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Westumfahrung Neunkirchen nicht alternativlos

"Wir hoffen auf viele Einwendungen der Bürgerinnen und Bürger!"

31.01.2017

Seit 16. Januar 2017 läuft das öffentliche Anhörungsverfahren zur geplanten Westumfahrung von Neunkirchen am Brand. Die Regierung von Oberfranken hat die Auslegung auf Antrag des Staatlichen Bauamtes Bamberg für das seit vielen Jahren höchst umstrittene Vorhaben eingeleitet.

Gegen das Vorhaben stemmt sich ein großes Bündnis, darin die Bürgerinitiative für ein modernes, umwelt- und verkehrsbewusstes Neunkirchen am Brand (BI MUNk e.V.), die Interessengemeinschaft der Landwirte Ebersbach, die Bürgerinitiative Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal (BI UMiS), der Landesbund für Vogelschutz und der BUND Naturschutz. Das geplante Vorhaben würde 16 Hektar landwirtschaftliches Land, die schöne und strukturreiche Landschaft und Lebensräume von z. B. Rebhuhn oder Kiebitz beeinträchtigen.

Bis zum 17.2.17 liegen die Pläne noch im Rathaus aus, bis zum 2.3.17 können Bürgerinnen und Bürger noch Einwendungen vorbringen. Das Bündnis sammelt bis dahin Einwendungen auf individuell zu gestaltenden Vorschlags-Mustern und hofft auf ein klares Signal der Neunkirchnerinnen und Neunkirchner für ihre Erholungslandschaft und gegen die weitere Zerschneidung durch die geplante Trasse.

"Für manche Neunkirchener ist die Realisierung der Westumfahrung die einzige denkbare Lösung für das Verkehrsaufkommen im Ort. Für uns sind die Pläne ein Alptraum", so Bernhard Birnfeld, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Neunkirchen am Brand.

"Ist die Umfahrung wirklich alternativlos für Neunkirchen? Wir meinen Nein!" sagt Bettina Wittmann, Marktgemeinderätin und Vorsitzende der Bürgerinitiative modernes und umweltbewusstes Neunkirchen am Brand. "Wir hoffen, dass viele Bürgerinnen und Bürger aus Neunkirchen am Brand und auch aus dem Umland Einwendungen gegen diese Trasse schreiben. Immerhin gibt es mit dem Straßenzug Henkersteg-Erleinhofer-Friedhofstraße-Forchheimer Straße bereits eine innerörtliche Umfahrung der Altstadt. Mit Unterstützung des Freistaates kann diese Achse deutlich verbessert, geschwindigkeitsreduziert und sicherer gestaltet werden."

"Der gravierende Landverlust von über 16 Hektar oder 23 Fußballfeldern bedroht die örtliche Landwirtschaft und die Existenzgrundlage etlicher Landwirte. Auch die regionale Versorgung würde verschlechtert", so Martin Wieseckel für die Landwirte aus Ebersbach. "Die negativen Auswirkungen der Trasse betreffen sowohl Milch- und Sonderkulturbetriebe, sie bedrohen Haupt- und Nebenerwerbslandwirtschaften, Pferde- und Biobetriebe."

"Wer sich über die zunehmende Verhunzung unserer Landschaft ärgert, wer Klimaschutz voranbringen will, wer gerne in der Landschaft spazieren geht, sie alle sollten sich jetzt gegen diesen unnötigen und flächenfressenden Straßenbau aussprechen", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern e.V. "Mit 13,1 Hektar Flächenverbrauch pro Tag steht Bayern an der Spitze in Deutschland, das muss auch mal ein Ende haben."

"Für viele Bürger von Neunkirchen liegt das größere Verkehrsproblem auf der Achse nach Erlangen und nicht auf der Straße nach Forchheim. Vordringlicher als eine Westumfahrung sollte die Verkehrssituation von Neunkirchen nach Erlangen verbessert werden. Hier muss der Verkehrsraum von Ober- und Mittelfranken zusammenhängend betrachtet werden, anstelle einer kleinräumigen Sicht auf einzelne Straßen. Die Finanzmittel, die mit der Westumfahrung für eine naturzerstörende, wenig wirksame Straße ausgegeben werden sollen, fehlen auf der Verkehrsachse nach Erlangen für eine bessere und nachhaltigere Lösung, wie es langfristig z.B. die Stadt-Umland-Bahn ist", so Esther Schuck, Vorsitzende der Bürgerinitiative Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal.

Die Planung

Von Dormitz kommend würde die Staatsstraße 2243 auf einem Damm von vier Meter Höhe am Ort vorbei und auf neun Meter Höhe durch das bisher idyllische Ebersbachtal geführt. Mit einem zehn Meter tiefen Einschnitt würde sie dann auf die Hochebene des Gries zur heutigen Straße nach Effeltrich führen. Die geplante Trasse führt durch ein landschaftlich wertvolles und naturschutzrechtlich bedeutendes Gebiet. Weil die Straßenplaner einen Anspruch auf eine moderne und leistungsfähige Staatsstraße mit Steigungen und Kurven für große LKW und hohe Geschwindigkeiten sehen, entwarfen sie ein massives Bauwerk, so dass Gebiete "mit besonderer Bedeutung für die Erholung zerschnitten und technisch überprägt werden" (Zitat aus den Planunterlagen). Auf der Länge von 3,1 km würden nur zwei Unterführungen (am Erleinhof und Ebersbach) sowie eine Brücke auf dem Gries vorgesehen. Frequentierte Fußwege (vom Tennenbachweg und Ebersbacher Weg) in den Wald würden künftig an der Trasse enden. So wäre nicht nur die direkte Naherholung, sondern auch der Zugang zu den dahinter liegenden Gebieten stark beeinträchtigt.

Lebensräume gefährdet

Trotz vorgeschriebener Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen würde die intakte und vielfältige Tier- und Pflanzenwelt massiv gefährdet. "22 Vogelarten würden vom Vorhaben beeinträchtigt, die nach der Roten Liste Bayerns und Roten Liste Deutschland gefährdet, sind. Dies sind z.B. Baumpieper, Bluthänfling, Dorngrasmücke, Eisvogel, Feldlerche, Feldsperling, Gartenrotschwanz, Goldammer, Habicht, Klappergrasmücke, Mittelspecht, Pirol, Rebhuhn, Schwarzspecht und Wendehals. Zur Zugzeit im zeitigen Frühjahr wären auch der Wiedehopf, der Steinschmätzer und auch der stark gefährdete Kiebitz betroffen", so Helmut Schmitt, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz, Kreisgruppe Forchheim. Alleine für die Feldlerche müssten 15 ha Ausgleichsfläche für die erfassten Brutpaare geschaffen werden. Dazu kommen betroffene Arten der Fledermäuse und Amphibien, wie Erdkröten, Gras- oder Wasserfrösche, Teich- und Bergmolche.

Trinkwasserschutzgebiete bedroht

Sogar die Schutzzone 2 eines der drei im Nordwesten gelegenen Trinkwasserbrunnens müsste gequert werden. Durch die unmittelbare Nähe der Trasse zu drei Brunnen ist etwa die Hälfte der Trinkwasserversorgung von Neunkirchen gefährdet. In einer Zeit, in der sauberes, unbelastetes Trinkwassers immer wichtiger wird, ist es mehr als bedenklich, eine neue Schnellstraße durch Wasserschutzgebiete zu planen. Unabhängig davon, dass mit Öl oder Benzin verschmutztes Straßenabwasser im Umfeld der Brunnen abgeleitet werden müsste, werden Abgase das Wasserschutzgebiet belasten. Überdies erzwingt der Trassenverlauf mitten durch die drei Brunnen die Ausführung als Damm-Konstruktion mit Abdichtungsunterbau. Schalltechnisch verdecktes Führen im Einschnitt ist dort technisch nicht möglich. Der Zwang der Hochlagenführung durch diese Schutzgebiete prägt die Gesamtkonstruktion mit generell hoch liegendem Damm.

Verkehr stagniert

Seit 2005 sind die Verkehrszahlen auch im Schwerverkehr stagnierend bis rückläufig. Es entstünde ein neues Nadelöhr Heuwiesen, da der bisherige Weg von Neunkirchen nach Erlangen nur noch hier möglich wäre. Die gesamten 9.400 Fahrzeuge aus dem Ort würden über einen Kreisverkehr am Ende der Heuwiesen auf die neue Umfahrung geleitet. Erleinhofer Straße (Rosenbach) und Erlanger Straße würden gekappt. Der bestehende Busverkehr und die freizuhaltende Trasse der Stadt-Umland-Bahn würden nicht berücksichtigt. Der Wunsch nach weniger Verkehr im Zentrum ist verständlich, aber ein Großteil des als störend empfundenen (LKW-)Verkehrs würde die Umfahrung nicht nutzen: Ziele wie Hetzles, Großenbuch, das Siedlungsgebiet Gugel, Ermreuth oder das Zentrum von Neunkirchen würden weiterhin über die Straßen des Ortes angefahren werden. Neben den Pkws sind es vor allem die Zustelldienste mit Lieferwagen (LKW bis 3,5 t), die in alle Teile von Neunkirchen Waren ausliefern und deshalb trotz Umfahrung in den Ort kommen. Auch wenn ein Teil des Verkehrs auf die Umfahrung gelenkt würde (25% werden als Durchgangsverkehr beschrieben), führt dies nicht zwangsläufig zu mehr Sicherheit. Hier müssen Sicherheitsmaßnahmen wie ein Kreisverkehr an der Erlanger Straße, Henkersteg und gesicherte Überwege für Schulkinder und Tempolimit mit entsprechender Kontrolle gebaut werden. Ohne Fokussierung auf die Umfahrung hätten diese Maßnahmen schon lange realisiert werden können. Bleibt die Marktgemeinde bei dieser Haltung wird sie die Kosten selbst tragen müssen und die Gefährdung würde noch viele weitere Jahre in Kauf genommen. Die Belastung der Friedhofstraße lässt sich aus den Planunterlagen mit 4.200 Fahrzeugen pro Tag herauslesen und entspricht in etwa der zumutbaren Belastung einer Zubringer-Siedlungsstraße wie sie im jedem inneren Ortsbereich vorkommt. Mit einer für diesen Verkehr ausgelegten Oberfläche, saniertem Kanal sowie angepasster Verkehrsführung am Forchheimer Tor (Plan Höhnen und Partner 2004) könnte diese deutlich besser gestaltet werden als in den letzten 40 Jahren den Anwohnern zugemutet wurde.

Einwendungen jetzt!

Bürger in und außerhalb von Neunkirchen können bis zum 2. März 2017 Einwendungen einsenden. Sie sind die einzige Möglichkeit auf Entwurf und Planung Einfluss zu nehmen und Ihre Rechtsansprüche zu wahren. Sie können Unmut und Betroffenheit über den geplanten Neubau somit politisch äußern sowie Verbesserungen, Überprüfungen und eine erneute Bewertung der Maßnahme vom Staatlichen Bauamt fordern. Wer keine Einwendung schreibt verliert jedes spätere Einspruchsrecht.

Unter www.munk-ev.de finden Sie Mustereinwendungen und Vorschläge zu den noch wirkungsvolleren handschriftlichen persönlichen Einwendungen.

Für Rückfragen: Tom Konopka, BUND Naturschutz in Bayern e.V., Regionalreferent, Telefon 0911/81878-14