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Renaturierung statt Kraftwerksbau am Augsburger Lech

Lechallianz übergibt 10.000 Unterschriften an Umweltminister Söder:

Ja zur Energiewende – ohne Kraftwerk in einem der wertvollsten Schutzgebiete Bayerns

 

26.07.2011

Die Lechallianz  - ein Zusammenschluss  von 8 Verbänden und Vereinen begrüßt eine Energiewende in Bayern. „Die wichtigsten Hebel für die Energiewende liegen beim Energiesparen sowie der Wind- und Sonnenenergie“, erläutert Eduard Belotti, Vorsitzender der BN-Ortgruppe Augsburg.
Die Lechallianz fordert Umweltminister Söder deshalb auf, Mittel für eine dringend notwendige Renaturierung des Lechs im Naturschutzgebiet Augsburger Stadtwald zur Verfügung zu stellen und bekräftigt ihre Ablehnung eines neuen Wasserkraftwerkes im Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet „Stadtwald Augsburg“.

„Ein sehr geringer Beitrag zur Stromproduktion würde mit nicht kompensierbaren Nachteilen für eines der wertvollsten Schutzgebiete in Bayern in einer der letzten relativ freien Fließstrecken des unteren Lech erkauft“, erklärt Ulrich Krafczyk Sprecher der Lechallianz die Positionierung der darin zusammengeschlossenen Natur- und Umweltschutzverbände.

Knapp 10.000 Bürger haben diese Forderung mit ihrer Unterschrift unterstützt. Daraus und aus zahlreichen Gesprächen schließen wir, dass wir uns hier in Übereinstimmung mit dem Großteil der Bevölkerung befinden. Auch der Stadtrat von Augsburg hat eine entsprechende Resolution gefasst.

Der bayerische Lech ist bereits heute eine dichte Kette von Staustufen, die den Gewässer-Querschnitt und den Wasserdurchfluss verändern, die Wanderung von Organismen und die Verfrachtung von Geschiebe verhindern und deshalb die Natur sehr stark beeinträchtigen. Zu den besonders stark betroffenen Tierarten gehören  die Kiesbankbrüter unter den Vögeln, praktisch verschwunden sind und die kieslaichenden Fische.

An der Strecke um den Flusskilometer 50,4 des Lech, die im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Stadtwald Augsburg“ liegt, bietet sich die einmalige Möglichkeit, in größerem Umfang naturnahe Verhältnisse wieder herzustellen. Hier sind noch Reste der alten Flusslandschaft vorhanden. Die – auch aufgrund  der Eintiefung des Lech gebotene - Ausweitung des Flussbetts ist hier möglich, da die Trinkwasserbrunnen an dieser Stelle besonders weit vom Ufer entfernt sind. Eine derartige Konstellation mit besonders wertvollen, erhaltungs- und förderungswürdigen Natur-Relikten und dem Fehlen von Hindernissen für eine naturnahe Umgestaltung ist an keiner anderen Stelle des unteren  Lech zu finden. Wir haben zudem eine große Verantwortung gegenüber heutigen und den kommenden Generationen für den Erhalt und die Verbesserung dieses einzigartigen Gebiets.

Die Lech-Allianz bejaht ausdrücklich eine Abkehr von der Kernenergie hin zu den erneuerbaren Energien mit Gas-Kraftwerken als „Brücke“.  Auch den Stellenwert der Wasserkraft in diesem Konzept erkennen wir an. Gegen das geplante Wasserkraftwerk am Hochablass, das ja an einer bestehenden Querverbauung ansetzt, bestehen aus heutiger Sicht keine naturschutzfachlichen Bedenken. Wir legen allerdings großen Wert darauf, dass die Interessen der Anlieger, besonders des Kanusports, der ein besonderes Ansehen genießt und auf seine Einrichtungen am Hochablass angewiesen ist, gewahrt bleiben.

Wir sehen – in Übereinstimmung mit dem Konzept zur Energiewende der bayerischen Staatsregierung – das Potential für neue Wasserkraftwerke in Bayern als äußerst begrenzt an. Aufgrund der langen Tradition intensiver Wasserkraft-nutzung in Bayern verblieben nur noch für den Naturschutz äußerst wertvolle und unersetzbare Gebiete, in denen sich eine Verbauung grundsätzlich verbietet.
Die Modernisierung bestehender Kraftwerke bietet dagegen ein beachtliches Potential für zusätzliche Stromerzeugung aus Wasserkraft – und überdies die Chance zur – längst fälligen -ökologischen Verbesserung dieser Kraftwerke. Wir begrüßen daher ausdrücklich die einschlägigen Passagen im Energiewende-Konzept der bayerischen Staatsregierung.

Dieses Konzept sieht auch eine starke Steigerung der Stromgewinnung aus Windkraft durch hohe moderne Anlagen auf zunächst 10 % des Stromverbrauchs vor. Auch diesem Vorhaben stimmen wir ausdrücklich zu. Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik können bei Nutzung von 1 % der Landesfläche Bayerns mit modernen Anlagen 40 Milliarden kWh aus Windkraft gewonnen werden, das entspricht etwa der Hälfte des aktuellen Stromverbrauchs in Bayern. Die Annahmen im Energiewende-Konzept erscheinen gemessen daran nicht überambitioniert. Die Im Energiewende-Konzept vorgesehenen Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung sind aus unserer Sicht auch geeignet, die notwendige Akzeptanz zu schaffen.

Der Verzicht auf das Wasserkraftwerk im Naturschutz- und FFH-Gebiet ist daher an zahlreichen Stellen durch verschiedenste Anlagen mehrfach kompensierbar.

Dagegen wären die naturnahe Flusslandschaft und die Artenvielfalt, die durch das Kraftwerk an dieser Stelle vernichtet  bzw. deren Herstellung durch das Kraftwerk verhindert würde, unwiederbringlich verloren.
Der Lech im NSG Augsburger Stadtwald braucht dringend eine Renaturierung.


Für Rückfragen:

Ulrich Krafczyk, Sprecher der Lechallianz und Geschäftsführer des Fischereiverbandes Schwaben, Tel: 0821 / 51 56 59, info@lechallianz.de

Thomas Frey, Bund Naturschutz, Regionalreferent für Schwaben
Tel: 089-548298-64 oder 0160-95501313; thomas.frey@bund-naturschutz.de

Anlage: 2 Bilder:
Eduard Belotti, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Augsburg übergibt die Unterschriften an Umweltminister Söder.