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Bund Naturschutz zieht „Grüne Bilanz“ 2011 für Oberbayern und stellt Brennpunkte für 2012 vor

Im Jahr 2011 hat der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) im Regierungsbezirk einige wichtige Erfolge erreicht, sieht aber die Fehlentwicklungen in der Fläche nicht gestoppt

11.01.2012

Breite Bündnisse und zunehmendes Bürger-Engagement für Heimat und Natur haben nach Ansicht des BN in Oberbayern 2011 mit Sicherheit dazu beigetragen, dass umstrittene Projekte wie der „Ryder-Cup 2018“ und der damit verbundene Ausbau des Golfplatzes Gut Rohrenfeld (Lkr. ND) und „Olympia 2018“ (M, GAP, TS, BGL) nicht nach Bayern vergeben wurden.
Auch der Bürger-Widerstand einer ganzen Region gegen die geplante 3. Startbahn am Flughafen München ist ungebrochen und wurde 2011 durch die Unterschriftensammlung für das Bürgerbegehren in München und die bayernweite Massenpetition gestärkt.
„Immer mehr Bürger erkennen, dass Naturschutz nicht nur die Heimat und Lebensqualität bewahrt, sondern gleichzeitig auch Geld spart und Menschen- und Klimaschutz ist.“ so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN. „Natur ist wahrer Reichtum – das gilt gerade für Oberbayern.“
„Andererseits aber werden gerade in der Wachstumsregion Oberbayern der Schutz der Natur und intelligente Lösungen in politischen und behördlichen Entscheidungen noch viel zu oft auf dem Altar des Wachstumsglaubens geopfert.“ bilanziert Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. Dass Fläche endlich ist, wird gerade in Oberbayern mit seinem nach wie vor sehr hohen Flächenverbrauch immer deutlicher. Die 2011 angestoßene Debatte um die Grenzen des Wachstum im Großraum München muss 2012 verstärkt werden und auch zu konkreten Konsequenzen führen.
Für den BN wird 2012 in Oberbayern einer der zentralen Schwerpunkte der Einsatz gegen die 3. Startbahn sein, kündigt Christine Margraf, Leiterin der BN-Fachabteilung München an: „Dieses Luxus-Projekt stellt eine grundsätzliche Richtungsentscheidung dar: für künstliches Wachstum ohne Bedarf und den Profit von Lufthansa oder für den Schutz von Natur, Menschen und Klima.“


Beispielhaft für die zahlreichen Aktivitäten der BN-Gruppen in Oberbayern im Jahr 2011 stehen folgende Aktivitäten, die auch 2012 im Vordergrund der BN-Arbeit stehen werden:

  • 2011 wurden neue Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Landschaften gestartet (z.B. das Biodiversitätsprojekt „Bernrieder Park“ im Lkr. WM, die Renaturierung des Deininger Moores im Lkr. M) und laufende Projekte fortgeführt. Gerade bei langjährigen Projekten konnten 2011 Zunahmen gefährdeter Arten beobachtet werden, so z.B. der Gelbbauchunke im Amphibienschutzprojekt des BN ND oder z.B. von Moorarten in den zahlreichen Moorrenaturierungen der BN-Kreisgruppen im Alpenvorland (v.a. TS, TÖL, WM). Durch Pflegemaßnahmen konnten viele Arten gesichert werden, so z.B. das Schneidried im ältesten Grundstück des BN, dem heutigen NSG Gfällach (Lkr. ED), in dem der BN nun noch für eine bessere Wasserversorgung kämpft. Mehr als 6 ha konnte der BN in Oberbayern zudem durch Ankauf dauerhaft sichern. – So trägt der BN gerade in Oberbayern wesentlich zum Erhalt der in vielen Werbebroschüren betonten Natur und der Landschaft bei.
  • Der BN musste 2011 in Oberbayern auch verstärkt als Anwalt einzelner Arten wie Wolf, Kormoran, Graugans und Co. auftreten, denen hier entweder von einzelnen Gruppen das Lebensrecht gleich ganz abgestritten wird, oder denen 2011 verstärkt mit Gift und Gewehr – sogar in Schutzgebieten - nachgestellt wurde. Sie sind jedoch nur Sündenböcke für meist falsche Landnutzungen. Nur vereinzelt konnte der BN die Eingriffe verhindern (z.B. Bti-Einsatz im Lkr. STA).
  • Für Bio, gentechnikfrei und regional: Erfolgreiche Kooperationen von BN-Gruppen mit Landwirten haben auch 2011 dazu geführt, dass sich die Nachfrage und die Angebote von umwelt- und klimafreundlichen Nahrungsmitteln erweitert haben. Allein während der Bio-Aktionswoche des BN M haben die beteiligten Unternehmen über 30.000 Bio-Essen in ihren Kantinen ausgegeben. Gegen Massentierhaltung: wo trotzdem 2011 weitere Geflügelmastanlagen geplant sind (z.B. in Zolling, Lkr FS), versucht der BN diese zusammen mit Anwohnern zu verhindern bis hin zur Einreichung einer Klage.
  • Geplante 3. Start- und Landebahn am Flughafen München (ED, FS, M): 2011 wurde der Planfeststellungsbeschluss erlassen, gegen den der BN Klage eingereicht hat. Diese Klage wird zusammen mit anderen Klagen 2012 vor dem VGH verhandelt werden. Begleitend wird der BN 2012 eine Informationskampagne starten, um den Unsinn, die fehlende Notwendigkeit und die negativen Folgen dieser Bahn politisch zu betonen. Denn die Entscheidung über die 3. Bahn ist letztlich eine politische Entscheidung. Zudem fand 2011 eine mit 10.000 Teilnehmern sehr erfolgreiche Großdemo in München statt und es wurde 2011 in München ein Bürgerbegehren gestartet (Unterschriftensammlung), das 2012 – vermutlich zusammen mit einem Ratsbegehren der Stadt München – zur Abstimmung kommen wird. Auch die Massenpetition von aufgeMUCkt und BN wird 2012 eingereicht werden.
  • Dass Behörden gut beraten wären, die Einwände und besseren Alternativ-Vorschläge des BN ernst zu nehmen, zeigten 2011 zwei stark umstrittene Verkehrsprojekte: sowohl beim Bau der A94 (Lkr. ED, MÜH) als auch beim Bau des Kramertunnels (Lkr GAP) traten jeweils bei Bohrungen genau die Probleme geologischer bzw. hydrologischer Art auf, mit denen der BN im Verfahren und sogar vor Gericht gescheitert war. Damit erhöhen sich natürlich auch die Kosten. Der BN fordert daher wenigstens eine stärkere Beachtung komplexer Zusammenhänge in der Natur bei allen 2012 anstehenden Genehmigungs-/ Klageverfahren für Eingriffe in die Natur. Die Grenzen technischer Beherrschbarkeit bzw. Mach- und Gestaltbarkeit von Natur, naturverträglichere Alternativen bzw. auch die Nullvarianten müssen in Genehmigungs- und Gerichtsverfahren viel stärker als bisher Beachtung finden. Der BN wird sich 2012 auch bei der A94 und dem Kramertunnel weiterhin für die bekannten besseren Alternativen einsetzen.
  • 2011 wurde der so genannte „Planungsdialog“ für den A8-Ausbau von Rosenheim bis zur Landesgrenze (RO, TS, BGL) abgeschlossen. Den Forderungen des BN und verschiedener Bürgerinitiativen, die im Dialog die ernsthafte, ergebnisoffene Prüfung einer maßvollen Lösung (4+2 und Tempolimit) zur Verbesserung dieser Autobahn gefordert hatten, wurde nicht entsprochen. Es hat sich herausgestellt, dass der Dialog nur eine Alibiveranstaltung war, um einer von vorne herein feststehenden Maßnahme den Anschein einer Bürgerbeteiligung zu geben. 2012 wird der BN weiter für eine Natur und Landschaft schonende Verbesserung der A 8 im Chiemgau kämpfen.
  • bei zahlreichen lokalen Verkehrsprojekten hat der BN 2011 bessere Alternativen vorgeschlagen und wird dies 2012 fortsetzen, z.B. „Südring“ statt 2. Stammstrecke in München (M), Alternativen zur Umfahrung von Schrobenhausen im Paartal (Lkr. ND). Zahlreiche 2011 geplante oder genehmigte Ortsumgehungen hält der BN für überflüssig und wird hier 2012 verstärkt für intelligente Mobilität als Alternative werben (z.B. Ortsumfahrung St 2069 Olching (FFB), Nordostumfahrung Dachau (DAH), Südumfahrung Holzkirchen (MB), Westumfahrung von Burghausen durch das Lengthal (AÖ), Westumfahrung Starnberg STA 3 (STA).
  • Auch der gerade in Oberbayern nach wie vor hohe Flächenverbrauch für Siedlung und Gewerbe hat viele BN-Gruppen 2011 wieder beschäftigt.
  • Energiewende: Gerade in Oberbayern haben die BN-Gruppen 2011 an zahlreichen Mahnwachen mitgewirkt. Von überregionaler Bedeutung waren zwei Groß-Demonstrationen für den Atomausstieg in München sowie die zusammen mit Renovabis betreute „Tschernobyl-Ausstellung“, die auf katastrophale Weise von der Realität des Unfalls in Fukushima eingeholt wurde. Zur Gestaltung der Energiewende haben sich die oberbayerischen BN-Gruppen im 2. Halbjahr 2011 vor allem um lokaleKonzepte für nachhaltige Energien eingesetzt, die nicht auf Kosten der Natur gehen - nicht jeder in die Diskussion gebrachte Standort ist für ein Windrad geeignet,  aber auch in Oberbayern hat der BN vielen Projekten zugestimmt. Eine klima- und naturverträgliche Energiewende wird auch 2012 ein Schwerpunkt sein (z.B. Thermografie-Aktion BN MÜH), wobei der BN insbesondere die riesigen Potentiale der Energieeinsparung darstellen und einfordern wird.
  • Salzach (BGL, TS, AÖ): 2011 hat der BN zusammen mit den österreichischen Kollegen sein politisches und fachliches Engagement für eine frei fließende Salzach verstärkt. Die Salzach muss als einziger nicht gestauter Alpenfluss frei fließend bleiben und wie geplant vorbildlich renaturiert werden – ohne Wasserkraftwerke, die hier zudem nur einen sehr geringen energetischen Beitrag liefern würden.
  • Alpen: 2011 setzte sich in den bayerischen Alpen das Aufrüsten mit Schneekanonen fort – trotz Klimawandel. Vom BN wurden insbesondere die Planungen zur „Modernisierung“ des Skigebiets am Sudelfeld (MB, RO) kritisiert. Gegen die geplante Ausweitung des Beschneiungssystems von 20 auf 71 Hektar und den großen, betonierten Speichersee nahe der Walleralm wird den BN zusammen mit anderen Organisationen 2012 den Widerstand intensivieren. Die BN-Gruppen befassten sich 2011 auch mit der bayerischen Zulaufstrecke (München – Kiefersfelden) zum Brenner-Basistunnel, nachdem dazu im vergangenen Jahr etwas konkretere Vorstellungen bekannt wurden. Der BN wird 2012 verstärkt darauf hinweisen, dass das Projekt einer neuen Brenner-Schnellbahnachse, mit dem BBT als zentralem Teilstück, verkehrspolitisch überflüssig, unwirtschaftlich und nicht finanzierbar ist. Angesichts knapper Finanzmittel, massiver Rückstände beim Ausbau der Schieneninfrastruktur und Engpässen im bestehenden Bahnnetz, sind in Deutschland und Bayern eindeutig andere Planungs- und Investitionsprioritäten erforderlich, als eine neue Bahntrasse zum BBT.
  • Um das Interesse an und das Verständnis für die Natur und natur- und klimaverträgliche Nutzungsformen zu fördern, haben die oberbayerischen Kreisgruppe und die „Ökostation Wartaweil“ 2011 ihre Umweltbildungsprogramme ausgebaut.

Gestärkt ins Jahr 2012:

Die Mitgliederzahl des BN ist in Oberbayern im vergangenen Jahr von 58.966 Mitgliedern auf 60.915 Mitglieder gestiegen. Der BN mit seinen 20 Kreisgruppen und 174 Ortsgruppen Oberbayerns geht gestärkt ins Jahr 2012 und wird weiterhin mit breiten Allianzen und vielfältigen Ideen zum Erhalt der Lebensqualität in Oberbayern beitragen.


Für Rückfragen:

Dr. Christine Margraf, Leiterin Fachabteilung München, 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de

Kurt Schmid, Regionalreferent, 089/548298-88, kurt.schmid@bund-naturschutz.de