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Tiere und Pflanzen

Erfolgreiche Renaturierung am Main

Der Main ist der längste Fluss Bayerns. Auch er wurde schon vor Jahrzehnten in weiten Bereichen kanalisiert und für die Stromerzeugung verbaut. Der BUND Naturschutz (BN) half in den letzten Jahren tatkräftig mit, entlang des Flusses wieder eine vielfältige Naturlandschaft zu entwickeln. Jetzt geht es darum, das Erreichte weiterzuentwickeln und erneute Verschlechterungen zu verhindern.

Auf 527 Kilometern bahnt sich der Main seinen Weg durch die Landschaft, mehr als 406 davon durch bayerisches Hoheitsgebiet. Seine Quellflüsse, der Rote und der Weiße Main, fließen bei Kulmbach zusammen und suchen fortan gemeinsam als „Main“ ihren Weg über Würzburg und Frankfurt bis hin zur Mündung bei Mainz in den Rhein. In Auenlandschaften wie im Umfeld der Mainschleife ist Wasser das prägende Element. Sind die Lebensräume naturnah, regiert dort eine ungeheure Dynamik und ständige Veränderung. Hochwasser bringt Kies, Sand und organisches Material von weither und der Fluss formt seine Uferlinien immer wieder neu. Die Übergänge zwischen trocken, feucht oder nass sind im wahrsten Sinne des Wortes fließend und alle Tiere und Pflanzen, die hier leben, sind Experten des stetigen Wandels.

Gebiete wie das Obere Maintal haben deshalb heute Seltenheitswert: Von Burgkunstadt bis Bamberg passiert der Main nur wenige Staustufen, auf einer Länge von 77 Kilometern fließt er fast ungehindert. Allerdings hat der Kiesabbau das Gesicht der Flusslandschaft dort einschneidend verändert. Hier haben Unternehmen jahrzehntelang intensiv Sand und Kies abgebaut. Das hat die Landschaft geprägt und viel Naturreichtum – schier undurchdringliche Auwaldreste, artenreiche Feuchtwiesen, dunkle Altwasser und Tümpel – ist dadurch verlorengegangen.

Oberes Maintal: Erfolgreiche Renaturierung

Auch heute finden Weiß- und Schwarzstorch, Flussseeschwalbe, Flussregenpfeifer oder Fischadler Brut-, Nahrungs- und Rastplätze im Oberen Maintal. Bisher mussten sie sich jedoch auf die wenigen noch naturbelassenen Lebensräume am Main beschränken. Mit dem LIFE-Natur-Projekt „Oberes Maintal“ hat sich das zum Positiven verändert. Gesamtvolumen des Maßnahmenpakets: beachtliche 2,22 Millionen Euro. Die Hälfte davon übernahm die Europäische Union, den Rest schulterten die Landkreise Lichtenfels und Bamberg, Oberfrankenstiftung, Bayerischer Naturschutzfonds, Umweltministerium sowie BUND Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz (LBV). 17 Hektar Flachwasserzonen, acht Hektar Altwässer und sieben Hektar wechselfeuchte Mulden bereichern jetzt – nach der Renaturierung – das Obere Maintal. Wertvolle Tier- und Pflanzenarten können die neu geschaffenen Biotope als Trittsteine nutzen und sich weiter ausbreiten. Etliche freistehende Nisthilfen für Großvögel, wie etwa den Flussseeadler, und fünf Nistflöße in den Baggerseen werden es Flussseeschwalbe und Co. erleichtern, für Nachwuchs im Projektgebiet zu sorgen.

Renaturierung des Mains kostet Zeit und Geld

Naturschutz in dieser Größenordnung kostet Zeit und Geld: Zwischen der Regnitzmündung bei Hallstadt mainaufwärts bis Theisau bei Burgkunstadt haben die Projektpartner bisher über 30 Hektar Feuchtgebiete und zehn Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen angekauft. „Es waren sehr geschickte Verhandlungen nötig, um die Grundstücke zu erwerben“, erzählt Anton Reinhardt. Der ehemalige Studiendirektor der Staatlichen Berufsschule Lichtenfels ist mittlerweile im Ruhestand und seit 25 Jahren Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Lichtenfels. Er war bei fast allen Sitzungen der Projektsteuergruppe dabei und hat gemeinsam mit anderen Aktiven das Vorhaben tatkräftig durch Führungen, Exkursionen und praktische Hilfe beim Pflanzen von Schilfröhricht oder Errichten von Nistflößen oder Nistbäumen unterstützt. Nicht nur bei Landwirten, auch bei Gemeinden und staatlichen Grundbesitzern sei viel Überzeugungsarbeit geleistet worden, führt Reinhardt weiter aus. „Für die Landwirte war das natürlich auch kritisch, denn sie haben schon viel Fläche durch den Kiesabbau und durch Verkehrsgroßprojekte wie den Bau der Autobahn A73 und der ICE-Neubautrasse Nürnberg-Erfurt verloren.“

Gute Besucherlenkung

Dass die Menschen der Umgebung die Schönheit und den Naturreichtum des Oberen Maintales besser erfahren können, ist ein zweites wichtiges Anliegen des EU-Projektes. So ließen die Naturschützer zwei Aussichtstürme errichten, von denen aus man reizvolle Einblicke in naturnahe Teilbereiche des Maintales genießen kann, wie etwa in die neu geschaffene Mainschleife bei Unterbrunn nahe Ebensfeld oder bei Dörfleins nahe Hallstadt. Kleinere Vogelbeobachtungseinrichtungen, Infopunkte und Naturerlebniswege, so etwa um den Rudufersee bei Michelau runden das Angebot an Informationseinrichtungen im Projektgebiet ab. Anton Reinhardt ist überzeugt: „Die Besucherlenkung ist uns sehr gut gelungen. Es gibt Tabubereiche, in denen zum Beispiel die Vogelwelt möglichst ungestört dem Brutgeschäft und der Nahrungssuche nachgehen kann. Die Menschen respektieren das. Andererseits haben sie in ausreichender Entfernung davon die Möglichkeit, zu baden oder auch einmal an bestimmten Feuerstellen gefahrlos zu grillen. Für die Ordnung und Sauberkeit dort sorgt dankenswerterweise die Gemeinde.“

Erste Erfolge sichtbar

2015 war das EU-Projekt abgeschlossen und die ersten Erfolge werden bereits sichtbar. So wurde in den neu geschaffenen Biotopstrukturen schon der in Deutschland seltene Nachtreiher beobachtet. Was es jetzt noch zu tun gibt? Einerseits warten: Das Wasser und die Zeit werden das ihrige tun. Wichtig war sozusagen die „Initialzündung“. Jetzt soll die Natur im Oberen Maintal wieder in Fluss kommen, ganz so, wie es einer Auenlandschaft entspricht. Aber Anton Reinhardt denkt auch schon in die Zukunft: „Wir würden gerne Weidetiere – sozusagen als natürliche Landschaftspfleger – einsetzen, um bestimmte Teilbereiche auf Dauer offen zu halten. Noch sind wir nicht so weit. Aber uns schwebt genau so etwas wie in der Rhön mit dem Rhönschaf vor: naturnahe Landschaftspflege mit Schafen, Ziegen oder Rindern und eine gute Vermarktungsstrategie für das Fleisch, also genussvollen Naturschutz mit Regionalentwicklung verbinden. Das ist eine gute Möglichkeit, Landwirte für den Naturschutz zu gewinnen!“

Außerdem gilt es bereits wieder, neue Begehrlichkeiten zu stoppen. So etwa die Pläne eines Bamberger Investors, der nahe des alten Wehres bei Michelau ein sogenanntes Kleinwasserkraftwerk errichten möchte. Die Anlage würde die Flussdynamik und die Durchgängigkeit verschlechtern. Der verhältnismäßig geringe Stromertrag rechtfertigt aus Sicht des BN, des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), der Mainfischereigemeinschaft Lichtenfels und der Ruder- und Kanuclubs diesen Eingriff nicht.


Weitere Erfolge und Projekte im Fluss- und Auenschutz