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Tiere und Pflanzen

Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“

Die Wildkatze braucht naturnahe Laub- und Mischwälder. Doch solche Wälder sind selten geworden. Deshalb setzt sich der BUND Naturschutz im Rahmen eines bundesweiten Projekts dafür ein, auch in Bayern wildkatzengerechte Lebensräume zu sichern und zu erweitern. Zudem sind Wildkatzenwälder wertvolle Refugien für viele weitere Tier- und Pflanzenarten und klimarobust.

Das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ (Oktober 2022 bis Oktober 2028) ist eine Initiative unseres Dachverbandes, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), und wird in zehn Bundesländern verwirklicht. Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) setzt das Projekt in Bayern im Inneren Bayerischen Wald und der Hersbrucker Alb um. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt sowie vom Bayerischen Naturschutzfonds.


Was ist das Ziel des Projekts?

Wir wollen in Zusammenarbeit mit Forstbetrieben, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitzern, Verwaltung, Kommunen und Kirchen artgerechte Wälder für Wildkatzen schaffen. Die Aufgabe besteht vor allem Wald und Waldränder zu sichern, zu erhalten und umzugestalten.


Wie sehen die Wildkatzenwälder von morgen aus?

Ein für Wildkatzen geeigneter Wald ist unaufgeräumt. Umgestürzte Bäume, Baumhöhlen, Wurzelteller, Reisighaufen und Gebüsch sind ein wichtiger Bestandteil von wildkatzengerechten Wäldern. Sie bieten ausreichend Verstecke für die Katzen und ihre Jungen sowie andere Waldbewohner.

In einem naturnahen Wald kommen verschiedene Baumarten unterschiedlichsten Alters vor. Er bietet Lichtungen und strukturreiche Waldränder mit Deckung für die Mäusejagd und Verstecken in viel Totholz und Dickicht.


Um Unfälle von Wildkatzen zu vermeiden, wollen wir Gefahrenquellen reduzieren, etwa Holzpolter und Knotengitterzäune. Holzstapel sind oft beliebte Verstecke für Jungkatzen. Diese können beim Abtransport des Holzes zur tödlichen Falle werden. Knotengitterzäune die vor Verbiss schützen sollen, stellen ebenfalls eine Gefahrenquelle für Wildkatzen dar, da sie mit den Krallen in den Verknotungen hängenbleiben können. Der BN will solche Unfallursachen ins Bewusstsein rücken und reduzieren.

Was bringen Wildkatzenwälder?

Die Wildkatzenwälder von morgen haben das Ziel, die Bestände der Wildkatze nachhaltig zu sichern und zu erhöhen. Dabei geht es jedoch nicht nur um den Schutz einer einzelnen Art, sondern um die Förderung einer insgesamt intakten und vielfältigen Natur. Die Bemühungen um die Wildkatze schützen somit auch andere Tier- und Pflanzenarten – wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander, Mittelspecht, Hirschkäfer und Haselmaus – und helfen so dem Artenschutz insgesamt. So profitieren viele andere Arten von wildkatzengerechten Wäldern und strukturreichen Waldrändern.

Durch ihre komplexe Struktur und Vielfalt sind Wildkatzenwälder außerdem widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen. In Zeiten des Klimawandels ist es besonders wichtig, Wälder als Kohlenstoffsenken zu erhalten und zu fördern, um den Treibhauseffekt zu reduzieren. Zugleich fördern naturnahe Wälder mit einem hohen Todholzanteil die Wasserspeicherung, indem sie die Waldböden vor Austrocknung und Erosion schützen.

Neben der Wildkatze profitieren also auch die Ökosysteme mit ihren zahlreichen Mitbewohnern – einschließlich uns Menschen – von Wildkatzenwäldern.


Wie erschaffen wir die Wildkatzenwälder von morgen?

Unser Ziel ist, den Lebensraum der Wildkatzen zu verbessern. Dafür legen wir Totholzinseln und strukturreiche Waldränder an, schaffen Waldlichtungen, vernetzen einzelne Biotope miteinander und beseitigen Gefahrenquellen.

Haufen aus Totholz sind für Wildkatzen als Versteck und Rückzugsraum besonders wichtig. Aber auch für zahlreiche andere Arten wie Spechte, Käfer und Pilze stellen sie einen wichtigen Lebensraum dar. Um diese Haufen zu schaffen, belässt man beispielsweise gefällte Bäume im Wald, anstatt sie abzutransportieren.

Auch das Anlegen von Waldsäumen und Lichtungen ist ein wichtiger Baustein für wildkatzenfreundliche Wälder. Hierfür werden Bäume gezielt gefällt und Sträucher gepflanzt, um Lichtungen und Waldränder zu schaffen. Dadurch wird der Wald insgesamt struktur- und artenreicher und bietet den Wildkatzen mehr Lebensraum.

Neben den konkreten Maßnahmen im Wald ist auch die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Bestandteil des Wildkatzenschutzes. Hier geht es vor allem darum, auf die Bedürfnisse der Wildkatzen aufmerksam zu machen und die Bevölkerung für den Schutz dieser Tiere zu sensibilisieren. Dazu dienen beispielsweise Informationsveranstaltungen, Waldbegehungen oder auch die Einbindung von Schulen und Kindergärten in den Naturschutz. So gewinnen wir weitere Unterstützer für den Wildkatzenschutz.

Das alles soll in enger Zusammenarbeit mit Waldbesitzern, Forstverwaltungen und anderen Entscheidungsträgern geschehen, um die Wildkatzenwälder langfristig zu etablieren und zu sichern.

Warum braucht es das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“?

Jahrzehntelang gab es keine Wildkatzen in Bayern. Seitdem sich der BUND Naturschutz ab den 1980er-Jahren aktiv für den Schutz und die Wiederausbreitung der europäischen Wildkatze einsetzt, konnte die Samtpfote wieder Teile ihrer Heimat in Bayern zurückerobern. Aktuell konzentriert sich die Verbreitung der Wildkatze in Bayern vor allem auf den Bayerischen Wald und den Spessart.

Doch in weite Teile ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes konnte die Wildkatze noch nicht zurückkehren. Die Ursachen für die Gefährdung der Wildkatze sind zahlreich. Vor allem die Zerstörung und Zerstückelung ihres Lebensraums macht der Samtpfote zu schaffen. Straßen, Siedlungen und landwirtschaftliche Flächen hindern Wildkatze daran, sich zwischen den einzelnen Waldgebieten zu bewegen und ihre Territorien zu erweitern.

Problematisch sind auch die verbreiteten Fichten-Monokulturen und invasive Pflanzenarten wie die amerikanische Traubenkirsche. So schränken ausgedehnte Bestände der letzteren den Bewegungsradius von Wildkatzen stark ein, da es für diese schwieriger ist, sich in dem dichten Geäst fortzubewegen.

Außerdem passiert es auch heute noch, dass eine Wildkatze versehentlich in eine Falle tappt oder durch eine Fehleinschätzung für eine verwilderte Hauskatze gehalten und geschossen wird.



Das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie den Bayerischen Naturschutzfonds von Oktober 2022 bis Oktober 2028 gefördert. Diese Webseite gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.