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Umweltfrevel in der nördlichen Oberpfalz: Ökologische Sanierung der Pfreimd darf nicht verschleppt werden

Nach der massiven Verschlammung des geschützten Flusslaufs der Pfreimd im Oberpfälzer Wald im Zuge der Sanierungsarbeiten an einer Talsperre ist der Fluss im betroffenen Abschnitt weiterhin schwer geschädigt. Umfassende ökologische Sanierungsmaßnahmen müssen endlich in die Wege geleitet werden. Der BUND Naturschutz kritisiert Planer, Kraftwerksbetreiber und Behörden wegen mangelhafter Umweltprüfungen und Schutzvorkehrungen im Vorfeld der Baumaßnahme.

25.09.2024

Die ökologische Sanierung des schwer geschädigten Flusslaufs der Pfreimd unterhalb der Kainzmühlsperre im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab ist noch immer nicht in Sicht. Durch das Ablassen des Wassers aus dem Staubecken im März 2024 hat sich ein beträchtlicher Teil des dort in Jahrzehnten angesammelten Schlamms in den Flusslauf der Pfreimd ergossen. In der Folge hat sich im Abschnitt zwischen der Kainzmühlsperre und dem Trausnitzer Stausee eine dicke Schlammschicht im Flussbett und an den Ufern abgelagert, die das ursprünglich reichhaltige Leben erstickt hat (siehe hier: https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/umweltfrevel-in-der-oberpfalz-geschuetzter-fluss-durch-sanierungsarbeiten-an-talsperre-schwer-geschaedigt).

„Wir sind immer wieder vor Ort, um die Schäden zu begutachten. Leider ist seit der Verschlammung im vergangenen März nichts passiert, bisher fanden keinerlei Sanierungsmaßnahmen statt“, so Reinhard Scheuerlein, BN-Regionalreferent für die Oberpfalz, „dabei handelt es sich bei dem betroffenen 12 Kilometer langen Flussabschnitt um europäischen NATURA 2000-Schutzgebiet. Gegen das Verschlechterungsverbot, das im Schutzgebiet gilt, wurde massiv verstoßen. Das Ganze ist eine handfeste Umweltkatastrophe!“

Nach Durchsicht der umweltfachlichen Genehmigungsunterlagen zu dem Bauprojekt an der Talsperre kommt der BUND Naturschutz zu dem Ergebnis, dass das Risiko der jetzt eingetretenen Schlammflut im Schutzgebiet bei der Planung systematisch unterschätzt bzw. verharmlost wurde. Damit kam es im Vorfeld zu falschen Schlussfolgerungen, wie erheblich die Auswirkungen auf vorkommende Tierarten sein würden, und es wurden auch keine ausreichenden Schutzmaßnahmen festgelegt.

Der französische Kraftwerksbetreiber Engie war in einer Pressemitteilung davon ausgegangen, dass „das Freispülen des Flusslaufes durch regelmäßige natürliche Hochwasser“ erfolgt. Der BN-Kreisvorsitzender Hans Babl erklärt: „Nach dem vergangenen starken Hochwasser-Ereignissen Anfang Juni und Anfang September hat sich die Situation leider keineswegs gebessert. Das Flussbett und die Ufer sind weitgehend mit Schlamm bedeckt, von dem derzeit nicht bekannt ist, inwieweit er auch Schadstoffe und große Mengen gewässerbelastender Nährstoffe enthält. Laichplätze von Fischen sind weitgehend zerstört, die Nahrungstiere von Fischen und von Vögeln, wie beispielsweise der Wasseramsel, haben in solchen Bereichen keine Lebensgrundlage mehr.“

„Der BN kritisiert auch, dass die Naturschutzverbände vom Landratsamt Neustadt a. d. Waldnaab nicht am Verfahren beteiligt wurden und erst im Nachhinein von den Schäden erfahren haben“, so Scheuerlein. „Bislang hat der BN keine Kenntnis davon, inwieweit für das Vorhaben auch alternative Vorgehensweisen geprüft wurden. Bei einer solchen Alternativenprüfung hätten auch schonendere Varianten in Betracht gezogen werden müssen.“

Die Schutzvorkehrungen zur Zurückhaltung des Schlamms, die die Betreiber ergriffen haben, waren ganz offensichtlich völlig unzureichend. Nach Auffassung des BN wäre es beispielsweise nötig und möglich gewesen, den Schlamm schon innerhalb der Talsperre weitgehend zurückzuhalten.

Der BUND Naturschutz fordert nun, dass der natürliche Zustand im gesamten Flussabschnitt bis zum Trausnitzer Stausee schnellstmöglich wiederhergestellt wird. Dazu muss gemeinsam mit den betroffenen Fischern und den Naturschützern eine umfassende Strategie zur Beseitigung der Schäden erarbeitet werden.