111 Jahre BUND Naturschutz
Der BN-Vorsitzende Richard Mergner erklärt: „Ein Blick in die lange und erfolgreiche Geschichte des BN zeigt, wie weitsichtig der Verband seit jeher agiert und welche wichtige Rolle er als zivilgesellschaftlicher Akteur einnimmt. Der Kampf für den Erhalt der bayerischen Natur wurde oftmals als romantische Spinnerei von ein paar Ökos abgetan. Heute, Jahrzehnte später, gehören die sichtbaren Erfolge dieser vielen Kämpfe zur Identität Bayerns. Dazu zählen beispielsweise die Rettung der Weltenburger Enge, der jahrzehntelange, letztlich erfolgreiche Einsatz für den Alpennationalpark Berchtesgaden – Königssee, die Rettung des Nürnberger Reichswaldes und des Hafenlohrtals im Spessart. Der BN hat aber auch entscheidende Impulse gesetzt, die bis heute wirken, wie z. B. die in seinem ersten agrarpolitischen Grundsatzprogramm von 1974 erhobene Forderung zur Förderung naturnaher Landwirtschaft, die heute über Vertragsnaturschutz-programme und Agrarumweltprogramme umgesetzt wird.“
Dabei gehe es aber nicht nur um Naturschönheiten, die unser Auge erfreuen, unterstreicht der BN-Ehrenvorsitzende und langjährige Landesvorsitzende Hubert Weiger: „Der Schutz der Natur war schon immer auch der Schutz unserer Lebensgrundlagen. Im Angesicht der Klima- und Biodiversitätskrise können wir es uns immer weniger leisten, den Natur- und Umweltschutz erst an zweiter oder dritter Stelle hinter anderen Interessen zu sehen. Diese Erkenntnis ist leider noch nicht zu allen durchgedrungen. Die Angst vor den Maßnahmen für den Natur- und Umweltschutz ist oftmals größer als die Angst vor dem Verlust unserer Lebensgrundlagen selbst. Das ist irrational – und deshalb muss es Naturschutzverbände wie den BUND Naturschutz geben, die den Finger in die Wunde legen und auf dieses Ungleichgewicht immer wieder hinweisen.“
Der BUND Naturschutz hat viele Erfolge für die Natur erzielt, die wegweisend waren für das Bayern, in dem wir heute leben. Passend zum 111-jährigen Jubiläum hier eine Auswahl der 11 größten Erfolge (Erläuterungen zu den einzelnen Erfolgen finden Sie im Anhang):
- 1916 Monument Königsee (OBB)
- 1926 erster Grundstückskauf bei Bad Windsheim (MFR)
- 1958 Litzauer Lechschleife (OBB)
- 1970 Nationalpark Bayerischer Wald (NDB)
- 1977 Weltenburger Enge (NDB)
- 1979 Nürnberger Reichswald (MFR)
- 1989 Grünes Band (OFR)
- 2002 Beschluss für die Erhaltung der Donau zwischen Straubing und Vilshofen
- 2008 Hafenlohrtal (UFR)
- 2019 Volksbegehren Bienen
- 2023 Atomausstieg
Mit Blick auf die BN-Erfolge erklärt die stellvertretende Vorsitzende Beate Rutkowski: „Die Errungenschaften für die Natur von uns und anderen Umweltschutzverbänden weisen den Weg in die Zukunft. Entscheidungsträger von der Staatskanzlei bis hinunter in die Behörden der kleinsten Kommunen sollten diese positiven Beispiele als Inspiration und Auftrag begreifen, ein lebenswertes Bayern mit sicheren Lebensbedingungen zu schaffen. Gerade die jüngste Hochwasserkatastrophe hat gezeigt, dass sich jeder Euro, den wir heute für den Natur- und Umweltschutz ausgeben, in Zukunft doppelt und dreifach auszahlt. Politische Entscheidungen dürfen nicht an kurzfristigen Erfolgen und dem Erhalt des Status Quo gemessen werden, sondern an den Weichenstellungen für eine ökologische Zukunft.“
Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagte in ihrer Grußbotschaft: „Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war der BUND Naturschutz in Bayern, der maßgeblich dazu beigetragen hat, das Umweltbewusstsein in unserer Gesellschaft zu schärfen und ein Umdenken herbeizuführen. Heute ist der BUND Naturschutz notwendiger denn je. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, von der Klimakrise bis zum Verlust der Biodiversität, erfordern entschlossenes Handeln.“
Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm sagte:„Angesichts der akuten Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts muss sich unser Verständnis von Wohlstand und gutem Leben grundlegend verändern. Ich bin sehr dankbar, dass der BN immer wieder deutlich macht, dass ein konsequenter Naturschutz nicht weniger, sondern mehr Lebensqualität bedeutet. Gerade aus der christlichen Grundüberzeugung heraus, dass auch die außermenschliche Natur Schöpfung Gottes ist, die uns anvertraut ist, dass wir sie bebauen und bewahren, hat dieses Engagement meine volle Unterstützung.“
Der Kabarettist Gerhard Polt sagte: „Wie lange schon und wie oft hat man versucht mit dümmsten Argumenten und geldscheinigsten Manövern sowie der normativen Kraft des Faktischen dieser unserer aller Schöpfung Gewalt anzutun. Gott sei Dank gibt es aber auch die normative Kraft des Menschlichen und die gibt und gab den Menschen, die sich in diesem Bund zusammen-geschlossen haben, immer Rückenwind! Persönlich und mit meinen Freunden aus der Familie Well hab ich oft erlebt, dass die Mittel der Satire und des Humors nicht ausreichen, um wichtige Ziele des Umweltschutzes zu erreichen, aber unverzagt werden wir uns von den Erfolgen, die der BUND Naturschutz in 111 Jahren erreicht hat, weiter inspirieren lassen. Es muss und wird uns gelingen, diese Zivilisation nicht den Vandalen zu überlassen.“
Prof. em. Dr. Dr. h.c. Alois Heißenhuber, Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie der TU München in Weihenstephan, sagte: „Der BUND Naturschutz hat seit seinem Bestehen wie ein Frühwarnsystem immer wieder auf Entwicklungen aufmerksam gemacht, die unsere Lebensgrundlagen gefährden können und die von der Allgemeinheit häufig erst viel später erkannt wurden. Zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen zu einer erfolgreichen sozial-ökologischen Transformation gerade auch in der Landwirtschaft ist es mehr denn je von Bedeutung, ökologische und soziale Belange in gleicher Weise vorausschauend zu berücksichtigen.“