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Schutz der frei fließenden Salzach

11.10.2011

Alle großen Naturschutzverbände haben in einer Resolution einen konsequenten Schutz der Salzach gefordert. Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), NATURSCHUTZBUND Österreich und die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS) waren heute vor Ort:
Die untere Salzach ist der letzte freie ungestaute Alpenfluss Bayerns und Österreichs. In den letzten Jahren wurde hier eine vorbildliche Renaturierung begonnen. „Hier bei Oberndorf sieht man eindrucksvoll, wie das Leben an der Salzach von den freien Ufern gewonnen hat. Gerade diese neugeschaffenen Lebensräume spielen eine eminente Rolle für die Biodiversität und die Funktionen der betroffenen Ökosysteme“, sagt der Präsident des NATURSCHUTZBUND Österreich, Univ. Prof. Dr. Roman Türk.
„Die Salzach ist ein international bedeutsamer Lebensraum und ein europäisches Schutzgebiet Natura 2000. Dessen Schutz und auch die Vorgaben der Alpenkonvention sind nicht vereinbar mit einer Wasserkraftnutzung“, sind Prof. DDr. Eberhard Stüber (Ehrenpräsident des NATURSCHUTZBUND Österreich und Konsulent des Landes Salzburg) und die länderübergreifende Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS) überzeugt.
„Der Erfolg der derzeit laufenden Sanierung der Salzach würde durch Wasserkraftwerke völlig unnötig aufs Spiel gesetzt. Die Salzach darf nicht auf dem Altar eines vermeintlichen Klimaschutzes geopfert werden. Die Energiewende ist auch ohne Ausbau der Wasserkraft möglich.“, sagt Prof. Dr. Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern.
Gemeinsam fordern die Verbände für die Salzachsanierung im Tittmoninger Becken die Realisierung der Variante „Aufweitung“ ohne Rampen. Die Erfahrungen mit der Sanierung im Freilassinger Becken haben gezeigt, dass sogar dort auf die zweite Rampe verzichtet werden kann.


Die untere Salzach ist der letzte auf längerer Strecke ungestaute Voralpenfluss in Bayern und Österreich. Von der Mündung aufwärts auf über 60 km Länge ist der Grenzfluss Salzach nicht gestaut. Entsprechend artenreich und einmalig sind die Lebensräume entlang der Salzach. Sie sind auch als europäisches Schutzgebiet Natura 2000 geschützt. Die derzeit laufende Sanierung wird die Salzach ohne Wasserkraftwerke für Mensch und Natur weiter aufwerten. Sie ist vorbildlich für einen zukunftsfähigen Umgang mit unseren Flüssen.  
Doch im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien und insbesondere nun im Zuge der Diskussion um den Atomausstieg werden die Forderungen nach neuen Wasserkraftwerken an der Salzach wieder laut und konkret geplant:
Im neuen Energiekonzept der Bayerischen Staatsregierung steht als Ziel: „Wir unterstützen den Neubau von Wasserkraftwerken an bestehenden Querbauwerken. Neubauten sind zu errichten u. a. an Lech / Hochablass und Salzach.“ Konkret werden an der Salzach Wasserkraftwerke an drei Standorten im Freilassinger Becken geplant.
Minister Martin Zeil ließ am 10.05.2011 als Kritik am BN verlautbaren: „Wer den Wasserkraftausbau blockiert, blockiert die Energiewende“.
Und der österreichische Vizekanzler Michael Spindelegger meinte jüngst bei einer Tagung der E-Wirtschaft, man möge „Wasser predigen und Wasserkraft beschließen“ und dürfe sich „von diesem Weg nicht von Bürgerinitiativen abbringen lassen.“
Fakt ist jedoch, dass eine Energiewende keinen Ausbau der Wasserkraft braucht: Der BN hat bereits vor Jahren Konzepte vorgelegt, wie Klimaschutz ohne Atomenergie und ohne Ausbau der Wasserkraft realisiert werden kann – eine zentrale Rolle spielt hierbei die Energieeinsparung. Auch das Umweltbundesamt sieht in seinen Studien zur künftigen Energieversorgung in Deutschland keinen Ausbau der Wasserkraft vor.
Insbesondere die Energieeinsparung muss erste Priorität in der Energiewende haben. Dies gilt für die Wasserkraft im Besonderen, die heute bereits 15% des Stroms in Bayern von 85 TWh liefert. Hingegen liegen PV bei 3,5%, Wind bei 0,6% und Geothermie bei <0,1%.


Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), NATURSCHUTZBUND Österreich und die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS)
fordern daher die Erstellung eines effektiven Energiesparkonzeptes, anstatt den Ausbau des letzten ungestauten Alpenflusses zu planen.

Die frei fließende Salzach zwischen Salzburg und der Mündung in den Inn ist ein wertvolles Gut und daher bestmöglich zu bewahren.

Die Konzepte und Planungen zur Sanierung der Unteren Salzach sind zügig fortzuführen und umzusetzen. Dabei ist unter Beachtung der Natura 2000-Gebiete insbesondere den naturverträglichsten Varianten wie der Flussaufweitung Vorrang zu geben.


Die Planung:
3 Fließkraftwerke im Tittmoninger Becken: Fluss-km 25,8 – 33,8 – 39,4.
Potential Salzach: ca. 300 GWh max = 0,3 TWh.
Tittmoninger Becken, Fluss-km 39,4: Wasser MQ 240 m³/s (7860 h); Ausbauabfluss nach Aussage Aufleger: 200-50 m³/s. FKW nutzt 200 m³/s über 6000 h  Verzicht minus 43% der potentiellen Energie (35 von 62 GWh); technischer Wirkungsgrad 85%  30 GWh Strom; Planung Restwassermenge ca. 4% von MQ => 15 m³/s
Tittmoninger Becken gesamt:
•    Leistung: 3 * 20 * 250 kW = 3 * 5 MW = 15 MW
•    Strom: 6000 Volllaststunden als Mittelwert über die letzten 35 Jahre  3 * 30 GWh = 0,09 TWh
Die 6000 Volllaststunden sind angesichts der Tatsache, dass die Salzach weniger als Hälfte des Jahres mehr als 200 m³ führt, nicht haltbar. Damit auch keine Grundlast-Produktion !

Negative ökologische Folgen:
•    Fluss-Dynamik würde reduziert/ eingegrenzt
•    höherer Aufstau bedeutet Reduzierung der Wasserstandsschwankungen in Fluss und Aue
•    Stauhöhe bis 1,50 m, d.h. bei 1 Promille Gefälle 1,5 km Rückstau  insgesamt 4,5 km von ca. 22,5 km beeinträchtigt (= 20%), Planer sprechen von 8 km beeinflusster Strecke.
•    Durchgängigkeit für Fischarten wäre verschlechtert, hier sind noch viele Fragen offen.
•    Restwasserfrage ist ungeklärt: technisch geplant wären 15 m³/s, was viel zu wenig ist: Nötig wäre mindestens Restwassermenge in Höhe der natürlichen Niedrigwassermenge (NQ) von 80 m³/s.
•    Ungeklärt ist auch die Gründung des Kraftwerkes (soll angeblich flach sein, was bei Seeton aber nicht ausreicht)
•    Ungeklärt ist auch die notwendige Infrastruktur (z. B. Bauwerke am Ufer, Stromleitungen im Hinterland etc.), die Wartungsfrequenz (wg. Störungspotenzial im FFH- und SPA-Gebiet) u.a.

Die Salzach und ihre Auen (Historische Au ca. 4500 ha )

Flora: Gesamtflorenliste umfasst 456 Farn und Blütenpflanzen. Besonders hervorzuheben sind die Bestände an Frühjahrsgeophyten und Alpenschwemmlingen.

Tiere:
Artengruppen    Zahl        Auentypisch
Vögel                  155            40
Reptilien                5              2
Amphibien             9             5
Libellen               33             13
Laufkäfer           134             28
Schmetterlinge ca. 600       66

Fische   historischer Bestand  44 Arten,   Aktueller Bestand  35 Arten
Davon neue Arten 9 (z.B. Regenbogenforelle, Bachsaibling)
Verschwunden sind 18 Arten (Bach-, Flußneunauge, Hausen, Stör).
Typische teilziehende Arten: Huchen, Äsche, Nase und Bachforelle.

Anlagen:
•    Karte: Ergebnis des Raumordnungsverfahrens mit Variante a, Variante b und Hauptvorschlag
•    Resolution

Auskunft / Ansprechpartner:

Dr. Hannes Augustin, Naturschutzbund Salzburg, Tel. +43/660/15 390 61, hannes.augustin@naturschutzbund.at

Erich Prechtl, Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach, Tel. +49/(0)8654/ 61198, Erich.Prechtl@t-online.de
 
Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Tel.: +49 / 89 / 54 82 98 89, christine.margraf@bund-naturschutz.de