Fleisch der kurzen Wege - Sicherheit vor Skandalen
Der Bund Naturschutz (BN) sieht in der Konzentration auf Großstrukturen und Anonymisierung der Fleischbranche ein zunehmendes Kontroll- und Qualitätsproblem. "Durch die Niedrigpreisstrategie des Handels und der Verarbeitungsindustrie konnte sich ein Nährboden für illegale Machenschaften entwickeln, der jetzt nicht nur durch bessere Kontrollen gestoppt werden kann", so Professor Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern (BN). Der BN begrüßt die aktuellen Vorschläge des neuen Landwirtschaftsministers Horst Seehofer, auch bessere Eigenkontrollsysteme der Wirtschaft mit Systemen der stufenlosen Rückverfolgbarkeit einzuführen und Preisdumping zu verhindern. "Aber auch die Strukturen müssen geändert werden. Kleine regionale Schlachthöfe wie der Metzgerschlachthof in Fürth, der von einem Zusammenschluss von Metzgereifachbetrieben getragen wird, haben Vorbildfunktion in Bayern" so Weiger. Der BN fordert deshalb eine Neuausrichtung der Förderpolitik auf kleine regionale Strukturen bei Schlacht- und Verarbeitungsstätten, um deren Überlebenschancen im Kampf um Marktanteile zu sichern und die weitere Konzentration auf wenige große Billiganbieter zu verhindern.
Gab es 1989 noch 68 größere Schlachthöfe in Bayern ist diese Zahl inzwischen auf 42 (2003) gesunken, ein Rückgang um über 30 %. Viele kommunale Schlachtbetriebe mussten in den letzten Jahren schließen, weil sie von der Förderung in Bayern völlig ausgeschlossen wurden und neue EU Hygieneauflagen erfüllt werden mussten. Von den ca. 3.000 handwerklichen Metzgerbetrieben in Bayern schlachten etwa 50% teilweise noch selbst oder an regionalen Schlachtstätten, wie dem Fürther Metzgerschlachthof. Innerhalb der größeren Unternehmen der Fleischbranche dreht sich das "Übernahmekarussell" immer schneller. Inzwischen wurde einer der Großen im Fleischbereich, die Firma Moksel, vom holländischen Konzern VION übernommen, der auch die Nordfleisch aufgekauft hat. Übernahmeverhandlungen mit Südfleisch stehen kurz vor dem Abschluss.
Fördermittel wurden in der Vergangenheit auf Grundlage eines von der EU-Kommission genehmigten Sektorplanes vergeben. Dabei spielte die Rentabilität der Investitionen eine Hauptrolle. Nach dem Markstrukturgesetz werden heute im Schlachtbereich für die Bereiche Zerlegung, Kühlung, Verpackung und Versand bis zu 20 % der Investitionen gefördert. In Bayern lautet die Vorgabe, dass erst ab 250.000 € Investitionsvolumen Beihilfen beantragt werden können.
Tierschutzaspekte oder die Bedeutung der Marktstellung der Landwirte und die Erhaltung einer ländlichen Handwerksstruktur wurden und werden bei der Förderung außer Acht gelassen.
Der BN empfiehlt den Verbrauchern beim Fleisch" und Wursteinkauf auf die frischen und regionalen Qualitäten der handwerklichen Fleischvermarktung zu setzen, die sich durch einen transparenten, kurzen und leicht nachvollziehbaren Warenfluss auszeichnen. In regionalen Bezügen können Tiertransporte minimiert werden und neben dem Stress für die Tiere auch der Aufwand für die anliefernden Landwirte reduziert werden. Es werden regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützt.
Außerdem empfiehlt der BN, Bioeinkaufsstätten und Bio-Direktver-markter zu bevorzugen. Biofleisch steht für eine laut EU-Bioverordnung gesetzlich vorgeschriebene besonders artgerechte Tierhaltung und Fütterung.
Adressen von Bioeinkaufsstätten und Biodirektvermarktern in und um Nürnberg, die vielfach auch Frischfleisch und Wurstwaren anbieten, hat der BN in einem aktuellen Einkaufsratgeber zusammengestellt.