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Bio-Siegel? Fair Trade-Siegel? Ein Vergleich lohnt!
Damit Verbraucherinnen und Verbraucher die vielbeschworene Konsumentenmacht wahrnehmen können, brauchen sie Informationen. Siegel und Labels sind dabei eine wichtige Hilfe: Sie sagen auf einen Blick, welchen Kriterien ein Produkt genügt. Doch eine Vielzahl von Organisationen, (Anbau-)Verbänden und Herstellern legt eigene Standards fest – und dann gibt es noch spezielle Regional-, Tierwohl- oder Nachhaltigkeitssiegel: Wir bringen Licht in den Dschungel!
Knapp 80 Prozent der deutschen Konsumenten geben an, dass ihnen Bio-Siegel und Labels den Einkauf erleichtern. Ganz vorne liegen dabei Kennzeichnungen für Lebensmittel, insgesamt sind rund 100 verschiedene Logos in Verwendung. Denn auch für Kleidung, Energie, Holz oder Elektrogeräte gibt es Kennzeichnungen, die unterschiedliche Kriterien betreffen, von Sozialstandards für den Herstellungsprozess bis zu Verbrauchswerten: Das bekannte Umweltzeichen Blauer Engel etwa wird vom Umweltbundesamt (UBA) in Zusammenarbeit mit drei weiteren Institutionen verliehen. Vom Computer bis zum Toilettenpapier tragen solche Produkte das Zeichen, die in mindestens einem Bereich besonders umweltfreundlich abschneiden, beispielsweise weil sie vollständig aus Recyclingpapier bestehen.
Bio-Siegel einfach nutzen: 5 Tipps
So bleibt das Siegel-Labyrinth überschaubar und erreichen Sie mit geringem Zeitaufwand den größten Nutzen:
- Bio-Siegel-Vergleich: Nehmen Sie sich einmal in einer Mußestunde die Zeit, Labels für Ihre persönlichen Präferenzen zu recherchieren, je nach Produktgruppe zum Beispiel auf den Seiten der Verbraucherzentrale zu Bio-Siegeln. Halten Sie dann im Laden gezielt Ausschau nach Produkten mit dieser Auszeichnung.
- Welches ist das beste Bio-Siegel? Lassen Sie sich beim Einkauf nicht von unbekannten Siegeln bzw. Labels unbekannter Anbieter blenden.
- Wie sicher ist das Bio-Siegel? Kritik ist schnell formuliert und wird oft von den Medien aufgebauscht: Bevor Sie das Vertrauen in ein etabliertes Label verlieren, etwa weil bei Kontrollen ein Problem aufgefallen ist, sehen Sie genau hin, was genau bemängelt wurde – und was im Vergleich zu ungelabelten Produkten immer noch für Produkte mit diesem Siegel spricht.
- Welche Bio-Siegel sind gut? Bio-Anbauverbände etwa decken sehr weitreichende Kriterien ab und stehen daneben für seriöse Kontrollen. Wer Anbieter in seiner Nähe ausfindig macht, kann die Produktionsbedingungen aber auch persönlich in den Blick nehmen – und womöglich Geld sparen, wenn Hofläden auf eine Biozertifizierung verzichten können.
- Fairtrade-Produkte: Bei Produkten, die nicht der Ernährung dienen, sollte der Neukauf – auch mit Nachhaltigkeits- oder Fair-Trade-Siegel – stets die letzte Option sein: Sowohl die BN-Gruppen als auch andere Organisationen bieten zum Beispiel an vielen Orten Repair-Cafés an, in denen Sie Hilfe bei der Reparatur bekommen und sich mit Gleichgesinnten vernetzen können.
Unterschied zwischen Bio-Siegel, Label und Logo
Der Definition nach wird ein Siegel von einer unabhängigen externen Stelle vergeben, das zugehörige (Bild-)Logo darf dann auf dem Produkt abgebildet werden – ein Beispiel ist das staatliche deutsche Bio-Siegel, das sich im EU-Bio-Logo widerspiegelt.
Die Kriterien, die hinter Labels und Logos stehen, dürfen Hersteller, Anbieter oder Anbauverbände selbst festlegen. Sie überprüfen auch deren Einhaltung selbst bzw. beauftragen wie etwa die Anbauverbände externe (nicht-staatliche) Kontrollstellen mit der Prüfung der vereinbarten Richtlinien. Wird dieses System transparent kommuniziert und funktioniert zuverlässig, muss es einem "echten" Siegel im Wert nicht nachstehen.
Im Bereich Lebensmittel führt am staatlichen deutschen Bio-Siegel (bzw. EU-Bio-Logo) kein Weg vorbei, die Kriterien von Anbauverbänden – etwa der drei größten Bioland, Naturland oder Demeter – gehen jedoch an vielen Stellen über die EU-Vorgaben hinaus. Um nicht in die Siegelfalle zu tappen, sollten sich VerbraucherInnen an folgenden Überlegungen orientieren:
- Wer vergibt das Siegel bzw. wer erlaubt die Verwendung des Labels? Steht ein unabhängiger Verband mit entsprechenden Kontrollen und externer, unabhängiger Prüfung dahinter, oder dient es eher dem Marketing, wenn es vom Hersteller oder einem Branchenverband selbst verliehen wird?
- Welche konkreten Vorgaben liegen zugrunde? Geht es um Umweltkriterien, die Ökologie, Tierwohl, Schadstoffe und Natur betreffen, oder um Standards, die KonsumentInnen ohnehin beim Kauf voraussetzen kann, etwa weil es eine vorgeschriebene amtliche Lebensmittelüberwachung gibt?
Bio-Siegel für Lebensmittel
Wurden die Zutaten biologisch angebaut, die Tiere artgerecht gehalten? Stammen sie aus der Region? Kommt das Produkt gänzlich ohne tierische Bestandteile aus, ist also vegan? Welche Zusatzstoffe sind erlaubt, und wurden die Erzeuger angemessen entlohnt – Stichwort fairer Handel? Ein Überblick:
Das stilisierte Blatt aus Sternen auf grünem Grund hat seit 2010 das ursprünglich rautenförmige EU-Bio-Logo abgelöst und zeichnet Produkte aus, die nach der EG-Öko-Verordnung hergestellt wurden. Es entspricht dem heute weniger verbreiteten staatlichen deutschen Bio-Siegel und ist das Logo mit der größten Verbreitung: Über 100.000 Produkte wurden bis heute als EU-Bio zertifiziert. Das liegt nicht nur an leicht zu erfüllenden Standards, sondern auch schlicht daran, dass es sich auf allen (verpackten) Bio-Produkten findet – selbst wenn daneben zusätzlich das Logo eines Bio-Anbauverbands abgebildet ist. EU-Bio wird von manchen als "Einstiegs-Bio" geschmäht, doch das wird dem Anspruch bei weitem nicht gerecht, einige Beispiele der zahlreichen Kriterien:
- Kreislaufwirtschaft wird angestrebt, das Futter für Rinder und andere Pflanzenfresser muss zu 70 Prozent vom eigenen Betrieb kommen, zumindest aber regional produziert worden sein. Für Schweine gilt ein Anteil von 30 Prozent.
- Gentechnik ist verboten.
- Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind tabu.
- Verarbeitete EU-Bio-Lebensmittel dürfen nur 56 Zusatzstoffe und 42 Verarbeitungshilfsstoffe enthalten, bei konventionellen Lebensmitteln sind es etwa 320 Stoffe.
Neben den standardmäßigen Kontrollen der Behörden für Lebensmittelsicherheit fallen bei EU-Bio-Produkten weitere Kontrollen an. Sie tragen neben dem Siegel auch stets die Nummer der verantwortlichen Kontrollstelle wie "DE-ÖKO-000", wobei „DE“ für eine in Deutschland registrierte Stelle steht, die Ziffern für den kontrollierenden Betrieb.
Hier finden Sie einen Überblick über die Vorgaben von EU-Bio und anderen Bio-Anbauverbänden.
Mit rund 8.972 Mitgliedsbetrieben ist Bioland hierzulande derzeit der größte deutsche Bio-Anbauverband, gefolgt von Naturland (4.154) und demeter (1.778, je 2021/22). Unter dem Dach des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft finden sich insgesamt 15 Verbände, die nicht nur aus dem Bereich Landwirtschaft stammen, sondern auch Verarbeitung und Handel abdecken. Neben den genannten "großen Drei" gibt es auch auf bestimmte Produkte oder Regionen spezialisierte Organisationen, wie den Zusammenschluss ökologischer Winzer Ecovin, oder den eher in den östlichen Bundesländern aktiven Gäa e. V. In der Regel sind die Kriterien der Bio-Anbauverbände strenger als die für EU-Bio, siehe Beispiele:
Kriterien EU-Bio/Bio-Verbände im Vergleich | EU-Bio | Bioland | Naturland | Demeter |
Menge Stickstoffdüngung | Wirtschaftsdünger max. 170 kg/ha pro Jahr, Gesamtmenge unbegrenzt | max. 112 kg/ha pro Jahr, möglichst organischer Dünger vom eigenen Betrieb | max. 112 kg/ha pro Jahr, möglichst organischer Dünger vom eigenen Betrieb | max. 112 kg/ha pro Jahr, durch verpflichtende Tierhaltung stets eigene Düngerproduktion |
Tierhaltung: Enthornung | kann genehmigt werden | mit Behörden-genehmigung zulässig wenn Betäubung erfolgt | nicht empfohlen, je nach Betriebsart erlaubt, Ätzstift verboten | verboten, auch genetisch hornlose Rinder nicht erlaubt |
erlaubte Zusatzstoffe | 56 | 23 | 22 | 21, jeweils beschränkt auf Produktgruppen |
Einige Bio-Anbauverbände labeln auch Sozialstandards mit einem speziellen Logo, etwa Naturland fair (siehe unten), bei anderen gehören Vorgaben für den Umgang mit Erzeugern zu den Standardrichtlinien.
Hier finden Sie einen Überblick über die Vorgaben von EU-Bio und anderen Bio-Anbauverbänden.
Das Ziel saisonal, regional und biologisch einzukaufen haben viele von uns verinnerlicht. Das Bayerische Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat 2015 darauf reagiert und einige speziell bayerische Bio-Siegel entwickelt, eines davon mit Herkunftsnachweis "aus Bayern":
- Das grüne "Geprüfte bio Qualität"-Siegel des Freistaats beinhaltet keinen Herkunftsnachweis, es liegen insgesamt aber höhere Qualitätskriterien als bei EU-Bio zugrunde. Dazu zählen etwa niedrigere Tierbesatz-Obergrenzen, der Betrieb muss insgesamt auf Bio umgestellt werden, Futter- und Düngemittelzukauf sind stärker reglementiert. Die Kontrolle liegt zudem beim Staatsministerium.
- Das blaue "Geprüfte bio Qualität Bayern" geht noch einen Schritt weiter, denn es umfasst dieselben Vorgaben für die biologische Erzeugung und Kontrolle wie das grüne Siegel, die Rohstoffe müssen jedoch ausschließlich aus Bayern stammen und auch die Verarbeitung muss im Freistaat erfolgt sein: Dieses Siegel vereint hohe Bio-Kriterien mit Regionalität und gehört damit zu den stärksten!
Leider gibt es dieselbe Form des Logos mit wechselndem Kleingedruckten: Das blaue Oval mit Herkunftsnachweis gibt es auch für die "Region" Deutschland sowie die EU. Beim Einkauf sollte man also genau hinsehen, damit auch wirklich nur Produkte aus Bayern im Korb landen.
Die Gretchenfrage ist bekannt: Ist der Bio-Apfel aus Neuseeland umweltfreundlicher als der konventionelle Apfel vom Bodensee, weil dessen Transportweg kürzer ist? Ziel muss es sein, biologisch und regional nicht gegeneinander auszuspielen, sondern vielmehr als Ergänzung zu verstehen – das gelingt nicht immer.
Geprüfte Qualität Bayern (GQ)
Bereits 2002 brachte das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) das Label „Geprüfte Qualität – Bayern“ (GQ) auf den Weg und entwickelte damit das Programm „Qualität aus Bayern – Garantierte Herkunft“ weiter. GQ bezieht sich nur auf die Herkunft bzw. Kontrolle regionaler Hersteller und Verarbeiter, es kennzeichnet also keine biologische Erzeugung. Ein weiterer Haken: GQ kann sich auch nur auf eine gekennzeichnete Hauptzutat beziehen – etwa das Rindfleisch in einer Gulaschsuppe –, die übrigen Rohstoffe können auch aus Übersee stammen.
"Unser Land" in Oberbayern und Schwaben
Auf zwölf Landkreise sowie Augsburg und München beschränkt sich derzeit das Netzwerk der Solidargemeinschaft „Unser Land“. Mit der Erweiterung auf „Unser Land bio“ werden seit 2013 auch biologisch erzeugte Lebensmittel hervorgehoben: Die Produkte tragen also in aller Regel das EU-Bio-Siegel, die Vorgaben für die Erzeuger sollen aber über die EU-Bio-Standards hinausgehen.
„Unser Land bio“ funktioniert somit ähnlich wie das bayerische Bio-Siegel mit Herkunftsnachweis, allerdings liegen die Kontrollen hier im Verband und nicht beim Staatsministerium. Die Regionen sind jedoch kleinteiliger und ermöglichen es quasi „beim Hof um die Ecke“ zu kaufen.
Die Regionalbewegung e. V.
Weitere Ansätze, die regionale Produktion stärken sollen, verfolgt unter anderem die Regionalbewegung e. V., die in Bayern aktuell bestimmte Lebensmittel aus Franken sowie Chiemgau-Inn-Salzach auszeichnet.
Das staatliche Tierhaltungslabel wurde Mitte 2023 eingeführt, es sieht fünf Kategorien für "Stall", "Stall+Platz", "Frischluftstall", "Auslauf/Weide" und "Bio" vor. Zunächst ist die Angabe nur für "frisches Fleisch von Mastschweinen" verpflichtend, sie soll in den kommenden Jahren auch für andere Fleischprodukte gelten.
Solange müssen sich die Verbraucher mit anderen Kennzeichnungen auseinandersetzen, wenn ihnen die Haltung von Schlachtvieh, Legehennen oder Milchkühen wichtig ist. Neben den bereits genannten Anbauverbänden hier einige Beispiele:
- NEULAND-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung e.V. wurde bereits Ende der 1980er-Jahre gegründet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) war Mitgründer und bis 2022 eine der Trägerorganisationen – seither tragen die Erzeugerbetriebe den Verein. Die Kennzeichnung verspricht kein Bio-Fleisch, aber ein besonderes Augenmerk auf "tiergerechte Haltung".
- Das Label des Deutschen Tierschutzbundes Für mehr Tierschutz wurde 2013 eingeführt. Es gibt nur zwei Kategorien, Einstieg oder Premium, ein oder zwei Sterne. Beide bedeuten einen Mehrwert für die Tiere gegenüber gesetzlichen Mindestkriterien, Auslauf ins Freie ist aber beispielsweise nur bei Premium vorgeschrieben – schon beim EU-Bio-Logo hingegen Standard.
- Mit der Initiative Tierwohl haben Land- und Fleischwirtschaft zusammen mit großen Handelsketten 2015 eine Aktion entwickelt, um (etwas) höhere Standards als gesetzlich vorgeschrieben zu erreichen: Teilnehmende Betriebe erhalten einen Mehrbetrag für ihr Fleisch, der aus einem Fonds gespeist wird, in den die Vermarkter einzahlen. Mitte 2022 kündigte Großschlachter Tönnies einigen „Initiative Tierwohl“-Betrieben mit der Begründung, dass nicht genug Nachfrage nach dem höherpreisigen Fleisch vorhanden wäre.
- Die Kennzeichnung Haltungsform haben die großen Supermarktketten aus der zuvor genannten „Initiative Tierwohl“ weiterentwickelt, entstanden ist ein vierstufiges Label für Stallhaltung (1), StallhaltungPlus (2), Außenklima (3) sowie Premium (4). Fleisch mit der Kennzeichnung „Initiative Tierwohl“ landet standardmäßig in Kategorie 2 (StallhaltungPlus) – von biologischer Erzeugung ein gutes Stück weit entfernt. Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass das Label generell kein Gütesiegel ist, sondern nur Transparenz ermöglicht.
- Das DLG-Tierwohl-Label (DLG = Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) schließlich gibt es nur für Milchkühe bzw. Milchprodukte. Es bietet vier Kategorien von Basis bis Gold und ist aus dem Programm Milchviehhaltung entstanden. Es ist bisher kaum verbreitet.
Aufzucht von Bruderhähnen und Zweinutzungshuhn
Sie heißen zum Beispiel Bruderhahn, Brudertier-Initiative (BID) oder Haehnlein-Initiative: Für die Herkunft von Eiern bzw. die Haltung der Hennen gibt es eine EU-Kennzeichnungspflicht (siehe auch Bio-Eier). Eine große Vielfalt an Labeln betrifft jedoch die Problematik, da bei Legehennenrassen nur die weiblichen Hühner für die Eierproduktion geeignet sind, die männlichen Hähne jedoch aussortiert werden. Das Töten männlicher Küken ist in Deutschland zwar seit 2022 verboten, dennoch müssen VerbraucherInnen genau hinsehen. Manche Labels garantieren zwar die Aufzucht der Hähne, aber nicht zugleich artgerechte Haltungsbedingungen: Wer ganz sicherstellen will, dass die Hähne keine langen Transporte in Länder mit niedrigeren Tierschutzstandards durchmachen müssen, muss sich ein entsprechendes Siegel heraussuchen – oder er sollte sich für Eier und Fleisch vom Zweinutzungshuhn entscheiden, zu erkennen am Siegel der Ökologische Tierzucht gGmbH. In den Kriterien der Bio-Anbauverbände ist die Aufzucht der Bruderhähne ebenfalls oft integriert.
Siegel für nachhaltige Fischerei
Den Anfang machten Label für delfinfreien Fang auf Thunfischdosen, das hieß vor allem "ohne Treibnetze". Angesichts überfischter Meere gibt es heute zahlreiche weitere, die eine nachhaltige Fischerei garantieren sollen, bei der die Bestände nicht übernutzt werden oder – im Fall der Aquakultur – bei der weder Zuchtorte noch Futtermittel problematisch sind. Allen voran ist hier das Siegel des Marine Stewartship Council (MSC) für Wildfang bzw. das Aquaculture Stewardship Council (ASC) für Aquakultur zu nennen, das sich auf sehr vielen Produkten findet und eine gute Orientierung bietet.
Auch vom Anbauverband Naturland gibt es speziell für die Fischerei "Naturland Wildfisch" und "Naturland Aquakultur".
Das EU-Bio-Logo hingegen darf nur für Fischprodukte aus biologischer Aquakultur verwendet werden, Wildfang ist grundsätzlich ausgeschlossen.
Beim Schinken ist es offensichtlich, bei vielen anderen, verarbeiteten Lebensmitteln jedoch nicht: Wer keine tierischen Bestandteile in seiner Nahrung wünscht und sich vegetarisch oder vegan ernähren möchte, muss zumindest die Zutatenliste genau studieren – einfacher ist es auf ein Veggie-Label zu vertrauen. Denn bisweilen werden tierische Rohstoffe hinter unauffälligen Begriffen versteckt, etwa der rote Lebensmittelfarbstoff (Zusatzstoff E120), der aus Cochenilleschildläusen gewonnen wird. Oder es wird Gelatine zum Klären von Fruchtsäften eingesetzt – da die tierischen Hilfsmittel im Endprodukt nicht mehr enthalten sind, müssen sie auch nicht als "Zutat" auf der Beschreibung angegeben werden. Viele Vegan-Labels gelten auch für Produktgruppen, die nicht für den Verzehr bestimmt sind, wie Kosmetika, Hygieneprodukte oder Kleidung (Kunstpelz oder Marderhund?). Hier einige Beispiele:
- Am weitesten verbreitet ist das sogenannte V-Label, das von der European Vegetarian Union unterstützt wird. Bei ihm bildet eine stiliserte Pflanze ein V, es ist seit 2023 in zwei Formen zu finden:
• mit der Unterschrift "vegan", grüne Pflanze und Schrift auf gelbem Grund, sowie
• mit der Unterschrift "vegetarisch" als gelbe Pflanze auf grünem Grund, hier sind etwa auch Eier aus Käfighaltung verboten.
Neben den Inhaltsstoffen dokumentiert es auch, dass entlang der Produktionskette keine Tierversuche gemacht wurden, außerdem werden genetisch veränderte Organismen ausgeschlossen. In Deutschland wird das Logo von ProVeg e. V. vergeben, früher Vegetarierbund oder kurz Vebu. Das Label wird auch von großen Einzelhandelsketten auf ihren veganen und vegetarischen Eigenmarken verwendet. - Anders als beim V-Label verbindet das Eco-Veg-Siegel vegane Ernährung mit biologischer Landwirtschaft, auch die Kontrollen werden von den EG-Bio-Kontrollstellen durchgeführt. Der Verein VegOrganic e. V., in erster Linie ein Zusammenschluss biologisch wirtschaftender Produzenten, vergibt das Siegel (grüner Tropfen mit weißer Schrift) ausschließlich für Bio-Produkte.
- Die Veganblume der Vegan Society England steht ausschließlich für vegane Produkte, sie ist hierzulande deutlich seltener.
- Manche (Bio-)Produzenten haben eigene Labels entwickelt, bei denen der Hersteller selbst für die Abwesenheit tierischer Inhaltsstoffe bürgt.
- Für VeganerInnen ist die Tierschutzorganisation Peta e. V. eine wichtige Anlaufstelle bei der Informationssuche. Das Logo PETA-Approved-Vegan gibt es bislang jedoch nur für Kleidung, Schmuck, Möbel u. ä.
Zunächst muss man festhalten, dass die Begriffe Alpen- und Weidemilch nicht geschützt sind. Entsprechend gibt es für derart ausgezeichnete Produkte auch keine einheitlichen Kriterien: Im Kleingedruckten kann sich auch der Hinweis finden, dass die Milchkühe nur einige Tage im Jahr wirklich auf der Weide stehen dürfen.
Der Name Heumilch hingegen ist seit 2016 geschützt, sie trägt nun das EU-Zeichen „garantiert traditionelle Spezialität“ (g. t. S.). Allerdings erhalten die Tiere nicht zwangsläufig biologisch angebautes Futter zu fressen, außer ein weiteres Bio-Label weist darauf hin. Die verpflichtenden Vorgaben für Heumilch enthalten unter anderem:
- kein Silofutter (Silage)
- kein Einsatz von Gentechnik
- 75 Prozent der täglichen Ration besteht aus Raufutter
- Futterergänzungen wie Getreide nur in kleinen Mengen
- keine tierischen Futterbestandteile außer Molke und Milch für Jungtiere
Lebensmittel, die nicht aus biologischem Anbau stammen, tragen nicht selten das Label „DLG – jährlich prämiert“. Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), eine Vereinigung der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie, vergibt es in Gold, Silber und Bronze. Analysiert werden sensorische Merkmale, also u.a. Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz, sowie chemische, mikrobiologische und physikalische Qualität. Geprüft werden auch die Angaben zur Zubereitung (brennt das Fertiggericht an?), Verpackung und Auszeichnung. Prämierte Produkte erhalten ein Gutachten nach DIN EN ISO/IEC 17065.
Die DLG-Prämierung garantiert zwar ein im gesetzlichen Rahmen unbedenkliches Produkt, es lässt aber den Weg der Erzeugung außen vor. Sollen Geschmack und Konsistenz etwa bei Fertigprodukten aber stets gleich bleiben, sind Hersteller gezwungen, auf Tricks und Zusatzstoffe zurückzugreifen: Bio-Kunden wissen besonders gut, dass die Natur keinen Einheitsgeschmack hervorbringt, viel mehr interessieren sie Anbaumethode und Tierhaltung. Ein Blick auf die DLG-prämierten Bio-Produkte zeigt: Hier dominieren die (Eigen-)Marken der großen Lebensmittelketten, kleinere Bio-Produzenten verzichten auf das Label.
Fair Trade-Siegel für gerechte Handelsbeziehungen – und Umweltstandards?
Biolandwirtschaft schützt Ressourcen – in Deutschland, aber auch weltweit. Sie erhält damit auch die Lebensgrundlagen in anderen Anbauländern und verhindert zum Beispiel Gesundheitsgefahren durch Pestizideinsatz. Wie aber steht es um die soziale Gerechtigkeit, die Arbeitsbedingungen der Produzenten, die längst nicht immer nur innerhalb der EU-Grenzen und -Gesetze tätig sind? Produkte, die Fair Trade-Labels tragen, sind auch hier eine Hilfe beim Einkauf, sie sollen gerechte Handelsbeziehungen ermöglichen. Zu Beginn der Initiativen standen besonders Kaffee, später auch Kakao im Fokus, weil hier die Ausbeutung besonders groß war. Neben zahlreichen weiteren Lebensmitteln geht es heute auch um Baumwolle, um die Herstellung von Textilien und Fußbällen oder die Faire (Computer-)Maus – bis hin zum Grabstein. Zugleich ist die Zahl der Labels stark gestiegen und damit auch die Unübersichtlichkeit: Zum einen gibt es nun eine ganze Reihe von Organisationen, zum anderen unterscheiden sich die Kriterien der Labels stärker nach dem Anteil der Rohstoffe oder den Verarbeitungsschritten. Von staatlicher Seite gibt es bislang nur das Siegel Grüner Knopf für die Textilherstellung, das die Einhaltung von Menschenrechten aber auch zugleich Umweltstandards garantieren soll.
Was bedeutet Fairer Handel?
Der Begriff "fair" ist nicht geschützt
Anders als bei "bio" können Anbieter und Organisationen eigene Definitionen von "fair" entwickeln, VerbraucherInnen müssen also genau hinsehen.
Verbreitete Grundsätze
Mindestpreise, Zusatzprämie, Arbeitsbedingungen und Kontrolle zählen zu den wichtigsten Pfeilern, die Fair Trade-Labels zugrundeliegen.
"Fair" ist nicht automatisch Bio
Biologische Anbauweise wird jedoch angestrebt, oft werden die Erzeuger bei der Umstellung unterstützt. Gentechnik wird in der Regel ausgeschlossen.
Die folgenden Beispiele zeigen, welche Unterschiede es bei den Kriterien für Fair Trade-Produkte gibt, aber auch, welche Wege die Label-Anbieter bei der Zertifizierung ihrer Handelspartner gehen. Ähnlich wie bei den Bio-Siegeln kann als Faustregel gelten: Die Labels unabhängiger Organisationen bieten meist mehr Transparenz und gehen in ihren Bedingungen weiter als Labels, die auf Initiativen von Händlern zurückgehen wie beispielsweise UTZ/Rainforest Alliance, bei der es unter anderem keinen Mindestpreis gibt.
KritikerInnen sehen im Fair Trade-Ansatz leider generell wenig Nutzen: Trotz aufwendiger Zertifizierung verbessere sich die Lebenssituation im Globalen Süden kaum, das Ausmaß von Kinderarbeit etwa stagniere. Der "Markt" bestimme weiterhin den Preis – dennoch wähnten sich VerbraucherInnen durch Fair Trade-Logos auf der sicheren und gerechten Seite. Ohne internationale Regeln wie ein globales Lieferkettengesetz würde das Machtgefälle zwischen Industrie im Norden und Produzenten im Süden weiterhin dafür sorgen, dass der Teufelskreis von Armut und Ausbeutung bestehen bleibe.
Sowohl GEPA als auch Fairtrade Deutschland liegen hohe Standards für fairen Handel zugrunde, die Kontrolle erfolgt über die Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT. Die Kriterien sollen nach eigenen Angaben über die internationalen Standards der World Fair Trade Organisation (WFTO) hinausgehen. Bei beiden Organisationen gehören auch Klima- und Umweltschutz zu den Zielen.
GEPA – The Fairtrade Company
Bereits 1975 haben sich in der GEPA kirchliche Entwicklungs- und Jugendorganisationen zusammengeschlossen um Lebensmittel und Handwerksprodukte aus Entwicklungs- und Schwellenländern unter fairen Bedingungen zu importieren. Partner sind oftmals Genossenschaften in den Herstellerländern, nach eigenen Angaben stammen derzeit knapp 80 Prozent der Produkte aus geprüft biologischem Anbau. Das Logo GEPA-plus ist kein Zusatzlogo, sondern das einzige Label der GEPA, oft finden sich daneben weitere (Bio-)Logos. GEPA – Fragen und Antworten
Fairtrade Deutschland
Ältere KonsumentInnen mögen sich erinnern: Hervorgegangen aus dem Verein AG Kleinbauernkaffee e.V. (gegründet 1991) startete Fairtrade Deutschland 1992 als TransFair e. V., das Produktlogo war eine menschliche Kontur in schwarz-weiß mit zwei Töpfen in den Händen. 1997 folgte die Gründung der Dachorganisation Fairtrade International (als Fairtrade Labelling Organization International), kontinuierlich wird die Produktpalette ausgeweitet. Fairtrade – FAQ
Tipp: Achten Sie auch bei den "großen" Fair Trade-Labels auf die Anteile fair gehandelter Inhaltsstoffe, bei Schokolade etwa sind 100 Prozent gut erreichbar. Bei den hier genannten Labels gilt die Regel "Was fair gehandelt verfügbar ist, muss auch als fair gehandelter Rohstoff im Produkt enthalten sein". Fairtrade Deutschland etwa gibt an, dass derzeit insgesamt rund 50 Prozent der Inhaltsstoffe aller Produkte fair gehandelt sind. Bei GEPA heißt es, dass insgesamt 70 Prozent der Mischprodukte über 75 Prozent fair gehandelte Zutaten enthalten.
Falls nicht mehr Fairtrade-zertifizierte Inhaltsstoffe verfügbar sind, schreiben die allgemeinen Fairtrade-Kriterien für Mischprodukte sogar nur einen Anteil von mindestens 20 Prozent vor.
Anfang 2024 hat der Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland e. V. ein neues Nachhaltigkeitssiegel vorgestellt, das soziale, ethische und ökologische Faktoren zusammenbringt. Das ECOnGOOD-Label ist auf Produkten aus verschiedensten Bereichen zu finden, vom Lebensmittel bis zum Bankkonto. Es zeichnet die Nachhaltigkeit im jeweiligen Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg aus, also sowohl die Umweltbilanz wie auch soziale Fairness berücksichtigen.
Ein QR-Code ist Teil des Labels, über ihn lassen sich die Ergebnisse aus dem jeweiligen Gemeinwohl-Bericht abrufen. Ziel des Vereins ist größtmögliche Transparenz, nach eigenen Angaben sollen die Informationen langfristig die große Zahl an anderen Siegeln überflüssig machen. Das ECOnGOOD-Label ist nach einer Erprobungsphase mit einer noch sehr überschaubaren Zahl an gelabelten Produkten gestartet.
Weitere Informationen zum ECOnGOOD-Label
Seit 2010 hat der Bio-Anbauverband Naturland ein eigenes Fair Trade-Programm aufgelegt, es orientiert sich an der Internationalen Charta für Fairen Handel. Neben Mindestpreisen und Prämien zählt die besondere Unterstützung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu den Kernaufgaben. Produkte mit dem Naturland Fair-Logo stammen stets aus biologischem Anbau, der Anteil fair gehandelter Rohstoffe wird gesondert ausgewiesen, die Zutatenliste zeichnet entsprechende Rohstoffe aus.
Auch für fair gehandelte bzw. produzierte Textilien gibt es zahlreiche Labels – derzeit über 40 –, angesichts langer und unübersichlicher Produktionsketten ist die Zertifizierung eine schwierige Aufgabe. Nicht selten umfassen sie auch Kriterien von Bio-Siegeln, etwa zumindest feste Anteile von biologisch angebauter Baumwolle. Manche der Labels gibt es ausschließlich für Kleidung, andere wie GEPA oder Fairtrade haben ihre Produktgruppen dahingehend ausgeweitet. Einige Beispiele:
Grüner Knopf
Der Grüne Knopf ist ein staatliches Gütesiegel, das für Produkte verliehen wird, bei denen 46 Sozial- und Umweltstandards überprüft und eingehalten werden sollen – so darf etwa Baumwolle nur verwendet werden, wenn sie recycelt oder nachhaltig angebaut wurde. Das Siegel richtet den Blick besonders auf die Unternehmen, ob beispielsweise die Lieferkette transparent nachvollzogen wird oder ein Beschwerdemanagement vorhanden ist. Kritik von Menschenrechtsorganisationen setzt genau hier an: Demnach wären die Kriterien am Endprodukt nicht transparent überprüfbar, (einige) Unternehmen von einer lückenlosen Dokumentation oder ihrer Sorgfaltspflicht gegenüber den ArbeiterInnen weit entfernt. Fazit: Der Grüne Knopf liefert eine Hilfestellung, ohne den eigenen kritischen Blick auf den jeweiligen Anbieter – wofür steht die Marke – bleiben Unternehmen aber viele Möglichkeiten, sich ihrer Verantwortung zu entziehen.
Fair Wear Foundation
Seit 1999 setzt sich die Nichtregierungsorganisation für fairen Textilhandel, d. h. bessere Arbeitsbedingungen entlang der Produktionskette ein. Dazu kooperiert die Fair Wear Foundation (FWF) mit Gewerkschaften, Produzenten und Händlern, erklärtes Ziel ist es, langfristig in der Breite zu wirken. Das Logo der FWF mit dem stilisierten gelben Kleiderbügel ist allerdings kein Fair Trade-Siegel, es garantiert keinen fairen Handel. Denn es darf auch von Unternehmen verwendet werden, die erst vor kurzem der Initiative beigetreten sind und damit ihre Absicht erklärt haben, die Kriterien einzuhalten, sowie bereits einige Rahmenbedingungen erfüllen. Externe Audits – also Besuche und Befragungen durch FWF-MitarbeiterInnen – sollen unabhängige Einblicke in die Nähfabriken sicherstellen, die Auftraggeber dann zum Handeln bewegen. Umweltkriterien spielen nur in Zusammenhang mit dem Arbeitsschutz eine Rolle.
IVN Best und Global Organic Textile Standard (GOTS)
Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft IVN vergibt mit IVN Best ein Siegel, das sowohl Sozialstandards als auch Umweltkriterien abdeckt. Bezogen auf schadstofffreie und umweltfreundliche Produktion sind es die strengsten Vorgaben im Bereich Textilien. Nicht zuletzt aufgrund der Verfügbarkeit entsprechender Rohstoffe und Produkte ist das Siegel bislang nicht weit verbreitet.
Maßgeblich beteiligt war der IVN auch an der Entwicklung des Global Organic Textile Standards, das weiße Hemd auf grünem Grund, das zu den am weitesten verbreiteten (Öko-)Textilsiegeln zählt. Die Kriterien sind allerdings etwas weniger streng als bei IVN Best.
Eine Übersicht zu fairen Textilien finden Sie unter anderem bei der Verbraucherzentrale zu Fairer Kleidung