Eröffnung der A73 in Bayern - ein Schwarzer Tag für den Naturschutz
Trotz der unübersehbaren Auswirkungen der Klimaänderung und trotz umweltschonenderer Alternativen wurde dieses Projekt von den Verfechtern einer längst überholten Verkehrspolitik unter Missachtung europäischen Naturschutzrechtes und der legitimen Schutzbedürfnisse der betroffenen AnwohnerInnen auf Biegen und Brechen durchgedrückt.
Zusammen mit der A71 Schweinfurt-Erfurt gehört die A73 zum Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 16. Auf bay. Seite befinden sich 37 km der insgesamt 71 km langen A73. Das gesamte Ypsilon A71/A73 hat eine Länge von 226 km. Die Kosten wurden 1999 vom BMV mit ca. 5.600 Mio. DM angegeben, noch 1992 bei der Grundsatzentscheidung im Bundestag sprach der damalige Bundesverkehrsminister Krause von lediglich 2.400 Mio. DM.
Mit der heutigen Inbetriebnahme des bayerischen Teilstückes der A73 zwischen Coburg und der Landesgrenze verstoßen die verantwortlichen PolitikerInnen auf Bundes- wie auf Landesebene sehenden Auges gegen europäisches Naturschutzrecht. Allein in diesem Abschnitt sind drei lt. Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie europaweit bedeutsame Gebiete betroffen: Der Rottenbacher Wald incl. der Grenzstreifenvermoorungen (z.B. wegen des europaweit bedeutsamen Vorkommens der Arktischen Smaragdlibelle), die Langen Berge (größte zusammenhängende Kalkmagerrasen Bayerns außerhalb militärischer Sperrgebiete, u.a. mit Rauhfußkauz, Heidelerche, Frauenschuh) und die Glender Wiesen mit Vorkommen von Kornweihe und Blaukehlchen.
Ignoriert werden nach Meinung des BN aber auch die neuen und zusätzlichen Lärmbelastungen durch die auf der A73 prognostizierten ca. 23.000 Fahrzeuge für die angrenzenden Erholungsgebiete, genauso aber auch für die Orte Rottenbach, Tremersdorf, Mirsdorf , Einzelberg, Drossenhausen, Moggenbrunn, Tiefenlauter, Oberlauter, Unterlauter, Beuerfeld, Glend, Bertelsdorf und Bertelsdorfer Mühle. Dort verläuft die Trasse auf 1,5 km Länge auf 12 Meter hohen Dämmen.
Für den BN ist es bis heute ebenso unverständlich wie umwelt- und finanzpolitisch unverantwortlich, dass kostensparende und umweltverträgliche Alternativlösungen im gesamten Verfahren nicht geprüft worden sind. Dabei hätten sich durch einen Ausbau der bestehenden Bundesstraße, durch den Neubau von Ortsumfahrungen und die Verwirklichung des "Besseren Bahnkonzeptes" (mit Lückenschluss der Schienenverbindung Coburg-Hildburghausen) die Verkehrsprobleme der Region ebenso bewältigen lassen, wie das in der Zukunft zu erwartende Verkehrsaufkommen.
Dem Steuerzahler wäre dabei allerdings eine Mehrbelastung in Höhe von 800 Mio. EURO erspart geblieben!
Angesichts dessen müssen sich die politischen VertreterInnen bei der heutigen Eröffnungsfeier den Vorwurf gefallen lassen, den Begriff Nachhaltigkeit nur noch als rhetorische Floskel bei politischen Sonntagsreden zu missbrauchen, in der Praxis aber die Augen vor den erforderlichen Konsequenzen zu verschließen - insbesondere bei prestigeträchtigen Verkehrsinfrastrukturprojekten.
Mit der Eröffnung dieses Autobahnteilstückes tragen sie einmal wieder dazu bei, eine nachweislich überholte und gescheiterte Verkehrspolitik weiter zu zementieren und die längst überfällige Verkehrswende zu blockieren. Schließlich kann jeder EURO ja nur einmal ausgegeben werden.
gez.
Helmut Schultheiß
Regionalreferent
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