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Tiere und Pflanzen

Gentechnikfrei Gärtnern

BN startet Aktion Bantam Mais mit gentechnikfreiem Zuckermaissaatgut für Hobbygärtner

27.02.2007

Die nächste Gartensaison steht vor der Türe.  Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. möchte Hobbygärtner und Balkonpflanzenliebhaber auf die drohenden Risiken der gentechnischen Veränderung von Gartenpflanzen aufmerksam machen.

Weltweit wird an ca.50 Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenarten gentechnisch experimentiert. In Europa gab es schon Versuche mit Radicchio, Kartoffeln, Tomaten und Mais und Nelken. Ganz aktuell hat die BASF die kommerzielle Zulassung für die stärkeveränderte Kartoffel Amflora beantragt und  ist ein Versuch der Pharmafirma Novoplant mit genmanipulierten Erbsen, die ein Medikament gegen Druchfallerkranken bei Schweinen produzieren sollen, auf den Flächen der Genbank in Gattersleben geplant.

Der Bund Naturschutz lehnt die Zulassung genmanipulierter Pflanzen wegen der ungeklärten Risiken generell ab. Bei den Kartoffeln speziell auch wegen der Vermischungsgefahrmit mit Lebens und Futtermitteln, und dem enthaltenen Antibiotikaresistenzgen. Den Erbsenversuch hält der BN darüber hinaus für absolut verantwortungslos, da die Genbank in Gattersleben dem Schutz und Erhalt alter Kulturpflanzensorten dient und eine Verunreinigung das Kultrerbe von Generationen von Saatgutherkünften bedroht. Von den ca. 2500 dort gesammelten Arten ( insg. ca 150.000 Muster)gibt es auch viele Erbsensorten (ca. 6000 Erbsenmuster).

Genmanipulierter Mais ist als einzige Pflanze für den kommerziellen Anbau in Europa zugelassen. Zuckermais, der im Garten anbaut wird, könnte mit Pollen von genmanipuliertem Mais kontaminiert werden, wenn sich ein Genmaisfeld in der Nähe befindet. Weitere Risiken für die Umwelt sind mit dem Anbau verbunden, Risiken für Tier und Mensch nicht ausreichend erforscht. Der Bund Naturschutz fordert wegen der Risiken seit längerem die Wiederaufnahe eines Moratoriums für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in ganz Europa. In Bayern sind derzeit knapp 10 Hektar Genmais zum Anbau angemeldet, im letzten Jahr waren es etwa 7 Hektar.

Um den Maisanbau „von unten“ zu verhindern, solange die gesetzlichen Regelungen zum Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft und Gartenbau nicht durchgesetzt sind, engagiert sich der Bund Naturschutz überall in Bayern für große und kleine gentechnikfreie Regionen. Derzeit gibt es 33 gentechnikfreie Regionen oder Gemeinden, in denen sich die Landwirte selbstverpflichtet haben, auf den Anbau von genmanipulierten Pflanzen zu verzichten. Mit der Unterstützung der „<link fileadmin download landwirtschaft fllyer_bantam-mais-anbau-pflege_2007.pdf _blank>Bantam-Mais-Aktion“haben  Hobbygärtner und Balkonpflanzenliebhaber die Möglichkeit selbst aktiv zu werden, und ihre eigene gentechnikfreie Zone zu kreieren

 Am Stand des Bund Naturschutz auf der Messe Freizeit, Garten + Touristik erhalten die Verbraucher gentechnikfreien Mais für die Aussaat im Freien und im Blumentopf. Damit können sie schmackhaften Zuckermais selbst anbauen und erhalten persönlichen Zugang zu den Daten im Standortregister der Bundesanstalt für Landwirtschaft über den beabsichtigten Anbau von gentechnisch verändertem Mai (www.standortregister.de).

Für Rückfragen

Marion Ruppaner
Agrarreferentin
Bund Naturschutz, Landesfachgeschäftsstelle

0911 81878 -20
Marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 

Hintergrundinformation

 Der Bund Naturschutz lehnt gentechnisch veränderten Maisanbau ab, weil 

  • Genmaisanbau überflüssig ist:
    Gegen den Maiszünsler muss kein Insektizid  gespritzt werden, wenn einfache Regeln des Ackerbaus, wie Kleinhäckseln der Maisstoppeln oder tiefes Unterpflügen angewendet werden. Der gentechnisch hergestellte Mais, der selbst eine Giftwirkung gegen den Maiszünsler, eine den Mais schädigende Schmetterlingsart enthält, ist deshalb eine völlig unnötige Risikotechnologie, die die Landwirte in Abhängigkeit von den Gentechnikkonzernen, die das Saatgut teuer vertreiben wollen, bringt.
    Gespritzt werde im Mais trotzdem sehr viel, und zwar Unkrautvernichtungsmittel, die auch in das Grundwasser gelangen können, wie in Dänemark bereits nachgewiesen. Konzerne vertreiben auch vielfach gentechnisch veränderte Pflanzen, die gegen ihr firmeneigenes Herbizid resistent sind, wodurch sie ihren Pestizidabsatz erhöhen können. Der breite Einsatz von Breitbandherbiziden führt unweigerlich zum Auftreten dagegen resistenter Unkräuter – so werden inzwischen mindestens 12 Unkrautarten gezählt, die gegen das zumeist eingesetzte Herbizid Roundup (Wirkstoff Glyphosat) resistent sind. Die Erfahrungen in den USA, Argentinien und anderen Ländern zeigen, dass der Herbizideinsatz seit Einführung dieser herbizidresistenten Pflanzen erheblich zugenommen hat. Das Versprechen, Agrogentechnik führe zu weniger Pestizideinsatz, hat sich demnach nicht erfüllt.
  •  die gentechnische Veränderung kein gezielter Prozess ist, wie immer wieder behauptet wird,  sondern die neuen Gene nach dem Zufallsprinzip eingebaut werden. Unerwartete Veränderungen der Genaktivität und unwägbare Effekte in der Pflanzenphysiologie können damit verbunden sein. Zudem fehlen Langzeitfütterungsversuche über mehrere Generationen. Neue Eiweiße können auch zu allergenen Wirkungen führen.
  •  das von den genmanipulierten Maispflanzen gebildete Gift aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis auch andere Schmetterlingsarten (z.B. Pfauenauge und Schwalbenschwanz) schädigen kann, möglicherweise auch Nützlinge, Bodenlebewesen und Bienen, die den Pollen für die Aufzucht der Jungbienen sammeln und einlagern.
  • die konstante Bildung eines insektiziden Wirkstoffes in allen Pflanzenteilen über die ganze Vegetationsperiode dem Schadschwellenprinzip widerspricht, wonach Insektizide nur bei Überschreiten der Schadschwelle einzusetzen sind.
  • der Pollen vom Wind und Insekten verbreitet wird und den Fortbestand der gentechnikfreien konventionellen Landwirtschaft und den Ökolandbau bedroht, nicht nur beim Anbau, sondern auch bei der Ernte, dem Transport, der Lagerung und Weiterverarbeitung.

Die Wahlfreiheit wird nicht mehr aufrechtzuerhalten sein, wenn gentechnisch veränderte Pflanzen erst einmal im größeren Stil zum Einsatz kämen.

Schließlich ist beim breiten Anbau insektenresistenter Pflanzen mit dem Auftreten von Schädlingen zu rechnen, die resistent gegen die Bt-Toxine sind. Das empfohlene Resistenzmanagement kann diese Entwicklung allenfalls verzögern, nicht verhindern.

 Zur Sicherung der gentechnikfreien Landwirtschaft fordert der BN, dass das deutsche Gentechnikgesetz nicht dereguliert wird, wie von Minister Horst Seehofer in seinem Eckpunktepapier angekündigt. Der Bund Naturschutz fordert auch, dass die bayerische Staatsregierung endlich ihre Forschungspolitik für die Gentechnik überdenkt, und ihre Sortenversuche einstellt, um nicht selbst zur Durchsetzung dieser Risikotechnologie beizutragen.

 

Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen, die gentechnisch bearbeitet werden - Recherche Bund Naturschutz, Landesfachgeschäftsstelle, Stand Februar 2007

(kein Anspruch auf Vollständigkeit)

 

Gemüsepflanzen

Allium cepa

Zwiebel

Asparagus officinalis

Spargel

Brassica oleracea

Broccoli, Blumenkohl, Kohl

Capsicum annuum

Pfeffer

Cichorium intybus

Zichorie (Chicoree, Radicchio)

Citrullus lanatus

Wassermelone

Cucumis melo

Melone

Cucumis sativa

Gurke

Cucurbita pepo

Kürbis

Daucus carota

Karotte

Lactuca sativa

Salat

Lycopersicon esculentum

Tomate

Nasturtium officinale

Brunnenkresse

Pisum sativum

Erbse

Raphanus sativus

Rettich

Sinapis sp.

Senf

Solanum tuberosum

Kartoffel

Solanum melongena

Aubergine

Obstpflanzen

Ananas comosus

Ananas

Amelanchier leavis

Felsenbirne

Carica papaya

Papaya

Citrus x paradisi

Grapefruit

Citrus sinensis

Orange

Coffea arabica

Kaffee

Fragaria sp.

Erdbeere

Fragaria vesca

Walderdbeere

Juglans regia

Walnuss

Malus domestica

Apfel

Malus pumila

Paradiesapfel

Olea europea

Olive

Persea americana

Avocado

Prunus avium

Süßkirsche

Prunus domestica

Pflaume

Pyrus communis

Birne

Rubus idaeus

Himbeere

Vaccinium sp.

Heidelbeere/Preiselbeere

Vitis vinifera

Weinrebe/Trauben

Zierpflanzen

Dendranthema indicum

Chrysantheme

Dianthus caryophyllus

Nelke

Gladiolus communis

Gladiole

Lilium longiflorum

Lilie

Limonium otolepis

Strandnelke

Pelargonium odoratissimum

Pelargonie

Petunia sp.

Petunie

Rhododendron sp.

Rhododendron

Rosa sp.

Rose

 

 Die nicht vollständige Liste enthält Arten, an denen in der EU und anderen Ländern gentechnisch gearbeitet wird. Für einige Arten gibt es Markt- und Anbauzulassungen in Ländern wie den USA (z.B. Kartoffel, Tomate, Papaya, Kürbis).

 In der EU existieren Zulassungen für (farbveränderte und länger haltbare) Nelken (Importzulassung seit 1998), ein weiterer Antrag zum Import/Verkauf farbveränderter Nelken liegt derzeit vor. Radicchio (herbizidresistent und männlich steril) wurde 1996 zur Verwendung in der Züchtung zugelassen (ein Antrag für Lebensmittel scheint derzeit nicht verfolgt zu werden). Ein Antrag für eine Tomate mit verzögerter Fruchtreife wurde 1996 gestellt, in der aktuellen Liste der Anträge findet er sich nicht mehr.

 Für die Amflora-Kartoffel der BASF (Amylopektin-Kartoffel) wurde die Zulassung zum Anbau sowie für Nahrungs- und Futtermittel beantragt. Die BASF hoffte, bereits in diesem Jahr mit dem Anbau beginnen zu können und meldete „vorsorglich“ zwei Standorte im Standortregister (ca. 104 ha) an. Laut neuesten Meldungen wird die Zulassung wohl nicht so schnell erteilt, da entgegen der positiven Stellungnahme der EFSA zu prüfen sei, wieweit die vorhandene Antibiotika-Resistenz zu Problemen führen kann. Mit dieser Prüfung wurde die Europäische Arzneimittelagentur EMEA beauftragt.

 

Quellen:

http://gmoinfo.jrc.it/default.aspx 

http://www.bvl-berlin.de/GENTEC/INVERKEHR/INVKLIST.HTM

www.olis.oecd.org/biotrack.nsf/by+organism