Menschenschutz und Naturschutz ist kein Widerspruch
Der BUND Naturschutz begrüßt, dass sich die Niederbayern-CSU jetzt, nach der Flutkatastrophe, für die schnelle Verwirklichung wirksamer Hochwasserschutzmaßnahmen einsetzt. In Ihrem Positionspapier »Schutz für Mensch und Land - Hochwasserschutzmaßnahmen als Priorität für Niederbayern« werden besonders unter Punkt 4, „Ausreichend Überflutungsflächen schaffen“ Forderungen aufgegriffen, die der BUND Naturschutz seit Jahren vertritt.
Unter Punkt 5, „Mensch vor Natur“ werden jedoch Aussagen getroffen, die der BUND Naturschutz im offenen Brief an Manfred Weber in aller Deutlichkeit als unzutreffend, falsch und irreführend zurückweist. In den von der Flut betroffenen Gebieten Niederbayerns gab es nirgends vorgesehene Schutzmaßnahmen, die wegen hoher Hürden des Naturschutzes verzögert wurden. Die Forderung zum Schutz der Menschen vor Hochwasser Biber grundsätzlich abzuschießen, lenkt von den wahren Ursachen der Unzuverlässigkeit großer Deichabschnitte ab. Biber waren nicht die Ursache der Deichbrüche. „Der Biber ist nicht schuld daran, dass von den ca. 260 km langen Deichlinien zwischen Straubing und Vilshofen der größte Teil auch nach Jahrzehnten Diskussion und Warnungen immer noch etwa einen Meter zu niedrig und damit nicht ausreichend hoch für ein Jahrhunderthochwasser ist“ schreibt der BN hierzu u.a. in dem offenen Brief an Manfred Weber. Auch die Rechtsgrundlagen des Bibermanagements haben sich im Katastrophenfall als ausreichend erwiesen.
Mit dem Schlagwort „Menschenschutz geht vor Naturschutz“ weist die Niederbayern-CSU Naturschutzgesetzen, Naturschutzmaßnahmen und Naturschützern unterschwellig eine Schuld zu, die von manchen verzweifelten Hochwasser-Betroffenen als Erklärung für ihre Lage angenommen wird. „Mit solchen Aussagen von eigenen, eklatanten Versäumnissen abzulenken und die Hochwasserkatastrophe zum Anlass zu nehmen, Naturschutz pauschal in Frage zu stellen, ist für den BUND Naturschutz in jeder Weise inakzeptabel.“ so der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger.
Im offenen Brief erkennt der BUND Naturschutz die Sinnfälligkeit einer Reihe der im Positionspapier von der Niederbayern-CSU aufgestellten Forderungen an und ergänzt diese mit eigenen Vorschlägen. Im Rahmen der Jahrzehnte dauernden Diskussion um den Donauausbau, insbesondere im Rahmen der jüngsten EU-geförderten Untersuchung, hat sich der BUND Naturschutz intensiv mit der Frage des im Bereich Deggendorf unzureichenden Hochwasserschutzes befasst. Mit dem aufgebauten Fachwissen ist der BUND Naturschutz zur Zusammenarbeit mit allen zuständigen Stellen bereit, insbesondere um die Akzeptanz für die unabdingbaren Maßnahmen bei den Betroffenen zu fördern. Voraussetzung dafür ist aber eine ehrliche Herangehensweise an die Probleme, im offenen Dialog und mit zielstrebigem Einsatz für wirkungsvolle Maßnahmen. „Das ist im Übrigen die Position des BN seit Jahrzehnten und nicht erst nach der Hochwasserkatastrophe,“ so Weiger, „Wäre der Beschluss des deutschen Bundestages von 2002 zügig umgesetzt worden, müssten jetzt nicht Milliarden-Schäden von Betroffenen privat oder vom Staat ausgeglichen werden.“
Falsche Schuldzuweisungen lenken ab und behindern die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen, die unstreitig zügig erfolgen müssen – denn das nächste Hochwasser kommt bestimmt.
Für Rückfragen:
Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz
Tel. 0911-81878-25, richard.mergner@bund-naturschutz.de
Dieter Scherf, Mitglied des BN-Landesvorstands
Tel. 08571-9250565, dieter.scherf@bund-naturschutz.de
Georg Kestel, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Deggendorf
Tel. 0991-341354, g.kestel@planwerk-landschaft.de
Anlage:
Anlage: Offener Brief an Manfred Weber