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Die Europäische Wildkatze: Steckbrief
Europäische Wildkatzen sind keine verwilderten Hauskatzen. Sie sind echte Wildtiere und werden nicht einmal dann zahm, wenn man sie mit der Flasche aufzieht. Erfahren Sie hier das Wichtigste über die scheue Waldbewohnerin, lernen sie ihre wichtigsten Merkmale und Verhaltensweisen kennen.
Katzen, wie wir sie heute gerne als verschmuste Haustiere halten, stammen von den afrikanischen Falbkatzen ab. Weil sie bereits als Wildtiere die Nähe des Menschen nicht mieden, wurden sie schon früh domestiziert. Die Römer waren die ersten, die sie als Haustiere mit nach Europa brachten. Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) hingegen war und ist eine eigenständige Tierart und – wie der Name schon sagt – eine echte Europäerin.
Sie ist ein scheues und heimliches Wildtier, das Begegnungen mit dem Menschen nach Möglichkeit meidet. Die Verwandtschaft zur Hauskatze ist jedoch eng. So können sich die beiden Arten beispielsweise verpaaren. Wie Untersuchungen gezeigt haben, findet dies in Deutschland jedoch so gut wie nicht statt. Den Grund dafür haben die Experten noch nicht herausgefunden.
Ehemalige und heutige Verbreitung
- Europa: ursprünglich über den ganzen Kontinent verbreitet, heute nur noch in Spanien, Portugal, Schottland, Italien, auf dem Balkan, in Ostfrankreich bis Belgien
- Deutschland: schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Tiere (2020) in Teilen West- und Mitteldeutschlands
- Bayern: etwa 700 Wildkatzen (2020) vorwiegend in der Region Spessart, Rhön und Haßberge, zunehmend auch in der Oberpfalz und Schwaben, im Südosten weiterhin selten
Körperbau und Merkmale
- Grau bis cremegelb getigertes Fell
- Heller Kehlfleck
- Buschiger Schwanz mit dunklen Ringen und stumpfem, schwarzem Ende
Größe
- Vergleichbar mit Hauskatze
- Kater ca. 90 cm, Katzen etwas kleiner (inklusive Schwanzlänge)
Gewicht
- Katzen meist um 4 kg
- Kater etwa 5 kg (bei Wildkatzen/Luchsen Kuder genannt)
Nahrung
- In Mitteleuropa vor allem Mäuse
- Seltener auch Kaninchen, Eidechsen, Frösche, Insekten und Kleinvögel
- Kaum pflanzliche Nahrung
- Aas nur in Ausnahmefällen
Fortpflanzung
- Tragzeit 63 bis 69 Tage
- Geburt zwischen März und September, die meisten Würfe finden im April statt
- 2 bis 4, maximal 6 Junge pro Wurf
- Zweiter Wurf im Herbst normalerweise nur bei Verlust des ersten
Lebensraum
- Große, alte und strukturreiche Misch- oder Laubwälder mit ruhigen, heckenreichen Waldsäumen
Reviergröße
- Abhängig vom Angebot an Beute und Verstecken 2 bis 9 Quadratkilometer pro Katze
Lebenserwartung
- Etwa 7 bis 10 Jahre
- In Gefangenschaft über 15 Jahre
Gefährdungsursachen
- Zerstörung und Zerschneidung alter Wälder
- Unfälle auf Straßen und Bahnschienen
- Illegale Abschüsse
Gefährdungsstatus
- Rote Liste Deutschland: gefährdet (Kat. 3, 2020)
- Rote Liste Bayern: stark gefährdet (Kat. 2, 2017)
Schutzstatus
- Europa: FFH-Anhang IV-Art
- Deutschland: streng geschützte Art (Bundesnaturschutzgesetz)
Systematik
- Europäische Wildkatze (Felis silvestris)
- Klasse: Säugetiere (Mammalia)
- Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
- Familie: Katzen (Felidae)
- Gattung: Felis
Unterschiede zwischen Haus- und Wildkatze
Selbst Fachleuten fällt die Unterscheidung von Haus- und Wildkatze bisweilen schwer, eine Orientierungshilfe für die Jackentasche liefert unser „Steckbrief Wildkatze“ (PDF).
Merkmale | Wildkatze | Hauskatze |
---|---|---|
Fellfarbe | Grau mit cremegelbem bis ockerfarbigem Ton, weißer Kehlfleck | glänzend, große Variabilität der Graufärbung |
Fellmuster | deutlich abgeschwächte verwischte Zeichnung | meist kräftig durchgezeichnet |
Körperbau | plumper wirkend, da langhaarig, Läufe dick | schlanker wirkend, da kurzhaarig, Läufe dünner |
Kopfform | wuchtig, breite Schnauzenform | zarter, schlanke Schnauzenregion |
Schnurr- und Tasthaare | weiß, kräftig ausgebildet | schwächer ausgebildet, zuweilen hornfarbig |
Nasenspiegel | hell fleischfarben | meist dunkler |
Ohr | klein wirkend, da längeres Kopfhaar | groß wirkend, da kürzeres Kopfhaar |
Schwanz | stumpfendig, stark buschig, über 50 % der Körperlänge | Kurzhaarig, spitzendig, bis 50 % der Körperlänge |
Schwanzmusterung | deutlich dunkel abgesetzte Ringe in der hinteren Hälfte | helle Felder, silbergrau gefärbt, meist nicht so scharf abgesetzt |
Krallen | hell hornfarbig | hell- oder dunkelhornfarbig |
Hinterfüße | schwarze Sohlenfleckung sehr variabel; m: 128-178 mm / w: 115-140 mm | schwarze Sohlenzeichnung meist bis zur Ferse; m: 110-145 mm / w: 97-130 mm |
Hirnschädelinhalt | 32,5-50 cm; Mittel 41,25 cm | 30-35 cm; Mittel 27,5 cm |
Schädelindex (Hirnschädelvolumen / Schädellänge) | <2.75 | >2.75 |
Gesamtlänge | m: 83-97 cm / w: 73-94 cm | m: 69-92 cm / w: 67-81 cm |
Gewicht erwachsener Exemplare | m: 3,0-6,5 kg / w: 2,3-4,9 kg | m: 3,0-6,5 kg / w: 2,0-6,5 kg |
Darmlänge | m: 120-170 cm / w: 110-150 cm | m: 165-254 cm / w: 155-220 cm |
Tragzeit | 63-68 Tage | 56-61 Tage |
Zahl der Würfe im Jahr | 1, selten 2 | stets mindestens 2 |
Jungenzahl | 2-4 im Durchschnitt | 4-6 im Durchschnitt |