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Tiere und Pflanzen

Mehr Schutz für unser Grünland

Etwa ein Drittel aller in Bayern vorkommenden Pflanzenarten wachsen auf Wiesen und Weiden (Grünland): Eine bunte Schatzkiste, unverzichtbar für unsere Kulturlandschaft und für den Klima-, Trinkwasser-, Hochwasser- und Artenschutz. Daher setzt sich der BUND Naturschutz (BN) dafür ein, extensiv genutztes Grünland jetzt und für kommende Generationen zu erhalten.

Der Schwund von artenreichem Grünland ist besorgniserregend. Nicht nur, dass es flächenmäßig immer weniger wird. Vielerorts führt eine intensivere Bewirtschaftung auch dazu, dass die verbleibenden Wiesen und Weiden immer ärmer an Arten werden. Wenn ehemals extensiv bewirtschaftetes Grünland stärker gedüngt und öfter geschnitten wird, kommen viele Wiesenkräuter und Wildblumen nicht mehr zum Zug. Sie verschwinden und mit ihnen auch Tierarten, die auf den Lebensraum „extensives Grünland“ angewiesen sind. Deshalb brauchen unsere Wiesen und Weiden jetzt mehr Schutz. Sind die verschiedenen Blumen und Kräuter nämlich erst einmal verschwunden, ist es nicht leicht, die ökologisch besonders bedeutsamen Arten wieder anzusiedeln. Doch nicht nur als wichtiger Lebensraum verdient Grünland mehr Schutz. Es gilt auch, seine vielfältigen Funktionen für den Boden-, Klima- und Hochwasserschutz langfristig zu erhalten.

Extensive Grünlandwirtschaft

Die beste Möglichkeit, Wiesen und Weiden zu schützen, liegt auf der Hand: Sie besteht in einer extensiven Grünlandwirtschaft, die eine ein- bis maximal dreimal jährliche Mahd oder umweltgerechte Beweidung bedeutet und auf Gifteinsatz und Dünger verzichtet.

Unter dem Gesichtspunkt des Naturschutzes meint extensive Landbewirtschaftung eine Wirtschaftsweise, die mit möglichst wenigen Eingriffen in die Flächen auskommt. Langfristig soll bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung der Artenreichtum erhalten werden und Boden, Wasser und Luft als natürliche Lebensgrundlagen des Menschen bewahrt bleiben. Naturschutzorientierte Grünlandpflege in engeren Sinn findet in Deutschland heute oft nur noch auf ausgewiesenen Naturschutzflächen statt. Dort wird in der Regel nur ein Mal im Jahr gemäht und das Mahdgut abgefahren. Oder die Flächen werden mit wenigen Tieren beweidet. Diese Arbeit wird meistens von Naturschutz- und Landschaftspflegeverbänden geleistet oder von Landwirten, die für den Ertragsausfall aus speziellen Naturschutzprogrammen honoriert werden. Dünger und Pestizide sind dabei ebenso tabu wie Bodenumbruch und Entwässerung.

Ein Kompromiss zwischen Naturschutz und Landwirtschaft

Der BUND Naturschutz setzt sich dafür ein, die landwirtschaftliche Nutzung von Wiesen und Weiden auf großer Fläche aufrechtzuerhalten. Einen guten Kompromiss zwischen Naturschutz und Landwirtschaft sieht der Verband im Konzept der abgestuften Nutzungsintensität: Ein lebendiges Mosaik von mehr oder weniger intensiv genutzten Grünlandflächen – beispielsweise zur Grundfutter-Produktion für Rinder oder Schafe – und extensiv genutzten, artenreichen Wiesen und Weiden. Das kann die Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft zusammenbringen. Im Rahmen einer neuen Partnerschaft könnte das Überleben dieser wertvollen Lebensräume gesichert werden, Hand in Hand mit einer nachhaltigen Nutzung. Dazu müssen der Erhalt von Feuchtlebensräumen und eine vogelfreundliche Bewirtschaftung auch für die Landwirte attraktiv sein. Dies sollte durch öffentliche Fördermaßnahmen gewürdigt und gefördert werden.


BUND Naturschutz geht mit gutem Beispiel voran

Der BN betreut viele Wiesen- und Weideprojekte. Ihre Botschaft lautet: Naturschutz und Landwirtschaft müssen nicht im Widerspruch zueinander stehen! Erfolgreiche Weide-Initativen wie das Rhönschafprojekt, das Ziegenprojekt bei Schwandorf oder die Freisinger-Moos-Weiderinder kennzeichnen den BN-Ansatz „schützen durch nutzen“. Seit 2009 lobt der BN außerdem jährlich die Wiesenmeisterschaft aus. Zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) prämiert er in wechselnden Naturräumen die schönsten und artenreichsten landwirtschaftlichen Wiesen.

Kleine Maßnahmen – große Wirkung

Wenn Landwirte diese Regeln beherzigen, ist den unzähligen Arten im Grünland bereits viel geholfen:

  • Höhere Schnitthöhen schonen Tiere und sorgen für sauberes Futter. Günstig ist eine Mindesthöhe von acht Zentimetern.
  • Wiesenränder stehen lassen oder nur jedes zweite Mal mähen, sodass Blumen zur Samenreife kommen und der Zusammenbruch der Nahrungsversorgung für die Insekten abgemildert wird. Randstreifen tragen außerdem zur Biotopvernetzung bei.
  • Wiesen nicht alle zum gleichen Zeitpunkt mähen, um Rückzugsräume und Nahrungsangebot für die Blütenbesucher zu erhalten.
  • Nur außerhalb des intensiven Bienenfluges mähen. An warmen Tagen sind viele Insekten unterwegs und so müssen zahllose Tiere in den Mähwerken ihr Leben lassen. Optimal ist eine Mahd vor neun Uhr morgens oder nach 18 Uhr und an bedeckten Tagen mit kühleren Temperaturen.
  • Im Vergleich zu Scheiben- und Kreiselmähwerken sind Balkenmähgerate für die Tierwelt weniger bedrohlich. Heute sind moderne Doppelmesserbalken erhältlich, die selten verstopfen und wenig Sprit verbrauchen.

Naturschutz mit dem Einkaufskorb

Auch Verbraucher können sich für den Erhalt von extensiven Wiesen und Weiden einsetzen. Regionale, aus umweltverträglicher Grünlandbewirtschaftung stammende Milch- und Fleischprodukte erhalten unsere Kulturlandschaft. Milch und Fleisch „aus Gras und Klee“ statt „aus Mais und Soja“ ist ein Marktbereich, den es auszubauen gilt. Dazu muss aber die Nachfrage des Verbrauchers vorhanden sein. Gute Beispiele sind das Freisinger Weiderind, das Altmühltaler Lamm, Molkereiprodukte von Berchtesgadener Land oder vom Lebensmittelunternehmen Feneberg mit den Produkten „von hier“ aus dem Allgäu. Regional wird es da noch viele weitere Beispiele geben, die der Konsument vor Ort in den Geschäften erfragen kann.

Wildblumenwiese im eigenen Garten

Auch der private Gartenbesitzer kann „extensives Grünland“ bewirtschaften. Für Hobbygärtner bieten sich einheimische Wildpflanzenmischungen an, die jedes Jahr in einem Beet neu ausgesät werden. Noch weniger Arbeit macht eine dauerhafte Blumenwiese. So entsteht auch auf kleinem Grün Lebensraum für einheimische Pflanzen und Tiere. Wie Sie die bunte Blütenpracht in ihren Garten holen, verrät Ihnen gerne der BUND Naturschutz.

Tipps für die Wildblumenwiese im eigenen Garten (PDF)