NOCH GROSSE ANSTRENGUNGEN BEIM INSEKTENSCHUTZ NOTWENDIG
„Es existiert dringender Handlungsbedarf, um das dramatische Arten- und Insektensterben zu bekämpfen. Denn der Rückgang der Biomasse an Insekten zeigt schon jetzt die Folgen für Natur und Umwelt auf. Etwa 75 Prozent unserer Nutzpflanzen sind auf die Insektenbestäubung angewiesen. Auch die Nahrungskette vieler Lebewesen wird durch den Rückgang der Insekten negativ beeinflusst. Beunruhigend ist, dass selbst in Naturschutzgebieten ein Rückgang der Insektenvielfalt festgestellt wurde.“, fasst Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz Bayern die Situation zusammen.
„Das Volksbegehren Artenvielfalt bietet die Möglichkeit einen wichtigen Schritt beim Insektenschutz zu machen. Uferrandstreifen, mehr ökologische Landwirtschaft und ein Biotopverbund für Bayern sind entscheidende Elemente des Volksbegehrens. Darüber hinaus sind allerdings auch eine ökologische Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik und klare Regelungen für den Flächenschutz in Bayern nötig“, ergänzt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe.
Der BUND Naturschutz engagiert sich mit seinen über 600 Orts- und Kreisgruppen, davon 100 in Schwaben flächendeckend für mehr Insektenschutz.
Auch die Mitgliederzahl ist 2018 wieder angestiegen, bayernweit auf über 230.000, in Schwaben von 28.000 (2017) auf 32.000 (2018).
Bayernweit pflegen die BN Kreis- und Ortsgruppen in etwa 3200ha Land, die im Eigentum des BN liegen oder der BN gepachtet hat. In Schwaben sind es 380ha Eigentums- und 204ha Pachtflächen.
Das Spektrum reicht dabei von der Mahd von insektenreichen Extensivwiesen über die Anlage von Streuobstwiesen und Hecken bis zur Ausweisung von Naturwaldreservaten.
Zahlreiche BN-Experten untersuchen aber auch die Entwicklung der Insekten in ihrer Umgebung. So haben u.a. die Allgäuer Insektenkundler Martin Muth und Alfred-Karle-Fendt im Jahr 2018 die Situation im Grünland untersucht.
„In den vergangenen Jahren wurde die Grünlandnutzung immer weiter intensiviert: Die Anzahl der Schnitte und die Gülledüngung wurde stetig erhöht. Im Intensivgrünland können nur noch Kleininsekten wie Zikaden, Kleinfliegen oder Blattläuse überleben während größere und anspruchsvollere Insekten wie Schmetterlinge oder Wildbienen dort keine Chance mehr haben“, fasst der Alfred Karle-Fendt von der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu zusammen.
„In Nordschwaben ist der intensive Ackerbau mit seinem Pestizideinsatz ein Hauptproblem für die Insektenfauna. Die ehemals großen Niedermoorlandschaften oder die artenreichen Flachlandmähwiesen sind zusehends verschwunden. Selbst in manchen Naturschutzgebieten, wie dem Stadtwald Augsburg ist ein Rückgang der Arten zu verzeichnen, weil hier der Lech kanalisiert ist und keine Dynamik mehr hat“, resümiert der Insektenkundler Dr. Eberhard Pfeuffer, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Augsburg (Zur Situation des Insektenbestandes im Allgäu und Nordschwaben siehe Anlage).
Mit dem Volksbegehren Artenvielfalt wollen wir ein neues, besseres Naturschutzgesetz verankern. Es soll die bayerische Staatsregierung dazu bewegen, sich mehr als bisher für den Umwelt- und Naturschutz einzusetzen. Im Kern sollen durch das Volksbegehren folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Ökologische Landwirtschaft auf mindestens 20% der landwirtschaftlichen Flächen bis 2025 und 30% bist 2030 erhöhen.
- Blühende Randstreifen an Gewässern für die Artenvielfalt und das Trinkwasser schützen.
- Alle staatlichen Flächen pestizidfrei bewirtschaften.
- Pestizide in Schutzgebieten ganz verbieten.
- Zehn Prozent aller Wiesen in Blühwiesen umwandeln.
- Hecken, Bäume und kleine Gewässer in der Landwirtschaft erhalten.
- Innerhalb von zehn Jahren 13 Prozent der Landesfläche als Biotopverbund ausweisen.
- Naturschutz in die Lehrpläne einbinden.
Das Volksbegehren richtet sich nicht gegen die Landwirtschaft. Es sind vielmehr die Bauern, die auch Leidtragende von politischen Fehlentwicklungen und Fehlanreizen sind. Das Hofsterben ist ein Symptom falscher Politik, die immer mehr Wachstum als Credo wählt.
Der BUND Naturschutz ruft dazu auf, das Volksbegehren "Rettet die Bienen und die Artenvielfalt" unterstützen. Zwischen 31. Januar und 13. Februar müssen sich zehn Prozent aller bayerischen Wähler in den Rathäusern für das Volksbegehren eintragen. Das sind fast eine Million Wahlberechtigte!
Weitere Informationen zum Insektenvolksbegehren finden Sie unter:
<link aktionen volksbegehren-artenvielfalt.html mehr>www.bund-naturschutz.de/aktionen/volksbegehren-artenvielfalt.html
Für Rückfragen:
Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben
Tel: 089/54829864, 0160-95501313
Thomas.frey@bund-naturschutz.de
Anlage: Situation Insektensterben in Schwaben siehe pdf-Datei