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BUND Naturschutz zieht „Grüne Bilanz“ 2013 für Oberbayern und stellt Schwerpunkte für 2014 vor

„Wichtige Erfolge, aber weiterhin kein entscheidender Fortschritt im Kampf gegen die Bebauung Oberbayerns.“ So lautet das Gesamtresümee des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) für Oberbayern 2013.

23.01.2014

Oberbayern ist die Boomregion Bayerns, während andere Regionen gegen starke Abwanderungen kämpfen. Daher war für den BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) 2013 gerade in Oberbayern der ungebrochen hohe Flächenverbrauch, das heißt der Verlust von Boden, Freiraum und Natur ein Dauerbrenner und wird es auch 2014 bleiben. Obwohl der BN 2013 massiv eine starke Landesplanung eingefordert hatte, wurde 2013 das Landesentwicklungsprogrammes (LEP) in einer novellierten Fassung verabschiedet, die gerade für Oberbayern verheerende Folgen haben wird. „Das neue LEP zeigt keinerlei Perspektiven im Umgang mit dem Flächenschutz und für die Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen auf.“ kritisiert Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN „Es wird seit Jahrzehnten von Novelle zu Novelle schlechter, doch die jetzige Fassung ist ein absoluter Tiefpunkt. Es setzt im wesentlichen auf einen Ausbau der Infrastruktur und Erleichterungen für weiteren Flächenverbrauch. Das ist gerade für das Gesicht und die Landschaft Oberbayerns fatal.“

Ein herausragender Erfolg für Oberbayern, aber auch für den gesamten Freistaat, war 2013 das klare Bürgervotum gegen eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022. Ökologisches Bewusstsein und Heimatliebe der BürgerInnen haben bei den Bürgerentscheiden am 11. November über Kommerz und Gigantismus gesiegt. Den Alpen und der betroffenen Bevölkerung bleiben massive Landschaftseingriffe und Schuldenberge erspart. „Es zeigte sich, dass gute Argumente und ehrenamtliches Engagement offensichtlich mehr zählten als Finanzmacht, Werbeschlachten und Zwangsbeschallung in den Münchner S-Bahnen. Und unsere Kreisgruppen München, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein und Berchtesgadener Land waren in vorderster Front an diesem Erfolg beteiligt“, betont Kurt Schmid, BN-Regionalreferent. In einem Kampf „David gegen Goliath“ haben sie sich, zusammen mit den anderen Organisationen der Nolympia-Bündnisse, für eine echte nachhaltige Entwicklung ihrer Heimat und gegen Größenwahn, Knebelverträge und Naturzerstörung eingesetzt.

Auch in anderen Regionen Bayerns hat der BN zusammen mit breiten Bündnissen Naturzerstörungen und Fehlinvestitionen verhindern und die örtliche Politik zu nachhaltigen Entscheidungen zwingen können. Beispielsweise wurde die Ortsumfahrung von Inning im Landkreis Starnberg in einem Bürgerentscheid von einer Mehrheit der Bürger gestoppt. Erst vor Gericht konnte der BN München Zerstörungen im Isar-Hangwald südlich von München stoppen, die nun nötige bessere Prüfung durch die Stadt eröffnet Möglichkeiten, Natur und den Charakter des wichtigen Erholungsgebietes sowie auch die Finanzen der Stadt zu schonen.

Doch es gab auch 2013 zahlreiche Verkehrs-, Siedlungs- und Gewerbeprojekte, die weiterhin oder neu die oberbayerische Natur- und Kulturlandschaft bedrohen und zerstören. Es ist allerdings gerade in der Boomregion München durch steigende Preise und den Verlust von nahem Erholungsraum eine zunehmende Zustimmung zu Alternativplanungen des BN und den Aufrufen für mehr Flächenschutz festzustellen. Die negativen Kehrseiten permanenten, scheinbar unendlichen Wachstums werden immer deutlicher. „Die Konzepte des BN bedeuten mehr Lebensqualität und meist auch Kostenersparnis – Geld, das dann für sinnvolle und wirklich nötige nachhaltige Entwicklungen zur Verfügung stünde.“ Dies wird auch 2014 Schwerpunkt bleiben.

Ein besonderer Schwerpunkt und ein Symbol für gigantischen Natur- und Flächenverlust war 2013 der Prozess gegen die geplante 3. Start- und Landebahn am Flughafen München. Nach 41 Prozesstagen und 4 Augenscheinterminen wird das Urteil am 19.02.14 verkündet. „Der BN hat als einer der Hauptkläger in den Verhandlungen genügend Argumente aufgezeigt, warum Natur-, Menschen- und Klimaschutz rechtlich höher zu gewichten ist als der Wunsch der Lufthansa nach einem unnötigen Luxusausbau für noch kürzere Umsteigezeiten.“ bilanziert Dr. Christine Margraf, Leiterin der BN-Fachabteilung München. „Wir haben Realitäten gegen Luftschlösser und Fehl-Prognosen der FMG gestellt. Statt steigender Flugbewegungen sank ihre Zahl 2013 unter das Niveau von 2004, das darf auch vor Gericht nicht unberücksichtigt bleiben.“  

Ein weiterer Schwerpunkt in Oberbayern 2013 und weiter 2014 ist die Energiewende. „Wir haben uns intensiv in die Diskussionen gerade um den Ausbau der Windkraft eingemischt und dabei immer einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Natur und den Notwendigkeiten der Energiewende gesucht.“ Gerade im naturreichen Oberbayern ist das nicht immer einfach und auch nicht jeder Standort ist geeignet. Aber es gibt genügend Standorte, denen wir auch in Oberbayern zustimmen können.“ so Mergner. Zentral für den BN ist dabei eine planvolle Lenkung des Windkraft-Ausbaus und eine Verstärkung der Maßnahmen zur Energieeinsparung. Bei der Wasserkraft allerdings sieht der BN kaum Kompromiss-Lösungen: „Vorrang hat für den BN der Schutz freier Flüsse und die Renaturierung von verbauten Flüssen – gerade auch für den dringend nötigen Hochwasserschutz. Daher haben wir auch im Jahr 2013 keinem Ausbau von Fließgewässern zugestimmt.“ so Margraf. Für 2014 plant der BN als Schwerpunkt insbesondere den Einsatz für eine endgültige Entscheidung für die frei fließende Salzach.

Mit Sorge betrachtet der BN auch die weitere Aufrüstung der Skigebiete im oberbayerischen Alpenraum, wie beispielsweise am Brauneck, am Jenner oder am Sudelfeld. Obwohl die Folgen des Klimawandels immer offensichtlicher werden und ein Ausbau der relativ niedrig gelegenen bayerischen Skigebiete immer unsinniger wird, soll in einer letzten Investionsrunde noch mal gegen das Unvermeidliche angekämpft werden. „Dass der Skitourismus in diesen Lagen keine Zukunft mehr hat wird dabei ausgeblendet und die ökologischen Schäden der künstlichen Beschneiung in Kauf genommen. Inklusive der negativen Veränderungen der Alpenlandschaft durch riesige Wasserbecken für die Beschneiung“, betonte Schmid.

Erfolge verbuchte der BN dagegen 2013 in einigen landwirtschaftlichen Entwicklungen. Die Agrarbündnisse waren gerade in Oberbayern sehr aktiv, damit bäuerliche an die Landschaft angepasste Betriebe noch eine faire Überlebenschance haben. Die EU-Agrarreform war neben den Themen Flächenfraß, Gentechnik und Agrarindustrie auch ein Schwerpunkt der Großdemo “Mir hams satt!“ am 13. Juli 2013 in München, an der über 8000 Menschen teilnahmen. Der BN wird 2014 in breiten Bündnissen weiter für die dringend nötige Ökologisierung der Landwirtschaft arbeiten, die gerade für die kleinstrukturierte Land(wirt)schaft des oberbayerischen Alpenvorlandes eine zentrale Rolle spielt. Für das Jahr 2014 kündigt der BN zusammen mit seinen Bündnispartnern bereits jetzt entschiedenen Widerstand und Proteste auch in Oberbayern an, falls es zur Anbauzulassung in der EU für den Genmais 1507 von PioneerDupont kommen sollte. Eine Entscheidung darüber steht kurz bevor und eine Zulassung würde auch die Gentechnikfreiheit Bayerns bedrohen.

Einer der größten Erfolge des BN ist in jedem Jahr der Schutz vieler neuer Flächen für die Natur und die Zunahme von Arten: In Oberbayern konnten im Jahr 2013 dank der Fördergelder des bayerischen Umweltministeriums für den Klimaschutz v.a. Moorflächen angekauft werden. Zahlreiche Naturschutz-Projekte konnten fortgesetzt, neue begonnen werden. Im Artenschutz war ein besonderes Ereignis die Brut von 7 Waldrapp-Paaren in Burghausen, ein Erfolg des vom BN mit unterstützten Projektes des Waldrapp-Teams.

Da ist es nicht wirklich verwunderlich, dass die Arbeit des BN gerade in Oberbayern zunehmend Anhänger findet: „Wir hatten 2013 in Oberbayern einen hohen Mitgliederzuwachs, nämlich um 8 %. Ende 2013 unterstützten 72.733 Mitglieder und Förderer in Oberbayern unseren Einsatz für Heimat und Natur in diesem Regierungsbezirk.“ Auch des 200.000ste Mitglied des BN stammt aus Oberbayern und konnte 2013 in Waging begrüßt werden. Und nicht zuletzt war das vergangene Jahr auch geprägt von zahlreichen Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum des BN, die am 29. Juni im Rahmen eines Festakts im Prinzregententheater München ihren Höhepunkt hatten. Auch bei Kreisgruppen wurde der runde Geburttag gefeiert und einige (Altötting, Traunstein, Landsberg) konnten dies mit ihrem 40-jährigen Bestehen verbinden. Mit seinen 20 Kreisgruppen und 174 Ortsgruppen in Oberbayern geht der BN daher gestärkt aus dem Jubiläumsjahr „100 Jahre BN“ ins Jahr 2014 und wird weiterhin mit breiten Allianzen und vielfältigen Ideen zum Erhalt der Lebensqualität in Oberbayern beitragen.

Beispielhafte Aktivitäten der BN-Gruppen in Oberbayern im Jahr 2013, mit Ausblick auf 2014:

1. Im BN ist jedes Jahr ein Jahr der Biodiversität

2013 wurden in allen oberbayerischen Kreisgruppen Projekte und Aktivitäten zum Schutz gefährdeter Arten und Landschaften fortgeführt und ausgedehnt, neue Projekte vorbereitet. In einem der größten oberbayerischen BN-Projekte zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung, dem Projekt „Löffelkraut und Co“, gefördert aus dem Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ des Bundesamt für Naturschutz und dem Bayerischen Naturschutzfonds, fand 2013 eine große Auftaktveranstaltung statt. Das bayerische Löffelkraut kommt weltweit nur in Oberbayern (Lkr. RO, EBE, M) und Schwaben vor. Wie wichtig Natur und insbesondere das Schutzgebietsnetz Natura 2000 gerade in einer Boomregion ist, zeigt eine neue Broschüre des BN: „Natura 2000 auf der Spur: Wanderungen und Radtouren in der Region München“. Zunehmend muss der BN als „Anwalt der Natur“ auch vor Gericht ziehen, um Naturzerstörungen zu verhindern. Einen Erfolg konnte damit beispielsweise der BN München erzielen, überzogene Eingriffe in den wertvollen Isar-Hangwald liegen nun erst einmal auf Eis und müssen wenigstens erst einmal korrekt geprüft werden.

Um einige Arten musste sich der BN ganz besonders kümmern: In Burghausen konnte 2013 die erste Brut der selbständig nach Burghausen zurückgekehrten Waldrappe gefeiert werden. Der BN Altötting unterstützt das Waldrappteam, ab 2014 wird das Projekt auch auf weitere Standorte ausgedehnt (LIFE-Projekt). Um für mehr Akzeptanz für Wildtiere zu werben, haben etliche Kreisgruppen in Oberbayern und auch die BN-Ökostation Wartaweil die Ausstellungen „Die großen 4“ oder die „Biber-Ausstellung“ gezeigt.

Ein Schwerpunkt ist und bleibt im moorreichen Oberbayern der Moorschutz. 2013 wurden Fach- und Pflegekonzepte erstellt, Renaturierungen fortgeführt und auch weitere Flächen angekauft (beispielsweise in einem Hangquellmoor im Lkr. TS, im Ahamer Moos im Lkr. RO, im Schwarzlaichmoor im Lkr. WM). Ein Schwerpunkt war 2013 das Projekt „Palsweiser Moos“, das der BN Dachau zusammen mit der Gemeinde Bergkirchen Ende 2012 gestartet hatte. Damit nicht nur bayerische Moore renaturiert, sondern intakte Moore international nicht weiter durch Torfabbau zerstört werden, haben 2013 wieder viele BN-Gruppen für „torffrei Gärtnern“ geworben (z.B. BN FFB).

2. Naturschutz ist Hochwasserschutz – Breitwasser statt Hochwasser

Das Hochwasser im Juni 2013 hat auch in Oberbayern deutlich gezeigt, welche Folgen die Ausdeichung von Auen, die Begradigung unserer Flüsse (auch der kleinen!), die steigende Versiegelung und die Entwässerung der ganzen Landschaft haben. Gerade die oberbayerische Landschaft bietet gute Chancen, diese Fehler wieder rückgängig zu machen. Der BN wird 2014 einen Schwerpunkt darauf legen, dass Hochwasserschutz in Bayern nicht nur „Polder“ heißt, sondern vorrangig Deichrückverlegungen und Renaturierung an den großen Flüssen, in den Mooren (auch den Niedermooren!) noch mehr Moorrenaturierung und in der gesamten Landschaft eine Verbesserung der Regenrückhaltefähigkeit durch naturnähere Gräben und Gewässer, durch eine bodenschonendere und standortgerechte Landwirtschaft und einen strikten Schutz intakter Bergwälder.  

Eine Nagelprobe für die Glaubwürdigkeit der bayerischen Politik ist die Untere Salzach (BGL, TS, AÖ). Hier wird der BN 2014  einen Schwerpunkt darauf legen, endlich die einmalige Chance der Renaturierung des einzigen nicht gestauten Alpenflusses Bayerns zu einem „Naturfluss Salzach“ auch für den ökologischen Hochwasserschutz umzusetzen und den dort geplanten Wasserkraftanlagen endgültig eine Absage zu erteilen. 2013 wurde vom BN zusammen mit der Aktionsgemeinschaft Lebende Salzach (ALS) eine Studie zur „Naturflussvariante im Freilassinger Becken“ in Auftrag gegeben. Nun liegt erstmals für die gesamte Untere Salzach ein fachlich fundiertes Konzept für einen Naturfluss vor, der eine Sohlstabilisierung auch ohne Querbauwerke als möglich feststellt. 2014 wird der BN zusammen mit vielen Partnern zahlreiche Aktionen zur Umsetzung eines „Naturfluss Salzach“ durchführen.

3. Bio, gentechnikfrei und regional – für eine umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft, keine Massentierhaltung:

Erfolgreiche Kooperationen von BN-Gruppen mit Landwirten haben auch 2013 dazu geführt, dass sich die Nachfrage und die Angebote von umwelt- und klimafreundlichen Nahrungsmitteln erweitert haben. So konnten beispielsweise die Kreisgruppen Rosenheim und München ihre stark nachgefragten Bio-Einkaufsführer aktualisieren und neu auflegen. Die Agrarbündnisse auf Kreisebene führten  zahlreiche Aufklärungsveranstaltungen für eine naturverträgliche, bäuerliche Landwirtschaft oder Podiumsdiskussionen mit den Kandidaten zur Landtagswahl (TS, BGL) durch. Auch die 5. Wiesenmeisterschaft, die der BN zusammen mit der Landesanstalt für Landwirtschaft 2013 zum fünften Mal durchführte, fand  in Oberbayern statt (STA, LL, TÖL, WM) und die schönsten Bauernwiesen wurden am 26. Juni in Benediktbeuern gekürt. Gerade in einer Tourismusregion wie dem voralpinen Hügelland sind artenreiche Wirtschaftswiesen unverzichtbar, doch leider sind solche Wiesen zunehmend in Gefahr. Seit 2005 verringerte sich der Grünlandanteil in Bayern um vier Prozent und der BN wird sich auch 2014 dafür einsetzen, dass Wiesenumbrüche unterbleiben.

Gegen eine geplante Hähnchenmastanlage im Landkreis Pfaffenhofen konnte der BN 2013 den Widerstand intensivieren und vernetzen. Die fachlichen Kritikpunkte finden immer mehr Unterstützer, das Verfahren konnte weiter verzögert werden.

4. Bessere Verkehrskonzepte, Flächenschutz

Ein Schwerpunkt war 2013 der Prozess vor dem VGH gegen den 2011 erlassenen Planfeststellungsbeschluss für die geplante 3. Start- und Landebahn am Flughafen München (ED, FS, M). Sollte das Urteil am 19.2.2014 kein endgültiges rechtliches „Aus“ für die unnötige und nicht mit Natur-, Klima- und Menschenschutz vereinbare Bahn bringen, wird der BN 2014 in die Revision gehen, und vor allem weiterhin auf ein politisches Ende der 3. Bahn drängen. 2014 steht die Behandlung der 80.000 eingereichten Petitionen im Landtag an, zahlreiche Aktionen sind geplant. Und gerade die Kommunalwahl in München ist wichtig, der/ die künftige OB der Stadt München muss sich auch weiterhin an das eindeutige Münchner Bürgervotum von 2012 gegen die 3. Bahn gebunden fühlen. Solange die Stadt München als Mit-Gesellschafterin an der FMG dem Baubeginn nicht zustimmt, kann die 3. Bahn nicht gebaut werden, egal wie das Urteil ausgeht.

Nachdem die Bayerische Staatsregierung im März ihre „Wünsch-Dir-Was“-Liste der vorläufigen Anmeldungen zum neuen Bundesverkehrswegeplan bekannt gegeben hatte, haben sich viele Kreisgruppen intensiv damit auseinandergesetzt und Alternativen für einige der gravierendsten Vorhaben angemeldet. In Oberbayern waren dies der geplante Ausbau der A8 von Rosenheim bis zur Landesgrenze, die neue „Autobahn“ B15 neu (betrifft auch Niederbayern) und die Ortsumgehung Bad Reichenhall (B20/B21) mit Kirchholztunnel. Mit einer Aktion vor der Staatskanzlei Anfang Juli protestierten die Kreisgruppen (RO, TS, BGL, LA) gegen die Geldverschwendung und die massiven Natur- und Landschaftszerstörungen. Insgesamt haben die angemeldeten fast 400 Straßenprojekte ein Finanzvolumen von über 17 Milliarden Euro. Die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplan (für 2015 – 2030) wird daher auch  2014 ein Schwerpunkt vieler oberbayerischen Kreisgruppen sein. Bereits 2013 wurde der Widerstand gegen die B15 neu als weitere Nord-Süd-Transitsrecke in den Landkreisen Mühldorf, Ebersberg und Rosenheim intensiviert und neue Bündnisse und Bürgerinitiativen  „Stop B 15neu“ gegründet bzw. reaktiviert. Aber auch bei zahlreichen anderen geplanten oder genehmigten Verkehrsprojekten hat der BN 2013 bessere Alternativen oder einen vollständigen Verzicht vorgeschlagen und wird dies 2014 verstärkt zur Vermeidung finanzieller und ökologischer Desaster und für eine intelligente Mobilität fortsetzen, so beispielsweise bei der Umfahrung von Burghausen B20 neu durch das Lengthal (AÖ), der Südumfahrung Holzkirchen (MB), der Westtangente Freising (FS), der Nordumfahrung Erding B388 (ED) oder der Umfahrung Parsdorf (EBE).

Dass Behörden gut beraten wären, die Einwände und Vorschläge des BN für bessere Verkehrskonzepte ernst zu nehmen, zeigte sich 2012 überdeutlich beim Bau des Kramertunnels (GAP): Es traten genau die Probleme geologischer bzw. hydrologischer Art auf, mit denen der BN im Verfahren und sogar vor Gericht gescheitert war. Es werden verbindliche Auflagen zum Schutz der Natur missachtet. Obwohl der BN 2013 mit einer Anzeige nach Umweltschadensgesetz die noch mögliche Sanierung eingefordert hat, wurde dies von den Behörden zunächst ignoriert und Ende 2013 damit unterlaufen, dass ein irreversibler Schaden festgestellt wurde, der nun in einem ergänzenden Verfahren formal geheilt werden soll. Der BN wird 2014 an diesem Fall generell einen anderen Umgang von Behörden mit Umweltschäden einfordern.

Auch der gerade in Oberbayern nach wie vor hohe Flächenverbrauch für Siedlung und Gewerbe hat viele BN-Gruppen 2013 wieder beschäftigt. Beispielsweise hat der BN München 2013 in einer Studie das Überangebot an Großmärkten im Raum München aufgezeigt. Flächenschutz und –management existieren in der örtlichen Bauleitplanung oft nur noch auf dem Papier, wie beispielsweise im Landkreis Ebersberg, wo selbst der Freistaat Bayern seine Flächen für ein neues Gewerbegebiet in Poing verkauf. Nicht einmal vor europäischen Schutzgebieten wird Halt gemacht. So hat der BN FFB 2013 den Einsatz gegen die Errichtung eines BMW-Fahrerzentrums mit zahlreichen Sondernutzungen und einer Trabrennbahn im FFH-Gebiet intensiviert. Aber auch Erfolge konnte der BN zusammen mit anderen engagierten Bürgern erreichen, so haben beispielsweise die Feldkirchener BürgerInnen einem neuen IKEA-Markt in einem Bürgerentscheid eine klare Absage erteilt.

Der Flächenverbrauch wird angesichts der ungebrochenen Zunahme der Bevölkerung in Oberbayern und gerade in der Region München auch 2014 ein Schwerpunkt sein. Ein weiteres Thema wird ebenso die massive Verkleinerung des Landschaftschutzgebietes Inntal-Süd (RO) bleiben.

5. Energiewende: Vorrang für Einsparung, Stop des Missbrauchs zur Naturzerstörung

Die oberbayerischen BN-Gruppen haben sich 2013 intensiv in die konkrete Ausgestaltung der Energiewende und die Erarbeitung lokaler Konzepte für eine nachhaltige Energieversorgung eingemischt. Nötig ist vor allem eine vorrangige Umsetzung der riesigen Potentiale der Energieeinsparung, die der BN in ganz Oberbayern einfordert. Ein besonders gelungenes umweltpädagogisches Projekt ist das von der Kreisgruppe Landsberg entwickelte „Modell Stromspardorf“, das 2014 auch von anderen BN-Gruppen genutzt werden kann. 

Auf strikte Ablehnung stießen dagegen zahlreiche Wasserkraftplanungen: Sie sind für eine Energiewende nicht nötig und laufen dringend nötigen Maßnahmen für einen ökologischen Hochwasserschutz und die Renaturierung von Flüssen zur Sicherung der Biodiversität zuwider (s.o.). 2013 standen dabei in Oberbayern die Loisach (Schachtkraftwerkes bei Großweil, GAP), die Isar (Restwasserkraftwerk bei Baierbrunn, M sowie weitere Planungen an der Ampermündung (FS) die Salzach (s.o.) und die Glonn (bei Petershausen, DAH) im Vordergrund. Für die Energiewende ist kein Ausbau der Wasserkraft nötig: für einen marginalen Zugewinn an kW würden aber die letzten Fließgewässer zerstört.

Als Fehlentwicklungen und für eine echte Energiewende unnötig hat der BN auch geplante Pumpspeicherkraftwerke wie die Planung von Aicher in Schneizlreuth (BGL), oder im Flintsbacher Ortsteil Einöden (RO) kritisiert. Entschiedener Widerstand hat sich 2013 aber vor allem gegen das von der Energieallianz Bayern geplante Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg (TÖL) formiert. Auch wenn das Vorhaben momentan auf Eis liegt, wird der BN und das Aktionsbündnis „Kein PumpSpeicherWahsinn“ auch 2014 weiter gegen dieses Projekt kämpfen.

Bei der Windkraft beteiligten sich BN Kreisgruppen in Oberbayern auch aktiv an konkreten Planungen. Viele wurden  befürwortet, aber es gab es auch Ablehnungen - nicht jeder in die Diskussion gebrachte Standort ist für ein Windrad geeignet. Intensiv befassten sich die Kreisgruppen der Regionen Oberland (MB, TÖL, WM, GAP) und Südostoberbayern (MÜ, AÖ, BGL, TS, RO) auch mit der Fortschreibung der Regionalplankapitel Windkraft. Auch hier hat der BN nicht allen Vorranggebieten zugestimmt aber die regionalplanerische Überprüfung und Festlegung der grundsätzlich geeigneten Gebiete zur Windkraftnutzung ausdrücklich begrüßt.

6. Alpen:

Exemplarisch für die Fehlentwicklungen des Wintertourismus im bayerischen Alpenraum (s.o.) sind aus der Sicht des BN die Planungen zur „Modernisierung“ des Skigebiets am Sudelfeld (MB, RO). Von Anfang an hat sich der BN und andere im Alpenraum aktive Verbände gegen die beantragte Ausweitung des Beschneiungssystems von 20 auf 71 Hektar und den großen Speichersee ausgesprochen. Seit dem Erörterungstermin Ende 2012 hat sich aber nichts mehr getan. Als Kuriosum ist nach wie vor unklar, ob ausgerechnet der Bereich in dem das Speicherbecken gebaut werden soll als Landschaftsschutzgebiet geschützt ist oder nicht. Die entsprechende Karte ist offenbar bei den Behörden immer noch nicht auffindbar. Wenn das Verfahren abgeschlossen ist, wird der BN auch rechtliche Schritte gegen das Vorhaben prüfen.

Heftig  umstritten war 2013 auch ein Hotel-Großprojekt am Ufer des Königssees in Schönau (BGL), vor den Toren des Alpennationalparks. Nach massiven Protesten der BN Kreisgruppe sowie der lokalen Bürgerinitiative und der in kurzer Zeit gesammelten Unterschriften für einen Bürgerentscheid, zog der Investor die Bauanträge zurück. Damit war der Weg frei für ein ortsplanerisches Rahmenkonzept das dem gewachsenen Ortsbild und Landschaftsschutz in diesem herausragenden Naturraum den entsprechenden Stellenwert einräumt.

Für Rückfragen:

Dr. Christine Margraf
Leiterin Fachabteilung München, 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de  

Kurt Schmid
Regionalreferent, 089/548298-88, kurt.schmid@bund-naturschutz.de

Pressemitteilung als pdf zum download:

PM_FA_01_14_Gruene Bilanz_Obb.pdf