrt, sondern gleichzeitig konkreten Klimaschutz bedeutet und viel Geld spart. Andererseits werden aber auch in Niederbayern der Schutz der Natur und intelligente Lösungen in politischen und behördlichen Entscheidungen noch viel zu oft auf dem Altar des Wachstumsglaubens geopfert“, bilanziert Hubert Weiger, der Vorsitzende des BN.
Trotz vielen Fehlentwicklungen, wie beispielsweise die ungebremste Straßenbaugigantomanie, kann der BN aber insgesamt eine positive Bilanz seiner Arbeit im Regierungsbezirk Niederbayern ziehen, was maßgeblich dem enormen ehrenamtlichen Engagement der vielen Aktiven vor Ort zu verdanken ist.
Die wichtigsten Erfolge in Niederbayern waren 2010 unter anderem die Stärkung des Widerstands gegen die Donaukanalisierung und das geplante Pumpspeicherkraftwerk bei Jochenstein (Riedl, Lkr. PA), die Ausweitung der Allianz gegen den Weiterbau der B 15 neu, die wachsenden Bündnisse zur Sicherung der gentechnikfreien, bäuerlichen Landwirtschaft, sowie die regionale Umweltbildungsarbeit der BN-Gruppen vor Ort“, erklärte Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN. Der Mitgliederstand in Niederbayern blieb mit rund 15.500 Mitgliedern und Förderern annähernd stabil.
Zu den größten Umweltproblemen zählt in ganz Bayern nach wie vor der Flächenverbrauch. Leider ist Niederbayern, bezogen auf die Zahl der Einwohner, im landesweiten Vergleich inzwischen Spitzenreiter bei der Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Der BN wird daher seinen Einsatz für die Erhaltung von Freiflächen und unzerschnittenen Landschaften im Regierungsbezirk noch verstärken und immer wieder die Zusammenhänge mit dem Klimaschutz sowie die vielfältigen negativen Auswirkungen dieser Entwicklung herausstellen.
Ein Schwerpunkt wird außerdem der Atomausstieg und der Protest gegen die Laufzeitverlängerungen sein, konkret des Altreaktors Isar I. Am 4. Juni ist eine Umzingelung der Atomkraftwerke Isar I und II und eine anschleißende Großkundgebung in Landshut geplant. Zugleich werden die BN Gruppen in Niederbayern ihre vielfältigen Aktivitäten für einen nachhaltigen Ausbau regenerativer Energien sowie zur Energieeinsparung und Verbesserung der Energieeffizienz auch in diesem Jahr fortsetzen und für den „persönlichen Atomausstieg“ durch den Wechsel zu Ökostromanbietern werben.
40 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald: Eine herausragende Erfolgsgeschichte für die Natur und die gesamte Region, trotz einiger Schattenseiten
Mit einem Festakt wurde am 7. Oktober die Gründung des ersten deutschen Nationalparks begangen. Der Bund Naturschutz hatte damals, vor über 40 Jahren, maßgeblich dazu beigetragen und die Weiterentwicklung des Nationalparks bis heute kritisch und konstruktiv begleitet. Das Schutzgebiet ist nicht nur für die Natur von herausragender, europäischer Bedeutung, sondern auch ein Aushängeschild und Alleinstellungsmerkmal für den Tourismus in der gesamten Region. Viele der 760.000 Besucher pro Jahr kommen gerade wegen der in Mitteleuropa einmaligen Waldentwicklung, die sie im Altnationalpark zwischen Rachel und Lusen erleben können, und bringen insgesamt eine zusätzliche Wertschöpfung von 28 Millionen Euro für die Region. Leider ist man im Erweiterungsgebiet von dem Ziel auf 75% der Fläche den natürlichen Prozessen freien Lauf zu lassen („Natur Natur sein lassen“) noch weit entfernt (29 % Naturzonen). Auf großen Flächen findet hier nach wie vor Borkenkäferbekämpfung statt (2010Einschlag von 135.000 Festmetern), obwohl den Verantwortlichen eigentlich klar ist, dass dies nicht erforderlich wäre und gerade der Borkenkäfer eine Schlüsselart des dynamischen Waldumbaus und der Artenvielfalt ist, weil erst dadurch für viele gefährdete und seltene Arten die notwenigen Lebensräume entstehen. Der BN wird sich daher weiter dafür einsetzen, dass die Umsetzung der internationalen Vorgaben im Gesamtnationalpark forciert wird und dieses bedeutende Schutzgebiet seine Vorbildfunktion nicht verliert.
Vielfältige Aktivitäten für die Donau
Der Einsatz für die frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen war auch 2011 ein zentraler Schwerpunkt des Verbandsarbeit. Durch das vom BN seit über 20 Jahren angeführte Bürgerengagement, kompetente Sachargumentation und politische Einflussnahme konnte dieser Donauabschnitt bisher vor schädlichen und zerstörerischen Eingriffen bewahrt werden. Neben den traditionellen Veranstaltungen (Umweltpolitischer Aschermittwoch, Donaufest und Donauschifffahrt, 19. Internationaler Donaukongress) fanden auch 2010 wieder zahlreiche Exkursionen, Fachgespräche und Diskussionen mit Politikern statt. So bekräftigte Umweltminister Markus Söder bei einer Fahrt mit dem BN-Umweltbildungsschiff Takatuka (30. Juli), dass für ihn die Bedeutung der Donau für die Artenvielfalt und den Erhalt der natürlichen Ressourcen ebenso wie als Grundlage für einen sanften Tourismus im Vordergrund stehe.
Ein zentrales Thema des vergangenen Jahres waren die neuen, angeblich variantenunabhängigen Untersuchungen zum Donauausbau. 33 Millionen Euro sollen dafür aufgewendet werden, die Hälfte davon finanziert die EU. Es wurde dazu auch eine Monitoring-Gruppe eingerichtet, die paritätisch mit Vertretern der Wirtschaft und der Umweltverbände besetzt ist. Den BN vertritt dabei der Landesvorsitzende Hubert Weiger und sein Stellvertreter ist Dieter Scherf, Mitglied des BN Landesvorstands. Nach den bisherigen Erfahrungen und Informationen kritisiert der BN insbesondere folgende Punkte:
- Der Titel „Variantenunabhängige Untersuchungen“ ist irreführend, da sie sich schwerpunktmäßig auf die Planungsvariante C280 (Ausbau mit einer Staustufe und einem Schleusenkanal), zum Teil auch auf die Variante A (Ausbau ohne Staustufen) beziehen.
- Die Untersuchungen werden durch die Privatfirma RMD gesteuert, die von einem Staustufenausbau größte wirtschaftliche Vorteile hätte und deshalb unvoreingenommene und objektive Ergebnisse kaum zu erwarten sind.
- Die Ausbaunotwendigkeit der Wasserstraße auf 2,8 m Fahrrinnentiefe wird ohne Begründung als vorgegeben angenommen und das Ausbauziel steht in keinem verkehrskonzeptionellen Zusammenhang.
- Die EU-geförderten Untersuchungen werden dazu genutzt, planfeststellungsreife Unterlagen für die Variante C280 zu erstellen.
Der Bund Naturschutz wird die Probleme und Mängel der Untersuchungen in diesem Jahr verdeutlichen und ihren Wert als objektive Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen detailliert begründet in Frage stellen. Ein weiters wichtiges Thema waren die Planungen der EU-Kommission für eine „EU-Strategie für die Donauregion“. Der BN hat sich daran im vergangenen Jahr aktiv beteiligt und entsprechende Projektvorschläge eingebracht. „Wir stehen der Erarbeitung dieser Strategie, in der auch der Schutz des Naturerbes im europäischen Donauraum ein wesentliches Thema ist, grundsätzlich positiv gegenüber“, erklärte Dieter Scherf. Der BN warnt aber vor einer Gefährdung der Strategie durch die, anscheinend in letzter Minute auf Druck einiger Bau- und Staulobbyisten aufgenommenen völlig überzogenen Ausbauziele (Wasserstraßenklasse VI b, für so genannte Vierer-Schubverbände). Dies würde die Umwandlung der gesamten Donau in eine voll technisierte Rinne bedeuten, wogegen sich auch in anderen Donau-Anrainerstaaten bereits Widerstand regt. Der BN wird sich in Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen in Österreich und weiteren osteuropäischen Ländern mit allen Mitteln für die Erhaltung und Entwicklung der Donau als ökologische Achse Europas einsetzen. Für die Donau in Niederbayern ist der BN aber zuversichtlich, dass sich im Interesse der überwiegenden Mehrheit der Bürger Bayerns die Zerstörung, wie sie die RMD will, verhindern lässt. Als nächstes werden am Abend des 29. Januar gleichzeitig an der Donau und an der Elbe tausende Menschen mit Fackeln und Lichtern ein Zeichen setzen für die Erhaltung ihrer Flüsse und gegen drohende Großprojekte zur Kanalisierung und Verbauung der letzten naturnahen Flussabschnitte. Die BN Kreis- und Ortsgruppen organisieren Protestaktionen bei Abensberg, Straubing, Metten, Niederalteich und Jochenstein. Eine weitere Veranstaltung findet in Vilshofen statt.
Brennpunkte und Beispiele des vielfältigen Engagements der BN-Kreisgruppen in Niederbayern
Pumpspeicherkraftwerk Riedl:
Die BN-Kreisgruppe Passau und die Interessengemeinschaft „RIGOJO“ haben seit bekannt werden des Vorhabens durch zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen die massiven negativen Auswirkungen dieses Großprojekts thematisiert. Der BN hält das Pumpspeicherwerk aus energiepolitischen sowie aus naturschutzfachlichen Gründen (Beeinträchtigungen der FFH-Gebiete Donau und Donauleiten) für nicht genehmigungsfähig und wird dies im Rahmen des laufenden Raumordnungsverfahrens ausführlich begründen und dabei auch das Fehlen einer ernsthaften Alternativenprüfung herausstellen.
Atomenergie:
Die BN-Kreisgruppe Landshut hat im vergangen Jahr bei vielen Demos gegen die Laufzeitverlängerungen der AKWs protestiert. Sie ist Mitglied im Landshuter Bündnis für Atomausstieg und wird auch 2011 für die Stilllegung des Altreaktors Isar I kämpfen. „Die wöchentlichen Mahnwachen in Niederalteich sowie die monatlichen Veranstaltungen „Count down für Isar I“ in Landshut werden fortgesetzt und wir sind bereits bei den Vorbereitungen der AKW-Umzingelung und Großdemo am 4. Juni 2011 in Landshut“, betonte Kathy Mühlebach-Sturm, die 1. Vorsitzende der Kreisgruppe.
Für eine bäuerliche Landwirtschaft:
Mit dem Thema Massentierhaltung mussten sich im vergangenen Jahr gleich mehrere BN-Kreisgruppen auseinander setzen. Besonders drastisch ist die Situation im Landkreis Straubing-Bogen (Aufstockung der Legehennenintensivhaltung der Bayern-Ei GmbH in Niederharthausen auf 423.000 Tiere, Erweiterung der Geflügel Großschlächterei von Wiesenhof in Bogen-Hofweinzier, Bau einer Hähnchenmastanlage in Strasskirchen mit 39.500 Tieren). Die BN-Kreisgruppe hat ihre klar ablehnende Position durch intensive Pressearbeit begleitet und die vielfältigen schädlichen Folgewirkungen der industriellen Tierhaltung aufgezeigt.
Durch das frühzeitige Engagement eines örtlichen Aktionsbündnisses und der BN-Kreisgruppe Rottal-Inn konnte dagegen eine Legehennenanlage für 300.000 Tiere in Malgersdorf verhindert werden. Die Bayern-Ei GmbH hat diesen Antrag zurückgezogen. Ein weiteres wichtiges Thema das die Kreisgruppe bearbeitete war die massive Zunahme des Maisintensivanbaus für Biogasanlagen und die damit verbundenen vielfältigen negativen Auswirkungen (Vermaisung der Landschaft). Der Landkreis Rottal-Inn nimmt hinsichtlich der Anzahl der Anlagen im bayernweiten Vergleich eine Spitzenposition ein.
Flächenverbrauch und Landschaftszersiedlung eindämmen:
Nach den aktuellen Zahlen werden in Bayern immer noch 16,4 Hektar pro Tag für Siedlungs- und Verkehrsprojekte verbraucht. Absolut waren es im Jahr 2009 fast 6.000 Hektar. Oberbayern ist dabei Spitzenreiter (1.756 ha) gefolgt von Niederbayern (1.156 ha). Erschreckend ist jedoch die deutliche Spitzenposition Niederbayerns beim Verbrauch pro Einwohner, er beträgt 9,7 Quadratmeter pro Jahr (Bayern: 4,8; Oberbayern: 4,0).
Angesichts dieser Zahlen ist klar, dass sich alle niederbayerischen BN-Kreisgruppen mit zahlreichen Gewerbegebietsplanungen oder anderen geplanten Naturverlusten befassen müssen. Beispiele hierfür sind ein Gewerbegebiet bei Schiltorn (Plattling) im landschaftlichen Vorbehaltsgebiet, oder ein interkommunales Industriegebiet von Viechtach und Kollnburg (Lkr. Regen), das 24 Hektar umfassen soll, wertvolle Lebensräume zerstören würde und die Rodung von 6,3 Hektar Wald zur Folge hätte. Für das Gut Oberfrauenau, ebenfalls im Landkreis Regen, hat der Tourismus-Konzern CenterParcs im vergangenen Jahr eine Anfrage für die Errichtung einer Ferienanlage gestellt, die ca. 100 Hektar, bis zu 650 Ferienhäuser sowie Freizeitanlagen umfassen würde. Eine Entscheidung, ob der Konzern den Standort weiterverfolgt soll im Frühjahr fallen.
Der BN kritisiert in diesem Zusammenhang auch die Ende Dezember vom Ministerrat beschlossene Zulassung von Supermärkten mit einer Verkaufsfläche von bis zu 1.200 m² auch in allen nichtzentralen Gemeinden im ländlichen Raum. Bisher waren solche Ausnahmen auf 800 m² begrenzt. Mit dieser Aufweichung sind massive Folgeschäden vorprogrammiert, wie steigender Flächenverbrauch an den Ortsrändern, zunehmender Autoverkehr, Gefährdung kleinerer Einzelhandelsgeschäfte und die Verödung der Ortskerne. „Wir haben gegen diese Lockerung der Verwaltungspraxis aufs Schärfste protestiert und die Korrektur des Beschlusses gefordert“, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN.
Klima- und Naturschutz aus einem Guss
Der Schutz und die Renaturierung von Mooren ist in vielerlei Hinsicht von enormer Bedeutung. Sie sind als Kohlenstoffspeicher für den Klimaschutz, sowie für den Wasserrückhalt in der Fläche und für die Bewahrung der Artenvielfalt unverzichtbar. Leider sind bereist 95 % der Moore Bayerns entwässert. Die BN-Kreisgruppen in Niederbayern engagieren sich deshalb seit Jahren in diesem Bereich. Beispiele hierfür sind der Ankauf zur Sicherung von einigen Hochmooren im Landkreis Freyung-Grafenau, oder eines Übergangsmoors im Landkreis Regen. Die Kreisgruppe Dingolfing-Landau konnte im vergangenen Jahr zur Bewahrung und Verbesserung non Moorlebensräumen im Isartal 27 Hektar erwerben. Es konnte dadurch ein wesentlicher Beitrag und die Grundlage für Lebensraumverbesserungen im Rahmen des BayernnetzNatur-Projekts „Wallersdorfer Moos“ erreicht werden. Dieser Grundstückskauf wurde durch die finanzielle Unterstützung der Regierung von Niederbayern, des Umweltministeriums und des EU Landwirtschaftsfonds ermöglicht.
Für eine landschafts- und klimaverträglichere Mobilität
Klimaschutz heißt aber auch die Vermeidung von Fehlentwicklungen, die den künftigen Energieverbrauch und die Kohlendioxid-Emissionen anheizen. Der BN wird deshalb die längst überfällige Verkehrswende immer wieder und bei jedem Straßenbauprojekt einfordern und für eine nachhaltige Mobilitätspolitik kämpfen. Bayern ist, bis auf einzelne Ausnahmefälle, mit Straßen ausreichend erschlossen. Ein weiterer Neubau von Straßen, wie es im Rahmen der derzeitigen Fortschreibung des Staatsstraßenausbauplans vorgesehen ist (951 Neuanmeldungen), ist nicht mehr zu verantworten. Diese Wunschzettelplanungen sind hoffnungslos unterfinanziert und zusätzlich besteht ein enormer Rückstand bei der Erhaltung des bestehenden Straßennetzes. „Wir brauchen hier eine Trendwende -.und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt“, betonte Kurt Schmid, Regionalreferent für Niederbayern.
Vielfach standen daher im vergangenen Jahr überzogene und überflüssige Straßenbauprojekte im Focus der Aktivitäten der BN-Kreisgruppen. Beispiele hierfür sind u.a. die Planungen für einen dritten Autobahnanschluss bei Dingolfing, die geplanten Ortsumfahrungen von Reisbach (St 2083, Lkr. Dingolfing-Landau), Rinchnach (St 2134, Lkr. Regen), Geiselhöring (St 2142, Lkr. Straubing), oder die A 94 Simbach – Pocking. Gegen den inzwischen vorliegende Planfeststellungsbeschluss der Ostumgehungstrasse von Plattling (St 2124) wird der BN klagen, weil sie den westliche Teil des Naturschutz- und FFH-Gebietes Isarmündung durchqueren würde und eine Alternative besteht, mit der diese Eingriffe vermieden werden können.
Große Sorge bereitet dem BN auch die Fülle von Ausbau- und Neubauplanungen für Straßen im Bayerischen Wald. Dies gilt nicht nur für Bundesstraßen (z.B. B 11 Ortsumfahrung Ruhmannsfelden, B 85 Ortsumfahrungen Eberhardsreuth und Gumpenreit) in diesem sensiblen Naturraum, sondern auch für so genannte Autobahnzubringer mit ihren zahlreichen Ortsumfahrungen. Ein Beispiel hiefür sind die Planungen für einen neuen Zubringer von Wegscheid bis Thyrnau (Lkr. Passau), was auch die Nordumfahrung von Passau durch das FFH-Gebiet Ilztal bedeuten könnte.
Der BN zeigte dabei immer auch entsprechende umweltverträglichere Alternativen auf und setzte sich u.a. für den Ausbau und die Verbesserung der Schieneninfrastruktur ein. Die Reaktivierung der Ilztalbahn, die im September 2010 auf der Strecke Waldkirchen-Freyung nach über 10 Jahren wieder fuhr, ist ein positives Beispiel hierfür. Die BN Kreisgruppe Freyung-Grafenau hatte dieses Projekt intensiv unterstützt.
Fortsetzen wird der BN insbesondere den Widerstand gegen den Weiterbau der „Autobahn“ B 15 neu über die A 92 hinaus nach Süden. Dieses Straßenbauprojekt ist bayernweit eines der schlimmsten, weil auf insgesamt 140 Kilometern Länge wertvolle Natur- und Kulturlandschaften von Saalhaupt (A 93) über Landshut (A92) bis Rosenheim (A 8) zerschnitten und massiv beeinträchtigt würden. Besonders gravierend ist dabei auch die Vernichtung wertvollster landwirtschaftlicher Böden, die dringend für eine natur- und klimaverträgliche landwirtschaftliche Produktion benötigt werden. Auf Initiative der BN Kreisgruppe Landshut entstanden inzwischen in allen sechs betroffenen Gemeinden des südlichen Landkreises Bürgerinitiativen mit dem Titel „Stop B 15 neu“, die von Hunderten von Bürgerinnen und Bürgern unterstützt werden. Und der Widerstand wächst kontinuierlich weiter. Mit einer symbolischen Fackelaktion wurde er Oktober nach Oberbayern ausgeweitet und auch im Landkreis Mühldorf, in Buchbach, die erste Bürgerinitiative gegründet. Zusammen mit dem BN fordern die BIs und die „Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der der B 15 neu“ das Ende der Weiterplanungen über die A 92 hinaus sowie die komplette Streichung dieser Abschnitte aus dem Bundesverkehrswegeplan. Auch die die Gemeinde- und Stadträte in Essenbach, Adlkofen, Geisenhausen, Vilsbiburg und Wurmsham erhoben mit großer Mehrheit die gleichen Forderungen. Und Paul Riederer, der 2. Vorsitzende der Kreisgruppe Landshut, kündigte an: „Wir werden uns gemeinsam mit allen demokratischen und rechtlichen Mitteln gegen diese Autobahn wehren“.
Umweltbildungsprojekte im Aufwind
Erfolgreich wurden im vergangenen Jahr auch die vielen umweltpädagogischen Programme der BN-Gruppen fortgesetzt. So wurde beispielsweise das von der UNESCO bereits 2006 ausgezeichnete RADULA-Projekt der Kreisgruppe Kelheim ausgeweitet. Erneut großen Anklang und von vielen Kindern aus ganz Bayern genutzt um die frei fließende Donau bei Deggendorf hautnah zu erleben, fand auch im vergangenen Jahr die Takatuka, das „Piratenschiff“ des BN. Mit dem 2010 gestarteten Projekt „Schatzkiste Donau“ hat die Kreisgruppe Deggendorf ihr Umweltbildungsprogramm um ein attraktives Angebot ausgeweitet. Hervor zu heben sind auch das 2010 neu gestartete Umweltbildungsprojekt „Naturwerkstatt“ der Kreisgruppe Landshut, sowie das umfangreiche und vielfältige Angebot am Stelzlhof bei Passau, der BN Ökostation für Niederbayern.
Wie in den vergangenen Jahren bleibt der BN auch 2011 das „grüne Gewissen“ in Niederbayern, ob beim Kampf für die schönen Landschaften oder um die besseren zukunftsfähigen Konzepte.
Für Rückfragen:
Richard Mergner, Landesbeauftragter, 0911/81878-25,
richard.mergner@bund-naturschutz.de
Kurt Schmid, Regionalreferent für Niederbayern, 089/548298-88, kurt.schmid@bund-naturschutz.de