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Das Doppelleben der Lurche: Amphibien-Lebensweise und Fortpflanzung

19 verschiedene Amphibienarten (Lurche) gibt es bei uns in Bayern. Zu ihnen gehören Frösche, Kröten, Molche und Salamander. Ihnen allen sind zwei Besonderheiten gemeinsam: Sie leben sowohl an Land als auch im Wasser.

Die Lebensweise von Amphibien ist von ihrem Doppelleben im Wasser und an Land geprägt. Während ihres Heranwachsens durchlaufen sie deshalb eine erstaunliche Metamorphose: Vom Ei über die Larve bis hin zum erwachsenen Tier verändern sie ihre Gestalt komplett. So ähnlich sie sich hier sind: Ihre Ansprüche an Land-Lebensraum und Laichgewässer sind doch unterschiedlich.

Alle unsere Amphibienarten – sowohl Schwanzlurche (Salamander und Molche) als auch Froschlurche (Frösche, Kröten und Unken) – haben einen festen Jahresrhythmus. Bis auf den Alpensalamander suchen alle während der Fortpflanzungszeit im Frühling das Wasser auf. In dieser Zeit kommt es regelmäßig zu Massenwanderungen:

  • Arten wie die Erdkröte wandern in den ersten warmen Frühlingsnächten konzentriert an wenigen Tagen,
  • Arten wie der Laubfrosch im Verlauf des Frühjahrs unauffällig über mehrere Wochen.

An den Gewässern angekommen, finden Balz, Paarung, die Befruchtung der Eier sowie die Eiablage statt. Dabei hat jede Art ihre eigene Strategie.

Von Balzritual und Partnerwahl: Wie pflanzen sich Amphibien fort?

Die Fortpflanzung von Amphibien ist nicht einheitlich, auch die Paarung und Befruchtung läuft bei den verschiedenen Arten unterschiedlich ab: Um ein Weibchen zu finden, locken die männlichen Froschlurche sie durch mehr oder weniger laute Rufe, Knurren oder „Klopfen“ an. Manchmal finden die Tiere sich schon während der Wanderungen.

Bei den meisten Froschlurchen umfasst das Männchen den Körper des Weibchens hinter dessen Vordergliedmaßen und er versucht, seine Kloake möglichst dicht an die des Weibchens zu bringen. So ist sichergestellt, dass möglichst viele der Eier, die das Weibchen ausstößt, auch befruchtet werden. Bei Knoblauchkröte und Gelbbauchunke umklammert das Männchen die Hinterbeine des Weibchens – Evolutionsforscher sehen dies als die Vorstufe des „Vorderbeineklammerns“.

Die Eihülle quillt nach der Befruchtung zu einer Gallertmasse auf, die vor Infektionen, mechanischen Einflüssen und kurzzeitig vor Austrocknung schützt. Je nach Art werden die Eier in Klumpen oder Schnüren im Wasser frei abgelegt oder an Pflanzenteile gehängt. Aus ihnen entwickeln sich dann die Larven, die bei den Froschlurchen Kaulquappen genannt werden.

Bei einigen Schwanzlurchen bekommen die Männchen eine auffällige Färbung und einen Rückenkamm, um die Weibchen zu beeindrucken. Duftstoffe, sogenannte Pheromone, helfen ihnen zusätzlich bei der Partnerwahl.

Die Unterschiede im Fortpflanzungsverhalten der Schwanzlurche lassen uns heute noch Evolution erleben:

  • Manchen Molchen wächst während der Paarungszeit für das Balzritual ein Flossensaum. Das Männchen gibt bei der Paarung ein Spermienpaket ab, welches vom Weibchen nach langen rituellen Balztänzen über die Hinterleibsöffnung, die Kloake, aufgenommen wird. Es erfolgt eine innere Befruchtung. Die Eier werden vom Weibchen einzeln an Wasserpflanzen abgelegt. Dem hohen Risiko im Gewässer gefressen zu werden, begegnen die Molcharten mit relativ vielen Eiern und Jungen (200-300).
  • Beim Feuersalamander bietet die Eientwicklung im Mutterleib relativen Schutz aber weniger Nachkommen (30-70); das Weibchen entlässt erst die schlupfreifen Larven ins Gewässer.
  • Der Alpensalamander schließlich bringt nur alle zwei Jahre ein bis zwei voll entwickelte Junge zur Welt.

Die verschiedenen Lurche verfolgen sehr unterschiedliche Brutstrategien zum Erhalt ihrer Art:

  • Alpensalamander sind die einzigen heimischen Amphibien, die für ihre Fortpflanzung keine Gewässer brauchen – sie sind lebendgebärend. Der Preis: Sie bekommen nur ein bis zwei Junge pro Jahr.
  • Bäche ohne Fische oder Bäche mit fischfreien Nebenarmen sind Laichgewässer des Feuersalamanders. Feuersalamanderweibchen verpaaren sich irgendwann zwischen Frühling und Herbst, die Eier entwickeln sich bis zur Schlupfreife geschützt im Mutterleib. Die Tiere wandern im folgenden Frühjahr zu geeigneten Bächen, wo die praktisch direkt schlüpfenden Jungen geboren werden. Der Preis: Feuersalamanderweibchen bekommen „nur“ bis zu 70 Junge – und das Leben im Bach ist nicht ungefährlich, denn Wasserinsekten und Fische dezimieren den Nachwuchs.
  • Laubfrosch, Grünfrosch, Gelbbauchunke, Kreuzkröte und Wechselkröte verfolgen eine andere Strategie: Sie verpaaren sich mehrfach im Frühling und Frühsommer und die Weibchen legen die Eier in mehreren Schüben, gelegentlich auch in verschiedene Pfützen, Tümpel oder Teiche. Denn auch hier gibt es Wasserinsekten oder Fische, die dem Nachwuchs gefährlich werden können, die Gewässer können auch vollständig austrocknen. Diese Arten streuen also das Risiko – einige der wenige Hundert Eier werden überleben.
  • Erdkröte, Grasfrosch, Moorfrosch und Springfrosch setzen alles auf eine Karte: Sie wandern im zeitigen Frühjahr zu Tümpeln oder Teichen, sie legen dort mehrere Tausend Eier und hoffen, dass einige der Kaulquappen alle Gefahren der Entwicklung bis zur Metamorphose überleben werden.

Aus den befruchteten Eiern von Frosch- und Schwanzlurchen schlüpfen nach der Embryonalentwicklung die Larven. Diese entwickeln sich durch die Umwandlung ihrer Gestalt (Metamorphose) zu erwachsenen Tieren.

Die Metamorphose läuft bei Frosch- und Schwanzlurchen unterschiedlich ab:

  • Aus den befruchteten Eiern von Froschlurchen entwickeln sich Kaulquappen. Die Atmung der Kaulquappen erfolgt durch Kiemen, die nur kurz nach dem Schlupf sichtbar sind – danach werden sie durch eine Hautfalte geschützt. Nach und nach wachsen die Vorder- und Hinterbeine, das Maul und die Augen formen sich aus, der Schwanz bildet sich zurück und das Tier wechselt von Kiemen- auf Lungenatmung.
  • Aus den Eiern der Schwanzlurche (Ausnahme Alpensalamander) entwickeln sich Larven, die von Anfang an Vorder- und Hinterbeine und außenliegende Kiemen besitzen. Larven durchlaufen eine äußerlich weniger umfassende Verwandlung als Kaulquappen – sichtbar ist vor allem das Verschwinden der Kiemen.
  • Zuletzt stellt sich bei Kaulquappen und Larven die Haut auf das Landleben um. Damit ist die Metamorphose der Tiere abgeschlossen.

Die Haut der erwachsenen Amphibien ist vergleichsweise dünn, wasserdurchlässig und kaum verhornt. Sie kann feucht und glatt, oder auch trocken und warzig sein, sie ist jedoch nie schuppig wie bei Reptilien.

Insgesamt spielt sie für Amphibien eine wichtige Rolle: Sie ist Atmungsorgan, schützt vor Infektionen, sondert Sekret ab, um Feinde abzuwehren und über sie wird der Wasserhaushalt reguliert. So nehmen Lurche das lebensnotwendige Nass einfach über ihre Haut auf.

Amphibien sind Beute für zahlreiche Tierarten. Laich und Larven im Wasser werden von räuberischen Insektenlarven, von Fischen und Wasservögeln, aber auch von anderen Amphibien gefressen.

Aus diesem Grund müssen Lurche für eine sehr große Nachkommenschaft sorgen, denn nur aus einem winzigen Bruchteil der produzierten Eier und Larven werden später geschlechtsreife Amphibien.

Nur Kaulquappen leben von Algen, vom Kot von Fischen und von alten Pflanzenresten. Alle anderen Tiere eines Tümpels oder Teichs (etwa Insekten, Insektenlarven, Molchlarven, Fische) gehen auf die Jagd.

So ist es wichtig, sich verstecken zu können – nur Gewässer mit einer großen Strukturvielfalt sind ideale Amphibiengewässer. Fatal ist die Vorliebe von Kammmolchlarven für die tieferen Bereiche eines Teichs, denn hier halten sich auch gerne Fische auf: Ideal gerade für Molche und deren Nachkommen ist daher ein dichtes Netz an Unterwasservegetation, in der sich alle aus dem Weg gehen können.

Der Nachteil: Hier können Fressfeinde auch versteckt auf der Lauer liegen. Auch größere Larven und Kaulquappen in einem Fisch freien Gewässer sind nicht immer sicher, denn die Larven von Libellen oder Wasserkäfern können sie fassen und „extratestinal“ fressen – sie spucken Verdauungssäfte in das manchmal größere Tier und saugen es dann aus. Ebenso wie andere gestorbene Tiere werden die Reste häufig von Schnecken, aber auch von verschiedenen Kaulquappen gefressen.

Amphibien sind so ein wichtiger Teil des komplexen Nahrungsgefüges im Tierreich. Abgesehen von ihren teilweise sehr wirksamen Hautgiften verfügen Lurche über keine Verteidigungsmöglichkeiten wie etwa scharfe Zähne oder Krallen. Oft vertrauen sie auf Tarnung, Verbergen oder Flucht, manchmal auch auf Imponierverhalten wie das Aufblähen des Körpers oder das Aufreißen des Mauls.

Alles, was ins Maul passt: die Nahrung von Amphibien

Nach dem Ablaichen kümmern sich Lurche nicht mehr um ihre Eier. Ihre Lebensweise ist sehr bewegt: Manche Arten machen sich direkt nach dem Ablaichen auf den Weg zu ihren Sommerquartieren, andere folgen bis zum Frühsommer, nur Grünfrösche können ganzjährig am Wasser bleiben. Der Zug dorthin erfolgt über mehrere Wochen. Dadurch kommt es nicht zu solchen Massenbewegungen wie auf dem Hinweg zum Laichgewässer.

Die kleinen Jungtiere folgen im Sommer. Die Reise der Jungtiere beginnt in Trockenperioden sehr plötzlich bei sommerlichem Regenwetter oder Gewitter. Sie läuft dann tagsüber ab, oft innerhalb weniger Stunden, und ist äußerst gefährlich: Neben Fressfeinden wie Käfern, Spinnen, Vögeln oder Mäusen erwartet sie oft der Tod durch den Straßenverkehr.

Im Landlebensraum angekommen, steht bei den Hüpferlingen – wie die abwandernden Jungamphibien auch genannt werden – die Nahrungsaufnahme im Vordergrund, denn nur gut genährte Jungfrösche, -kröten und -molche schaffen die lange Hungerphase über den Winter!

Wie alle erwachsenen Amphibien sind sie fleischfressende Tiere. Sie fressen alles, was sich bewegt und was in die Mäuler passt. Hauptsächlich sind es:

  • Würmer
  • Schnecken
  • Spinnentiere
  • Insekten
  • aber auch kleinere Artgenossen.

Bei der Futtersuche spielen ihre Augen eine wichtige Rolle: Lurche jagen geruhsam. Meist verharren sie in Lauerposition oder suchen langsam an neuen Stellen nach Futter. Die Beutetiere werden lebend verschlungen, denn Amphibien haben keine Zähne um Beute zu zerkleinern. Viele Arten besitzen eine klebrige Zunge, die im vorderen Mundbereich verwachsen ist und beim Angriff auf die Beute hervorschnellt.

Amphibien im Winter

Im Herbst, wenn die Temperaturen sinken, beginnt für die Lurche die Suche nach geeigneten Winterquartieren. Lurche gehören zu den wechselwarmen Tieren, das heißt, sie können ihre Körpertemperatur nicht selbstständig konstant halten. Auch dieser Umstand zwingt die Amphibien zu einer bestimmten Lebensweise.

Ab September beginnen sie frostfreie Winterquartiere zu suchen. Diese finden sie unter Steinhaufen, Baumstümpfen und in Erdlöchern, Höhlen und offenen Kellergewölben.

Einige Arten, etwa Grasfrösche, wandern auch schon im Herbst zu den Laichgewässern und überwintern dort unter Wasser. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt reduzieren sie ihren Stoffwechsel, sie atmen seltener und verbrauchen so weniger Energie – die Tiere verfallen von November bis März in eine Winterstarre.

Amphibien verwenden sogar natürliches Frostschutzmittel, um auch leichten Frost überleben zu können. Friert das Winterquartier aber zu stark ein, schließt sich auf einem Überwinterungsgewässer die Eisschicht, weil keine Pflanzen die Eisfläche vor dem Zuwachsen im Uferbereich bewahren oder wird die Eisschicht zu dicht, kommt es im Teich zu Sauerstoffausschluss und die Tiere sterben.