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Der Luchs: Sein Lebensraum sind die großen Wälder
Seit den 1980er-Jahren schleichen wieder Luchse durch die bayerischen Wälder. Noch sind es aber zu wenige, um von einer sicheren Zukunft zu sprechen. Jetzt geht es darum, den Pinselohren mehr Lebensraum zuzugestehen und sie vor illegaler Verfolgung zu schützen.
Luchse sind „Heimlichtuer“. Sie brauchen störungsarme, deckungsreiche Rückzugsgebiete mit ausreichend Beute. Deshalb lieben sie große, geschlossene Waldgebiete. Doch auch in Kulturlandschaften mit einem kleinräumigen Wechsel von Feld und Wald fühlen sie sich wohl. Denn gerade dort gibt es viele Rehe. Und selbst Maisfelder bieten dem geschickten Jäger auf der Wanderung gute Deckung – zumindest im Sommer und Herbst.
Die Luchs-Lebensweise: still, heimlich und zurückgezogen
Wie alle bisherigen Studien zeigen, braucht der Luchs ein großes Reich. Kuder, die männlichen Tiere, beanspruchen Reviere von 200 bis 400 Quadratkilometern. Die Kätzinnen begnügen sich mit 50 bis 150 Quadratkilometern. Das sind riesige Gebiete. Zur Verdeutlichung: Ein Kuder braucht drei bis sechs Wochen, um sein Revier zu durchwandern.
Die Außengrenzen seines Territoriums kontrolliert der Luchs regelmäßig. Er markiert sie und prüft, ob sich womöglich ein Konkurrent eingeschlichen hat. Denn hier kennt das Pinselohr kein Pardon: Zwei gleichgeschlechtliche Tiere in einem Revier werden sich nie gegenseitig dulden.
Diese Revieransprüche sind auch der Grund dafür, warum das Vorkommen des Luchses in Bayern nicht allein auf Schutzgebiete beschränkt bleiben kann. Diese allein wären für eine auf Dauer überlebensfähige Population viel zu klein. Der gefleckte Jäger muss deshalb auch außerhalb von Schutzgebieten sicher leben können. Vorfälle wie im Bayerischen Wald, wo bereits mehrere Tiere illegal getötet wurden, müssen strafrechtlich verfolgt und streng bestraft werden.
Hilfe für den Luchs
Jungluchse müssen abwandern
Der Luchs ist ein Einzelgänger. Nur während der Paarungszeit von Februar bis März, der sogenannten Ranzzeit, suchen sich Katze und Kuder in ihrem großen Revier. Neben den vermehrt gesetzten Harnmarken dienen dann auch kehlig-heisere Rufe der Verständigung. Hat sich das Pärchen für eine kurze Romanze zusammengefunden, bringt die Luchsin nach etwa zwei Monaten Tragzeit Mitte Mai bis Mitte Juni ein bis vier Kätzchen zur Welt. Sie werden in ein hartes Leben hineingeboren: Etwa die Hälfte des Wurfes kommt während der Aufzuchtphase um. Die kleinen Katzen sterben an Krankheiten, Hunger oder Unfällen auf Straßen und Schienen.
Wer von den Jungluchsen diese erste harte Zeit überstanden hat, muss sich im darauffolgenden April auf die Wanderschaft machen. Es ist Zeit, ein eigenes Revier zu erobern. Diese obligatorische Abwanderung fordert erneut einen hohen Tribut. Viele junge Tiere sterben im Verkehr oder durch illegale Bejagung.
Auf der Pirsch: der Luchs auf der Suche nach Nahrung
Luchse sind vor allem in der Dämmerung und nachts unterwegs. Dabei legen sie innerhalb kürzester Zeit oft mehrere Kilometer zurück. Trotzdem sind sie keine „Ausdauersportler“, wie etwa Wölfe. Als Pirsch- und Lauerjäger setzen sie auf den Überraschungseffekt. Ihre Stärken sind Lautlosigkeit, scharfe Augen und ein phantastisches Gehör: Luchsaugen reagieren sechsmal so empfindlich auf Licht wie Menschenaugen, das Rascheln einer Maus hört die Samtpfote auf 70 Meter Entfernung.
"Ohren wie ein Luchs haben"
Noch in 70 Meter Entfernung hört die Samtpfote eine Maus rascheln.
Bei der Jagd nähert sich der Luchs seiner Beute – überwiegend Rehe – bis auf etwa 20 Meter, um sie dann nach kurzem Sprint anzuspringen. Macht er einen Fehler – ein knackender Ast genügt bereits – entdeckt ihn das angepirschte Tier und er muss seinen Jagdversuch abbrechen. Lange Hetzjagden, wie sie Wölfe ausüben, würde der Luchs nicht durchstehen.