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Tiere und Pflanzen

Gentechnikfrei Füttern - Kennzeichnungspflicht gefordert

Bund Naturschutz unterstützt Initiativen von Landwirten und Abnehmern

28.09.2006

Während im Bereich der pflanzlichen Lebensmittel für gentechnisch mani-pulierte Bestandteile die Kennzeichnungsverordnung der Europäischen Union gilt, sind tierische Lebensmittel, wie Fleisch, Wurst, Milch, Käse oder Eier noch immer davon ausge-nommen. Und dies, obwohl jede Menge impor-tiertes genverändertes Futter in den Futtertrögen landet. Der Bund Natur-schutz (BN) fordert deshalb die Kennzeichnungspflicht auch für tierische Lebensmittel und betreibt Informations- und Aufklärungsarbeit, um interes-sierte Abnehmer und Landwirte zusammenzubringen, die die mit Gentechnik verbundenen Risken vermeiden wollen.
Gentechnikfreie Fütterungskomponenten sind in ganz Bayern erhältlich. So hat das Raiffeisenkraftfutterwerk Süd sein eigenes Werk in Würzburg als gentechnikfrei zertifizieren lassen. Alle Landwirte, die ihre Tiere mit be-triebseigenen Futtermitteln ernähren, sind vor gentechnisch veränderten Beimengungen geschützt. Bislang bieten neben den Bio- Molkereien und Biofleisch- und Eiererzeugern auch einige konventionelle Fleischmarken sowie die Molkerei Andechs gentechnikfrei erzeugtes Fleisch bzw. Milch an. Die Metzger-Innungen in Fürth und Neustadt/Aisch haben Interesse an gen-technikfreien Fütterungskonzepten bekundet.

Nach dem neuerlichen Gammelfleischskandal sind die Verbraucher verstärkt für die Qualität ihrer Lebensmittel sensibilisiert .Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland lehnen Gentechnik im Essen ab. Alle großen Lebensmittelkonzerne in Deutschland und Europa setzen auf Lebensmittel, die nicht als "genetisch verändert" gekennzeichnet werden müssen.
Auch für nicht kennzeichnungspflichtige Lebensmittel (Fleisch, Milch, Eier von Tieren) gibt es eine ganze Reihe von Marketinginitiativen, um die vollständige Gentechnikfreiheit der Produktionskette zu sichern. Bisher gentechnik-frei sind:
 sämtliche Bioprodukte
 alle Schweine des Gutfleischprogramms von Edeka Nord (120000/Jahr)
 alles Fleisch (Schwein, Rind, Geflügel) in "Du darfst" Produkten
 80 des Mastgeflügels in Deutschland wird gentechnikfrei gemästet (Velisco = Nölke und Lehtetal, Heidemark, Wiesenhof, Stolle...)

Problematisch bei der gentechnikfreien Fütterung ist vor allem Soja.
Der Bund Naturschutz möchte erreichen, dass die gentechnikfreie Fütte-rung stärkeres Gewicht erhält. Denn die Nachteile des Anbaus gentech-nisch veränderter Pflanzen sind beträchtlich. Risiken bei der Verfütterung sind nicht auszuschließen, da es kaum längerfristige Fütterungsversuche gibt.

Die so genannte "Koexistenz", ein Nebeneinander zwischen Anbauformen mit und ohne GVO, ist nach den Erfahrungen aus USA, Kanada oder Argentinien, wo riesige Schläge üblich sind, nicht möglich, erst recht nicht in einer kleinräumi-gen Landwirtschaft wie der bayerischen.
Über 80 % des weltweit angebauten Sojas wird an Tiere verfüttert. Durch den Anbau genmanipulierter herbizidresistenter Sojabohnen ist der Einsatz von Un-krautvernichtungsmitteln angestiegen, wurde Wald gerodet und die Artenvielfalt in den Anbauländern weiter verringert.

Dass gentechnikfreie Fütterung auch in ganz Europa noch jederzeit mög-lich wäre, belegen die Berechnungen von Josef Feilmeier, Mischfutterwerk und Lagerhausbetreiber in Edlham, 94544 Hofkirchen, im Landkreis Pas-sau. (Berechnungen abrufbar unter : www.zivilcourage.ro).

Auch die Metzger im Landkreis Fürth haben sich Rationsänderungen in der Schweinefütterung durchgerechnet. "Mit Mehrkosten von 1,80 € pro 100kg Schwein und zusätzlichen Zertifizierungskosten von 100 - 300 €/ Betrieb ließe sich ein gentechnikfreies Konzept umsetzen", so Konrad Ammon, Obermeister der Fürther Metzgerinnung.