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BUND Naturschutz zieht positive "Grüne Bilanz 2015"

Aufbruchstimmung für Klimaschutz, Bewahrung von Heimatlandschaft und mehr Artenvielfalt in Bayern

28.12.2015

Beim BUND Naturschutz (BN) herrscht Aufbruchsstimmung: Der Verband freut sich über Erfolge beim Schutz bedrohter Tierarten wie der Wildkatze und ein überaus starkes Mitgliederwachstum im Jahr 2015. Mit 14.000 neu gewonnenen "Freunden der Erde" im vergangenen Jahr wächst Bayerns größter Umweltverband auf 221 000 Mitglieder und setzt noch stärker auf die Kraft der ehrenamtlichen Aktiven in allen Regionen Bayerns. Über eine Million Stunden Gemeinwohlarbeit wurde in den rund 750 Orts- und Kreisgruppen für den Schutz von Mensch und Natur geleistet.

Als größte Erfolge seiner Arbeit im Jahr 2015 sieht der BUND Naturschutz die Abschaltung des Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld, außerdem die zunehmende Sensibilisierung für den Landschafts-, Wald- und Flächenschutz durch gewonnene Bürgerentscheide gegen geplante Gewerbegebiete oder Flugplätze. Ganz besonders stark gemacht haben sich die Naturschützer für den Schutz bedrohter Arten und des Klimas und für eine Bürgerenergiewende mit ökologischen Leitplanken. Viel Raum nahm auch der Einsatz für mehr Fairness im Welthandel ein. Dazu gab es Großdemonstrationen und hunderte von Veranstaltungen für Gentechnikfreiheit und den Stopp der geplanten Handelsabkommen TTIP und CETA.

"Das Klimaschutzabkommen von Paris muss nun zu konkretem Handeln in Bayern führen", so der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Er fordert: " Bayern braucht ein ambitioniertes Klimaschutz- und Energiesparprogramm in allen Bereichen, ob Landwirtschaft, Siedlungsentwicklung, Mobilität oder Energieerzeugung. Die geplanten Erleichterungen der Staatsregierung für Gewerbegebiete auf der grünen Wiese oder die Planung neuer Straßen, Flughäfen, Stromautobahnen und Schneekanonen sind ein teurer Irrweg, den wir stoppen wollen", bilanziert Weiger. Weitere Ziele des Verbandes im Jahr 2016 seien die Rettung der Bürgerenergiewende vor Ort, der Einsatz für eine ökologische Landwirtschaft sowie der vorbeugende Hochwasserschutz durch die Revitalisierung von Flüssen und Auen.

"Wir wollen in Bayern die Landwirtschafts-, Energie- und Verkehrswende voranbringen. Treibhausgase lassen sich am besten durch den Abbau von milliardenschweren Subventionen für Flugbenzin, Diesel oder die Atom- und Kohlewirtschaft verringern", fordert BN-Landesbeauftragter Richard Mergner. Die geplante dritte Startbahn am Münchner Flughafen müsse endlich von Staatsregierung und Bayerischem Landtag beerdigt werden. Wer mit der Schönheit der bayerischen Alpen werbe, dürfe auch keine neuen Skiliftanlagen und Schneekanonen wie am Riedberger Horn im Allgäu genehmigen, so Mergner. Der BN betont die Notwendigkeit einer besseren und bürgernahen Planung. Positive Bürgerentscheide beispielsweise gegen Waldrodungen in der Metropolregion Nürnberg oder ein unnötiges Pumpspeicherkraftwerk am Osser im Bayerischen Wald sind Beispiele dafür.

Erfolge und Hoffnungssignale für Bayerns Natur und Umwelt

Das 1984 vom BUND Naturschutz gestartete große Wiederansiedlungsprojekt für die Wildkatzewar erfolgreich. Ehrenamtliche BN-Aktive konnten mit Jägern und Förstern, unterstützt vom Landwirtschaftsministerium, durch über 2000 Lockstockuntersuchungen neue Wildkatzenvorkommen im Steigerwald, im Nürnberger Reichswald und im Jurabogen belegen. Die ausgerottete und vom BN wiedereingebürgerte Wildkatze ist in die großen Waldgebiete Nordbayerns und erstmals südlich der Donau in den Augsburger Raum zurückgekehrt. Die Erhaltung alter Laubwälder ist Basis für diesen Erfolg und Ansporn für den Verband, sich für mehr Wald-Wildnis-Schutzgebiete in Bayern einzusetzen. Mit über hundert Veranstaltungen hat der BN 2015 für einen Buchenwald-Nationalpark im Nordsteigerwald geworben. Der regionale Verein "Nationalpark Nordsteigerwald" hat schon über 1000 Mitglieder. Die politisch erzwungene Aufhebung des Schutzgebietes "Hoher Buchener Wald" bei Ebrach ist vor Gericht.

Ein weiterer Meilenstein beim Atomausstiegwar die Abschaltung des Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld im Juni. Schon vor 40 Jahren hatte der BUND Naturschutz gegen das AKW gekämpft. Für die Rettung des Atomausstiegs und der Energiewende sowie gegen neue Stromautobahnen haben auch im Jahr 2015 zehntausende Menschen demonstriert. Den Trassenkompromiss zwischen Merkel, Seehofer und Gabriel kritisierte der BN jedoch als Rückschlag für die dezentrale Energiewende. Damit drohen teure Fehlinvestitionen und eine Subvention von Kohle- und Atomkraftwerken im europäischen Stromverbund. Gemeinsam mit Bürgerinitiativen und dem zweitgrößten kommunalen Stadtwerk N-ERGIE setzt der BUND Naturschutz auf die dezentrale Stromerzeugung, den Leitungsausbau im regionalen Stromverteilungsnetz und energieeffiziente Kraft-Wärme-Kopplung. In einer Allianz mit der IG Metall Bayernwarb der BN für ein ehrgeiziges Energiesparprogramm im Gebäudebereich.

Mit dem Ökopakt Bayern für mehr Biolebensmittel wurde eine langjährige Forderung des BN umgesetzt. Das Ziel der Verdopplung von Produkten aus Öko-Landwirtschaft und die Förderung von zwölf Ökomodellregionensieht der BN als positives Signal. Allerdings gefährdet dieAusweitung industrieller Massentierhaltung auch in Bayern Landwirte, die tierschutzgerechter arbeiten wollen. Ohne Bindung der Tierhaltung an die Fläche sind durch Überdüngung an vielen Brennpunkten Bäche und Trinkwasserqualität bedroht. Deshalb mobilisiert der BUND Naturschutz in einem breiten Bündnis von Imkern, Bauern, Umwelt- und Entwicklungsverbänden am 16. Januar 2015 zur sechsten zentralen Kundgebung in Berlin unter dem Motto: "Wir haben Agrarindustrie satt". 

Mit Eigentum und Pacht betreut und sichert der BN inzwischen über 3000 Hektar schutzwürdiger Lebensräume, verteilt über ganz Bayern. Damit knüpfen Tausende im Artenschutz Aktive an diesem grünen Netzwerk. Einige der Flächen liegen auch im "Grünen Band". Für Deutschlands größtes Naturschutzprojektam 1393 Kilometer langen Denkmal für die friedliche Überwindung des Eisernen Vorhangs ist der BUND Naturschutz besonders aktiv. Als erste "Modellgemeinde am Grünen Band Europa"wurde die Gemeinde Haidmühleim Landkreis Freyung-Grafenau ausgezeichnet. Neuer BN-Naturschutzpreisträger im Jahr 2015 ist Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Für Rückfragen

Richard Mergner
Landesbeauftragter 
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Tel. 09 11 / 8 18 78 25
richard.mergner@bund-naturschutz.de