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Tiere und Pflanzen

Die Verbreitung der Wildkatze nimmt wieder zu

Die jüngste Suche des BUND Naturschutz (BN) nach einem der seltensten bayerischen Waldbewohner war erfolgreich! Mit dem Wildkatzenmonitoring von 2019/2020 wurden zahlreiche Bestände bestätigt und es gab einige Neufunde.

Wildkatzen streiften schon durch Europas Wälder, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen aus Afrika mit über die Alpen brachten. Sie haben zwar eine große Ähnlichkeit mit ihren domestizierten Verwandten (siehe Wildkatzen-Steckbrief), sind aber eine eigene Art. Prähistorische Knochenfunde belegen, dass schon unsere steinzeitlichen Vorfahren Wildkatzen kannten: Felis silvestris, so der wissenschaftliche Name, wurde bereits vor mehr als 300.000 Jahren gelegentlich von Jägern und Sammlern erbeutet.

Das Verbreitungsgebiet der Wildkatze erstreckte sich noch bis ins 20. Jahrhundert hinein fast über alle geeigneten Lebensräume des ganzen europäischen Kontinents hinweg. Gnadenlose Verfolgung und der Verlust großer alter Waldgebiete setzten den Beständen jedoch so stark zu, dass die Wildkatze Mitte des 20. Jahrhunderts in weiten Teilen Deutschlands ausgerottet war. In Bayern galt sie nach 1940 als ausgestorben.
1984, also etwa 40 Jahre später, startete der BUND Naturschutz auf Initiative seines damaligen Landesvorsitzenden Hubert Weinzierl eine Wiedereinbürgerungs-Aktion. Mehr als 600 Wildkatzen mussten ausgewildert werden, bis 2009 sicher war, dass sich die Art im Spessart wieder eigenständig vermehrt. Heute beobachten wir die Ausbreitung der Tiere in die Rhön und die Vereinigung mit ihren Verwandten aus Thüringen und Hessen.

Insgesamt ist die Wiedereinbürgerung der Wildkatze eine der größten Erfolgsgeschichten des BUND Naturschutz: Gab es 2002 in Bayern lediglich zwei sichere Nachweise, waren es 2014 bereits 546. Heute gehen die Experten von rund 500 Wildkatzen in Bayern aus. 

Sensationell waren die Ergebnisse der groß angelegten Wildkatzen-Gen-Inventur von 2014. Der BUND Naturschutz (BN) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatten mithilfe von Lockstöcken ermittelt, wo die Wildkatze in Bayern inzwischen Fuß gefasst hat.

Die Aktion hat gezeigt, dass die Wildkatze nicht nur in die großen Waldgebiete Nordbayerns zurückgekehrt ist, sondern erstmals auch südlich der Donau, in den Wäldern westlich von Augsburg, Fuß gefasst hat. Ob die Wildkatze auch in Ihrer Nähe vorkommt oder vorkommen könnte, erfahren Sie über den interaktiven Wildkatzenwegeplan.

Spessart, Rhön und die Haßberge galten in den letzten Jahren als die einzigen sicheren Vorkommen der Wildkatze in Bayern. Schon 2010 gelangen in verschiedenen großen Waldgebieten Bayerns aber neue Erstnachweise. So konnten die scheuen Tiere im Steigerwald, im Nürnberger Reichswald und in der Fränkischen Schweiz belegt werden. 2014 bestätigten sich diese Nachweise. Besonders erfreulich waren neue „Katzenspuren“ in den Landkreisen Kronach und Hof und die Verdichtung der Nachweise in den Landkreisen Kulmbach und Lichtenfels. Sensationellerweise fanden sich auch Wildkatzen im Jura nördlich der Donau: Im Landkreis Eichstätt bestätigten die Wissenschaftler viele Funde von 2013 und erfassten erstmals Wildkatzen in den Landkreisen Kelheim, Donau-Ries und Dillingen. Sogar südlich der Donau fanden sie in den Wäldern westlich von Augsburg die ersten Beweise eines Wildkatzenvorkommens. Eine weitere Lockstockaktion in 2015 zeigte, das sich die scheue Wilde jetzt auch in südbayerische Wälder vorwagt: Mit insgesamt 1.100 verteilten Lockstöcken konnten dort 16 Nachweise für die Wildkatze erbracht werden.

2019 und 2020 wurde Nordbayern wieder untersucht. Dabei konnten viele Vorkommen bestätigt werden, wo es zuvor Einzelfunde gab, haben sich heute zum Teil kleine Bestände etabliert, im Steigerwald gab es zudem Neufunde. In einigen Regionen blieben Funde zur Bestätigung an Lockstöcken aus, dazu gehören Frankenwald, Fichtelgebirge, Steinwald im westlichen Landkreis Tirschenreuth, Frankenalb zwischen Forchheim und Nürnberg und auch bei Neumarkt i. d. Opf. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren, fehlende Nachweise dürfen jedoch nicht zum Schluss führen, dass die Wildkatze hier wieder verschwunden ist. Vielmehr zeigen sie, dass das Wildkatzenmonitoring verstetigt werden sollte, um falsche Schlüsse in „schlechten Jahren“ zu vermeiden.

Die geschätzte Zahl von etwa 500 Wildkatzen in ganz Bayern ist sehr erfreulich. Die BN-Experten sind sich aber auch darüber einig, dass wir damit von stabilen Populationsgrößen noch weit entfernt sind. Auch mit weiteren Artenschutzbemühungen wird es noch mindestens zehn bis 20 Jahre dauern, bis diese erreicht werden können.


Weitere Vorkommen der Wildkatze in Deutschland

Auch an den Grenzen Bayerns zu Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Sachsen und Tschechien gibt es Wildkatzen. Sie schaffen wichtige Verbindungen in Richtung der dort bereits bekannten Vorkommen. Wie die Genanalyse gezeigt hat, schleichen nämlich nicht nur Nachkommen der vom BUND Naturschutz ausgewilderten Wildkatzen durchs Unterholz. Auch aus Thüringen und Hessen sind offenbar Tiere in den Freistaat eingewandert.

Der gesamte Bestand der Art in Deutschland wird heute auf 6.000 bis 8.000 Tiere geschätzt. In der Bundesrepublik sind Wildkatzen vor allem in der Mitte und im Südwesten zuhause. Dort haben sie zwei Hauptverbreitungsgebiete: Das sind zum einen die Vorkommen in der Eifel, im Hunsrück, im Pfälzerwald und im Taunus. Diese stehen vermutlich untereinander im Austausch und haben Anschluss an die Vorkommen in Ostfrankreich und Belgien. Es sind zugleich die bedeutendsten Bestände in Deutschland. Das zweite Verbreitungsgebiet umfasst Wälder im Harz, im Solling sowie im Kyffhäuser, die übrigen Waldgebiete Nordthüringens und den Hainich.

Wildkatzen in Europa

Außerhalb Deutschlands findet man Wildkatzen in Spanien, Portugal, Schottland, Italien, auf dem Balkan, in Ostfrankreich bis hinein nach Belgien. Zwischen diesen Vorkommen findet vermutlich aufgrund der großräumigen Isolation der Gebiete kein nennenswerter Austausch mehr statt.

In Osteuropa sind zwar zurzeit noch mehr Wildkatzen als in West- und Mitteleuropa zu finden. Durch (teilweise illegale) Jagd und mangelndes Schutzmanagement nimmt ihre Zahl jedoch schneller ab als in anderen Gebieten.