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Libellen beobachten und bestimmen
Wer Libellen bestimmen oder auch nur beobachten will, muss zuallererst wissen wo sie leben und wann welche Art zu finden ist. Der BUND Naturschutz hat das Fachwissen der bayerischen Spezialisten gesammelt und hier Tipps zur Beobachtung für Sie zusammengestellt.
Libellen zu bestimmen, ist faszinierend: In Bayern sind mittlerweile über 70 Libellenarten nachgewiesen worden. Während die unscheinbaren Larven der Libellen ausschließlich im Wasser leben – bei manchen Arten mehrere Jahre lang –, fliegen die ausgewachsenen Libellen, die wir als Sommerboten kennen, auf der Suche nach Beute und Partnern umher. Sie leben meist nur wenige Wochen.
Artenschutzkartierung von Libellen
› Mit dem Eingabetool des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) können Sie Ihre Beobachtungen von Libellen online melden.Libellen gehören wie Vögel oder Amphibien zu den Tiergruppen, die auch für Einsteiger in die Artenkenntnis besonders geeignet sind. Dies hat mehrere Gründe:
- Die erwachsenen Libellen sind alle bereits im Gelände bestimmbar. Es reichen dazu ein Fernglas, eine Lupe und ein Libellenkescher. Viele Merkmale lassen sich mit dem bloßen Auge erkennen. Es braucht kein Tier getötet und wie bei anderen Insektengruppen aufwändig unter dem Binokular präpariert und untersucht zu werden.
- Körperfarben, Merkmale auf den Flügeln, Beinfarben und vor allem die Zeichnungen und Farbmuster des Hinterleibs sind eindeutig für die Artbestimmung. Damit können viele Arten zum Beispiel auch über Fotos sicher bestimmt werden.
- Sowohl die über den Jahresverlauf verteilten Flugzeiten der Arten als auch das Vorkommen vieler hoch spezialisierter Arten in bestimmten Biotoptypen führen dazu, dass bei einer Kartierung an einem Tag und beispielsweise einem Teich vielleicht fünf bis zehn fliegende Libellenarten anzutreffen sind – und nicht alle der über 70 bayerischen Arten. Die Einarbeitung in die Bestimmung ist damit überschaubar und schrittweise möglich.
- Mittlerweile gibt es für heimische Libellen exzellente Bestimmungsbücher und zahlreiche Artdarstellungen und Vergleichsmöglichkeiten im Internet – siehe Literatur.
Beobachtungs- und Kartierungstipps
Libellen fliegen am liebsten an sonnigen, warmen und windstillen Tagen. Für die Beobachtung sind Ferngläser mit besonders guter Naheinstellung (unter zwei Meter) zu empfehlen; eine achtfache Vergrößerung ist völlig ausreichend. Für die Betrachtung von Hinterleibsanhängen empfiehlt sich eine Lupe mit 10-facher Vergrößerung.
Im Vergleich zur „Diazeit“ bietet heute die digitale Fotografie beste Möglichkeiten zur Dokumentation und zum nachträglichen Bestimmen. Zielgerichtet und geduldig eingesetzt ist sie auch eine Alternative zum unten genannten Netzfang. Bei Makroobjektiven sollten allerdings wegen der Fluchtdistanz vor allem von Großlibellen Brennweiten von mindestens 90 mm (35mm-Format) eingesetzt werden. Heute erlauben selbst Kompaktkameras dank großem Zoombereich, Bildstabilisation, Klappdisplay und Makrofunktionen unkompliziert beste Libellenfotos!
Sitzende Großlibellen sind oft auf mehrere Meter scheu. Langsame Annäherung ohne hastige Bewegung führt zum Erfolg. In direkter Nähe von einem halben Meter oder näher kommt es dann seltener zu Fluchtreaktionen der Libelle. Zur Artbestimmung sind mehrere Fotos aus verschiedenen Perspektiven am besten: von oben (vor allem der Hinterleib), Seitenansicht und wenn möglich von vorne, um zum Beispiel Merkmale im Stirnbereich und die Beinfärbung festzuhalten. Solche Bilder sind bei seltenen Arten auch ein wichtiger Beleg und Beweis für die Beobachtung.
Bei der „professionellen“ Libellenkartierung ist beispielsweise bei weiblichen Kleinlibellen und Weibchen von Heidelibellen ein Fang mit einem Libellenkescher/Schmetterlingsnetz sinnvoll. Es ist ein an einem Teleskopstab befindliches Netz aus Stoff mit feinen Maschen, mit dem die Libellen gefangen werden. Sie werden behutsam aus dem Netz entnommen, an den Beinen oder zusammengeklappten Flügeln vorsichtig gehalten (nicht bei frisch geschlüpften Tieren, wo die Flügel noch nicht ausgehärtet sind!) und gegebenenfalls mit der Lupe untersucht. Sie werden sofort nach der Bestimmung wieder an Ort und Stelle freigelassen! Dieses Vorgehen beeinträchtigt die Libellen nicht sonderlich.
Dennoch ist der Fang eine „Störung“ wildlebender Tierarten im Sinne des Bayerischen Naturschutzgesetzes. Deshalb ist der Libellenfang nur möglich, wenn Sie eine schriftliche Genehmigung der zuständigen Höheren Naturschutzbehörde (Bezirksregierung) erhalten haben! Diese wird engagierten Libellenkundlern auf Antrag in aller Regel gerne gewährt, da damit wertvolle Naturschutzdaten gewonnen werden können.
Im Gelände werden im Notizbuch unbedingt notiert: Datum, Ort, Uhrzeit, Beobachtungsdauer, Wetter, die festgestellten Arten, ihre Häufigkeit, Angaben zum Verhalten und ob Paarungsräder oder Eiablage beobachtet wurden (als Zeichen für eine Entwicklung der Arten im erfassten Gewässer). Für die Eingabe der erhobenen Libellendaten nutzen Sie bitte das Eingabetool des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU).
Materialien wie Lupen und Libellenkescher erhalten Sie bei Anbietern für biologischen Spezialbedarf. Weil der Inhaber des einzigen bayerischen Anbieters selbst begeisterter Entomologe und Naturschützer ist, empfehlen wir eine Internetsuche mit dem Stichwort „bioform“.
Weitere Erfassungsmöglichkeiten
Libellen können aber auch noch durch zwei andere Freiland-Methoden erfasst werden: Mit etwas Übung und bei genauem Hinschauen sind vor allem an Pflanzenstängeln am Gewässerufer die „Exuvien“ zu finden, die nach dem Schlupf getrockneten Larvenhäute. Sie halten sich dort auch noch länger nach dem Schlupf und können bedenkenlos eingesammelt (kleine Dose, da leicht zerbrechlich) und daheim am besten mit einem Binokular und Bestimmungsbüchern auf die Artzugehörigkeit untersucht werden. Der Vorteil: Exuvienfunde sind ein klarer Beleg dafür, dass sich die Art auch wirklich erfolgreich im Gewässer fortpflanzt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Suche oder das Keschern nach Larven direkt im Gewässer. Auch für Libellen-Larven gibt es heute hervorragende Bestimmungsliteratur. Larvennachweise sind ebenfalls sichere Belege für die Fortpflanzung der Art im Gewässer. Wie auch die Exuviensuche ist diese Erfassungsmethode nicht von gutem, sonnigen Wetter abhängig wie die Sichtbeobachtungen. Allerdings sind hierfür Ausnahmegenehmigungen der Höheren Naturschutzbehörde erforderlich.
Die Bestimmung der Exuvien und Larven über kleinste Körpermerkmale mit guten (und teuren) Vergrößerungsgeräten ist jedoch deutlich schwieriger als die eingangs beschriebene Nachweismethode der Sichtbeobachtung – diese ist viel einfacher, macht angesichts der Ästhetik der prächtigen Luftkünstler auch mehr Freude und sie ist zudem zur Libellenkartierung völlig ausreichend!