Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Schweinemast contra Trinkwasserschutz

Geplante Schweinemastanlage bei Rannungen

09.05.2011

In Rannungen .(Bayern/Unterfranken) plant ein Landwirt den Bau einer Schweinemastanlage mit 4.300 Mastplätzen. Derzeit läuft ein Antragsverfahren beim Landratsamt Bad Kissingen.

Der Standort der geplanten Anlage liegt in der Schutzzone III der Bad Kissinger Brunnen („Münnerstädter Thalbrunnen"), für die zur Zeit einneuer Schutzgebietsverordnungskatalog entsteht. Nach Informationen des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen ist dieser Schutzgebiets-katalog im Stadium der Planungsreife.

„Hinsichtlich der vorhandenen Belastung des Rohwassers mit Nitrat. aus landwirtschaftlichen Flächen muss berücksichtigt werden, dass durch die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes mit entsprechenden Auflagen in der Regel keine Sanierung erreicht werden kann. Dazu bedarf es in Unterfranken gesonderter Anstrengungen die sich meist auf das gesamte Einzugsgebiet erstrecken müssen."(Wasserbericht der Regierung von Unterfranken 2006).

Geplant ist, den Mastbetrieb durch einen eigenen Brunnen mit Trinkwasser zu versorgen. Beantragt ist eine Wasserentnahme von 50.000 cbm.

Laut Aussage eines Mitarbeiters des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen bei der Gemeinderatsitzung vom 25.02.10, Hr. Pitschka, Geologe des WWA, ist nicht auszuschließen, dass sich durch diese Entnahmemenge, die Fliesrichtung des Grundwassers verändert. Wie sich die Entnahmemenge auf die Versorgung der Gemeinde Rannungen (1.310 Einwohner), die derzeit 50.000 cbm/Jahr Wasser verbrauchen, könne laut Aussage von Hr. Pitschka. niemand vorhersagen. Auf weitere Fragen, ob evtl. die Rannunger Brunnen, durch die zusätzliche Entnahmemenge versiegen könnten, erklärte er, dass eine langfristige Prognose niemand treffen könne.

Wie auch die Entwicklung des benachbarten Brunnens der Gemeinde Maßbach „Im Lerchengrund" zeigt, betrug der Pegelstand im Brunnen 1 im Jahr 2005  62 m und ist auf 48 m im Jahr 2009 gefallen.

Der Pegelstand des Rannunger Brunnens 1 betrug im Jahr 2003 32m und fiel nach einem niederschlagsarmen Jahr 2004 auf 13,6 m. Im Jahr 2008 hatte sich der Pegel auf 22,5 m erholt, hat aber den Stand von 2003 auch derzeit noch nicht wieder erreicht. Wie sich die Verdoppelung der Wasserentnahme (50.000 cbm/Jahr für die Bewohner Rannungens und die beantragte Entnahme von ebenfalls 50.000 cbm/Jahr für den geplanten Maststall) auf unsere Wasserversorgung auswirkt, kann offensichtlich derzeit niemand vorhersagen,

Laut Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 21.01.2003, AZ: 59b-4446.0.2003/1 muss die gemeindeeigene Kläranlage geschlossen werden und mit einem hohen finanziellen Aufwand für die Gemeinde Rannungen ein Anschluss an den „Abwasserzweckverband Obere Werntalgemeinden" erfolgen, da eine Versickerung von gereinigtem Abwasser verhindert werden muss, da Rannungen in einem sogenannten Karstgebiet liegt und eine Versickerung unbedingt verhindert werden muss. In diesem Zusammenhang möchten wird darauf hinweisen, dass bei 4.300 Mastschweinen 6.000.000 l Gülle zusätzlich entstehen und ungeklärt auf eben diesem Karstgebiet ausgebracht werden

In der Gemeinde Rannungen und auch in umliegenden Ortschaften mussten bereits Erdaushubdeponien geschlossen werden, um eine Verunreinigung des Grundwassers zu verhindern und auszuschließen. Wie lässt sich so etwas mit 6.000.000 Liter Gülle zusätzlich, die, wie schon erwähnt, ja nicht geklärt werden, sondern pur auf die Felder ausgebracht werden würden, vereinbaren?

Laut Nitratbericht Bayern vom Bayerischen Landesamt für Umwelt 3/2008 liegt die Nitratbelastung im Rohwasser in Unterfranken bei 18 -21% aller Brunnen über 50 mg/1. Deshalb wurde die Region „Unterer Main" von der Regierung von Unterfranken als Nitratsanierungsprojektgebiet erklärt. Die Region Untermain umfasst neben dem Landkreis Aschaffenburg auch die Kreise Bad Kissingen und Schweinfurt!

Laut Angaben des Umweltbundesamtes ist die Qualität des Grundwassers von elementarer Bedeutung.

Ziel des Grundwasserschutzes:
- vor Verunreinigung schützen
- verunreinigte Vorkommen zu sanieren
wobei explizit darauf hingewiesen wurde, dass der Hauptbelastungsfaktor, das Nitrat, aus der Landwirtschaft stammt.

Die Nitratkonzentration ist in erster Linie aus der landwirtschaftlichen Flächennutzung bei fehlender Verdünnung durch eine ausreichende Grundwasserneubildung zurückzuführen (Trinkwasserbericht 2006 Unterfranken).

Das Pilotprojekt „Maßnahmenplanung Grundwasser" des Bayerischen Landesamtes für Umwelt sieht unter anderem auf S.16 das Hauptaugenmerk auf der Bedeutung der Gülleausbringung in viehstarken Gebieten (Viehbestand von derzeit 0,47 Großvieheinheiten (GVE) je Hektar würde sich im Landkreis Bad Kissingen drastisch erhöhen).

Die Stickstoffeinträge in Unterfranken betragen zurzeit im Freiland 9,3 kg N/ha, im Wald 14,8 Kg N/ha.

Um die Zielsetzung der Nitratsanierung zu erreichen, wäre eine Reduktion von 27% erforderlich. Diese Zahlen stammen aus dem Waldzustandsbericht vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Laut Auswertung von Messdaten des Beweissicherungsverfahrens der Wassergewinnung im Thalgrund bei Münnerstadt (Auswertungsjahr 2008) der Stadtwerke Bad Kissingen hat sich die mittlere Niederschlagsmenge von 729 Liter/Jahr/qm auf 637 Liter/Jahr/qm im Kalenderjahr 2008 reduziert.

Des weiteren sind bei Wasserproben an den Grundwassermesspunkten GWM2 und GWM 4, die beide in der Nähe von Schweinemastbetrieben liegen, die maximalen Grenzwerte von 50 mg/l Nitratgehalt deutlich überschritten (siehe Anlage 11.5.3 des Beweissicherungsverfahrens 2008 der Stadtwerke Bad Kissingen, Münnerstädter Talgrund)

In der „Wasserschule Unterfranken" S. 2/15 ist festgehalten dass in Unterfranken meist sehr dünne Deckschichten im Grundwasser vorhanden sind und daher Nitrate und andere Verunreinigungen schneller ins Grundwasser gelangen können. Siehe hierzu auch unsere Ausführungen zum Karstgebiet/Schließung der gemeindeeigenen Kläranlage.

 

gez. Harald Klopf, Bürgerinitiative Rannungen
gez. Helmut Schultheiß, Regionalreferent für Unterfranken