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„Ich war dankbar und glücklich“

Hubert Weinzierl war von 1969 bis 2002 Vorsitzender des BUND Naturschutz. Einer der größten Erfolge dieser Zeit war die Einrichtung von Deutschlands erstem Nationalpark im Bayerischen Wald. Ohne Hubert Weinzierls Initiative gäbe es den Park wohl nicht.

Lieber Herr Weinzierl, Sie hatten einen Großteil an Initiative dafür, dass der Nationalpark Bayerischer Wald überhaupt entstanden ist.

Ja, das war und ist ein Stück meines Lebens. Ich habe einige Jahre in die Schaffung dieses Nationalparks investiert. Aber diese Idee gab es ja schon länger. Die Diskussion hatte schon um die Wende zum 20. Jahrhundert begonnen. Als man damals über Nationalparks nachdachte, kam auch das Gebiet Bayerischer Wald zur Sprache. Und als ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Regierung von Niederbayern bin ich in Landshut auf die alten Akten gestoßen, die sich damit auseinandersetzen.

Sie haben schnell prominente Mitstreiter gefunden.

Ich hatte zum Beispiel mit meinem Freund Bernhard Grzimek weltweit viele Nationalparks besucht. In seinem Buch "Wildes Tier – Weißer Mann" hat er dann geschrieben, dass es in Europa leider keinen Platz gebe für derartige Nationalparks. Ich habe spontan an den Rand des Manuskripts geschrieben: "Hier irrt Grzimek". Und hatte Recht. Ein gemeinsamer Besuch im Bayerischen Wald hat ihn dann überzeugt. Das war im Jahr 1966.

Und was passierte dann?

Vier, fünf Jahre Hickhack mit den üblichen Interessensgruppen. Es begann ein mehrjähriger Kampf um den Nationalpark, bei dem wir aber auch viel Unterstützung bekamen, von der Tourismusbranche bis hin zu den traditionellen Verbänden. Manche waren zunächst schwer zu überzeugen, weil sie Angst vor einem zu großen Rummel hatten. Dem Bund Naturschutz und allen Beteiligten war aber klar: Der Nationalpark muss Wirklichkeit werden. Sehr geholfen hat dabei das Europäische Naturschutzjahr 1970, dessen Organisation ich und der BUND Naturschutz federführend übernommen hatten. In diesem Rahmen stieß die Idee des ersten Nationalparks in Deutschland auf eine gute Resonanz. Viele Politiker haben auch mitgeholfen: Alfons Goppel und Hans Eisenmann zum Beispiel.

Und schlussendlich wurde der Nationalpark eröffnet.

Ja. das war ein großer Erfolg. Ich war dankbar und glücklich.

Aber so richtig Klarheit darüber, was ein Nationalpark ist, gab es am Anfang nicht? 

Nein, aber über die Inhalte wird heute noch debattiert. Das ist einfach ein kontinuierlicher Prozess. Natur ist immer im Fluss – das gilt natürlich auch für die Nationalparks. "Natur Natur sein lassen" wurde schließlich die Formel, auf die man sich verständigen konnte. Die Entwicklung ging schrittweise – durchaus auch mit anfänglichen Schönheitsfehlern. Es gab zunächst einfach zu viele Interessenskonflikte, mit der Landwirtschaft, den Jägern, der Forstwirtschaft. Wir hatten anfangs nicht die Jagd ausgeklammert, der Einfluss des Tourismus war sehr hoch. Aber es war immer eine Stärke des Projekts, diese Konflikte austragen zu können. Richtig groß wurde die Diskussion noch einmal im Zusammenhang mit der Vergrößerung des Geländes des Nationalparks 1997.  

Wieso hatten Sie eigentlich die Chance und zugleich die Kraft, so große Projekte anzuschieben?

Ich hatte einfach Glück im Naturschützerleben. Es gab damals noch nicht so viele Menschen, die das machten und die nötige Courage zeigten. Das hat die Leute eben überzeugt: Dass da einer nichts für sich selbst will, sondern für eine Grundidee arbeitet, von der viele empfunden haben, dass sie stimmt. Sehr geholfen haben natürlich auch der BUND Naturschutz und die 33 Jahre meiner Funktion als dessen Vorsitzender. Es gab immer sehr gute Leute auf der verbandlichen, amtlichen und politischen Seite. 

Den Nationalpark kann man wohl eindeutig als Erfolg der Naturschutzbewegung und des BN bezeichnen?

Es war vor allem ein Erfolg, die Natur aus dem Nutzungsbereich herauszubringen. Wir hatten mit diesem Konzept auch eine Vorbildfunktion für die 15 weiteren Nationalparks, die seitdem in Deutschland entstanden sind. Ich genieße vor allem die Rückkehr der Wildnis: Zu besichtigen ist die Wiederentstehung eines Urwalds. Was mich besonders gefreut hat: Die Rückkehr von Schwarzstorch, Luchs, Wildkatze und so weiter. Wir sprechen hier von der Lebensgrundlage der kommenden Generationen. Wer das nicht erträgt, hat's einfach nicht kapiert. 

Was ist denn Ihr Lieblingsplatz im Bayerischen Wald?

Die auch durch Adalbert Stifter bekannte Stelle rund um den Plöckensteiner See.