Aktion zur Delegiertenversammlung - Bayerns Schönheit bewahren
Mit einer spektakulären Aktion machte der Bund Naturschutz (BN) und die Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) auf den anhaltenden Flächenverbrauch in Bayern aufmerksam. Jung und Alt stellten sich im herrlichen Garten des Ansbacher Schlosses vor die bayerische Heimatlandschaft. Sie beendeten mit Stop-Schildern und einer Menschenkette das Zudecken des Parks mit schwarzer Folie " Symbol für den mit über 3 m2 pro Sekunde oder 200 m2 pro Minute enormen Flächenverbrauch in Bayern.
"Kein Mensch käme in Bayern ernstlich auf die Idee, einmalige Denkmäler wie den Ansbacher Schlossgarten oder die Orangerie unter Beton und Asphalt zu begraben. Unserer z.T. Jahrtausende alten Kulturlandschaft passiert das aber täglich. Wir stellen uns quer. Wir wollen Bayerns Schönheit bewahren und den Flächenverbrauch stoppen", so Bernd Orendt, Landesjugendleiter der JBN, mit 30.000 Mitgliedern Bayerns größter Jugendumweltverband.
"Bei der Delegiertenversammlung wurde die Schwerpunktaktion des BN für den Schutz der Bayerischen Landschaft mit überwältigender Zustimmung beschlossen. Wir werden in den nächsten Monaten landauf " landab für das Ende der Heimatzerstörung werben und uns mehr denn je gegen neue, maßlos überdimensionierte Gewerbegebiete auf der grünen Wiese stemmen. Dabei können wir auf immer mehr Menschen bauen, die nicht länger den Ausverkauf der Heimat akzeptieren. Um auch harte Auseinandersetzungen in Städten und Gemeinden zu bestehen, brauchen wir aber auch mehr denn je neue Mitglieder, die mit uns Bayerns Schönheit bewahren wollen", so der Landesvorsitzende des BN, Prof. Dr. Hubert Weiger.
Mit der Aktion ging am Sonntag, 18. Mai 2003, in Ansbach die Delegiertenversammlung des BN mit über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zuende, bei der mit fünf Leitforderungen zur Landtagswahl unter dem Titel "Bayerns Schönheit bewahren" auch die BN-Schwerpunktaktion zum Flächenschutz beschlossen wurde.
Bayern ist mit einem täglichen Verlust von 28,4 ha meist landwirtschaftlich genutzter Fläche (rund 40 Fußballfelder) trauriger Spitzenreiter unter den Bundesländern beim Flächenverbrauch und verliert zunehmend vor allem durch die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten sein Gesicht. Statt nachhaltiger Entwicklung wird mit Subventionen aus dem Wirtschaftsministerium und gegen gesetzliche Ziele des Bundes und des Landes eine schleichende Zerstörung von Heimatlandschaften gefördert und zugelassen.
Die zwischen 1993 und 2001 verbrauchte freie Landschaft, entspricht mit 81.398 ha mehr als dem Zehnfachen des größten bayerischen Sees, des Chiemsees. Die bayerische Siedlungs- und Verkehrsfläche hat sich damit auf derzeit 10,4 % der Gesamtfläche Bayerns erhöht. Einen großen Anteil daran hat die Ausweisung neuer Gewerbegebiete. Mit der kürzlich beschlossenen Änderung des bayerischen Landesentwicklungsprogramms und einer Schwächung der Regionalplanung wird trotz leer stehender Gewerbeflächen die Ansiedlung von neuen Einkaufszentren und "factory outlets" auf "der grünen Wiese" zu Lasten der Innenstädte und Dorfkerne nochmals erleichtert.
Der Bund Naturschutz legte auf der Delegiertenversammlung die gedruckte Version des 100-seitigen "Schwarzbuches Gewerbegebiete Bayern", eine exemplarische Dokumentation und Analyse dieser Fehlentwicklung vor. 21 Negativbeispiele aus allen bayerischen Regierungsbezirken von der Marktgemeinde Mömbris in Unterfranken bis zur Stadt Rosenheim in Oberbayern belegen die vielfach gesetzeswidrige Ausweisung von Gewerbegebieten im Außenbereich der Siedlungen, in Talräumen, Überschwemmungsgebieten, gerodeten Wäldern oder auf wertvollen landwirtschaftlichen Flächen. Dem werden Positivbeispiele für eine flächenschonende Siedlungsentwicklung durch intelligentes Flächenrecycling und gemeinsame Gewerbegebietsnutzung ohne kommunale Konkurrenz gegenübergestellt.
Der Bund Naturschutz fordert von der Politik auf Landes- und Bundesebene ebenso wie von Städten und Gemeinden eine deutliche Umkehr bei der Wohngebietsausweisung und der Gewerbeflächenpolitik.
Ziel muss sein, dass ab 2010 keine neuen Flächen bebaut werden oder in dem Maß des Neubaus an anderer Stelle versiegelte Flächen renaturiert werden. Dies erfordert Vorrang für Flächenrecycling, Nachverdichtung und Umnutzung, Maßnahmen gegen die kommunale Konkurrenz bei Gewerbegebietsausweisungen und ein Ende des Straßenneubaus.