Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Zurück auf leisen Pfoten: Der Luchs in Bayern

Der BUND Naturschutz hat den einst ausgerotteten Luchs wieder nach Bayern zurückgeholt, heute schleicht die große Katze wieder durch einige Wälder des Freistaats. Doch bis der heimliche Wanderer tatsächlich sicher bei uns angekommen ist, hat er noch einen weiten Weg vor sich. Uralte Vorurteile und Vorbehalte verhindern, dass das schöne Tier im Freistaat richtig Fuß fasst.

150 Jahre lang war der Luchs (Lynx lynx) – die größte Katze Europas – aus unseren Wäldern verschwunden. Seit sechs Menschengenerationen haben wir verlernt, mit dieser faszinierenden Tierart umzugehen. 1970 unternahm der BUND Naturschutz in Bayern (BN) dann erste Anstrengungen den Luchs wieder in Bayern anzusiedeln, was schließlich auch gelang. 

Der BN hat zwischen 1982 und 1989 die Freilassung von insgesamt 18 Luchsen auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks Sumava, der auf tschechischer Seite an den Nationalpark Bayerischer Wald angrenzt, finanziell und organisatorisch unterstützt. Diese Luchse bildeten den Grundstock für die heutige Böhmerwald-Population im Grenzraum von Tschechien, Österreich und Deutschland.

Mit dem dortigen Bestand ging es seitdem auf und ab. Im Monitoringjahr 2022/2023 registrierte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) 58 selbstständige Luchse sowie zwei Jungtiere. Seit fünf Jahren stagniert das Wachstum der Population. Angesichts von gerade einmal zwölf reproduzierenden Weibchen und einer hohen Sterblichkeit der Jungtiere ist das Risiko, dass sogenannte Zufallsereignisse zu einer Dezimierung des Bestandes führen, hoch: Zu hoch!  
 


Fakten zum Eurasischen Luchs auf einen Blick:

Der Luchs-Steckbrief

Im Fichtelgebirge und im Steinwald gab es in den letzten Jahren eine Aussetzung von in Gehegen aufgezogenen Luchswaisen aus dem Bayerischen Wald. Doch die Handvoll Luchse hier sind durch Inzucht bedroht und zu wenige, um zu einer Vernetzung mit der Population im Harz wirklich beizutragen.

Regelmäßige Sichtungen von Luchsen – meist männlich – gibt es im Norden Bayerns, etwa im Spessart und im Frankenwald. Ein Wiederansiedlungsprojekt des BUND Thüringen in Kooperation mit dem WWF, dem Thüringer Umweltministeriums, dem Landesjagdverband Thüringen und der ThüringenForst AöR könnte dazu führen, dass in den nächsten Jahren Luchse aus Thüringen in die geeigneten Habitate Nordbayerns einwandern. Bisher wurden zwei Luchse ausgesetzt. Bis 2027 sollen es 20 sein.

Doch trotz dieser Hoffnungszeichen nehmen die Luchszahlen in Bayern viel zu langsam zu. Nach wie vor sind die meisten geeignete Lebensräume noch nicht besiedelt. Die Vorkommen sind immer noch weitgehend isoliert, denn Luchse überbrücken selten große Distanzen. Bei Wanderungen drohen viele Gefahren. Der Austausch zwischen den Beständen ist somit sehr gering, ohne weitere Unterstützung ist es eine Frage der Zeit, bis genetische Probleme die Bestände schwächen.

Seit Jahren fordert der BN deswegen eine Bestandsstützung in Bayern. Bereits im Jahr 2016 hat der BN mit dem Memorandum “Der Luchs soll wiederkommen” das fachliche Konzept dafür vorgelegt. Bis heute hat es nichts von seiner Aktualität eingebüßt.


Bald 50 Jahre erfolgreicher Artenschutz für den Luchs in Bayern

Dass der Luchs seit einigen Jahrzehnten wieder durch Bayerns Wälder schleicht, geht auf das Engagement des BN zurück. Der Verband hat die Rückkehr des Pinselohrs fachlich und finanziell vorbereitet, unterstützt und es mit viel Überzeugungsarbeit und Hartnäckigkeit geschafft, dass sich der Großteil der Bevölkerung heute über die Anwesenheit dieses faszinierenden Tieres in unseren Wäldern freut. Heute ist es eine verbohrte, von Vorurteilen getriebene Minderheit, die der großen Waldkatze feindselig gegenübersteht. 

Die Idee, den ausgerotteten Luchs nach Bayern zurückzuholen, entwickelte der damalige BN-Vorsitzende Hubert Weinzierl gemeinsam mit seinem Freund und Mitstreiter Professor Bernhard Grzimek bereits in den 1960er-Jahren. In den 1970er-Jahren wurden dann die ersten Luchse im Bayerischen Wald in die Freiheit entlassen. Der Durchbruch gelang allerdings erst einige Jahre später: In einer offiziellen Wiedereinbürgerungsaktion wilderten Projektmitarbeiter 17 der großen Waldkatzen im Bereich des heutigen Sumava-Nationalparks in Tschechien aus. Ein Vorhaben, das ohne die finanzielle Unterstützung des BUND Naturschutz so nicht möglich gewesen wäre. Vermutlich waren es Nachkommen dieser tschechischen „Pionier-Luchse“, die in den 1980er-Jahren nach und nach die Grenze überquerten und bayerische Lebensräume zurückeroberten. 

Aufgrund der Aktivitäten des BN konnten diese ersten Luchse in Bayern heimisch werden und sich fortpflanzen. Gerade in den ersten Jahren musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um Bevölkerung, Nutztierhalter und Jägerschaft für die Rückkehr des Pinselohrs in die bayerischen Wälder zu gewinnen. Der BN ist es auch, der 1997 gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) und dem Naturpark Bayerischer Wald das erste große Luchssymposium veranstaltet und dort alle Interessenvertreter an einem Tisch versammelt. 1998 richtet der BN dann gemeinsam mit anderen Umweltverbänden einen „Luchsfonds“ ein. Nutztierhalter, denen Schäden durch den Luchs entstanden sind, konnten nun entschädigt werden. Ein wichtiger Schritt, um Konflikte zu entschärfen. Ende 2009 ist der Luchsfonds in den “Ausgleichsfonds Große Beutegreifer” übergegangen, der seit 2021 vom Landesamt für Umwelt verwaltet wird. Die Schäden der betroffenen Nutztierhalter*innen werden zu 100 Prozent durch den Freistaat Bayern ausgeglichen.

Nach den traurigen Erfahrungen mit dem Bär Bruno erhöhten der BN und andere Naturschutzverbände 2006 den Druck auf die bayerische Regierung. Endlich zeigte diese sich bereit, Managementpläne für die Großbeutegreifer Bär, Wolf und Luchs zu erstellen und sich damit vernünftig auf die Rückkehr der „großen Drei“ vorzubereiten. 

Zwei Jahre später veröffentlichte die Staatsregierung den ersten bayerischen Luchs-Managementplan. Der BUND Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die Wildland Stiftung der Bayerischen Jägerschaft wurden mit der Umsetzung betraut. 2010 übernahmen die Verbände zwei Jahre lang die Trägerschaft für das 1996 gestartete „Luchsprojekt Bayern“. Diese drei Verbände und ab Mitte 2012 auch der WWF riefen den „Ausgleichsfonds Große Beutegreifer“ ins Leben. Dieser leistete bei Einzelschäden durch Wolf, Bär und Luchs mithilfe des Bayerischen Naturschutzfonds Ausgleichszahlungen an Betroffene. So wurde der Luchsmanagementplan in Bayern umgesetzt und die Akzeptanz bei Betroffenen erhöht.

Der im Jahr 2008 erstellte Managementplan Luchs ist aber in die Jahre gekommen und bedarf dringend einer Aktualisierung. Das in den Leitlinien definierte Vorhaben „Ziel ist eine vitale Luchspopulation, die ihren Lebensraum selbst wählt. Sie besiedelt alle geeigneten Lebensräume Bayerns“ ist klar verfehlt. Vor diesem Hintergrund ist die Festlegung in den Leitlinien „In Bayern ist weder eine Aussetzung oder Ansiedlung von Luchsen, auch durch Verbringen von einem Ort zum anderen, … vorgesehen“ nicht mehr haltbar. An Bestandsstützungen durch Freilassungen von Luchsen aus Aufzucht oder aus anderen Regionen führt kein Weg vorbei. Wenn diese nachhaltig sein sollen, dann gilt hier das Prinzip „Nicht Kleckern, sondern Klotzen“. Es sollten mehrere Tiere in einem Gebiet freigelassen werden.

Weitere Informationen zum Luchs-Artenschutz

Artenschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben des BN. Ohne die aktive und finanzielle Unterstützung vieler Tausender Naturfreunde wären große Erfolge wie die Rückkehr des Luchses nach Bayern nicht möglich gewesen. Unterstützen Sie uns jetzt dabei, Vorurteile gegen die schöne Katze abzubauen.

Heute geht es darum, dass der Luchs nicht nur in die Wälder zurückkehrt, sondern auch in die Köpfe und Herzen der Menschen – damit Wilderei keine Chance mehr hat. Sie können uns und dem Luchs dabei helfen!

Alle Umweltpädagoginnen, Naturführer oder Betreuerinnen von Kinder- und Jugendgruppen sind herzlich eingeladen, Veranstaltungen zum Thema Luchs durchzuführen. Wo lebt die große Katze? Was frisst sie und wie jagt sie eigentlich? Das Interesse der Teilnehmer ist Ihnen bei diesem spannenden Thema sicher. Das Bildungswerk des BN hat im „BN-Taschenführer Luchs“ explizit für Umweltbildungs-Veranstaltungen zum Luchs 40 Bausteine zusammengestellt. Der Führer eignet sich für Gruppen von fünf bis 20 Personen im Alter von fünf bis 99 Jahren. 

BN-Taschenführer Luchs und Zusatzmaterial bestellen


Ausstellung „Die großen Vier“

Oder besuchen Sie mit Ihren Schülern, Kindern, Freunden, Verwandten oder Bekannten die interaktive Wanderausstellung „Die großen Vier – vom Umgang mit Bär, Wolf und Luchs“. Sie ist fester Bestandteil des bayerischen Wildtiermanagements für die großen Beutegreifer Bär, Wolf und Luchs. Die Ausstellung tourt seit 2008 durch Bayern und weckt durch fundierte Information Interesse und Verständnis für diese faszinierenden Tierarten. Führungen können bei den Experten vom BN, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Wildland Stiftung Bayern gebucht werden, ebenso das Wissenschaftstheater „Fräulein Brehm“, das die Ausstellung seit 2012 begleitet.

Zum aktuellen Ausstellungskalender von "Die großen Vier"


Helfen Sie dem Luchs mit einer Spende

Wir kämpfen um das Überleben des Luchses in Bayern. Doch nur mit Ihrer Hilfe werden wir erfolgreich sein. Der Luchs braucht Sie. Bitte helfen Sie ihm! Jetzt spenden 

Gefahr ist nicht gebannt: Mehr Freisetzungen gefordert

Trotz der positiven Entwicklung ist der deutsche Luchsbestand weiterhin hochgradig gefährdet, obwohl regelmäßig Jungtiere geboren werden und ausreichend Lebensraum vorhanden wäre. Außerhalb von Gebieten unter staatlicher Kontrolle wie dem Nationalpark Bayerischer Wald kann die Art kaum Fuß fassen. Ergebnisse des Monitorings (wissenschaftliche Begleitforschung) ebenso wie unabhängige Recherchen weisen darauf hin, dass illegale Abschüsse junger Luchse, die auf der Suche nach eigenen Revieren aus den bisherigen Lebensräumen in Privatjagdgebiete abwandern, eine bedeutende Rolle spielen. Der BN fordert daher, illegale Abschüsse von Luchsen stärker zu verfolgen und strikt zu ahnden. Immerhin ist das Töten von streng geschützten Arten kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Oberstes Gebot ist aber, Akzeptanz und Toleranz für den Luchs in der ganzen Bevölkerung zu erreichen. Es ist wichtig, weiter und noch mehr über den das schöne Tier und seine Lebensweise zu informieren, denn Wissen ist der beste Schutz.

Da die Entfernungen zwischen den Teilpopulationen groß sind, kommt es nur selten und vereinzelt zum Austausch durch wandernde Luchse, meist Männchen. Die Jungluchse wandern nur rund 50 Kilometer weit ab. Die geringe Zahl von Tieren in den Teilpopulationen erhöht das Risiko von Krankheiten. Aus demselben Grund muss zudem mit genetischen Problemen gerechnet werden. Noch unbesiedelte geeignete Luchslebensräume in bayerischen Mittelgebirgen, Spessart, Rhön, Frankenwald, Oberpfälzer Wald mit Steinwald und Fichtelgebirge wären als verbindende Trittsteine für die beiden Bestände im Harz und im Bayerischen Wald hervorragend geeignet.